Kapitel 48...Der alte einsame Mann

                                                                             °°°SAM°°°

Irgendwann holte mich dann der Jetlag ein und mein Körper verlangte seinen Tribut. Ich war duschen gegangen, nachdem das Abendbrot beendet war. Ich wünschte allen eine gute Nacht und suchte mein Zimmer auf. Totmüde fiel ich ins Bett. Ich hatte gut geschlafen und dachte weniger an meine Eltern.

Am nächsten Morgen wurde ich durch den Kaffeeduft, der durch das Harper - Haus schlich, aufgeweckt. Ich liebe Kaffee, ein Muss an jedem Morgen, ohne das Koffein entwickelte sich der Tag zu einem total üblen Desaster. Für mich war es der Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Milch, für andere ist es die Zigarette oder Kaugummi oder eine heiße Nummer von Sex, bevor es zur Arbeit geht.

Ich richtete mich im Bett sitzend auf und streckte alle Glieder von mir, als es kurz darauf an der Tür klopfte. "Ja bitte?", reagierte ich noch etwas müde. Die Tür ging leise auf und Fran steckte ihren schwarzhaarigen Kopf herein. Ihr Haar war heute sehr streng zu einem Dutt gewickelt. "Das Frühstück Miss Stanford!", und sie schob einen Servierwagen ins Zimmer.

Ich schlug die Decke zurück und kroch darunter hervor und kniete mich auf meiner Zudecke auf meine Beine hin. "Nur Kaffee Fran...Bitte!...Nur Kaffee mit einem Schuss Milch...Danke sehr!"

"Misses Georgia meinte, Sie sollten ordentliches Frühstück bekommen wie in ihrem Hotel, bevor Sie aufstehen!", berichtete Fran mir. Von Georgia kam also dieses..."Fran! Mir ist es egal, was Misses Georgia von mir verlangt. Ich möchte nur Kaffee. Mehr brauche ich nicht, um den Tag zu beginnen!"

"Ich kann nicht mit einem vollen Servierwagen zurück!", entgegnete Fran verängstigt.

"Lassen Sie es hier ruhig stehen, Fran! Ich nehme es nachher mit hinunter und schmuggle es zu Ihnen in die Küche.", half ich Fran aus der Patsche. Wegen mir sollte sie keinen Ärger bekommen. Manchmal Frage ich mich wirklich: Was für eine herrische Person war diese Georgi? Sie konnte einem wirklich den Tag verhageln.

"Dankeschön Miss Sam! Das ist sehr nett von Ihnen!" Sie nickte mir dankbar zu.

"Sind alle von der Familie schon auf, Fran?"

"Der kleine Billy schläft noch. Mister Allan und Mister Max sind heute morgen schon zeitig in die Stadt gefahren. Misses Georgia sitzt für gewöhnlich im Salon und liest die Morgenzeitung und telefoniert. Die anderen gehen ihrem Job nach.", erzählte mir Fran von der Routine in dieser Familie.

"Dankeschön Fran! Sie können dann gehen."

Fran nickte und drehte sich zur Tür um und verließ mein Zimmer. Ich sprang aus den Federn, nahm mir eine Tasse Koffein von dem Servierwagen und goss etwas Milch aus dem Kännchen dazu, genehmigte mir einen Schluck davon und stellte die Tasse auf meine Kommode am Fenster mit Blick auf die Stallungen. Danach eilte ich ins Bad und verrichtete meinen morgentlichen zwanzig minütigen Badezimmer - Aufenthalt. In Sportsachen verließ ich mein Zimmer. Den Servierwagen schmuggelte ich leise am Esszimmer im Erdgeschoss vorbei. Manchmal erwischte ich mich mit einem Schmunzeln dabei, als ob ich auf einer geheimen Mission wär. Ich übergab ihn an Fran, die sich in der Küche bereits um das Mittagessen kümmerte. Ich gab ihr stumm mit einem gehobenen Daumen das Zeichen, dass sie beruhigt sein konnte, dass es niemand mitbekommen hatte. Ich konnte sehen, wie erleichtert Fran aufatmete. Dann verließ ich das Haus. Die Sonne schien und es war warm. Ich zog mir die dünne Jacke aus und band sie mir um die Hüften. Die Ärmel verknotete ich vor meinem Bauch und dann ging es los. 

Mein Weg führte mich zuerst durch die Stallung. Ich wollte nach den Pferden sehen. "Guten Morgen Miss Sam!", kam es aus einer der Boxen. 

"Guten Morgen Mister Bernhardt!", grüßte ich ihn hellwach. 

"Gut geschlafen?", fragte er mich weiter und kam mit einer Karre aus der Box heraus. Sie war mit frischem Stroh gefüllt und obendrauf lag etwas Heu, das er alles mit einer Heugabel auf die belegten Boxen verteilte. 

"Ja! Das habe ich! War ein langer Tag gestern. Sie sind früh auf Mister Bernhardt!.", stellte ich fest.  

"Das ist hier normal bei uns. Wir stehen hier mit den Hühnern ganz zeitig auf, Miss Sam."

"Ah ja!", flüsterte ich und schaute auf meine Uhr am rechten Armgelenk...na gut: sieben Uhr dreißig. Ist eine annehmbare Zeit. Daheim wäre ich schon ein paar Stunden eher auf den Beinen.

"Wo sind die Pferde?", fragte ich ihn, denn die Boxen waren leer und ich schob ihm die Karre zur nächsten Box. Er stach mit der Gabel hinein und hob sie an und brachte das Aufgespießte in die Box. "Wir haben sie heut morgen gegen fünf Uhr auf die Koppeln gebracht. Die Sonne war schon etwas aufgegangen. Unsere Pferde mögen es dabei zuzusehen, wie sie höher steigt."

"Ah! Lauter kleine Astrologen im Stall also.", antwortete ich darauf neugierig und der Stallmeister schmunzelte. "Ja genau! Sie sagen es Miss!" Vor der letzten Box öffnete er die Tür weit. "Sie können die Karre hinein fahren und das Heu auskippen. Hier, die Gabel und schön ausbreiten Miss Sam."

Ich tat, was er sagte und fand es gar nicht so schwer. Gestern fand ich es etwas anstrengender. Es lag wohl daran, dass ich müde und geschafft und von dem Flug erledigt war. Dann drückte ich ihm die Gabel in seine Hände nach getanem Auftrag, stellte die Karre auf dem Gang ab und bedankte mich dafür ihm helfen zu dürfen.

"Drehen Sie noch eine Runde, Miss Sam?", rief er mir nach.

"Ja! Mir etwas die Beine vertreten und mich etwas umsehen!", antwortete ich ihm.

"Verlaufen Sie sich nicht! Das Gelände ist riesig.", wies er mich darauf hin.

"Ich weiß!", und ich winkte ihm nochmal zu, ehe ich meinen Lauf wieder aufnahm, der in Richtung Koppel eigentlich führen sollte.

Mitten im Lauf stoppte ich meine sportlichen Betätigung, als ich von irgendwoher ein aufgeregtes Gackern vernahm. Ich sah mich um und erschrak mich, als plötzlich ein aufgescheuchtes braun - weiß - gefiedertes Huhn mit ausgebreiteten, flatternden  Flügeln aufgeregt vor meiner Nase von rechts nach links flitzte und gackerte dabei wütend vor sich hin, was das Zeug hielt. Ich blieb abrupt stehen und sah dem aufgeregten Huhn nach.
"Ach du meine Güte!...Aaah!...Ein Huhn...Hier gibt's Hühner?...Wo kommt das denn her?"

Ich weiß nicht, wie weit ich von den Stallungen der Pferde entfernt war, doch hinter dieser zweiten, etwas kleineren Stallung konnte ich noch mehr lautes Gegacker und Geschnatter hören. Ich ging langsam weiter in diese Richtung des Lärms und sah nach. Ich stellte zu meiner Überraschung fest, dass es hier auch Federvieh gab und das nicht wenig, als ich um die Stallecke bog. Ein lautes Muhen ließ mich in meinem Lächeln inne halten. Hier herrschte also ein regelrechter Bauernhof - Betrieb.

Wer kümmert sich denn um all diese Tiere?, fragte ich mich.

Weit und breit war niemand zu sehen und keine Stimmen waren zu hören, die sich vielleicht unterhielten. Ich lief weiter auf den kleineren Stall zu. Dort erblickte ich einen in die Jahre gekommen älteren Mann, der auf einem Schemel saß und eine Kuh melkte. War das Großvater Bowden, von dem Max gestern gesprochen hatte? 

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