3. Schule

Beautiful people

Drop top, designer clothes

Front row at fashion shows

"What d'you do?" and "Who d'you know?"

Inside the world of beautiful people

Champagne and rolled-up notes

Prenups and broken homes

Surrounded, but still alone

Let's leave the party

-Ed Sheeran „Beautiful People"

Am nächsten Morgen war es dann soweit. Ich musste wieder in die Schule. Brad bot an mich zu fahren, doch ich lehnte ab und traf mich mit Anni an der Bushaltestelle, wie wir es gemacht hatten, bevor ich ins Internat gekommen war. Nach und nach stiegen Paul, JJ und Mary dazu.

Ich fragte sie aus, was es inzwischen Neues gab. Natürlich antwortete Anni, die zuverlässige Lästertante mit Freuden und war somit für den Rest der Fahrt beschäftigt.

Hin und wieder wurde sie von JJ oder Paul verbessert, meistens redete aber nur sie und ich hörte mit halbem Ohr zu. Auf dem Internat hatte es nie diese Arten von Gerüchten gegeben, weshalb ich mir etwas befremdet vorkam. Es hatte sich offenbar sehr viel verändert, seit dem letzten Mal, als ich an dieser Schule gewesen bin.

Mary hatte sich in eins ihrer Bücher vertieft. Diesmal war es eine zerlesene Ausgabe von "The Perks of beeing a Wallflower".


Als wir an der Schule ankamen, stoppte ich Annis Redefluss mit einem: "Danke das dürfte reichen."

Sie zuckte nur mit den Schultern und Paul grinste. "Dann mal auf in die Schlacht."

Wir betraten den uralten Bau, den schon die ältesten Einwohner der Insel, besucht hatten.

Dafür, dass die Insel allerdings erst vor ungefähr hundert Jahren entdeckt worden war, sah die Schule echt antik aus, mit den Pflanzen, die an der bröckeligen Außenmauer hochkletterten und den kalten Steinhallen. Es gab sogar in die Mauer gemeißelte Bilder und Schriften, die bisher keiner entziffern konnte.

Die Lehrer meinten, dass seien Dinge, die Schüler aus Spaß reingeritzt hatten, doch ich war überzeugt, dass mehr dahintersteckte.

Tatsächlich hatten JJ, der ebenso neugierig war wie ich, und ich in der dritten Klasse geforscht und versucht geheime Gänge zu finden. Wir hatten die Schule Hogwarts genannt und uns selbst Hermine und Ron. Einen passenden Harry hatten wir leider nicht finden können. Die Aktion war allerdings schnell vorbei gewesen, als ich bei dem Teil angekommen war, wo Ron und Hermine zusammenkamen. Das war doch zu viel Druck für uns gewesen.

Ich sah mich in der großen Eingangshalle um. Die Wände waren noch immer mit Schließfächern vollgestellt und wie immer standen überall Grüppchen von Schülern herum, unterhielten sich, schrien und taten was Schüler eben taten. Es roch sogar, wie ich es in Erinnerung hatte; nach Schweiß, Keller und zu viel Deo.

Fünf Jahre war es her. Nervosität machte sich in mir breit. Natürlich hatte ich während den Sommerferien immer mal wieder andere Jugendliche getroffen, vor allem auf Partys, aber das war dann doch etwas anderes. Dies war, wie Paul ganz richtig bemerkt hatte, ein Schlachtfeld.

Im ersten Moment schien alles normal, doch dann bemerkten sie mich, dank meiner verdammten goldenen Haare. Getuschel setzte ein und verfolgte mich den ganzen Weg bis zu meiner Klasse. Ein paar kamen mir entgegen, grüßten und umarmten mich. Wieder andere starrten einfach nur, weil sie sonst nichts zu tun hatten.

Plötzlich verstellte mir ein großer, breiter Junge den Weg. Chris Parker hieß er, wenn ich mich recht erinnerte, einer der bestaussehenden Jungs an der Schule. Anni hatte vorhin erwähnt, dass er wieder Single war.

"Hey, wenn das nicht die kleine Angela ist." Er grinste anzüglich. "Bist ganz schön gewachsen.", stellte er mit einem Blick auf meine Brust und Hüfte fest.

Ich starrte ihn nur verdutzt an und konnte noch nicht mal einen Kommentar zu dem "Kleine" abgeben. Bevor ich mich wieder sammeln konnte ertönte das glockenhelle Lachen eines Kindes.

Erstaunt blickten wir alle den Flur entlang auf dem ein rennendes, etwa zehn Jahre altes Mädchen erschienen war. Dünnen Beine schauten aus ihrem schwarzen Kleid raus. Ihre langen, schwarzen Locken, wippten im Takt ihrer Schritte und bildeten einen starken Kontrast zu ihrer makellosen, blassen Haut. Doch da stimmte etwas nicht.

Ich sah nochmal genauer hin und erkannte den Fehler.
Ihre Augen... sie waren tiefrot.

Keiner außer mir schien es zu bemerken, denn keiner schnappte wie ich nach Luft.

Im selben Moment hallte eine tiefe Männerstimme durch den Gang. "Precious bleib stehen!", und um die Ecke kam ein junger Mann geschlittert.

Schwarze Locken, makellose, braune Haut, kantiges Gesicht mit weichen Zügen und ... rote Augen, die ich gestern hinter der Sonnenbrille nicht hatte sehen können.

Er rannte hinter dem Mädchen her, als unsere Blicke sich trafen. Seine Augen weiteten sich kaum merklich und dann war er auch schon um die nächste Ecke verschwunden.

Langsam verklangen die Schritte in der Ferne und wir alle atmeten gleichzeitig auf.

Anni war natürlich die erste, die ihre Stimme wiederfand: "Bitte sagt mir, dass ihr diesen unmöglich heißen Mann auch gesehen habt und ich nicht komplett durchdrehe."

Ein Mädchen mit braunen Zöpfen, dessen Namen ich nicht kannte, nickte. "Also ich habe ihn definitiv gesehen."

Nach und nach fingen die aufgeregten Gespräche an und da keiner mit auch nur einem Wort große, rote Augen erwähnte, beließ ich es dabei.

Als der Unterricht begann, tuschelten immer noch alle heftig und Miss Litt hatte große Mühe ihren Unterricht durchzuführen.

Nach der Stunde versuchten alle, die sie gesehen hatten, den Mann und dasMädchen zu finden, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Und keiner deranderen Schüler oder Lehrer wusste was von ihnen.

Sein Herz war stehen geblieben, als sein Bruder ihm gesagt hatte, dass seine kleine Schwester wieder weggerannt war. Sofort hatten er und seine anderen Geschwister sich auf die Suche nach ihr gemacht. Sie hatten sich aufgeteilt und er hatte sie schließlich an der Schule aufgespürt.
Als er ihren Namen gerufen hatte, hatte sie nur fröhlich aufgequietscht und war ins Gebäude gerannt. Fluchend war er ihr gefolgt und war, wie er befürchtet hatte, einer Gruppe von Schülern begegnet, die ihn mit offenem Mund angegafft hatten. Genervt hatte er noch einen Zahn zugelegt, als ihm eines der Mädchen aufgefallen war. Aus großen, blauen Augen hatte sie ihn angestarrt. Klein war sie gewesen, aber kurvenreich mit schulterlangen, goldenen, halb lockigen, halb welligen Haaren. Er wäre beinahe stehen geblieben, um sie sich genauer anzusehen, hatte sich aber sofort an seine Schwester erinnert und war ihr weiterhin gefolgt.

Jetzt war er mit seiner Schwester an der Hand auf dem Weg nach Hause. Sie folgten einem fast unsichtbaren Pfad durch den dichten Wald. Er mochte es nicht tagsüber hier durchzulaufen, ohne die Schatten der Nacht in denen er sich verstecken konnte.

Nachdem er seine Geschwister informiert hatte, dass er seine Schwester gefunden hatte, konnte er nicht mehr aufhören an das blauäugige Mädchen zu denken. Sie hatte anders ausgesehen, als andere Menschen, mit Augen so blau wie das Meer und dieser Haarfarbe. Fast wie... Er schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein.

Seine kleine Schwester sah ihn von unten aus denselben roten Augen, wie seinen, neugierig an. "Woran denkst du?"

"Geht dich nichts an!", sagte er immer noch wütend auf sie, wegen der ganzen Aktion.

"An das Mädchen mit dem Meer in den Augen.", beantwortete sie sich ihre Frage selbst und er konnte nicht umhin zu staunen. Er wunderte sich immer wieder aufs Neue, wie sie gewisse Dinge einfach wissen konnte.

"Sie hat dich so angesehen, weil du so schön bist.", redete seine Schwester einfach weiter, ohne auf Antworten zu warten, wie sie es immer tat.

"Das bist du doch auch.", er lächelte sie sanft an. Nur sie bekam diesen Gesichtsausdruck an ihm zu sehen.

"Ja, aber nicht so wie du, du bist anders."

Er zuckte nur mit den Schultern. Natürlich wusste er, was sie meinte. Er wusste, wieso sie ihn alle anstarrten und über ihn flüsterten, sogar in seinem Dorf, egal ob Männer oder Frauen, doch nachvollziehen konnte er es nicht.

Zu Hause kam seine Mutter aus der Küche in die Eingangshalle gerannt und schloss seine kleine Schwester sofort in die Arme. "Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst nicht einfach wegrennen Precious?" Sie sah ihrem Kind aufgebracht, aber nicht wütend in die Augen. Sie war groß, schlank und unglaublich stark, doch immer, wenn sie versuchte bedrohlich zu wirken musste er automatisch an einen blauäugigen Dackel denken.

Precious lächelte betont unschuldig. "Es tut mir leid Mommy."

Seine Mutter seufzte nur, umarmte sie wieder und richtete sich dann auf. Sie konnte nie lange böse sein. So liebevoll und geduldig wie sie war, so streng und temperamentvoll war sein Vater.

Sie lächelte ihn warm an. "Danke das du sie zurückgeholt hast, hol deine Geschwister zum Essen."

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