33. Unerwarteter Besuch


You always was committed

A poor single mother on welfare, tell me how you did it

There's no way I can pay you back, but the plan

Is to show you that I understand: you are appreciated

-2Pac "Dear Mama"

Nervös betätigte Alan die Klingel. Er hatte ewig lang am Klippenstrand auf Angela gewartet, doch sie war nicht gekommen. Besorgt hatte er sich auf den Weg zu ihr gemacht, doch jetzt auf der weißgestrichenen Veranda stehend und unruhig darauf wartend, dass jemand aufmachte, fragte er sich, ob es tatsächlich eine so gute Idee gewesen war. Schließlich wusste er nicht, wer öffnen würde und er war nicht wirklich gut darin sozial zu sein.

Er beobachtete, wie die Klinke runtergedrückt wurde und schluckte schwer. Die Tür schwang auf und offenbarte eine kleine, zierliche Frau mit rostrot gefärbten Haaren. Sie lächelte sofort, als sie ihn sah und obwohl sie ihrer Tochter vom Gesicht her kaum ähnlich war, wusste er anhand des Lächelns und der Art wie ihre Augen strahlten sofort, dass sie Angelas Mutter war.

„Du bist dieser hübsche junge Mann, der letztens Angela auf die Party begleitet hat, nicht wahr?"

Er erwiderte ihr freundliches Lächeln. „Ja, der bin ich. Ist Angela zu Hause?"

Die Frau nickte. „Ja, aber sie schläft noch. Komm doch rein, du kannst mir in der Küche Gesellschaft leisten, während du auf sie wartest."

„Okay." Er zuckte mit den Schultern und wunderte sich darüber, dass sie gar nicht wissen wollte, weshalb er ihre Tochter sehen wollte.

Er folgte ihr in einen schmalen Flur, der sich zu einem kleinen Eingangsbereich erweiterte und atmete tief den Geruch nach Frühling ein, der Angela immer umgab. Gegenüber von ihm führte eine Treppe hoch in den ersten Stock.

Die Wände waren in hellen Farben gestrichen und behängt mit unzähligen Bildern von Angela in unterschiedlichen Altersstufen. Die Wärme, die dieses Haus ausstrahlte, war überwältigend. Verglichen mit den kalten Gebäuden, in denen er aufgewachsen war, war dies das Familienparadies. Jedes Bild, jede Ecke strahlte so viel Glück und Liebe aus, dass er dachte, er müsse die Augen schließen, um nicht davon geblendet zu werden.

Lächelnd blieb er vor einem Foto stehen, dass Angela und vier andere Kinder an Fasching zeigte. Auf dem Bild war sie vielleicht zehn Jahre alt. Sie war als gestiefelter Kater verkleidet und ihr Gesicht war noch runder und die Augen noch größer. Sie grinste breit in die Kamera, während sie dem rothaarigen Jungen neben ihr, der als verrückter Wissenschaftler verkleidet war, die Hand ins Gesicht drückte. Dieser lachte ebenso wie der Pirat neben ihm und die beiden Prinzessinnen beobachteten die Szene verwundert.

„Das war ein schöner Fasching. Ich musste ihr das gestiefelte Kater Kostüm extra designen. Sie war so stolz darauf und wollte es am Abend nicht mehr ausziehen", mit nostalgischem Gesichtsausdruck stand Angelas Mutter neben ihm und lächelte in Erinnerungen versunken das Foto an.

Als sie nach einer Weile immer noch auf das Bild starrte, räusperte er sich vorsichtig und sie zuckte zusammen. „Oh, das tut mir leid, ich verliere mich sehr schnell in meinen Gedanken." Sie setzte sich wieder in Bewegung und führte ihn in die Küche, wo er sich an die Kücheninsel setzte. Auch hier wirkte alles sehr freundlich und heimelig.

„Wie heißt du?", fragte sie, während sie die im Topf kochenden Spaghetti umrührte.

„Alan Devil."

„Der Sohn von Shakir Devil?"

„Ja, woher wissen sie das?", fragte er überrascht.

Auf einmal wirkte sie sehr distanziert und verschlossen. „Das ist nicht so wichtig, es ist auch schon sehr lange her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Ich nehme an, dass meine Tochter deinetwegen von ihrer Herkunft erfahren hat?"

Er hörte den leicht vorwurfsvollen Unterton, den er vor allem von seinem Vater kannte, sofort raus. „Ja, was sie aber auch verdient hat, finden sie nicht auch, Miss Landon?"

Sie winkte ab und wandte sich wieder dem Topf zu. „Ja natürlich. Bitte nenn mich Lily." Sie füllte das Wasser ab und warf die Nudeln in den Topf, wo die Tomatensoße kochte. „Du und Angela, ihr verbringt sehr viel Zeit miteinander." Wieder klang ihre Stimme sehr angespannt.

Er nickte vorsichtig. „Ja, ich trainiere sie in ihrer Magie."

Langsam drehte sich Lily zu ihm um und die vorher noch träumerischen, grau-blauen Augen waren kalt wie Eis. „Ich hoffe, meine Tochter wird von dir nicht in gefährliche Feenaffären gezogen."

Er blinzelte verwirrt und schüttelte den Kopf. „Ich kann Ihnen... dir versichern, ich und andere meiner Art werden ihr nicht gefährlich werden, schließlich ist sie eine von uns." Er wusste selbst nicht, warum er so formell mit dieser Frau umging, aber dieser Blick... er ließ ihn keine Sekunde daran zweifeln, dass sie alles aus dem Weg schaffen würde, was ihrer Tochter schaden könnte.

Er überlegte, ob es das bedeutete ein Elternteil zu sein.

Daddy sagt, weil er dich schützen möchte. Precious zarte Kinderstimme hallte in seinem Kopf wider und er schüttelte unwirsch den Kopf. Daddy hatte keine Entscheidungsgewalt über ihn nur, weil er sein Vater war.

Lily trat näher an ihn heran. „Ich würde alles tun, um meine Tochter zu schützen", sagte sie, wie um seine Gedanken zu bestätigen.

Er suchte nach einer passenden Antwort, als hinter ihm Angelas verschlafene Stimme erklang: „Mom?"

Sofort, als wäre nichts gewesen, breitete sich ein warmes Lächeln auf Lilys Gesicht aus und ihr Blick wechselte von stechend klar zu träumerisch abwesend. „Guten Mittag mein Herz!", begrüßte sie ihre Tochter überschwänglich und stellte eine Tasse schon fertigen Kakaos in die Mikrowelle.

Er drehte sich zu Angela um, die in der Tür stand und absolut hinreißend aussah.

Sie trug ein Pyjamashirt bedruckt mit Pac-Man, der sich über ihre Brüste spannte und dazu passende Pyjamashorts, aus denen zwei hübsche, fülligere Beine herausragten. Bestimmt sah sie in diesen Shorts von hinten noch besser aus, wettete er mit sich selbst. Obwohl sie mit ihren Haaren, die wie explodiert aussahen und den dicken Augenringen keineswegs attraktiv wirken sollte, beschleunigte sie seinen Puls und jagte Hitze durch seinen Körper.

Sie ließ ihren müden Blick durch den Raum wandern und entdeckte ihn schließlich. Ihre Augen weiteten sich und langsam kroch die Röte ihren schlanken Hals hoch. Purer Horror stand in ihrem Gesicht geschrieben und er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

„Was machst du in meinem Haus?", fragte sie, die Stimme ungewöhnlich hoch und leicht hysterisch.

„Du bist nicht zum Training gekommen, da wollte ich nach dir sehen", antwortete er und beobachtete amüsiert, wie sich die Zahnräder in ihrem Gehirn drehten.

Ihr sonst so scharfer Verstand war wohl immer noch am Hochfahren.

„Setz dich doch mein Herz", forderte Lily Angela auf und stellte die Tasse Kakao und eine Schüssel Cornflakes mit Milch auf den Platz gegenüber von Alan.

Wie ein Zombie schlurfte Angela zu ihrem Platz und begann ihr Frühstück zu verschlingen. „Das ist so peinlich, ich habe noch nicht mal die Kraft mich umzubringen", murmelte sie leise mit halbvollem Mund, während sie auf die Tischplatte starrte.

Daraufhin konnte er nur lachen. „Wir haben alle unsere Kater Momente", versuchte er sie zu beruhigen.

Ruckartig hob sie den Kopf und funkelte ihn aus blauen Augen wütend an. „Du weißt nicht, wie es ist ein pubertierendes Teenagermädchen zu sein."

„Trotzdem sind mir auch schon peinliche Dinge passiert."

Sie schnaubte. „Selbst, wenn, mit dieser Bad-Boy-Vibe, die du ausstrahlst, hat es bestimmt noch nie jemand gewagt sich über dich lustig zu machen."

Er hob erstaunt die Augenbrauen. „Bad-Boy-Vibe?"

„Ja, du weißt schon dieses: Oh ich bin ja so heiß, aber unnahbar und ich habe dauernd nur Sex, aber mir bedeutet das nichts, weil ich keine Gefühle habe und ich habe coole Kampfnarben und Tattoos. Bla bla bla."

Er unterdrückte ein Lachen. „Ich habe nie behauptet keine Gefühle zu haben, welche Narben und mein Mal ist sicher kein Tattoo."

Sie verdrehte die Augen und nahm einen Schluck von ihrem Kakao. „Ist doch alles dasselbe und natürlich hast du Narben. Die an deiner Stirn zum Beispiel. Entweder du bist richtig mies hingefallen oder du hast dich ordentlich mit jemandem geschlagen. Ich tippe auf letzteres."

Sofort wanderte seine Hand zu der dicken unter seinen Haaren verborgenen Narbe. Er schluckte schwer, als er daran dachte, wie er sie bekommen hatte. „Du hast sie bemerkt?" Er hatte sich mit Absicht die Haare drüber wachsen lassen, damit ihn keiner danach fragte.

„Ja, aber ich dachte mir schon, dass sie zu deinen ‚Ich bin ja so geheimnisvoll'-Themen gehört."

„Ich bin nicht geheimnisvoll und schon gar nicht einer von diesen bescheuerten Bad-Boys."

Sie kicherte und lud sich die nächste Ladung Cornflakes in den Mund. „Wie du meinst", erwiderte sie und zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Warum geht ihr zwei nicht hoch, ich wollte noch die Küche aufräumen", meldete sich Lily zu Wort, nachdem Angela fertig war mit den Cornflakes.

„Okay", Angela stellte Schüssel und Tasse in die Spüle, lief durch den Flur und die Treppe hoch.

Er folgte ihr schnell und oh ja, er hatte die Wette gegen sich selbst auf jeden Fall gewonnen. Von hinten in dieser Pyjamahose sah sie einfach umwerfend aus.  

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