56. Eifersucht

Jealousy, turning saints into the sea

Swimming through sick lullabies, choking on your alibis

But it's just the price I pay, destiny is calling me

Open up my eager eyes, 'cause I'm Mr. Brightside

-The Killers "Mr. Brightside"

Es dauerte schon fast lächerlich lange, drei Wochen, um genau zu sein, bis JJ und Lola sich endlich für ein Date verabredeten. Bis dahin schlichen sie in den Gängen der Schule verlegen umeinander herum, wobei Lola noch einigermaßen selbstbewusst war, man JJ aber in die Tonne werfen konnte. Sie verabredeten sich für einen Freitag, an dem wir uns alle, auch Lucas und Sina in JJs Zimmer trafen und seinen Kleiderschrank nach etwas brauchbaren durchsuchten.

„Was um Gottes Willen ist das?" Anni hielt angewidert ein grellorangenes Hemd so weit von sich weg wie sie konnte.

„Das ist stylisch.", meinte JJ beleidigt und schaute in die Runde, um nach Bestätigung zu suchen. Wir alle schüttelten den Kopf, sogar Sina, die versuchte so nett wie möglich zu sein.

Sie und Mary hatten schließlich ihren Streit geklärt und waren jetzt wieder glücklich zusammen. Sina war wieder zu ihren Eltern gezogen und von dem was sie sagte, taten diese ihr Bestes, um wieder gut zu machen, was sie ihrer Tochter angetan haben. Hilfreich war auch ihre große Schwester, wie sie sagte, die aus der USA für ein paar Tage zu Besuch gekommen war und ihren Eltern ordentlich den Kopf gewaschen hatte, als sie von dem Rausschmiss gehört hatte.

„Wie wäre es, wenn Paul dir etwas von seinen Sachen leiht?", schlug Lucas vor. Er saß mit einem Glas teurem Wein auf JJs riesigem Sofa, das fast die ganze linke Wand einnahm und beobachtete uns schmunzelnd. Wie immer trug er einen Anzug, der seine sportliche Figur betonte und war generell sorgfältig frisiert und herausgeputzt, als wäre er in einem wichtigen Geschäftsmeeting.

Paul schüttelte energisch den Kopf. „Ist ihm bestimmt alles zu groß."

„Du bist so ein Geizhals.", schnaubte Anni, worin sie nicht ganz unrecht hatte. Paul war bekannt dafür auf seinem Geld zu sitzen, als hätte er die Hoffnung etwas ausbrüten zu können.

„Ich bin kein Geizhals.", knurrte er.

Anni stemmte eine Hand in die Hüfte und die andere schwang sie mit erhobenem Zeigefinger durch die Luft. Es wurde ernst. „Wisst ihr, wie oft ich für mich zahlen musste? Immer!", sagte sie so theatralisch wie möglich.

„Also bin ich dazu verpflichtet zu zahlen nur weil ich der Mann bin?", gab Paul wütend zurück.

„Natürlich!"

„Wenn der Mann immer zahlen muss, was sollen wir dann machen?", fragte Mary trocken und Anni lief rosa an.

Ich verkniff mir ein Grinsen und zog ein zerknittertes weißes Hemd aus der letzten Ecke des begehbaren Kleiderschranks raus. „Können wir uns bitte wieder den wichtigen Dingen zuwenden? Dieses Hemd sieht gebügelt bestimmt gut aus."

JJ bedachte es mit demselben Blick, wie Anni zuvor die orangene Sünde angesehen hatte. „Das habe ich schon ewig nicht mehr getragen. Es ist so langweilig.", meinte er naserümpfend.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass du sie gleich beim ersten Date, als Regenbogen überrollen solltest."

„Warum eigentlich nicht?", meldete sich Sinas leise Stimme zu Wort. Sie stand zusammen mit Mary an der Wand und beobachtete uns ebenfalls. „Schließlich kennt Lola ihn doch. Bestimmt liebt sie seinen Stil und die Art wie er ist. Ich denke er sollte sich das anziehen, was ihm am meisten gefällt und sie wird es mögen."

Stumm schauten wir sie alle an, was ihr einen verunsicherten Blick zu Mary entlockte.

„Das ist sehr weise.", durchbrach der inzwischen schon etwas angetrunkene Lucas die Stille.

Und so zog sich JJ ein leuchtend gelbes Hemd mit roter Fliege an und blaue Stoffhosen. Er sah aus wie ein Clown, aber sein breites Lächeln machte sein schreckliches Outfit wieder Wett.

Danach schauten wir uns eine breite Auswahl an Blumen an, die Lucas bestellt hatte und stellten einen hübschen bunten Strauß zusammen. Wir versuchten auch seine widerspenstigen Haare etwas zu frisieren und gaben ihm ein paar Verhaltenstipps.

Schließlich fuhr uns der Chauffeur in die Stadt zu Lous Café, wo die beiden sich treffen sollten.

Hinter dem Brunnen des großen Platzes versteckt, beobachteten wir, wie JJ wartete und wie Lola schließlich in einem pinken Kleid und einer Lederjacke erschien. Ihre gelben Haare strahlten in der Sonne, ebenso wie ihr Gesicht als sie JJ entdeckte.

Aufmerksam beobachteten wir wie die beiden sich umarmten und JJ bei dem Versuch ihr den Stuhl zurückzuschieben fast stolperte.

„Er ist so ungeschickt.", stöhnte Paul.

Ich lächelte. „Und süß. Das packt er schon, er hat seinen ganz eigenen Scharm."

Paul zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst." Er klatschte in die Hände. „Also, was wollen wir jetzt machen?"

„Wir könnten zu der neuen Pride-Bar. Ich habe gehört, dass Kennie dort arbeitet.", schlug Mary vor.

Damit waren wir alle einverstanden und so stiegen wir in den Bus, um zur kleinen Bar am Rande der Stadt zu kommen. Sie reichte etwas in den Wald rein, so dass die Terrasse von Bäumen umgeben war und auch drinnen hatte man mit vielen Pflanzen für eine sehr natürlich Atmosphäre gesorgt.

Wir setzten uns nach draußen auf die mit Regenbogenkissen gepolsterten Stühle und unterhielten uns über JJs Date, als Kennie in einer glitzernden, grellpinken Uniform kam, um unsere Bestellungen anzunehmen.

„Hey, Leute! Wie schön euch hier zu sehen." Er wandte sich an Mary und Sina. „Für euch das übliche?" Die beiden nickten und er tippte etwas in ein handyähnliches Gerät ein. Wir anderen bestellten uns alle unterschiedliche Smoothies.

Als Kennie uns die Bestellungen nach ein paar Minuten hinstellte, setzte er sich zu uns, schüttelte sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: „Und haben sie sich schon getroffen?" Als Lolas bester Freund wusste er natürlich über das Date Bescheid und war ebenso gespannt wie wir.

Ich nickte. „Sie sahen ziemlich glücklich aus, als wir gegangen sind."

Er lächelte erleichtert. „Das ist gut. Sie war so nervös."

Anni schnaubte. „Und JJ erst, ich dachte schon er macht sie in die Hosen."

„Ihr seid viel zu hart zu ihm.", meinte Mary sanft. „Ein erstes Date kann sehr nervenaufreibend sein."

Ich nickte und dachte an mein erstes Date mit Matt zurück. Wir hatten uns auch bei Lou getroffen und ein Eis zusammen gegessen, wobei mir etwas davon in den Schoß gefallen war. Damals war mir das so peinlich gewesen, dass ich einfach nur im Erdboden hatte versinken wollen, aber Matt war, freundlich wie immer, aufgestanden und hatte mir einen Haufen Servietten geholt.

Insgesamt war es trotz Nervosität ein wunderschöner Abend gewesen, an den ich noch lange Zeit zurückgedacht hatte. Inzwischen war die Erinnerung schon verblasst und er war mir lang nicht mehr so wichtig wie damals, als er mir wie meine einzige Liebe vorgekommen war. Ob meine Gefühle für Alan ebenso verschwinden würden?

Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Bäume schweifen und wie auf Kommando tauchte sie auf. Laylas lange Beine bahnten sich mühelos einen Weg durch den Wald oder Wald machte ihr den Weg frei. Ein Zittern ging durch meinen ganzen Körper, als ich die Gestalt neben ihr identifizierte, den Grund für ihr schönes Lächeln. Alan lief neben ihr her und redete lächelnd mit ihr.

Ich fühlte mich als hätte mir jemand mit einem Schlag in den Magen meine Luft weggenommen.

„Alles okay, Angela?", hörte ich Mary fragen, doch ich hatte nur Augen für das schöne Pärchen, das sofort wieder hinter den Bäumen verschwand, ohne mich zu bemerken.

„Oh shit.", sagte Anni, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo Alan und Layla gerade noch gewesen waren. Schnell erklärte sie den anderen was passiert war, während ich verzweifelt versuchte die brennende Eifersucht, die mein Herz zerdrückte unter Kontrolle zu bekommen.

Ich fühlte Marys Hand auf meinem Arm und hörte ihre beruhigende Stimme, als sie sagte: „Denk nicht zu sehr darüber nach Süße."

Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss hier weg.", murmelte ich, stand auf und stürzte aus der Bar, verfolgt von den betroffenen Blicken der anderen.

Also war JJ nicht der einzige der heute ein Date hatte, dachte ich, während ich mir ein Weg durch die Passanten schlug und schließlich ein paar Blocks weiter stehen blieb, um mein Handy rauszuholen.

Natürlich wusste ich, dass es dumm und erbärmlich war, aber als ich mit zitternden Fingern seine Nummer eingab und ihn anrief war mir das vollkommen egal.

Nach dem vierten Klingeln hörte ich ein knacken und dann seine tiefe Stimme, die fragte: „Hallo?"

Ich blieb stumm unfähig zu denken oder meinen Mund zu öffnen.

Arina?"

Als ich seinen Spitznamen für mich hörte, löste das einen unendlichen Strom der Gefühle in mir aus und doch war meine Stimme vollkommen ruhig, als ich fragte: „Wo bist du?"

„Zuhause, was ist denn?"

„Warum lügst du?"

„Ich...Angela was ist los?"

„Ich habe dich gesehen...mit...mit Layla." Ich spuckte ihren Namen angewidert aus.

Eine kleine Pause entstand, dann sagte er deutlich leiser. „Ich erkläre es dir nachher." Er legte auf und die Stille, die blieb erfüllte mich bis in den Kern meiner Seele.

Fluchend steckte er sein Handy wieder in die Tasche. Layla beobachtete neugierig als er wieder zu ihr ging. „Was ist denn passiert?", fragte sie ihn lauernd.

„Nur meine Mutter.", winkte Alan ab und nahm sie bei der Hand, um sie von dem Anruf abzulenken. „Also wo waren wir stehen geblieben?" Es funktionierte. Sie setzten sich wieder in Bewegung und Layla plapperte drauf los, aber er konnte sich kaum auf das konzentrieren, was sie sagte.

In seinem Kopf hörte er Angelas verletzte Stimme. Sie hatte ihn mit Layla gesehen und obwohl er theoretisch nichts Falsches machte fühlte er sich unheimlich schuldig. Er wollte am liebsten Layla von sich stoßen und den ganzen Spaziergang abbrechen, aber er konnte nicht. Er hatte seine Entscheidung getroffen und er würde es durchziehen.

Inzwischen war er schon fast eine lange Stunde mit Layla unterwegs und bisher hatte er noch nichts Nützliches erfahren. Genervt überlegte er wie er seine Hand wieder aus ihrer lösen konnte, ohne dass sie beleidigt war.

„Meine Mutter war für Wochen weg, deshalb konnte ich meinen Vater überreden mir dieses Kleid aus Sepheriya zu kaufen. Es ist der letzte Schrei dort."

Alan hob plötzlich hellhörig den Kopf. „Deine Mutter war weg? Wann war das?"

Layla sah ihn irritiert an. „Um die Zeit der Konferenz. Ich hatte angenommen, dass sie deinen Vater begleitet."

Alan blieb stehen und packte Layla an den Schultern. „Hat sie was gesagt? Irgendwas? War irgendwas anders an ihr, als sie zurückkam?"

Mit violetten, vor Schreck weit aufgerissenen Augen wich sie vor ihm zurück. „Ich verstehe nicht. Was soll das?"

Alan platzte der Kragen. Er war noch nie gut in solchen Spielchen gewesen. „Verdammt Layla! Mein Vater wurde ermordet und deine Mutter ist die erste Verdächtige. Sag mir alles was du weißt und vielleicht hasse ich dich dann etwas weniger!"

Er sah ihr an, dass sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. „Soll das heißen dieses Date ist nur dazu da, um Informationen aus mir rauszubekommen?"

Alan stöhnte und fuhr sich erschöpft durch die Haare. Warum musste alles nur so kompliziert sein. Er sah ihr in die großen Augen und versuchte das Mädchen darin wiederzufinden, das früher wie eine Schwester für ihn gewesen ist. „Bitte Layla. Ich muss wissen wer meinen Vater getötet hat. Wir haben gute Gründe zu vermuten, dass deine Mutter die Mörderin ist. Bitte, wenn dir wirklich nur das kleinste bisschen an mir liegt, dann hilf mir."

Für eine ganze Weile schauten sich die beiden stumm an. Alan flehentlich und Layla nachdenklich. Schließlich fragte sie: „Hast du denn gar keine Angst, dass ich meiner Mutter alles erzähle?"

Alan dachte an die Nacht zurück in der er Angela erzählt hatte was er war. Woher willst du wissen, dass ich kein ogri bin? Hatte sie ihn gefragt. Damals hatte er harsch geantwortet, doch die Wahrheit war gewesen, dass er ihr sofort vertraut hatte. Er hatte es in ihren Augen gesehen. Das Gute.

Möglicherweise war dies nicht zuverlässigste Methode jemanden zu beurteile, aber auch jetzt, obwohl Layla ein Ekel war, sah er doch, dass sie nie wirklich schlecht gewesen war, nie wirklich wie ihre Mutter. Sie war nur ein Kind, dass nicht erwachsen wurde. Sie war verloren.

Er holte tief Luft und hoffte, dass er keine Dummheit beging. „Ich vertraue dir.", sagte er und erzählte ihr alles, was sie bisher herausgefunden hatten.

Seine Familie staunte nicht schlecht, als er Layla mit zu Villa brachte und diese begann ihnen das zu erzählen, was sie ihm schon gesagt hatte, nachdem er sich ihr anvertraut hatte. Sie saßen wieder im Salon, ohne Dilmurod allerdings, der schon zwei Tage zuvor abgereist war, und lauschten ihren Worten

„Vor ein zwei Monaten, zur Zeit der Konferenz verreiste meine Mutter. Sie sagte mir, dass sie in den Diensten der Königin etwas erledigen musste. Ich habe mir nichts dabei gedacht und sie war bald wieder zurück. Kurz danach kam die Nachricht von Shakirs Tod und ein Hauself stellte ihr einen Brief zu. Ein Dankesschreiben mit Geld. Das passiert ab und zu und sie sagt dann immer stolz, dass das die Belohnung der Königin für ihre Dienste war. Mit dem, was mir Alan erzählt hat, sind mir noch andere Dinge eingefallen. Meine Mutter hat einen Rubinring in ihre magiegeschützte Schachtel gelegt, das habe ich nur nebenbei mitbekommen und ich habe mich nicht weiterhin damit beschäftigt. Es kann Shakirs Ring gewesen sein."

„Warum sollten wir dir glauben? Du hast immer alles gemacht, was Hakima dir aufgetragen hat. Warum solltest du dich ausgerechnet jetzt gegen sie stellen.", fragte Jane.

Mit einem kurzen Blick zu Alan straffte Layla die Schultern. „Ich kenne meine Eltern besser als jeder andere und ich weiß, dass sie skrupellos sind. In der Vergangenheit habe ich mich oft gefragt, ob sie tatsächlich in allem Recht haben und ich ihnen wirklich folgen sollte. Es tut mir leid, dass ich oft falsche Entscheidungen getroffen habe. Ich hatte geglaubt es aus Liebe zu tun, aber bei Shakirs Bestattung, als ich euch gesehen habe, eure Trauer und euer Zusammenhalt als Familie, ist mir klar geworden, dass ich nie so um meine Eltern getrauert hätte. Im Gegenteil, ich wäre wahrscheinlich erleichtert gewesen und jahrelang habe ich geglaubt, dass Alan genauso empfand, aber Shakir war nicht grausam, wie meine Mutter. Er hat euch trotz allem immer geliebt und falls sie hinter seinem Tod steckt, dann will ich, dass sie bestraft wird. Sie war schon immer schrecklich neidisch auf ihn und so wie ich sie kenne, würde sie kaum moralische Bedenken haben, wenn es um das Töten von jemandem geht.", sagte sie mit fester Stimme.

Rose nickte und schenkte dem Mädchen ein warmes Lächeln. „Das ist sehr mutig von dir.", sagte sie und strich ihr über die dunkeln Haare. Laylas Augen weiteten sich erstaunt, als hätte sie noch nie jemand zärtlich berührt.

„Das ist ja alles schön und gut, doch was jetzt? Für mich hört es sich ganz danach an, als würde Hakima mit Königin Mazaiyana unter einer Decke stecken. Selbst wenn wir beweisen können, dass sie die Mörderin ist, können wir die Königin nicht einschalten, um sie gefangen zu nehmen.", gab Jack zu bedenken.

„Wir werden uns darüber unterhalten, wenn es soweit ist. Jetzt brauchen wir erstmal handfeste Beweise.", sagte Rose und Layla nickte. „Ich kann mich umsehen, vielleicht finde ich ja noch etwas raus."

Alan staunte nicht schlecht. Layla schien wie ausgewechselt. „Gut und wir anderen versuchen uns unauffällig umzuhören, vielleicht weiß noch jemand etwas."

Sobald alle mit den Plänen einverstanden waren undsich langsam zerstreuten, machte Alan sich auf den Weg zu Angela, um ihr alleszu erklären, in der Hoffnung sie würde ihn anhören.

Ich wickelte mich in ein blaues, weiches Handtuch und trocknete mir mit einem anderen so gut es ging die Haare. Einmal hatte ich den Fehler gemacht sie zu Föhnen und hatte ausgesehen, als hätte ich in die Steckdose gefasst.

Sobald ich fertig war, öffnete ich die Tür und trat auf den Flur.

Und kreischte auf, als ich direkt in einen großen Mann reinlief. Ich wollte Brad gerade verfluchen, als mir Alans einzigartiger Geruch in die Nase stieg. Er starrte mich wahrscheinlich genauso erschrocken an, wie ich ihn.

„Wie bist du hier reingekommen?", brachte ich schockiert hervor.

„Deine Mutter hat mich reingelassen." Langsam schien er sich bewusst zu werden, dass ich nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihm stand. Sein Blick wanderte wie eine heiße Berührung an mir runter und ich hatte plötzlich Schwierigkeiten zu atmen.

Schnell trat ich einen Schritt zurück, in die Sicherheit des Bads. „Warum bist du hier?"

Er hob den Blick wieder und sah mir in die Augen. „Ich will dir die Sache mit Layla erklären."

Ich wurde rot und wich noch ein Stück zurück, die Hand an der Tür, damit ich sie schnell zuschlagen konnte, denn ich merkte, wie die Tränen, die ich den ganzen Tag lang vergossen hatte, wieder in mir hochstiegen.

Er bemerkte meinen Rückzug und trat zögerlich einen Schritt vor. „Arina...", sagte er dieses melodisch klingende Wort, dass mir sonst immer Herzrasen beschert hatte, jetzt aber für tausend kleine Stiche sorgte. „Ich weiß das klingt klischeehaft, aber es ist wirklich nicht wie du denkst."

„Weißt du was ich denke?", fauchte ich, entgegen meiner Bemühungen ruhig zu bleiben. „Ich denke, dass du ein verdammtes Arschloch bist. Ich denke, dass es dir Spaß macht mit Gefühlen von anderen zu spielen, weil du selbst keine hast." Bevor ich die Tür zuschlug sah ich noch den verletzten Ausdruck in seinen Augen, der sich in meine Gedanken einbrannte, ebenso wie der Anblick von ihm und Layla.

Ich lehnte mich an die Tür, ließ mich langsam runter sinken auf die kalten Fliesen und fing an zu Schluchzen. Eine ganze Weile war es ruhig und ich hoffte, dass Brad oder Mom nicht ausgerechnet jetzt ins Bad mussten.

Arina?", erklang Alans gedämpfte Stimme auf meiner Höhe, was wohl bedeutete, dass er sich auch hingesetzt hatte.

Ich hatte gedacht, dass er schon weg war, doch gleichzeitig hatte ich gewusst, gespürt, dass er noch da war, ganz nah bei mir.

„Was?" Ich hasste, wie erstickt ich klang.

„Ich suche den Mörder meines Vaters und Layla kann mir dabei helfen ihn zu finden."

Ich schnaubte fast schon belustigt. „Fällt dir keine bessere Ausrede ein?", gab ich bitter zurück.

„Es ist die Wahrheit.", sagte er leise und ich glaubte ihm, auch wenn ich es nicht wollte. „Wir verdächtigen Hakima, ihre Mutter und sie hat gesagt, sie wird versuchen, Beweise zu finden."

„Warum hast du nicht mit mir darüber geredet?" Die Freundin in mir war verletzt. Ich hatte gedacht wenigstens das hatten wir gehabt. Freundschaft.

„Ich wollte dich in nichts Gefährliches mit reinziehen."

Was für ein dummer Satz. So dumm. Denn er klang so sehr nach einer Ausrede. Doch hatte ich nicht von Anfang an gewusst auf wen ich mich da eingelassen hatte?

Seufzend stand ich auf, zog das Handtuch fest und öffnete die Tür. Wie sich herausstellte hatte er sich auch angelehnt gehabt, denn er kugelte fast in den Raum. Schnell stand er auf. Er klopfte strich sich über die Jogginghose und das löchrige, weite Shirt. „Es tut mir so leid.", sagte er mit weit aufgerissenen Augen.

Ich konnte das Lächeln, das sich in mein Gesicht schlich, nicht mehr aufhalten. „Mir auch. Ich... ich habe das alles nicht so gemeint. Ich war schrecklich wütend, aber letztendlich habe ich kein Recht wütend zu sein. Du gehörst mir nicht."

Er erwiderte mein Lächeln. „Mehr als du denkst." 

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