13. Bist du etwa verliebt?
Oh, I remember you driving to my house
In the middle of the night
I'm the one who makes you laugh
When you know you're 'bout to cry
And I know your favorite songs
And you tell me 'bout your dreams
Think I know where you belong
Think I know it's with me
-Taylor Swift „You belong with me"
Samstagmittag kamen Anni und Mary mit zwei Übernachtungstaschen zu mir.
Ich füllte ein paar Cookies in eine Schüssel, schenkte uns allen Apfelsaft ein und ging damit nach oben in mein Zimmer, wo sie schon warteten. Wir setzten uns in einen Kreis auf den beigenen, flauschigen Teppich vor meinem Bett.
"Kein Alkohol?", wollte Anni enttäuscht wissen, als ich ihr den Apfelsaft reichte.
"Nein du Säufer, wir haben keinen", antwortete ich lachend.
Anni zuckte nur mit den Schultern und nahm einen Schluck.
Ich beugte mich grinsend vor. "Also Anni, hast du uns nicht was zu sagen?".
Misstrauisch sah sie mich aus ihren klaren, blauen Augen über den Rand des Glases hinweg an. "Nicht das ich wüsste, wieso fragst du?"
Ich zuckte betont beiläufig mit den Schultern und lehnte mich wieder zurück. "Na ja ich habe mich gefragt, ob da vielleicht ein Junge ist, der dir gefällt."
Anni schüttelte langsam den Kopf. "Nein, überhaupt nicht."
"Sicher?"
"So ziemlich. Ja."
" Dann erklär mich doch mal was auf Keilas Party mit dir und Paul passiert ist", wagte ich den Schuss in Blaue.
Anni wurde blass.
Ich hatte getroffen. "I-i-ch weiß nicht, wovon du redest", stotterte sie entsetzt.
Ich lachte triumphierend. "Ha! Ich wusste es! Man sieht aus Kilometern Entfernung, dass sich etwas zwischen euch verändert hat."
Anni stellte ihr Glas ab und verschränkte die Arme vor der Brust. "Gar nicht", widersprach sie trotzig.
Nachsichtig lächelnd sagte ich: "Wir finden es so oder so raus. Der einfachere Weg wäre, wenn du es uns einfach erzählst."
Anni warf Anni einen hilflosen Blick zu, den diese schulterzuckend erwiderte. Schließlich seufzte sie ergeben. "Okay."
Insgeheim gab ich mir ein High-Five. Anni war ja so leicht zu knacken.
"Also am Wochenende vor drei Monaten, nachdem du gegangen bist, hat Keila ne riesen Party geschmissen", begann Anni ihre Erzählung. "Paul und ich haben uns getrennt, aber später nach ein paar Drinks, sind wir irgendwie auf der Tanzfläche aufeinandergestoßen. Wir tanzten und das eine führte zum anderen und..."
Mary und ich beugten uns neugierig zu ihr vor. "Und?"
Anni seufzte. "Und wir küssten uns und... mehr."
Ich schnappte erstaunt nach Luft. "Habt ihr etwa-"
"Nein natürlich nicht!", schnitt Anni mir entsetzt das Wort ab. "Irgendwann, kam so ein Mädchen. Sie hat ihn angeschrien und eine riesen Szene gemacht, da bin ich gegangen."
"Wow. Und ihr habt nicht darüber gesprochen?"
Anni schüttelte den Kopf und starrte vor sich auf den Teppich. Sie wirkte traurig. "Nein, du kennst ihn ja. Ich bin nur eine von vielen."
Ich runzelte die Stirn, da hatte sie leider recht.
Wie auf ein Zeichen rutschten Mary und ich gleichzeitig auf Anni zu und umarmten sie.
"Ich wusste nicht, dass du ihn auf diese Weise magst", murmelte ich betroffen.
Sie lehnte sich gegen meine Schulter. "Ich auch nicht."
Ich wollte ihr noch weitere tröstende Worte zuflüstern, als es plötzlich klingelte. Da meine Mom und Brad noch im Geschäft waren, musste ich aufmachen.
Mich entschuldigend stand ich auf und lief schnell die Treppe runter. Sauer, dass ich in so einem Moment gestört wurde, riss ich die Tür auf, entschlossen, die Person dahinter sofort wegzuschicken. Allerdings war ich nicht auf die roten Augen und das schöne Gesicht vorbereitet gewesen.
Schnell trat ich zu ihm raus und lehnte die Tür hinter mir an. "Alan! Was machst du hier?", zischte ich überrascht.
Er suchte mit seinen eindringlichen Augen forschend mein Gesicht ab. Er sah besorgt aus. "Ich wollte mich nur vergewissern, ob es dir gut geht, nach gestern Morgen."
Hitze stieg mir ins Gesicht, als ich mich wieder an meine Heulattacke erinnerte und daran, dass er mich in die Arme genommen hatte. Gott war das peinlich.
Ich senkte den Blick und presste mein Rücken gegen die Tür.
"Mir geht es gut. Nett von dir, dass du dir Sorgen gemacht hast, aber du kannst wieder gehen." Ich wollte wieder rein, aber er hielt mich zurück.
"Warte, für heute habe ich einen guten."
Ich wandte mich ihm wieder zu und setzte ein etwas gezwungenes Lächeln auf. "Schieß los", forderte ich ihn auf.
Er machte dieses Ich-unterdrücke-mein-Lachen-Gesicht, wie vor jedem Flachwitz, den er erzählte und das ich unheimlich süß fand.
"Was hat ein Mann ohne Beine?", er machte eine kleine Pause und gab sich dann die Antwort. "Erdnüsse."
Ich brauchte einen Moment, bis ich ihn verstand, aber als es soweit war, konnte ich nur in sein fröhliches Lachen mit einstimmen. Stolz klopfte ich ihm auf die Schulter.
"Deine Witze werden immer besser", lobte ich ihn.
Er grinste. "Ich weiß."
Für ein paar Sekunden lang sahen wir uns schweigend an. Eine stille Verbundenheit umgab uns, geknüpft als ich ihm etwas anvertraut hatte, was noch nicht mal meine engsten Freunde wussten.
Schließlich räusperte er sich. „Also dann, Tschau!"
"Bye!", rief ich ihm hinterher, als er den kleinen Gartenweg zum Zaun entlang ging.
Immer noch lächelnd ging ich wieder hoch in mein Zimmer, wo Anni und Mary sich inzwischen über das Fußballteam unterhielten und darüber, wie gut es an diesem Tag anscheinend gespielt hatte.
Ich war nicht hingegangen, weil es mich nicht interessierte und weil ich keine Lust auf Chris dumme Kommentare hatte, die mich seit der Abfuhr, die ich ihm erteilt hatte, verfolgten.
"Wer war's?", wollten Anni und Mary wissen, sobald ich wieder saß.
Ich zuckte mit den Schultern. "Nur der Postbote", log ich, da ich noch nicht bereit war ihnen von Alan zu erzählen, beziehungsweise in Marys Fall, genaueres über ihn zu sagen.
"Und wie sieht's bei dir aus Mary? Kein Typ, der dir gefällt?", nahm ich den Faden wieder auf, im Versuch von mir abzulenken.
Mary schüttelte entschieden den Kopf und senkte den Blick.
"Sicher?", bohrte ich neugierig geworden nach.
"Ja sicher!", erwiderte Mary überraschend laut und energisch.
Ich beschloss nicht weiter nachzuhaken, angesichts ihrer, für ihre Verhältnisse heftigen Reaktion.
Anni schien auch verwundert, ließ das Thema aber ebenfalls fallen, was sie sonst so gut wie nie machte.
„Also gut, dann ruf ich hiermit die jährlichen Monopoli-Übernachtungsmeisterschaften aus."
Ich stand auf, um das Spiel zu holen und um dem unangenehmen Schweigen zu entkommen.
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