20. "Mama hat gesagt, ich soll es machen."
Know you gotta grow up
Ain't you sick of being immature?
Talkin' loud 'cause you're insecure
You always turn it up, turn it up, turn it up, c'mon
Why you always gotta show off?
You're so vain, I already know
That when you hear this on the radio
Die Strahlen der Sonne, kicherten leise, während sie über sein Gesicht rannten und ihr aufweckten.
Verschlafen blinzelte Alan und setzte sich gähnend auf. Ein seltsames Ziehen in seiner Brust, erinnerte ihn an den Fluch, der ihm mit jeder Sekunde, die er hier verbrachte, Lebensenergie stahl. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht und er erspähte eine Gestalt im Wasser.
Sie war weit vom Ufer entfernt, aber er sah trotzdem, wie sich das Licht der Sonne in ihren goldenen Haaren reflektierte. Sie tauchte immer wieder unter und wieder auf, spielerisch wie ein Delfin.
Alan sah sich um. Weiter weg, am Sandstrand lachten und schwatzten Menschen. Er stand auf und streckte sich, als er ein Bündel Kleidung neben sich bemerkte.
Es war das gelbe Kleid, das sie gestern getragen hatte.
War sie etwa... Nein. Unterwäsche war nicht dabei.
Er wandte sich wieder zu Angela um, die gemächlich zum Ufer schwamm.
Sobald sie in Hörweite war, rief sie: "Dreh dich um!"
Alan grinste schelmisch. "Warum?" Selbst von dort, wo er stand, sah er, dass sie rot wurde.
"Halt die Klappe und dreh dich um!", befahl sie ihm.
Lachend gehorchte er ihr. Er liebte es sie zu provozieren. Sie machte dann immer dieses Gesicht, wie ein kleines, wütendes Eichhörnchen. Er hörte das unregelmäßige Platschen als sie aus dem Wasser stieg und musste sich beherrschen, sich nicht umzudrehen und zu schauen, wie sie wohl in nasser Unterwäsche aussah.
Sie stapfte zu ihrem Kleid. "Endlich bist du wach, ich habe mich schon gefragt, ob du gestorben bist."
Er lachte. "Das hätte dir wohl gefallen was?"
Sie lief, das Kleid und ihre Sandalen angezogen an ihm vorbei zu dem gut besuchten Teil des Strandes. "Ja, aber manche Wünsche gehen nun mal nicht in Erfüllung."
Er beeilte sich ihr zu folgen, wobei sie mit ihren kleinen Schritten sowieso nicht sehr schnell war. Noch etwas, was er süß an ihr fand.
"Was passiert, wenn man bei Ikea klaut?", begann Alan mit einem neuen Flachwitz.
Angela seufzte. "Was?"
"Man wird vermöbelt", löste Alan grinsend auf.
Angela kicherte. "Das ist wirklich schlimm, du steckst mich damit an.".
Er lachte ebenfalls. "Eines meiner vielen Talente", erwiderte er und zwinkerte ihr zu.
Sie erreichten den Strand und wie immer richteten sich die Blicke der Menschen sofort auf Alan.
ImGrunde hatte er nichts gegen Aufmerksamkeit, aber die Art wie andere Leute ihnansahen, eine Mischung aus Furcht und Faszination in den Augen, komplettbewegungslos, fand er beunruhigend.
Alan öffnete die Tür zu seinem Zimmer und wäre fast an einem Herzstillstand gestorben.
Auf seinem Bett lag Layla in schwarzer Spitzenunterwäsche und schlief.
"Was zur Hölle..."
"Sie ist gestern Abend hergekommen und wollte in deinem Zimmer warten, um dich zu überraschen, aber du warst ja die ganze Nacht weg. Mal wieder", erklang die kalte Stimme seiner großen Schwester hinter ihm.
Jane war, wie immer, vollkommen in schwarzes Leder gekleidet. Ihre roten Augen blitzten ihn verächtlich an. Sie hatte sich sehr von ihm entfernt, seit er gemerkt hatte, dass Verlobung bedeutete an eine Frau gebunden zu sein. Natürlich konnte sie nicht wissen, dass er diesmal keinen Sex gehabt hatte, sondern nur ganz unschuldig die ganze Nacht mit Angela geredet hatte. Wahrscheinlich war das aber auch nicht viel besser in ihren Augen.
"Warum ist sie nicht wieder gegangen?", wollte er wissen. Er war immer noch erschöpft und wollte sich wieder schlafen legen, allerdings nicht im selben Bett wie Layla.
"Frag sie doch selbst", antwortete Jane und ging weg.
"Du bist so ein Arsch", hörte er Laylas vom Schlaf noch raue Stimme hinter sich.
Er drehte sich widerwillig zu ihr um.
Sie war von seinem Bett aufgestanden, die sonst immer perfekten, glatten Haare zerzaust. "Wo hast du dich diese Nacht wieder herumgetrieben?"
Alan rieb sich die Brust. "Das geht dich nichts an."
Tränen füllten Laylas Augen. Sie kam auf ihn zu und verpasste ihm eine Ohrfeige.
Er stand wie erstarrt da, ließ es einfach zu. Noch nie hatte er erlebt, wie Layla ihre Fassung verlor, sie war von ihrer Mutter strengstens darauf trainiert nie ihre Gefühle zu zeigen.
"Ich bin deine Verlobte, ich habe ein Recht darauf zu wissen, wo du bist!", zischte sie hasserfüllt.
Alan zog wütend die Augenbrauen zusammen. Das ging zu weit. "Du hast kein Recht auf gar nichts, was mit mir zu tun hat. Du nicht das Recht in meinem Bett zu schlafen, du hast nicht das Recht mir vorzuschreiben was ich zu tun hab und hast kein Recht Liebe von mir zu verlangen, wo keine ist. Verschwinde von hier!"
An diesem Punkt wichen die meisten vor ihm zurück, zeigten Angst, doch sie blieb stehen, die violett blitzenden Augen immer noch hasserfüllt auf ihn gerichtet.
Ein paar Tränen lösten sich und rollten ihr über die Wangen. "Glaubst du, mir gefällt, diese beschissene Verlobung? Ich könnte dich nicht mehr hassen und der Gedanke mit dir eine Familie gründen zu müssen, macht mich krank, aber ich gehorche meiner Familie. Ich bemühe mich wenigstens meinem Haus Ehre zu bringen. Du hast mir von Anfang an immer nur die kalte Schulter gezeigt, du könntest dich wenigstens bemühen es für uns beide einfacher zu machen." Layla schrie hysterisch und so laut, dass er sich nicht gewundert hätte, wenn das ganze Dorf sie hören könnte.
Ungläubig wich er vor ihr zurück. "Du wolltest meine Schwester, als Baby im Wald aussetzten, weil ich ihr mehr Aufmerksamkeit als dir geschenkt habe und da waren wir gerade mal neun Jahre alt. Was glaubst du, warum ich dir die kalte Schulter zeige? Du bist eine verdammte Hexe!", brüllte er ihr ins Gesicht.
Inzwischen heulte sie hemmungslos und ihre Nase lief.
"Mama hat gesagt, ich soll es machen."
Ungläubig beobachtete Alan, wie die schöne Frau vor ihm zusammenbrach, gefangen in dem Bann ihrer Mutter.
Er wusste wie sie sich fühlte, nicht nur weil er selbst den Druck auf seinen Schultern trug, sondern, weil ein Teil von ihm sie immer noch kannte, dieses Mädchen, dass damals seine Freundin gewesen ist. Das Mädchen, das immer versucht hatte, ihrer Mutter zu gefallen, aus Angst und aus dem angeborenen Wunsch nach Anerkennung, den jedes Kind hatte. Nur was passierte, wenn diese Anerkennung, diese Liebe, nie kamen?
Selbst Alan erinnerte sich an die Hand seines Vaters die anerkennend über seinen Kopf strich und seine tiefe Stimme, die ihn in den Schlaf wog.
Layla murmelte den Satz immer wieder vor sich hin, wie eine kaputte CD:
"Mama hat gesagt, ich soll es machen."
Alan öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber von der donnernden Stimme seines Vaters unterbrochen: "Das reicht jetzt! Jack begleite Layla bitte nach Hause. Alan ich muss mit dir reden."
Jack kam schnell angehuscht und packte Layla am Arm, um sie Treppe runterzuführen. Keinen schien es zu interessieren, dass sie nur Unterwäsche anhatte.
Sein Vater bedeutete Alan ihm zu folgen, doch dieser schüttelte nur den Kopf und ging in sein Zimmer. "Du kannst mich mal!", sagte er leise und knallte die Tür hinter sich zu. Er erwartete schon, das Brüllen seines Vaters und Schläge an der Tür zu hören, aber es blieb still. Erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen und sein Blick fiel auf Laylas Mantel, den sie auf den Boden geworfen hatte. Er würde ihn nachher rausschmeißen.
Mit Laylas gequältem Gesicht vor Augen schlief er ein, sein Herz einer alten Freundin nachtrauernd.
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