Kapitel 42...Der Abend vor dem Flug: Darauf einlassen oder Rückzug?

°°° SAM °°°

Heute war also der besagte Tag, an dem Max mich nach New York schleifen wollte. Okay! Ich berichtige mich: Er hat mich eingeladen, ihn an diesem Wochenende nach New York zu begleiten...zu seiner Familie und zu seinem Sohn Billy, der dort im Moment in Obhut von Max Familie war...Was immer Max noch zu regeln hatte, bis Billy wieder ins Hotel zurückkehren würde...keine Ahnung was er damit meinte. Gemeinsam sollte es heut morgen also losgehen, alle schliefen noch...oder fast alle. Im Hotel wird jetzt wohl schon reges Treiben herrschen. Meine Arbeit fehlte mir jetzt schon. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Ich würde mit Max ein paar Tage weg sein und etwas Zeit mit ihm verbringen. Die eine Seite meines ICHs sträubte sich dagegen. Doch die andere Seite freute sich innerlich...Dann sollte uns doch nichts im Wege stehen, wenn es mit Max Limousine zum Flughafen geht.

An dem Abend vor dem Abflug erging es mir nämlich noch ganz anders. Ich wollte einen Rückzieher machen und den Schwanz einziehen....

Nennen wir es mal so: Ich wollte ein Versprechen brechen! Wie vielversprechend von mir!...

Was man versprochen hat, muss man auch halten.

Und das...naja...Lassen wir das! Das schlechte Gewissen plagt mich schon genug...Also weiter im Text!...

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...Ich hatte an dem gestrigen Abend noch eine lange Unterredung mit meinen Eltern, dass ich an diesem Wochenende nicht im Hotel sein würde. Ich dachte bereits, dass sie mir mit Gegenargumenten kommen würden, dass dies keine so gute Idee wäre, doch da hatte ich mich wohl geirrt. "Und ihr schafft es wirklich ohne mich?" fragte ich meine Eltern, noch nicht ganz davon überzeugt, dass sie es gutheißen würden, mal ein Wochenende auf mich zu verzichten. Im Grunde genommen hatte ich ja Samstags Zeit für mich, aber die steckte ich lieber immer in die Küche und half für gewöhnlich Mister Brooks beim Kochen.

Denn das war ein Ritual, das meine Tante Helen zu ihren Lebzeiten angerührt hatte. Und nun führte ich es weiter, um es für sie im Andenken zu bewahren. Mister Brooks wird dann wohl an diesem Wochenende ohne mich in der Küche köcheln. Nein, allein wird er nicht sein. Es sind noch die anderen Helfer bei ihm, die ihn tatkräftig unterstützen werden. Am nächsten Wochenende bin ich doch dann wieder im Hotel und mit von der Partie, was das Kochen für unsere Gäste oder Durchreisende angeht.

Aber das war nicht der einzige Grund, weshalb ich nicht mit Max fliegen wollte. Da war noch jemand, der meine Hilfe bedurfte...mein Vater. Ich weiß, du wirst jetzt sagen, meine Mutter ist doch auch noch da und Louise und Forester, Alex, Tom und all die anderen. Du hast ja recht! Mit meinem Vater verbindet mich sehr viel. Er ist, seit Tante Helen nicht mehr bei uns ist, gleich ER, mein Vater und SIE, Tante Helen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn etwas in meiner Abwesenheit mit ihm geschiet. Ich würde mir für den Rest meines Lebens Vorwürfe machen, wenn ich nicht bei ihm bin, um ihn....Daran möchte ich glaube jetzt nicht denken müssen...

Er ist alt genug, um auf sich selbst zu achten...ich weiß! Aber er kann trotz tausender Ermahnungen seiner Ärzte und seiner Familie über die Strenge schlagen und wieder zum Kleinkind werden. Wer denkt denn da schon an seine Gesundheit, wenn man als Kind viel mehr Spaß und Freude an den Dingen hat, die man tut, weil sie verboten sind. Okay! Als Erwachsener gibt es auch so manche verbotene Sachen. Doch das hält meinen Vater nicht davon ab, es im erwachsenen Alter ebenfalls zu tun. Ich nenne hier nur mal schnell ein Beispiel: Herumtollen mit Billy in der Hotellobby.

Doch trotz aller Versicherungen, dass man auf ihn achten würde, konnte und wollte ich nicht fliegen und ihn hier zurück lassen.

"Okay! Ich sehe schon, ihr verbündet euch beide gegen mich...Ich kann mich noch so dagegen sträuben hier zu bleiben. Dann werd ich wohl oder übel mit ihm fliegen müssen. Obwohl mir das nicht gefällt."

"Er hat sich auf den Kochunterricht eingelassen!", erinnerte mein Vater mich daran, der sich mittlerweile in Bewegung gesetzt hatte, um sich die Beine zu vertreten. Mag sein, dass er damit recht hat, aber musste ich diesem Harper gleich meine Seele verschreiben und mit nach New York fliegen? Vielleicht wurde es ja der größte Reinfall und seine Familie kann mich nicht ausstehen...

"Das musst du selbst herausfinden!", antwortete meine Mutter neben mir und sie strich mir über die rechte Wange. Als ob sie gerade meine Gedanken lesen konnte. Sie durchschaut mich des Öfteren. Wir dachten oft gleich, als ob uns der siebente Sinn miteinander auf ewig verband. Mein Vater nickte zustimmend und gab mir somit sein Verständnis mit Max diesen Ausflug zu machen. Er versprach mir, auf meine Mutter und die anderen zu hören, damit sein Herz ihn nicht abstoßen würde. Er sagt das doch nur, damit ich beruhigt auf mein Zimmer gehe und meine Koffer für dieses Wochenende packe. Na schön alter Mann! Ich glaube dir und werde jetzt genau das tun, was ich eigentlich abschmettern wollte.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging langsam zufrieden, aber doch etwas mit innerlicher Unruhe in Richtung Wohnzimmertür und meinte noch nicht ganz überzeugt: "Ihr ruft mich an, wenn ihr mich braucht oder die Kacke am Dampfen ist. Wenn Not an Frau sein sollte, zögert nicht und nehmt keine Rücksicht auf mich, ja? Ruft an!", bat ich meine Eltern, bevor ich in meinem Zimmer verschwand, da ich mich nun doch breitschlagen lassen hatte.

Vielleicht wird es ja doch ein Super - Wochenende.

°°°

Ich zog meine Reisetasche unter dem Bett hervor und legte ihn auf die Plüsch Teddy Bettwäsche.

Meine Mutter war mir gefolgt und betrat mein Zimmer. Sie wollte mir beim Packen helfen. "Du machst dir zu viele Sorgen mein Kind!" Sie trat an mein Bett heran und nahm eine von meinen T - Shirts zwischen ihre Hände und legte es Reisetaschegerecht zusammen. Ich öffnete die Tasche und sie legte das T - Shirt hinein. "Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal richtig Urlaub hatte.", begann sie mir nachdenklich zu erzählen und schnappte sich als Nächstes meinen Pyjama, der ebenfalls ihrer Zusammenfaltordnung zum Opfer fiel. In ihren Händen ruhte er nun und sie setzte sich dazu aufs Bett und schaute auf meine Sachen, die ich bereits auf meinem ganzen Bett verstreut hatte.

"Es ist lange her, seit wir dem Hotel mal den Rücken gekehrt haben. Wenn ich so darüber nachdenke, hatten wir außer unseren Flitterwochen überhaupt keinen Urlaub.", schwelgte meine Mutter nebenbei in ihrer Vergangenheit und sah in die Reisetasche hinein.

Ich bekam erneut ein schlechtes Gewissen meinen Eltern gegenüber. Ich würde das Wochenende in New York verbringen und mich von der ganzen Arbeit ausruhen und allem den Rücken kehren, meinen Spaß vielleicht haben...oder auch nicht...und bisschen Zeit haben, um mir über einige Dinge Klarheit zu verschaffen. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Eltern im Stich lassen würde mit all der ganzen Arbeit im Hotel. Ich überlegte kurz und entschloss mich dazu, die Reisetasche wieder auszupacken und räumte meine Sachen zurück in den Schrank.

"Was tust du denn da?", fragte meine Mutter mich aufgeregt und erhob sich blitzartig von meinem Bett.

"Ich...Ich kann nicht einfach so wegfliegen und lasse euch hier allein zurück.", detterte ich, während ich meine Sachen zurück in den Kleiderschrank stopfte. "...Ihr steckt bis zum Hals in Arbeit. Ich werde hier gebraucht, Mum! Dad geht es nicht besonders gut und ich verschwinde von hier? Auf keinen Fall werde ich das tun! Ich werde wieder auspacken wie du siehst und ich werde hier bleiben. Soll er doch allein zu seiner Familie fahren. Wenn nun etwas mit Dad passiert und ich werde nicht bei ihm sein? Was dann? Wer wird auf ihn und auf dich aufpassen, während ich fort bin?", fragte ich verängstigt und mit Tränen in den Augen. Es lag mir sehr viel an meinem Vater. Ich hatte Angst um ihn, jeden Tag. Ich wusste, wenn er ohne Aufsicht sein würde, dann schlägt er über die Stränge und verausgabt sich. Doch genau das hatten die Ärzte ihm verboten, um das neue Herz zu schonen.

Doch die Überredungskünste meiner Mutter ließen mein schlechtes Gewissen schwinden. "Na schön!", grummelte ich, trocknete mir mein Gesicht und begann erneut meine Reisetasche zu packen. Meine Mutter holte die Sachen wieder aus dem Schrank heraus und legte sie ordentlich wieder in die Reisetasche zurück.

"Erhole dich in New York und bestell Billy liebe Grüße von uns. Wir werden die paar Tage auch ohne dich und Max auskommen. Wenn irgendetwas mit deinem Vater sein sollte, werde ich dich sofort anrufen...Versprochen! Und wenn es ihm gut geht, werde ich mich hüten deine Nummer zu wählen, um dich aus deinem Urlaub zurückzuholen...Du hast es verdient, Sam! Mach dir keine Sorgen! Du brauchst die Auszeit und wenn es nur drei Tage sind...Du hast genug gearbeitet...für uns , deinem Vater und mich...vor allem für dich selbst und für deine Tante Helen...Also packen wir und dann essen wir was."

Ich schniefte etwas vor mich hin und musste mir eingestehen, sie hatte recht. Genug gearbeitet...vorerst...Urlaub...Ich komme!

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