𝑁𝑒𝑢𝑛𝑡𝑒𝑠 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: ɪᴄʜ ʜᴀssᴇ ɪʜɴ!
„Eigentlich", es dauert ein paar Atemzüge bis ich den Satz fortsetzen kann. „Bin ich gekommen, weil ich dir noch eine Chance geben wollte!"
„Und jetzt willst du das nicht mehr?", fragt Niall.
„Du hast sie verspielt." Als ich mich aufsetze, dreht sich alles um mich herum und ich glaube ich sehe Sterne. „Ich dachte, du bist vielleicht doch ganz nett. Ich dachte du hast mir deine Karte gegeben, damit ich mal auf eine Cola bei dir im Boxclub vorbeikomme. Aber jetzt weiß ich, was du eigentlich vorhattest!"
„Achja, was denn?"
„Du wolltest mich töten!" Ich lasse mich zurückfallen, während mir Naill's Lachen in den Ohren klingelt.
„Ich töte grundsätzlich keine Typen mit Puddingarmen! Also los, ich mache aus dir einen Mann mit einem echten Bizeps! Steh auf!"
„Tut mir Leid, das geht nicht. Ich kann nie wieder aufstehen!" Selbst das sprechen fällt mir schwer. Offenbar habe ich meinen Kiefer bei den Übungen so sehr angespannt, dass jetzt sogar meine Muskeln im Gesicht schmerzen.
Im nächsten Moment packt Niall meine Hände und reißt mich hoch. Die Boxhandschuhe fallen von meiner Brust hinunter auf den Boden. Mir ist so schwindelig, dass ich gegen ihn taumele und mich an ihm festhalten muss. Baer ich bin längst über den Punkt hinaus, wo ich mir über fehlende Distanz Sorgen machen könnte.
„Das geht vorüber, versprochen!"
Niall trägt ein Muskelshirt und an ihm sind definitiv mehr Muskeln als Shirt.
Sobald ich mein Gleichgewicht wiedergefunden habe, lasse ich ihn los und trete einen großen Schritt zurück.
„Schnapp dir die Handschuhe und komm mit!"
Ich bin daran versucht die Boxhandschuhe aufzuheben und sie ihm an den Hinterkopf zu werfen, aber das wird er bei meiner Kraft wahrscheinlich nicht mal spüren. Zumal die Dinger längst nicht so schwer sind, wie ich dachte.
„Wieso sind die Pink? Ist das hier die Anfängerfarbe? Ich finde das diskriminierend!"
„Nein, die sind einfach noch von einem Event übrig. Wir hatten da so eine Geschenkaktion. Also, quatsch nicht rum, Baldy und komm mit!"
Er führt mich zu einer Stelle, an der Wand hinter den Boxsäcken, holt etwas aus einem Metallregal, das so aussieht wie Handschuhe, die ein Tellergerichts Polster haben. Dann dreht er sich zu mir um. Alles an ihm ist ein Grinsen. Seine blauen Augen, seine schmalen Lippen, sogar sein über Ansatz von Bart scheint mich auszulachen.
Meine Hände sind verschwitz und ich habe Mühe in die Boxhandschuhe reinzukommen. Der Daumen ist angenäht und am Handgelenk lassen sie sich mit einem Klettband verschließen. Nachdem ich den einen Handschuh anhabe, fühle ich mich wie amputiert. Ich kann unmöglich den zweiten anziehen, wenn ich nur noch eine einzelne Faust zu Verfügung habe.
Niall stößt ein Seufzen aus und nimmt mir den zweiten Handschuh ab, um mir die Öffnung hinzuhalten. Als ich drin bin, wickelt er mit einer geübten Bewegung das Band um mein Handgelenk und schlüpft in seine eigenen.
„Schlag auf meine Pratzen!"
In meinem Gesicht muss ein sehr großes Fragezeichen stehen, denn er verdreht die Augen. Er hebt seine beiden Hände höher, sodass ich die gepolsterten Handflächen direkt vor meinem Gesicht habe.
So nennt man die Dinger also.
Das ganze kommt mir einfach nur lächerlich vor. Als wäre ich ein Kleinkind, dass unbeherrscht auf etwas eindrischt.
Halbherzig hebe ich meine rechte Faust und drücke sie gegen Niall's Handschuh.
„Willst du mich verarschen?" Er schüttelt den Kopf. Sein Grinsen ist verschwunden und hat einem entgeistertem Ausdruck den Platz gemacht. „Eine Einzelstunde bei mir kostet 130 Pfund! Willst du mir jetzt beweisen, dass ich die nicht Wert bin, oder was?"
Oh verdammt! 130 Pfund? Ist das sein Ernst?!
„Tut mir leid, aber wenn du vorhattest mir eine Boxstunde zu geben, dann hättest du mich vorher nicht durch Tony schleifen lassen dürfen! Ich hab wirklich keine Kraft mehr!" Zum Beweis lasse ich meine Arme an meinen Seiten hinunterbaumeln.
„Bullshit!", sagt er. „Du bist gerade mal aufgewärmt!"
Aufgewärmt? Ich fühle mich so schlapp wie eine Kaulquappe!
„Baldy, du verschwendest meine Zeit! Nimm das linke Bein nach hinten und verdammt, reiß dich zusammen!"
„Schlag zu, rechts!", sag er an.
Ich beiße die Zähne zusammen und boxe so fest es geht gegen den Handschuh, aber Niall stößt nur ein genervtes Stöhnen aus.
„Oh man, da wartet aber noch viel Arbeit auf uns! Du bist so ein Weichling!"
Dieser Arsch! Ich hole aus und schlage noch einmal zu. Noch ein Wort und ich kann nicht garantieren irgendwann aus Versehen sein Gesicht zu treffen. Nur leider wird das nicht passieren, merke ich nach dem ersten Schlag, denn Niall hat eine unfassbar schnelle Reaktion. Er sieht schon Sekunden vorher, was ich machen werde. Na gut, wahrscheinlich eher Minuten vorher!
Ich bin einfach nur lahm! Und er ist eine verdammte Maschine!Um seinen Mund liegt ein Schmunzeln und ich beiße immer fester die Zähe zusammen.
„Rechts!", bellt er. „Links, Rechts, Links!"
Immer im Wechsel. Er lässt mich erst gerade schlagen und dann überkreuzt. Ich stelle frustriert fest, dass mein linker Arm sogar noch schwächer ist, als mein rechter. Ich hab das Gefühl nicht mehr Kraft zu besitzen, als der kleine Tucker. Okay, wahrscheinlich ist selbst Tucker fitter im Gegensatz zu mir.
Irgendwann spricht Niall seine Anweisungen nicht mehr laut aus, sondern hält mir nur noch die richtige Pratze hin. Sein Rhythmus wird schneller und ich werde immer wütender, weil ich so wenig Kraft besitze.
Rechts, Links, Links, Rechts, Rechst, Links, Rechts, Links, Links, Rechts.
„Komm, da geht noch mehr!", treibt er mich an und erhöht das Tempo erneut. Seine Handflächen kommen mir entgegen. Mir läuft abermals Schweiß über die Stirn und mein Atem pfeift. Aber ich hole weiterhin aus. Weil Niall offenbar Lage noch nicht mit mir fertig ist.
„Auf wen bist du eigentlich so sauer?", fragt er mich zwischen den Schlägen.
„Ich bin nicht sauer!", keuche ich meine Antwort heraus.
„Ha! Erzähl mir keinen Scheiß! Du hast mich in Louis' Zimmer angeschrien, als hätte ich deine Katze überfahren!"
„Ich habe keine Katze!" Rechts, Links, Rechts, Rechts, Links. „Und wenn, dann bin sauer auf mich!"
„Okay Baldy, das kapier ich, aber ich glaube du solltest lieber auf jemand anderen sauer sein, als auf dich! Es war scheisse von mir, dich so zu überfallen, aber was ist passiert, dass du so viel Angst vor mir hattest?"
„Das geht dich nichts an!" Meine Schläge werden langsamer, aber nicht schwächer. Mit voller Wucht treffe ich das Polster.
„Geht es um ein Mädchen?"
„Nein!"
„Um einen Typen?"„Ja!"
Meine Faust rammt hart gegen Niall's Hand und das erste mal spüre ich, dass er gegenhalten muss.
„Mach das nochmal, genau so!"
„Ja!", schreie ich und lasse meine Faust gegen seine Handfläche prallen.
„Stell dir vor, dass die Pratze das Gesicht dieses Typ's ist! Schlag ihm einfach eins in die Fresse!"
Mein Boxhandschuh knallt gegen seine Hand. Und noch einmal.
„Ist er nur ein kleines Arschloch, oder ein richtiger Wichser?", fragt Niall.
„Ein richtiger Wichser!", fauche ich.
„Dann schlag ich nicht so, als hätte er nur heimlich deine Post gelesen! Reiß ihm richtig den Arsch auf!"
Meine Fäuste fliegen nach rechts und links und auf einmal kann ich gar nicht mehr damit aufhören.
Ich habe so viel Wut in mir! Und das erste mal kann ich sie einfach rauslassen. Das Gefühl ist unvorstellbar befreiend. Zwar kann ich mir kein Gesicht dazu vorstellen, weil ich nicht weiß, wer der Mann ist, der mich betäubt hat, aber das ist im Moment völlig egal! Das einzige was zählt ist der Druck, den ich endlich ablassen kann. Dieses feige Schwein! Ich denke an seine Hände und an das Foto. Ich denke an meine Angst und die Übelkeit. Und daran, dass ich wegen ihm meinen Collegeplatz verloren habe. Ich prügle wegen meiner Mum auf ihn ein und weil ich sie angelogen habe. Wegen meiner Schwester Gemma. Und wegen meiner Haare. Ich hasse ihn für das, was er mir angetan hat! Und noch mehr hasse ich ihn für seine beschissene Feigheit! Ich hasse ihn! Hasse ihn! Hasse ihn!
„Wow wow wow!", ruft Niall aus und weicht ein Stück zurück.
Das ist längst kein Sport mehr, ich bin längst völlig außer Kontrolle geraten. Ich setze Niall nach und dresche auf seine Hände ein.
„Stop Baldy, stop! Jetzt kannst du wieder damit aufhören! Hey hey hey, du bist hier safe! Wir trainieren nur!"
Beim nächstem Schlag fängt er meine Hand umständlich mit beiden Pratzen auf und legt dann die Arme um mich. Für einige Sekunden umklammert er meinen Oberkörper und ich keuche wie ein Stier an seinem Hals. Bevor ihm wohl bewusst wird, was er da tut und er mich schnell von sich schiebt.
„Sorry, ich wollte dich nicht festhalten, aber du warst gerade wo ganz anders!"
„Tut- Es tut mir Leid!"
„Alles okay, Baldy?"
„Ich heiße Harry!", japste ich. „Verdammt!"
„Ich wusste du bist ein Tier, aber lass dich nicht von deinen Gefühlen beherrschen! Du könntest wirklich jemanden verletzen!" Er stößt ein angestrengtes lachen aus. „was meinst du? Hast du genug für heute?"
Ich nicke und versuche meinen keuchenden Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Das war gut. Ich fühle mich völlig ausgepowert und total fertig, aber gut. Der Schweiß läuft mir über Gesicht und Arme, meine Glieder brennen genauso stark wie meine Lungen und heute Abend werde ich wahrscheinlich sterben vor schmerzen, aber das ist egal. Das war es definitiv wert!
„Nicht schlecht für einen Anfänger! Ich spendiere dir ausnahmsweise einen Drink!" Er klopft mir erst auf die Schulter und rubbelt mir dann mit beiden Pratzen über den Kopf. „Gut gemacht!"
Es ist verrückt, aber Niall's Worte tuen mir unglaublich gut. Dieses Training und sein Lob ist das beste, was mir in letzter Zeit passiert ist. Okay, nicht ganz. Louis' Umarmung ist nur schwer zu toppen.
Wir gehen zu dem langen, beleuchteten Tresen im Eingangsbereich, an dem Yuna gerade andere Kundne bedient. Niall verschwindet dahinter und taucht einen Augenblick später mit zwei Gläsern wieder auf. Eins davon schreibt er mir vor die Nase. Mein Herz schlägt schneller und im ersten Augenblick kann ich nur daran denken, dass es nicht sicher ist. Eine verschlossene Flasche wäre mir tausendmal lieber. Dann schüttele ich diesen Gedanken ab. Das hier ist ein Boxingstudio und keine Studentenparty von irgendwelchen Fußballpennern. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich das Zeug auch trinke. Es ist milchig gelb und sprudelt.
„Was zum Teufel ist das?!"
„Nur ein Drink, der deinen Elektrolythaushalt wieder ausgleicht, nachdem du geschwitzt hast wie ein Bär!"„Ich hab nicht geschwitzt wie-" Ich schaue an mir hinab. Mein Shirt ist vor Nässe drei Nuancen dunkler als vorher. Okay, ich sehe es ein: ich habe geschwitzt wie ein Bär!
„Schmeckt das denn?"
„Yuna behauptet es wäre das beste, was sie je in ihrem Leben getrunken hat!"Meine Hände zittern so sehr, dass ich beide brauche, um das Glas hochzuheben und an die Lippen zu setzten, ohne etwas zu verschütten.
„Aber ehrlich gesagt glaube ich, sie tickt nicht ganz sauber! Wir haben eine Kooperation mit dem Hersteller, also kann ich den Leuten schlecht sagen, dass das Zeug widerlich ist, oder?"
Ich habe einen Riesen Schluck im Mund, als Niall mit dieser Info hinausrückt und am liebsten würde ich ihm das Gesäuf ins Gesicht spucken. Es ist sauer und erinnert mich stark an den Reiniger, den man verwendet um eine Kaffeemaschine zu entkalken. Mein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, als ich es herunterwürge.
„Und was ist das in deinem Glas?"
„Apfelschorle!" Sein ganzes Gesicht besteht nur noch aus Zähnen, so breit grinst er mich an. Er hat ein bisschen Ähnlichkeit mit Venom, wenn er das macht.
Ich klappe den Mund auf, um ihm ganz genau zu sagen, was ich von ihm halte, aber dann zögere ich. Immerhin hab ich das Zeug umsonst bekommen, während andere für ihren Kalkreiniger Geld ausgeben müssen.
„Tu mir einen Gefallen.", sage ich schließlich. „Wenn du mich das nächste mal zu einem Drink einladen willst, erinnere mich daran, dass ich mir vorher die Speiseröhre heraus operieren lasse!"
Niall lacht so laut, dass die Leute sich zu uns umsehen. „Du bist süß, Chico!", und prostet mir zu.
Mit Todesverachtung hebe ich das Glas noch einmal an. So schnell lasse ich mich von ihm nicht kleinkriegen. Ich habe immerhin sein Training und Tony, den Sadisten mit dem Seil überlebt!
„Wenn du morgen-", er schüttelt kurz den Kopf. „Wenn du... in ein paar Tagen wiederkommst, sage ich Tony er soll dir den Russian Twist mit dem Battle Rope zeigen!"
Ich reiße die Augen auf. Das klingt furchtbar! Nach einer Foltermethode des KBG.
„Lieber nicht."
„Ich hab' jetzt gleich den nächsten Kunden, aber überleg es dir! Mit dem rosafarbenen band kannst du den ganzen Monat kostenlos trainieren. Danach sind es 50 Pfund im Monat."
„Gibt es einen Studentenrabatt?"
„Bist du denn Student?"
Okay, erwischt!
„Vielleicht bald!"
Er steht auf und drückt mir freundschaftlich die Schulter. „Dann werde ich darüber nachdenken!"
„Niall?"
„Ja?"
„Danke, dass du mich eingeladen hast!"
„Das war eigentlich Louis' Idee, aber ich soll es dir nicht sagen!"
Mein Mund formt sich zu einem überraschtem ooh. Ich starre ihn an und schlucke.
„Warum sagst du es mir dann?"
Dieser Kerl ist unglaublich!
„Ich bin kein verdammter Priester! Wenn ich denke, dass du das wissen solltest, dann sage ich es dir halt. Falls du dich bei ihm revanchieren möchtest: In der Old Compton Street findest du Wingsmans, Louis steht auf das Essen da!"
Diese Info wirft er mir einfach so vor die Füße, trinkt den letzten Rest seiner Apfelschorle aus und geht.
♡︎♡︎♡︎
Hello (:
Ein sehr kurzes Kapitel, aber: iN dEr KüRzE lIeGt DiE wÜrZe
ASOOO FROHES NEUES JAHRRRRR
es wird sich eh nichts verändern, aber egaaaall
Ich hab mir meine Haare kurz gecutted und weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll 🚬🤠
ABER: ich freu mich schon aufs nächste Kapitel hehe
All the fookin love <3
J
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