Hair [27]
Jeongin brauchte Kaffee. Dringend.
Dass er in eine Art Abhängigkeit rutschen würde, hätte er nie für möglich gehalten. Aber dank Hwang Hyunjin, dessen schwarzer Haarschopf ihm schon von weitem auffiel, als er zu ihm trabte, stahl sich diese "Sucht" in sein Leben.
Genau wie die Sirene selbst.
"Ich wäre dafür, dass wir uns erst einen Kaffee bei Starbucks holen und uns dann zu dem Friseur meines Vertrauens begeben, okay? Gut, dann los!"
Das war typisch für den Älteren. Er redete einfach drauf los, hielt nichts von festgelegten Floskeln der Gesellschaft wie Begrüßungen, sondern kam gleich zum Punkt. Ehrlicherweise hatte Jeongin das Gefühl, der Größere wollte keine Zeit verlieren, als würde er versuchen gegen sie anzukämpfen. Dabei waren sie unsterblich. Das Spektrum der Zeit sollte sie eigentlich nicht weiter behelligen. Aber irgendwie traf dies bei Hyunjin nicht zu. Innere Ruhe schien er nicht zu kennen, obwohl er nach Außen hin einen soliden Eindruck machte, was nicht hieß, dass Jeongin alles von ihm wusste. Irgendetwas schien der Ältere ihm zu verschweigen. Der Blauhaarige würde ihn heute mal darauf ansprechen.
"Woher kennst du diesen Friseur deines Vertrauens eigentlich?", wollte Jeogin wissen und blickte den Schwarzhaarigen von der Seite aus an. Der Drache musste sich beherrschen, um nicht gleich mit dem Sabbern anzufangen. Es gab keine unattraktiv Seiten von Hwang Hyunjin.
"Ach, Soobin und ich kennen uns schon Jahrzehnte! Er war meine erste große Liebe."
Jeongins Gesicht ruckte automatisch zu der Sirene hinüber, die Gesichtszüge entglitten ihm und er öffnete den Mund, um ihn gleich wieder zu schließen. Es schien ihm, als hätte Hyunjin ihm gerade das Geheimnis der Welt erklärt.
Der Ältere stieß ihn zur Seite und lachte.
"Guck nicht so wie ein Fisch! Das gibt Falten!"
Der Drache schüttelte den Kopf, sah dem Schwarzhaarigen in die Augen und schüttelte wieder den Kopf.
"Er hat mich verlassen, weil er seinen Seelenverwandten gefunden hat."
Jeongin schwieg, weil er keine Antwort wusste. Was sagte man in diesem Moment? Sprach man sein Mitleid aus oder Glückwünsche? Beides klang in seinen Ohren grauenvoll. Zum Glück erreichten sie das Starbucks und konnten auch sogleich bestellen. Erleichterung durchflutete den Drachen, als sie sich anderen Themen widmeten. Danach lotste die Sirene sie durch die Gassen und Straßen des Districts Nines, bevor sie vor einem kleinen, unscheinbaren Laden zum Stehen kamen.
"Chaos Chapter" zierte in großen unregelmäßigen Buchstaben die Wand über der Ladentür. Es wirkte trotz des Names einladend und ehe sich Jeongin versah, wurde er auch schon von Hyunjin an der Hand hinein gezogen.
"Herr Ober! Ihren besten Tisch", rief der Ältere einmal quer durch den Laden, was den Drachen erröten ließ. Seine Hand fand den Platz noch immer in der des Größeren und er verdammte seinen Körper, dass er kribbelte und es ihm gefiel.
"Hyunjin-Hyung! Freut mich, dass ihr hergefunden habt", tönte ein tiefe Stimme, dessen großer, athletischer Körper gerade durch den hinteren Raum trat.
Das musste Soobin sein.
Sein ehrliches Lächeln und die Art und Weise wie er auftrat, ließ in Jeongin ein Gefühl der Schwerelosigkeit fallen. Der Seraphim verbeugte sich kurz und zog Hyunjin kurzerhand in seine Arme, bevor Jeongin dasselbe widerfuhr. Die Wärme, welche auf ihn übertragen wurde, ließ seine Flügel kurz Flattern. Nähe war noch immer ein Unterfangen für den Blauhaarige, vor allem, wenn es seine Flügel betraf. Er hatte noch immer Probleme sich beim Anziehen nicht in seinen Schirts zu verheddern. Zum Glück war die Modewelt in dieser Hinsicht blickig, denn sie erfanden Oberteile die man sich wie Jacken anzog, nur das der Klett-oder Reißverschluss hinten war. Außerdem bot es kleine Schlitze für die Flügel, damit sie hindurch passten.
Der Blauhaarige ihnen gegenüber blickte vielsagend zwischen ihm und Hyunjin hin und her, bis er mit dem Finger schnippte und eine Reihe von Arbeitsutensilien tanzend durch die Luft auf sie zu schwebten. Dann bat er sie beide ohne viel drumherum zu einem jeweiligen Platz. Jeongin hatte sich gerade auf seinem Stuhl platziert, als ein pinkhaariger Fae hinter ihm auftauchte, der durch eine Art Portal gestolpert kam. Sein Grinsen sprach Bände und der Drache wusste sofort, dass er in guten Händen war. Während Soobin sich um Hyunjin kümmerte und die beiden sich herzlich verstanden, fühlte sich Jeongin etwas fehl am Platz. Irgendwie überflüssig.
"-werden soll?", hörte er es plötzlich und der noch Blauhaarige sah in den Spiegel, um den Fae dabei zu sehen, wie er ihn fragend musterte.
"Freut mich, ich bin Yeonjun, wie sollen deine Haare werden?"
Kurzum nickte der Jüngere und erklärte dem Friseur, wie er seine Haare gern hätte. Yeonjun hörte ihm aufmerksam zu und begann dann mit seiner Arbeit. Der Pinkhaarige hatte etwas an sich, was Jeongin nicht greifen konnte. Er mochte es mit ihm zu sprechen. Normalerweise war er recht schüchtern, aber bei dem Fae wirkte sich seine Gefühlslage ganz anders aus. Sie alberten rum und erzählten einander über alles, was für sie von Belang hielten.
Und er empfand es als würden sie einander schon ewig kennen.
"Was läuft zwischen dir und Hyunjin?", wollte der Ältere wissen, wobei er die Tönung seiner Haare nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Jeongin begann nervös auf seinem Stuhl herumzurutschen. Er sagte nichts, wusste gar nicht, wie er darüber sprechen sollte. Irgendwas war da, das wusste der Drache, nur wie er es Hyunjin jemals preisgeben konnte, war eine ganz andere Sache. Lieber würde er es mit in sein Grab nehmen, als ihre derzeitige Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Er wagte einen Blick zur Seite und bemerkte, dass Hyunjin ihn nachdenklich musterte.
"Ich denke, du weißt, dass Soobin und er mal ein Paar waren, ansonsten wärst du nicht hier. Aber das was die beiden damals hatten, ist nichts im Vergleich, was zwischen dir und der Sirene knistert."
Jeongin sah den Größeren über seine Schulter an. Erst jetzt bemerkte er das dünne, beinahe unsichtbare Band zwischen Soobin und ihm.
Seelenverwandte, hauchte sein Innerstes.
"Die unglaublichsten Dinge im Leben, mein Lieber, sind nicht nur Gegenstände. Es sind Menschen, Wesen, Plätze, Erinnerungen und Bilder! Ihre Gefühle und ihre Momente und ihr Lachen und ihre Persönlichkeiten."
Nach fast zwei Stunden verabschiedeten sich die beiden nun Blondhaarigen und genossen den warmen spätnachmittaglichen Wind. Langsam zeigte sich der Sommer in zaghaften, sanften Schritten. Die Sonne blieb länger, die Tage wurden wärmer und Jeongin spürte, dass die eisige Winterdepression langsam abklang.
Sie schlenderten entlang der Promenade, ehe sie beschlossen sich auf einer Bank niederzulassen. Die Sirene blickte zum blassblauen Himmel, seufzte schwer und für einen Moment huschte Trauer über sein attraktives Gesicht. Jeongin setzte sich alarmierend auf, denn ein Hwang Hyunjin kannte keine Traurigkeit, zumindest nicht in seiner Gegenwart. Allerdings zeigte er es auch nie im Beisein eines anderen.
"Was ist los?", fragte Jeongin behutsam, beinahe flüsternd, als hätte er diese Worte nie gesagt. Man sah dem Blonden an, dass er mit sich haderte, dass er nicht erzählen wollte, was tief in seiner Seele wie ein bleiernder Anker hing.
"Meine Schwester leidet an Lungenkrebs", hauchte der Blonde. Jeongin versteifte sich. Mit schlechten oder traurigen Nachrichten konnte er bisher nie sonderlich gut umgehen. Er hatte das Gefühl, niemand konnte das so recht.
"Sie ist fünf, so zierlich und klein und wunderschön wie eine Blüte zu Beginn ihrer Reise."
Jeongin strich dem Älteren über seine Hand, spendete ihm stillen Trost, denn er wusste nicht, was er sagen sollte. Kein Wort der Welt könnte den Schmerz lindern, den die Sirene tagtäglich durchlitt. Hyunjin griff in sein Jackentasche und holte sein Portemonnaie heraus. Darin befand sich ein kleines Passfoto von einem Mädchen mit Haut wie Porzellan, einem Lächeln das verkündete sie sei die Sonne und einer Fröhlichkeit, die nicht einmal in dem Bild versteckt blieb. Sie war eine Göttin.
"Und sie wird nicht älter als sechs."
Ein zitterndern Atem wich aus dem Mund des Größeren, während er das Bild betrachtete. Die Hoffnungslosigkeit in seiner Stimme stach wie Nadeln in seine Haut. Hundertfach, nein, tausendfach. Hyunjin liebte seine Schwester, wie Blumen das Sonnenlicht. Wenn seine Schwester eine war, herrschte Hyunjin als König der Sonnen über ihr, um sie zu schützen. Aber selbst die fragilsten Lebewesen der Welt konnte man mit den härtestens Waffen nicht beschützen.
"Ich liebe sie. Ich möchte sie beschützen. Denn Liebe hört nicht auf. Sie wird kommen, für alle von uns. Manchmal taucht sie auf und es ist schnell und hart, langsam und sanft, kränklich und schmerzhaft, blühend und wunderschön. Sie wird kommen", sagte Hyunjin und blickte zu dem breiten, strömenden Fluss, der sich durch den District Nine wandte wie eine Schlange.
"Wie wird sie aussehen?", fragte Jeongin neugierig und beobachtete den Blonden von der Seite. Trotz dieser Enthüllung konnte Jeongin seine Gedanken nicht verhindern.
Und er stellte einmal mehr fest:
Hwang Hyunjin war ein Adonis.
Ein, von der Großen Mutter geschaffener, Gott, dessen Abbild niemals vollständig in einem Bild, einem Gemälde oder irgendetwas eingefangen werden konnte. Dafür war er zu wild, zu frei für diese Welt. Was den Jüngeren oft neidisch machte, denn der Ältere würde sich niemals von irgendjemanden sagen lassen, wie er sein Leben zu leben hatte.
"Wie eine Möglichkeit, wie Hoffnung für die Zukunft, wie Leben. Sie wird aussehen wie Leben."
Jeongin lächelte, als er sich vorstellte, wie Liebe Leben war. Er hatte sich noch nie wirklich verliebt. Vielleicht mal einen kleinen Crush auf ein Mädchen oder einen Jungen in seiner Klasse, aber diese Gefühle waren schnell verflogen. Bis er Hyunjin getroffen hatte und er von seiner Ausstrahlung, seinem Auftreten, seinem vollkommen unkomplizierten Sein überrannt wurde. Bis dahin kannte er Liebe nur aus Büchern und Serien und Filmen, wobei er wusste, dass diese Lektüren nur bedingt einfangen und wiedergeben konnten, was Liebe wirklich war.
Der Blonde hatte verstanden, was es hieß, Liebe zu fühlen, denn er fühlte es bei Hyunjin.
Die Sirene wirbelte zu ihm herum und bevor Jeongin reagieren konnte, trafen Hyunjins Lippen die Seinen. Und es fühlte sich an wie Millionen prickelnder Kometen, die mit einer Sanftheit auf ihn niederprasselten, dass er sich vollends in diesem Kuss verlor. Jeongin fiel. In die Tiefe aus Licht, und Leben, wo alle negativen Gedanken und Gefühle zu Rauch verpufften. Auch wenn Hyunjins Schwester im Sterben lag, würde er als älterer Bruder sie beschützen, vielleicht sogar einen Weg finden, um sie zu retten.
Sie lösten sich von einander und der Drache blinzelte der Sirene entgegen, die ihn angrinste als hätte er etwas Verbotenes getan.
"Wenn sich das Leben tausend mal wiederholt, du bist ist. Du wirst es immer sein."
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Guten Abend meine lieben Leserinnen und Leser! Aus Frust kommt heute schon ein Kapitel, da ich mich eigentlich heute freitesten wollte, aber mein Freund und ich noch immer positiv sind.....
Mittlerweile schmecke und rieche ich auch nichts mehr und glaubt mir, dass ist richtig ätzend. Es ist irgendwie eine doppelte Bestrafung. Ich sollte essen, ich muss essen, auch im Hinblick auf meine Magersucht, aber Essen schmeckt nach gar nichts und ich möchte nur noch hinschmeißen und kapitulieren.
Hinzu kommt, dass meine Chefin nicht begeistert ist, dass ich fehle und mich deswegen schon angeschauzt hat.
Offiziell bin ich durch mit allem heute.
Aber nun zu den freudigen Nachrichten, umd zwar das Kapitel!
Was haltet Ihr davon? Findet Ihr es genauso knuffig wie ich?
Hwang Hyunjin
Choi Soobin
Choi Yeonjun
Oben sieht man Yang Jeongin
Feel free to comment!
Erin🌸
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