Kapitel 4...Kleine Verwünschungen
°°° SAM °°°
Es waren vier Wochen vergangen, seit ich mein Leben ohne meine Tante Helen versuchte zu meistern.
Jeden Morgen tauschte ich die Blumen in der Vase neben dem Computer auf der Empfangstheke mit einem frischen kleinen Strauss aus. Das war Tante Helens morgendliches, tägliches Ritual, das ich von ihr übernommen habe.
Eine neue Woche begann und bisher verlief der Montagmorgen sehr ruhig und beständig. Ich beobachtete das Kommen und Gehen unserer Gäste. Einige verschwanden im Restaurant zum Frühstück, andere verliefen sich in die Kaffee - Bar, in der meine Mutter Theresa tätig war. Abigail und Sally halfen ihr dabei Kaffee und Kuchen an die Gäste zu bringen. In meinen halbstündigen Pausen verbrachte ich Zeit mit meiner Mutter und sie stopfte mich mit Kuchen oder Keksen voll, die aus der Stadtbäckerei geliefert worden oder durch ihre neuen Rezepte entstanden waren.
Unsere grosse, Sprossen - Terrassentür zum Park war geöffnet und die Gäste konnten sich auch dorthin ihr Frühstück und ihren heißen Kaffee bringen lassen...ins Freie. Ich checkte an diesem Morgen die Liste im Computer, ob wir heute noch ein paar neue Gäste zu erwarten hatten und danach telefonierte ich nach oben auf die Etagen, ob ich mich zur Zimmerkontrolle aufmachen konnte.
Unsere Zimmermädchen und Zimmerjungs sind fleißig und emsig. Sie legen ein gutes Tempo in ihre Reinigungsarbeiten. Wir haben sehr höfliche, nette und liebe Zimmermädchen und Zimmerjungs. Sie sind professionell in dem, was sie tun. Sie arbeiten in Schichten und sind flexibel. Sie müssen ein gutes Auge für's Detail haben und arbeiten in Teams. Ihre Aufgaben sind die Reinigung der Zimmer: Betten machen, Bad und Toilette säubern, benutzte Handtücher gegen frische ersetzen und die Gästebäder mit fehlenden Hygieneartikeln bestücken. Sie bringen Ordnung unter der Respektierung der persönlichen Sachen und Gegenstände unserer Gäste. Sie unterstützen den Wäscheservice, bügeln die Tischwäsche. Manchmal überlege ich, ob wir nicht eine hauseigene Wäscherei haben sollten. Das wäre vielleicht mal ein Punkt für die Tagesordnung, den ich mit meinem Vater besprechen könnte.
Genauso gehören die Flure, die Lifte, unsere Büros und Garderoben dazu, die von unseren Reinigungskräften mit gesäubert werden. Für die Einteilung ist meine Mutter verantwortlich. Vorher hat das Tante Helen getan. Jetzt leitet meine Mutter dieses Housekeeping - Team. Unsere Zimmermädchen und Zimmerjungs tragen Uniformen und geeignete Schuhe für diese Arbeit. Natürlich haben einige von ihnen ihre Unterkunft in unserem Hotel, sowie Verpflegung. Auch unserem Hausmeister gehört eine Wohnung in unserem Hotel.
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Mein Blick auf mein rechtes Handgelenk, wo meine Armbanduhr saß, verriet mir, Alex war seit über einer halben Stunde verschwunden. Welcher normale Mensch geht über eine halbe Stunde auf die Toilette? So hatte sie sich bei mir jedenfalls abgemeldet. Soll ich denn schon wieder allein die Rezeption schmeißen und mir die Zeit um die Ohren schlagen?
Es herrschte heute eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Na gut! Legen wir doch unser charmantestes Lächeln auf und behalten das Foyer im Auge.
"Guten Morgen Mister Gordon!..."
"Guten Morgen Miss Bones!...Schön, Sie zu sehen!...Willkommen!..."
"Wie haben Sie geschlafen?..."
"Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!...", und, und, und.
Meine Schicht lief bereits seit zwei Stunden...seit sechs Uhr morgens. Alex und ich haben die Frühschichtwoche und haben somit den Nachtportier abgelöst. Diese Nacht verlief ruhig, keine Vorkommnisse, keine Telefonate, um Zimmer zu reservieren oder einzuchecken. Das war wohl wirklich mal eine ruhige, entspannte Nacht neben den anderen Aufgaben des Nachtportiers. Auf den nächtlichen Rundgängen verlief alles friedlich.
Außer:
Heute morgen hatte der Nachtportier fasst den Weckruf vergessen. Eine Minute vor seinem Feierabend fiel es ihm ein. Also bat ich Alex, schnell vom Empfang aus, sich darum zu kümmern. Somit war der Empfang nicht unbemannt und ich übernahm die Aufsicht über den Aufbau des Frühstücksbüffets im Restaurant. Wir waren pünktlich um acht Uhr fertig, als die ersten Hungrigen nach Kaffee und Frühstück verlangend das Restaurant betraten.
Na gut! Widmen wir uns doch erstmal der Hausmeisterliste, sonst wird die heute nie mehr fertig. Was hab ich vergessen, dazuzuschreiben? Was war das doch gleich nochmal?
Und wieder sah ich auf die Uhr, die unter meiner weißen langen Ärmelbluse versteckt war. Dann suchte ich Tom mit meinen Augen. Wo steckt Caruso denn schon wieder? Ich hörte es irgendwoher rumpeln. Ich hob meine Augen von der Schreibarbeit und erblickte Tom. Er kam gerade durch die Drehtür, bepackt mit Koffern über beide Ohren und einer von denen war ihm vom Gepäckwagen entglitten und blieb auf dem hellroten Läufer zum Empfang liegen. Er hatte sich geöffnet und sämtliche Sachen, die darin eingepackt waren, lagen nun um den offenen Koffer herum verteilt. Ich zischte leise vor mich hin, denn das war ihm schon einmal passiert. Was mussten auch tausende von Koffern mit hergebracht werden? Wir hatten kleine Lädchen im Hotel, wo man Nachschub kaufen konnte. Und außerhalb des Hotels reihte sich auch ein Geschäft nach dem anderen, um den Einkaufsbummel zu erledigen.
Tom fluchte irgendetwas vor sich hin. So etwas wie ein "VERDAMMT!" bekamen meine Ohren zu hören. Tom sah zur Drehtür. Auf was wartete er denn noch? Will er die Sachen denn nicht wieder einräumen? Nein! Er schaute nach den anderen Gästen. Wieviel Aufmerksamkeit braucht er denn? Sollen die Gäste ihm etwa helfen, seine Unordnung auf Ordnung herzustellen? Ich glaub's ja wohl nicht?
Hat er gerade Luft geholt? Worauf wartet er noch? Auf Frühling oder MIttagessen? Ich war gerade auf den Sprung zu ihm, damit ich ihn rügen konnte, doch in diesem Moment bückte er sich und sammelte alle Stücke wieder ein und stopfte sie regelrecht in den offenen Koffer hinein. Naja! Unter Ordentlich verstehe ich etwas anderes. So schnell konnte ich nicht schauen, wie er den Koffer in Windeseile verschloss und ihn auf den Gepäckwagen hiefte.
Ich beschäftigte mich wieder mit der Liste für unseren Hausmeister Mister Clarkson, als ich eine Stimme meckern hörte. "Meine Güte!", schnaufte Tom total außer Atem. "Hat er seinen ganzen Kleiderschrank mit eingepackt?", und er fläzte sich an die Empfangstheke.
Ich schaute von der Liste auf über die Empfangstheke auf den Gepäckwagen. Das waren wirklich viele Koffer, alle Achtung! Von ein und der selben Firma, denn das Etikett an jedem Koffer verriet es mir. Wurde er von zu Hause raus geworfen? Oder zog er hier in eine kleine Hotelwohnung ein? Merkwürdig war das Ganze schon. Wer reiste denn mit so viel Gepäck? "Wem gehört das alles?", rang ich mich durch, diese Frage neugierig an Tom zu stellen, während ich wie bescheuert auf den Stapel von unzähligen Koffern starrte.
"Keine Ahnung wie der Kerl heißt. Der steht da draußen vor dem Hotel mit seiner Limousine und unterhält sich mit dem Fahrer...Verdammt!...Wie hieß er doch gleich nochmal?"
Tom schnipste mit seinem rechten Daumen - Zeige - und Mittelfinger in der Luft herum. Fehlte nur noch ein Hokus Pokus Simsalabim. Da hätte er doch gleich den Zauberstab zücken können und einen Harry Potter - Spruch bringen können. Wie lange braucht man eigentlich, um sich beim Schnipsen einen Knoten in die Finger zu machen?
Ich beobachtete seine dämliche Zeichensprache und sagte nebenbei zu ihm: "Keine Ahnung, wem du das Reisegepäck hinterher trägst? Irgendwem werden die Sachen schon gehören...Sei bitte in Zukunft mit den persönlichen Dingen unserer Hotelgäste etwas vorsichtiger, Tom!...Das darf nicht wieder vorkommen!", maßregelte ich ihn, während er vor mir stand und einen roten Kopf bekam. Wie konnte eine Frau ihn auch auf einen Fehler hinweisen? Er kann froh sein, dass ich ihn nicht an seinen ersten Fehler erinnert hab...auch Koffer unterwegs verlieren. Es waren beim letzten Mal zwei und darin befanden sich Frauendessous und...über den anderen Inhalt werde ich mich jetzt nicht äußern. Es war schon peinlich genug, dass sich so etwas auf unserem Teppich herum kullerte und teilweise vor die Füße anderer Gäste rollte.
"Verstanden Miss Stanford!", parierte er mit eingeschnappter Reaktion.
Ich trat vor den Empfang und blieb vor dem Haufen von Koffern stehen und suchte..."Sind die Koffer mit einem Namen versehen? Dann könnten wir schon mal im Computer nachsehen, welches Zimmer er gebucht hat und den Schlüssel und das Gästebuch bereit legen." Ich lief wieder um den Empfang herum und machte mich am Computer zu schaffen und öffnete die Anmelde - Datei.
Tom lief vor den Koffern auf und ab, hin und her und kniete sich hin und stand wieder auf. Jedes Etikett drehte er in seinen Händen und versuchte den Namen zu entziffern. Doch er hatte Schwierigkeiten, die Schrift zu lesen, die auf der kleinen Lasche stand. Das konnte ein lange Vormittag werden, wenn Tom weiter blind auf allen Vieren vor den Koffern hin und her kroch. Wie lange braucht er, um seine Knie dabei durchzuscheuern?, kam mir so in Gedanken und ich schmunzelte leise vor mich hin.
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