11. Kapitel - "Du bist ein Feigling, Jones."
Ich machte mich auf dem Weg zu meiner Hütte. Zeitgleich schreib ich Liam eine SMS, dass er mich vor meiner Hütte treffen sollte. Ich hatte ihm noch nichts von meiner Erkenntnis erzählt und wollte es ihm unbedingt noch sagen.
"Hey, Zo", er umarmte mich.
"Hi."
"Was sagte der Test?"
"Ich glaube du wirst mir viel beibringen müssen", scherzte ich.
"Hexe!"
"Hexe, Vampir, Gestaltwandler."
"Zo, das ist unglaublich! Josh hat mir gesagt, dass ich mit diesem Ergebnis nicht rechnen werde und er hatte recht!"
"Josh hat dir nichts weiteres gesagt?"
"Er sagte, dass er denkt du würdest es mir gerne selbst sagen."
"Da hat er recht gehabt. Bist du sauer auf mich?"
"Sauer? Weil du es ihm zuerst gesagt hast?", fragte er und ich nickte. "Nein. Bin ich nicht. Er war einfach im richtigen Moment da und es hat gepasst. Da muss man nicht sauer sein. Ich wäre sauer geworden, wenn die ganze Schule es vor mir wissen würde, aber das ist ja nicht passiert."
"Das stimmt."
"Du siehst müde aus. Geh am besten schlafen und ruh dich aus. Du hast jetzt Gewissheit, was du bist und wirst spätestens Freitag Gesprächsthema Nummer eins sein."
"Warum? Und warum erst am Freitag?"
"Freitag ist der Workshop Tag. Du wirst zu drei Workshops gehen. Andere gehen nur zu einem. Andere zu zwei Workshops. Du..."
"Zu drei Workshops", ich sah es schon vor mir, wie mich alle als Freak bezeichnen würden und sich über mich lustig machen werden.
"Das, was du gerade denkst wird nicht passieren. Dich werden alle beneiden. Jeder hätte gerne so viele Gene. Du kannst hexen, sehr gut hören, sehen und riechen. Du bist schnell und kannst deine Gestalt ändern. Du wirst beneidet werden."
"Ich will einfach nur ganz normal sein."
"Normal kann jeder. Sei einzigartig. Sei du selbst. Sei einfach Zo, okay? Man wird dich lieben. Man kann dich nicht nicht lieben. Alle, die du bis jetzt kennst sind hin und weg von dir. Isaac ist so neidisch dich noch nicht getroffen zu haben."
"Danke, Liam. Das ist echt lieb von dir", ich umarmte ihn. "Und sag Josh bitte, dass ich ihm dankbar bin, weil er es dir nicht gesagt hat."
"Mach ich. Träume was schönes. Versuch von deiner Mum zu träumen. Sobald du sie siehst, sag ihr, was du ihr sagen möchtest. Vielleicht verschwindet sie sofort wieder."
"Liam?"
"Frag nicht, warum ich dir das sage. Probier es einfach", er zwinkerte mir zu und verschwand in der Dunkelheit. Als ich die Hütte betrat sah ich, dass Sky, Mya und Ally bereits in ihrem Zimmer waren. Ich nahm mir eine Schüssel, meine Cornflakes und Milch, die Ally mir gekauft hatte und aß meine zweites Abendessen. Alles war still.
Ich hörte nur den Fluss, der fast direkt neben unserer Hütte lag. Das Schulgelände hatte nur einem Zaun. Dieser ging vom Village Creek rüber zum Turkey Creek. Die beiden Flüsse waren die beiden anderen Grenzen. Sie trafen sich rechts vom Eingang und somit formte sich ein Dreieck als Geländefläche. Ein Dreieck, welches ich in Mathe ohne Lineal wahrscheinlich genauso ungenau gezeichnet hätte. Eine gerade Linie und zwei Linien, die sich wie Flüsse ihren Weg durchs Gelände des Parks erkämpft hatten. Obwohl es bei mir wahrscheinlich keine einzige gerade Linie gegeben hätte. Mathe war noch nie mein Fach gewesen. Und Kunst... Es gab Elefanten, die besser zeichnen konnten als ich. Mathe und Kunst zusammen - die absolute Katastrophe. Das fanden auch meine Lehrer an der High School. Nach drei Kunststunden wurde mir empfohlen den Kurs zu wechseln, da ich es geschafft hatte innerhalb von drei Stunden den ganzen Raum komplett zu verschönern. Ich hatte die Farbeimer auf dem Boden nicht gesehen und bin geradewegs gegen den roten Eimer gelaufen. Tollpatschig wie immer, verlor ich das Gleichgewicht und schüttete den gelben Eimer um. Rutschte auf der Farbe aus, die zu allen Seiten spritzte und fand meinen linken Fuß im grünen Eimer wieder. Das war meine erste Kunststunde. Und die beiden anderen liefen zwar nicht so katastrophal, aber auch nicht gerade sonderlich gut ab.
In Mathe hatte ich nur gute Noten, da mein Lehrer selbst nichts verstand und wir während der Klausuren reden konnten.
Ich spülte meine Schüssel im Waschbecken aus und machte mich Bett fertig.
"Steh auf! Es gibt gleich Frühstück!", Ally klopfte an meine Tür.
"Hexe bist du wach?", schrie Sky.
"Ja", brummte ich und zog meine Decke übers Gesicht. Der erste Schultag.
"Wir haben hunger!"
"Ich komme!" Ich setzte mich hin und streckte mich. Ich war gestern sofort eingeschlafen und hatte nicht an meine Mum denken können.
"Zo!" Ich stand auf, zog mich schnell an und ging ins Wohnzimmer.
"Wir kommen nach dem Essen nochmal her und ziehen uns um", erklärte Mya. Sie hatte wahrscheinlich meinen Blick bemerkt, der auf ihrer Jogginghose lag.
"Okay, dann mach ich das morgen auch so. Wollen wir los?", fragte ich und wir liefen zum Speisesaal. Liam saß bereits am Tisch.
"Wo ist deine Klette?", fragte Sky.
"Beide meiner Kletten haben ein Vampir-Meeting", seufzte Liam.
"Warum bist du nicht dabei?", fragte ich.
"Ist nur was für Vamps, die das Gen als dominantes Gen haben. Zo, hat es denn geklappt?"
"Nein. Ich bin einfach eingeschlafen."
"Was hat geklappt?"
"Mya, es hat nicht geklappt", verbesserte ich sie und sah Liam an. "Genau. Was hätte das bringen sollen?"
"Du hättest deiner Mutter im Traum begegnen können."
"Du", Ally verschluckte sich an ihrem Wasser, "hast ihr geraten ihren Traum zu kontrollieren?"
"Ich habe ihr geraten in den Traum ihrer Mutter zu gelangen."
"Liam, das schaffen wir nicht mal!"
"Was ist das?", fragte ich.
"Erfahrene und trainierte Hexen können nicht nur ihre eigene Träume kontrollieren, sondern auch in Träume von anderen Menschen auftauchen und diese steuern."
"Das ist krass", sagte ich fasziniert.
"Krass gefährlich", sagte Ally. "Wenn jemand in deinen Traum einbricht und diesen steuert kann er alles machen. Es gibt Mädchen, die in ihren Träumen vergewaltigt wurden und sich danach erhängt haben, da es sich so real anfühlt. Andere werden erstochen oder wie auch immer getötet und landen am Ende im Krankenhaus, da sie damit nicht umgehen können, plötzlich doch wieder zu leben. Anderen wird vorgespielt, dass ihre Familie verschwunden ist. Die Liste geht weiter und nichts ist unmöglich."
"Sowas können aber nur mächtige Hexen", fügte Liam hinzu.
"Und wir wissen beide, wer mächtige Hexen auf seiner Seite hat, Liam", mischte sich Mya ein.
"Diese Leute wurden gefoltert. In ihren Träumen. Das ist schlimmer als im echten Leben gefoltert zu werden. Man sieht die Spuren nicht bei den Opfern. Das ist schlau, denn sie werden als psychisch krank eingestuft und weggesperrt, so wie er es gerne wollte. Würde man sie im echten Leben foltern wären Beweise vorhanden und die Leute würden ernst genommen werden. Überrascht, dass ich so was weiß?", Sky sah Liam an und ihre Augen funkelten. "Rate mal, wo meine Großmutter gestorben ist. Im Krankenhaus. Eingesperrt und nicht ernst genommen, da man keine Spuren an ihrem Körper gefunden hatte."
"Du kannst mir nicht das vorwerfen, was mein Großvater tut, Skylar", sagte Liam ruhig und ich bewunderte ihn für seine Gelassenheit. Wahrscheinlich war er es bereits gewohnt.
"Du solltest dich vielleicht mal fragen, was richtig ist, du Verräter", schrie Sky und die ganze Halle unterbrach die Gespräche. Alle Augen waren auf Sky und Liam gerichtet.
"Glaubst du ich wäre hier, wenn ich genauso wäre wie er?", schrei auch nun Liam wütend und stand auf. Sky ebenfalls. Beide sahen sich wütend an und Sky begann zu knurren. Liam streckte seine Hand aus.
"Du bist ein Feigling, Jones."
"Ach wirklich?"
"Du versteckst dich und glaubst, dass jeder dir aus der Hand frisst und dir vertraut. Werwölfe vertrauen einem nicht so schnell. Das liegt an unserer Vergangenheit."
"Es schadet nicht nach vorne zu sehen, Sky!"
"Wenn ich nach vorne sehe, dann sehe ich dich heulend auf dem Boden liegen, weil ich dich fertig gemacht habe."
"Komm doch her, Hund!"
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„I would rather walk with a friend in the dark, than alone in the light." - Helen Keller
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