Langsam werde ich wahnsinnig


Seit dem Morgen an dem ich in diesem Zimmer aufgewacht bin, ist eine Woche vergangen. Eine Woche in der ich aus diesem Zimmer nicht raus gekommen bin. Tony habe ich seitdem auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Irgendwie stört mich das. Ich weiß nicht so genau warum aber es stört mich, denn ich dachte zwischen ihm und mir wäre in dieser Nacht irgendwas passiert. Irgendetwas, das ich nicht greifen kann aber es ist da. Es kommt oft einer der anderen zu mir um sich mit mir zu Unterhalten. Sie bringen mir Essen, Getränke oder Bücher und manchmal leisten sie mir auch Gesellschaft. Jedes Mal wenn die Tür aufgeht spüre ich einen seltsamen Funken in meiner Brust, der allerdings nie lange bleibt. Wie bestellt klopft es an der Tür und einen Augenblick später tritt Natascha herein. "Guten Morgen Miss, wie war ihre Nacht?" fragt sie mich mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Das 'Miss' war ein Witz. Natascha war öfter und länger bei mir als die anderen und wir haben uns ein wenig angefreundet. "Guten Morgen Ma'am. Meine Nacht war ziemlich bescheiden, dennoch vielen Danke der Nachfrage.", "Dann dürfte dich das folgende ja aufheitern. Tony ist heute den ganzen Tag in Sachen 'Stark Industries' unterwegs und unser anderer furchtloser Anführer hat verfügt das du aus dem Zimmer darfst. Allerdings nur, wenn du schön brav bist und keinen Blödsinn anstellst. Ach ja und du musst nach dem Frühstück mit runter in den Trainingsraum." bei diesen Worten beginnen meine Augen zu leuchten. Endlich raus aus diesem Zimmer. Endlich wieder bewegen und andere Dinge sehen. Ich mache sogar Sport wenn sie das von mir wollen, Hauptsache raus. "Ja klar, sehr gern.... Aaaaber was ist mit Tony's allgegenwärtigem Spitzel? Verpfeift der uns nicht?" frage ich nun doch etwas skeptisch und sogleich kommt die Antwort aus dem Nichts. "Falls sie mich meinen Miss Miller, keinesfalls. Ich bin der gleichen Meinung wie Captain Rogers, sie gehören dringend VOR die Tür dieses Raumes.", "Jarvis, kannst du selbstständig handeln und Strak's Befehle umgehen?" richte ich meinen neugierigen Blick zur Zimmerdecke, genau wie Natascha. Deren Gesicht drückt so etwas aus wie 'Das ist eine wirklich gute Frage'. "Ja und Nein Ma'am. Ich kann ihnen sagen das ich eine eigene Meinung habe ich kann ihnen aber nicht mehr über meine Funktionsweisen sagen, da Mister Stark ausführlich verfügt das ich ihnen gegenüber nichts detailliertes preisgeben darf." erhalte ich umgehend die Antwort der KI. Ein Blick in Natascha's dezent verschmitzt lächelndes Gesicht wirft direkt die nächste Frage auf. "Nat, wie Paranoid ist Tony eigentlich?" Der Spionin entkommt ein leicht gequälter Lacher. "Oh, um das zu erörtern brauchen wir mehr Zeit und sollten dabei mindestens einen Kaffee intus haben. Steve wird sich an dieser Diskussion sicher gern beteiligen." Sie hält mir eine Hand entgegen "So, jetzt hoch mit dir. Raus aus deinem 'Verlies' und ab zu den anderen." Ich lasse mich hoch ziehen und folge der Russin mit einem dezent nervösen Lächeln auf den Lippen.

Mich mit großen Augen und einem Staunen umsehend folge ich Natascha. Ich habe ja bisher nichts von den Räumlichkeiten hier gesehen außer der Zelle und dem Zimmer, da Tony mich schlafend hier her getragen hat. Auch ein Fakt der mich sehr beschäftigt. Wir kommen in einen großen Wohnbereich mit angrenzender, halb offener Küche. Es wirkt schon fast etwas seltsam, dieses 'normale' Bild einer Wohngemeinschaft, das sich mir hier bietet. Steve sitzt mit der Tageszeitung in der einen Hand und einem Kaffee in der anderen an einem großen Esstisch. 'Das hat irgendwas von Familienoberhaupt am Morgen' denke ich bei mir und muss mir ein Auflachen verkneifen. Barton steht mit dem Rücken zu uns, auf die Arbeitsfläche gestützt und wartet offensichtlich darauf das der Toaster seine Arbeit beendet. Steve gegenüber sitzt ein mir noch unbekannter Mann und isst ein Müsli. Als Natascha die Stille mit einem "Guten Morgen Jungs, ich hab Rapunzel aus dem Turm befreit und mitgebracht." bricht, richten sich augenblickliche alle Augen auf uns. Ich hebe nur etwas zaghaft die Hand und wünsche ebenfalls einen Guten Morgen. Der Fremde lächelt mich an und steht auf. "Hi, ich hab zwar schon viel von dir gehört aber wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Bruce, Bruce Banner. Freut mich außerordentlich und wenn ich hinzufügen darf, Klasse Leistung Tony's System zu umgehen." Während ich seine Hand ergreife und mich ebenfalls Vorstellen will unterbricht Steve die Konversation. "Bruce, hältst du das wirklich für angemessen? Es war ja nun wirklich alles andere als Legal was sie da getan hat.", "Ja Steve, schon klar aber ein gewisses 'Können' muss man ihr ja wohl zu gestehen wenn sie Tony, naja wie soll ich es formulieren....?!? Überlegen war?" antwortet der leicht nervös wirkende, dennoch freundliche Mann. Ich lächle ihn an und entgegne ihm "Danke, aber Captain Rogers hat wohl recht, ich hätte das nicht tun sollen. Ich bin übrigens Charly, freut mich." als ich das sagt fällt mir auf einmal wieder ein wer Dr. Banner eigentlich ist und ich muss alle Selbstbeherrschung aufbringen mir meinen Schreck nicht anmerken zu lassen. Steve bemerkt das wohl, da sein Blick seit 'Captain Rogers' auf mir liegt, das habe ich noch nie zu ihm gesagt. Er schreitet schnell in den Moment ein "Charly, Kaffee? Ich mach dir einen. Setz dich ruhig." Nat hat das Ganze wohl auch mitbekommen, denn sie Klopft mir lachend auf die Schulter und deutet auf einen der Stühle. "Ich hab Lust auf Rührei, sonst noch wer?"

Eine Stunde später bin ich mit Natascha, Clint und Steve auf dem Weg in den Trainigsraum. „Ihr verarscht mich doch! Das hat er nicht!?!" rufe ich entrüstet aus. „Hat er doch, er hat sein Ankleidezimmer mit Kameras ausgestattet und Jarvis den Befehl gegeben zu melden sobald es jemand Betritt." antworten Natascha und Steve gemeinsam, während Clint hinter ihnen im Fahrstuhl lehnt und eifrig nickt. „Und das nur weil er glaubt, dass jemand da rein geht und seine Anzüge umhängt? In seiner Privatetage, zu der sowieso nur ihr Zutritt habt und das auch nur mit Retinascan, was bedeutet das es in jedem Fall ein Protokoll gibt wer, wann da oben war?!?" frage ich doch ein wenig erschüttert darüber wie stark die Paranoia dieses Mannes zu sein scheint. In der Trainingsetage angekommen hält Clint mich kurz an der Schulter fest um mir etwas ins Ohr zu flüstern „Allerdings, könnte es auch sein das sich manch einer, hin und wieder für seine ganzen Gemeinheiten rächt und eine kleine uns sehr gut bekannte Spinne dafür bezahlt bei ihm ein zu steigen." flüstert Clint so unschuldig wie jemand nur tun kann und grinst dabei kaum merklich vor sich hin. „Aber das ist nur eine Theorie, dafür gibt es keine Beweise." Hängt er zwinkert an und geht an mir vorbei. Die Trainingsräume sind groß und es sieht aus als wäre alles vorhanden was man so braucht. „Komm Charly, lauf ein paar Runden mit mir zu aufwärmen. Das tut dir sicher gut nach den Tagen in diesem Zimmer, ich pass mich auch an dich an." Ruft Nat mich in freundschaftlichem Ton. Wir laufen gemütlich ein paar Runden und sie hat tatsächlich Recht, es tut gut. Das Steve anders ist als die anderen ist klar aber das er ohne auch nur einen Schweißtropfen zu vergießen in der selben Zeit wie wir dreimal so viele Runden gelaufen ist macht mich irgendwie fertig. Nat sieht meinen Blick und lacht „Das ist noch gar nichts. Der war heute früh schon richtig laufen, 2 Stunden. Ich bin ja der Meinung er braucht ne Freundin, aber was weiß ich schon." Als wir die von Clint angesagte letzte Runde beendet haben, möchte ich meine Lunge ausspucken. Ich schnaufe wie eine alte Dampflock und die anderen drei können sich ein Lachen nicht verkneifen. „Hiermit lege ich fest, dass du jeden Tag mit hier runter kommst solange du da bist. Du kannst ja im Zweifelsfall nicht mal weg rennen." Sagt Steve in doch recht strengem Tonfall. Er scheint das wirklich ernst zu meinen. „Erstens, wer hat gesagt das weglaufen eine Option ist Captain? Und zweitens, Alles solange ich ab und zu aus diesem Zimmer raus komme.", „Alles klar Charly, dann setz dich mal hin und sieh zu."

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist aber es war faszinierend. Natascha war so schnell und so wendig, dass Steves Kraft völlig zweitrangig wurde. Nach einer Weile hörte sie auf und Nat kam zu mir. „So, Clint geht jetzt schießen, Cap geht Boxen und wenn du möchtest bring ich dir ein wenig Selbstverteidigung bei. Was meinst du?" „Klar!?!" meine Antwort klang mehr nach einer Frage als nach einer wirklich aufrichtigen Antwort. Ich bin eingeschüchtert und ich glaube ich habe auch ein klein wenig Angst. Das wiederum scheint die Russin zu bemerken „Keine Angst, ich zeig dir nur ein paar Grundlagen. Ich werde dich nicht so vermöbeln wie die zwei Weicheier da." Ich muss lachen weil, naja, weil es wahr ist. Diese Frau hat die beiden Männer schon ziemlich an die Wand gespielt. „Woher kannst du das alles so gut?" frage ich und denke mir nichts dabei. Ihre Miene verhärtet sich ein wenig aber nur für einen kurzen Augenblick. „Also, dass linke Bein nach vorn, die Beine etwa Schulterbreit auseinander, der linke Arm schützt den Kopf, der recht Arm den Brustkorb. Ich greif dich jetzt an und du versuchst ab zu blocken, okay." Ich mache was sie sagt, sie korrigiert meine Haltung noch ein wenig und stellt sich mir dann gegenüber. Sie greift langsam mit den Fäusten an und versuche ihr aus zu weichen. Dieses Spiel geht eine ganze Weile so und sie wird immer etwas schneller. Irgendwann sagt sie „Ich wurde in Russland ausgebildet, im sogenannten ‚roten Raum'. Sagen wir mal es lief auf eine eher unkonventionelle Weise ab und hat sehr, sehr früh begonnen. Mädchen die dort ausgebildet werden nennt man ‚Black Widow'." Mehr muss sie nicht sagen, ich kann mir ungefähr vorstellen wie das läuft. Das sieht sie an meinem Gesicht und legt ein zaghaftes Lächeln auf. „Ich habe mich jedoch geändert dank den Weicheiern, meiner Familie. Mit ihnen zu beschützen und zu retten und sie zu schützen ist jetzt mein Job." Ich staune über diese Worte aber ja, sie sind definitiv eine Art Familie. Sie vertrauen einander, im Kampf und im Leben, sie essen gemeinsam, sie Leben zusammen und sie ärgern sich gegenseitig. Wie eine Familie. Ich spüre wie Wehmütigkeit in mir aufsteigt. „Was ist los?" „Ach nichts, ich musste nur gerade an meine Großeltern denken und an Sam, das ist meine Familie." Sie schenkt mir ein liebevolles Lächeln und wir machen weiter.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist aber ich bin völlig fertig als wir wieder nach oben fahren. Ich habe mit Natascha trainiert, Steve hat mir gezeigt wie man richtig zu schlägt und Clint hat mich geärgert. Das war seit langer Zeit mal wieder unbeschwert und witzig. Als wir aus dem Fahrstuhl aussteigen und darüber lachen wie ich mich angestellt habe unterbricht uns ein Räuspern und wir alle bleiben wie versteinert stehen. „Natascha, Clint bringt Charly bitte wieder auf ihr Zimmer." „Stopp, hatte ich nicht..." aber weiter kam Tony nicht, er lehnte an der Rückseite der Couch und sah wirklich wütend aus. „Nein es reicht. Bringt sie weg und das werden wir beide jetzt klären." Steve hatte auf einmal etwas Bedrohliches und baute sich groß vor Tony auf. Das verspricht unschön zu werden. Wieder alles meinetwegen... Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter „Komm Kleines, Mommy und Daddy streiten jetzt." Es ist Clint aber man sieht ihm an das ihn diese Situation auch ein wenig verunsichert. Die beiden begleiten mich in mein Zimmer und bevor sie die Tür schließen steckt Natascha nochmal den Kopf rein „Charly, mach dir keine Gedanken. Die beiden regeln das und wenn jemand Stark zum Umdenken bewegen kann, ist es Steve." Die Tür fällt ins Schloss und ich fühle mich wieder ziemlich verloren.

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