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Player: Jungkook
Nervös trommle ich mit dem Fuß auf dem Boden herum und denke über alles nach, was die letzten Tage passiert ist, angefangen mit diesem verdammten Spiel. Ich weiß nicht, wem ich die Schuld an dem ganzen geben soll, immerhin gibt es keinen Sündenbock, keinen Spielentwickler, der namentlich genannt wird und doch suchen Menschen immer nach jemandem, dem sie die Schuld an ihrer Misere geben können, in diesem Fall bin das wohl oder übel ich selber.
Mein ganzes Leben lang dienten Spiele als zuflucht, eine Welt, in der Schmerzen nicht spürbar waren, Probleme immer eine Lösung hatten und der Tod nie endgültig war. Der Sieg war vorprogrammiert, zumindest wenn man es richtig spielte und Spiele, die keinen Sieg zur Folge hatten, wurden von mir ignoriert. Wenn ich gewusst hätte, das dieses Spiel nicht nur vollkommen Frei von einem Sieg war, sondern auch mein ganzes Leben durcheinander würfeln würde, hätte ich es niemals angefangen. Alles, was von diesem Punkt an passierte, ist meine Schuld.
Seit ich es begonnen habe, ist nur eine gute Sache passiert, nämlich die, das mein Vater weg ist, aber was ist in der Zwischenzeit passiert? Meine Mutter musste mit ansehen, wie ihr Mann seinen eigenen Sohn ins Krankenhaus befördert hat und auch, wenn sein Aufenthalt in der Untersuchungshaft und ganz sicher bald im Gefängnis etwas positives ist, muss es dennoch schwer für sie gewesen sein. Sie hat diesen Menschen in irgendeiner Phase ihres Lebens geliebt und ich weiß, dass sie trotz allem noch geglaubt hat, in ihm würde wenigstens noch ein Funken gutes stecken, aber so war es nicht. Sie hat einen herben Verlust eingesteckt, trotz allem was er ihr angetan hat.
Und jetzt auch noch das mit diesem Jungen, der vor meiner Tür lag, schwer verletzt und am sterben, vielleicht sogar schon tot. Ich sitze bereits seit Stunden hier und warte auf Informationen, dabei könnte er schon gestorben sein. Da war so viel Blut an seinen Klamotten, es ist ein Wunder das er es überhaupt all die Tage überlebt hat und selbst wenn die Wunde an sich nicht tödlich gewesen ist, so könnte sie sich entzündet haben und wenn das der Fall ist, falls er tatsächlich sterben sollte, könnte auch das meine Schuld gewesen sein.
Das Spiel sagte mir, es würde sich bei der Person auf der anderen Seite der Tür um eine Gefahr handeln, aber ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einem anderen Spieler. Jetzt stelle ich mir die Frage, ob er zu mir gekommen ist mit der Absicht mir etwas anzutun oder ob das Spiel jeden anderen Spieler als potenzielle Gefahr abstempelt. Wenn es so ist, wenn er tatsächlich nur nach Hilfe suchend bei mir aufgekreuzt ist und er tatsächlich stirbt, dann könnte ich mir niemals selber verzeihen. Ich würde ständig mit dem Gedanken weiter leben, das ich hätte helfen können, das er jetzt noch leben würde wenn meine Angst nicht gewesen wäre.
"Mr. Jeon?" Ich zucke zusammen als so nah bei mir eine Stimme ertönt. Erst jetzt bemerke ich den Schatten, der sich über mich gelegt hat und der von der Person stammt, die sich direkt vor mich gestellt hat und das Licht blockiert. Es kostet mich eine Weile, bis ich an der OP-Kleidung und dem Erscheinungsbild erkenne, um wen es sich hierbei handelt. Sofort stelle ich mich hin, wische meine Schweißnassen Hände an meiner Hose ab und versuche so normal wie möglich auszusehen ohne meine Angst und meine Sorgen bemerkbar zu machen.
"Wie geht es ihm?", frage ich sofort und sehe an ihm vorbei, als könnte er plötzlich hinter ihm auftauchen.
"Er ist bei Bewusstsein, aber aufgrund des Blutverlustes sehr schwach."
Erleichtert atme ich aus und schließe für einen Moment die Augen, weil mich die positiven Gefühle zu sehr überwältigen. Ich kenne nach wie vor nicht seinen Namen, nur seinen Benutzernamen, VTae und doch sorge ich mich so sehr um jemanden, der vielleicht eine Gefahr für mich sein könnte. Jemanden, dem das Spiel vielleicht die Wahl gelassen hat zwischen töten oder selber zu sterben. Aber das spekulieren bringt mich auch nicht weiter, am Ende ist es dennoch so das es mir gut geht und ihm nicht.
"Kann ich zu ihm?", frage ich leise und mit gesenktem Kopf bevor ich ihn hebe und dem Arzt in die Augen sehe.
Es gibt so vieles, was ich nicht weiß, so viele Fragen, die eine Antwort verlangen und die er mir vielleicht geben kann. Zum einen, warum dieses Spiel existiert, wer es entwickelt hat, aber auch wie er in diesen ganzen Mist geraten ist und ob er einen Ausweg daraus kennt. Ich möchte wissen, ob es eine Gefangenschaft auf Zeit ist oder ob ich mich wieder befreien kann, aber kaum habe ich angefangen mir selber Hoffnung zu machen, löst sie sich auch schon durch das Mitleidige Kopfschütteln des Arztes in Luft auf.
"Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte, das er Sie nicht sehen will", sagt er und sieht mich bedauernd an.
Verwirrt runzle ich die Stirn. "Hat er von mir speziell geredet?"
"Sie sagten Ihr Name sei Jungkook und als ich diesen Namen in seiner Gegenwart erwähnte, blockte er vollkommen ab." Er zuckt mit den Schultern. "Ich kann Sie leider nicht zu ihm lassen, es tut mir leid, Mr. Jeon."
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Ich habe in den Kommentaren des letzten Kapitels versprochen euch einen kleinen Zwischenstand eurer Entscheidungen zu liefern. Ich sage nicht, welche von ihnen richtig und welche falsch war, aber vielleicht hilft es euch zu wissen, dass Gleichstand herrscht, ihr habt zwei richtige Entscheidungen und zwei falsche getroffen ☻
Ein kleiner Tipp: Denkt über langfristige Konsequenzen nach, jede Entscheidung, von der ersten bis zur letzten, beeinflusst das Ende.
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