Kapitel 32...Kriegsrat

                                                                       °°°SAM°°°

Der Mensch lässt sich manchmal viel zu viel gefallen. Sei es die Respektlosigkeit, der Vertrauensmissbrauch oder die Unaufrichtigkeit oder die ausübende Macht über die Niedrigkeit. Alles zieht Nachteile mit sich, naja, fast alles, damit man sich Feinde für den Rest seines Lebens macht. Und wenn man dann feststeckt und Lösungen herzaubern muss, dann gibt es meistens nur noch eines...den Kriegsrat. Ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern, wann wir das letzte Mal davon Gebrauch gemacht haben. Denn wir fanden etwas im Büro auf dem Schreibtisch vor, was uns ziemlich merkwürdig erschien und uns Kopfzerbrechen bereitete. Für uns hieß es nun, ein Plan musste her und zwar schnell.

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Ich  war total aufgebracht und wütend im Büro meines Vaters eingetroffen und ging nun hastig vor ihm am Schreibtisch auf und ab.

"Verdammt Dad!...Wer hat sie uns empfohlen?...Wer hat sie angefordert?
...Wessen blöde Idee war das?", bombardierte ich ihn mit meinen Fragen. Ich ließ ihm kaum Zeit, auf irgendeine Frage davon zu antworten. Ich war tierisch sauer und stemmte meine Arme vor lauter Wut in die Hüften.

Die Augen meines  Vaters verfolgten meinen Marsch und er antwortete ratlos. "Ich weiß es nicht!..." Kurz und knapp vervollständigte er sie. "...Der Umschlag lag schon auf dem Tisch, als ich zur Arbeit früh eingetroffen war.", erzählte er mir.

"Du hast dein Büro über Nacht nicht abgeschlossen?", konnte ich mir diese Frage nicht verkneifen.

"Nein!...Warum sollte ich?"

"Genau das wäre ein Grund, um jeden Abend abzuschließen, Dad!...Hier kann jeder X - Beliebige hinein und alles auf den Kopf stellen...", machte ich ihm klar. "Hast du dir den Umschlag genauer angesehen?...Gibt es einen Stempel?...Briefmarken?...Ein Absender vielleicht? Oder hat jemand von unserem Personal etwas gesehen, wer dein Büro betreten hat?" Und schon wieder textete ich ihn mit meinen Fragen zu. Musste ihn denn das nicht nerven und gehörig auf den Wecker gehen? Anscheinend nicht, denn er reagierte ruhig darauf.
Mein Vater stand auf und suchte den Ordner

"Angestellte - Stanford - Hotel"

aus dem großen Metallregal heraus und ließ ihn auf den Schreibtisch fallen.

Ich nahm den Ordner zur Hand, drehte ihn zu mir herum, öffnete ihn und suchte die Bewerbung mit dem Umschlag von Sybil Steward heraus.

"Was willst du damit tun, mein Kind?", fragte er mich noch unwissend.
Ich fand ihn und entnahm ihn dem Ordner und schob diesen beiseite.

"DNA - Test, Schriftvergleich, Werdegang...! Die Polizei wird sich darum kümmern, wenn es brenzlig wird....Irgendjemand hat die Bewerbung geschrieben, wenn Sie es nicht war, wer dann?...Irgendjemand hat den Umschlag angefeuchtet und zugeklebt.
Solange nehme ich ihn an mich und verwahre ihn im Safe.
Mal sehen, welche Dummheiten Sie noch verzapft.", fuchtelte ich mit dem Umschlag in der Luft herum.

Mein Vater war etwas durcheinander. Er stellte sich jetzt sicherlich die Frage, von was redete seine Tochter da? Hatte sie etwa ihren Verstand verloren? Was hatte sie denn nur?

"Ich vertraue ihr nicht, okay?", gab ich meinem Vater zu verstehen. Und das war meine Meinung und die Wahrheit. Ich setzte mich meinem Vater gegenüber an den Schreibtisch.

"Ich hatte heute Morgen eine Auseinandersetzung mit Misses Steward!
Und wenn wir nicht auf unseren Arsch aufpassen, ist das bald nicht mehr unser Hotel, sondern ihres...Denn Sie will es haben, um jeden Preis!
Einen Fehler...noch einen einzigen großen Fehler muss sie begehen, dann kann sie ihre sieben Sachen packen und gehen!...Entweder finden wir Ersatz oder sie muss bleiben, bis Louise wieder gesund ist. Oder ich nehme die Arbeit noch auf mich."

Mein Vater stand auf und kam zur anderen Seite des Tisches zu mir und kniete sich vor mich und nahm meine leere Hand in seine.
"Es ist dir wirklich ernst!", meinte er besorgt.

"Ich dulde keine Lügner, Unruhestifter und Betrüger in diesem Hotel, geschweige in deiner Nähe oder in meiner!", knirschte ich durch meine Zähne.
Doch dann sprach ich fest entschlossen:
"Dad! Wir sind die Stanfords dieses stolzen Hotels. Und so wird es auch bleiben!
Ich werde alles dafür tun, dass es nicht in falsche Hände gerät.
Und das meine ich auch so, Dad.
NIEMANDEN!....Und wenn ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen muss, um Tante Helen wiederzubeleben. Es ist ihr Hotel, ihr Traum und auch deiner. Sie hat auch ein Wörtchen mitzureden."

Mein Vater war aufgeregt und erhob sich aus seiner Hockposition.
"Sam...vergiss nicht, dass Max im Moment dafür ausgebildet wird, die Leitung zu übernehmen. Ich kann es ihm jeder Zeit erklären, wenn ich den Abbruch..."

"Dad!...Lass ihn ruhig diese Ausbildung machen. Du bist noch lange genug da, um das Hotel zu führen. Drum lege ich dir ans Herz:

Wage es dir ja nicht, dich heimlich davon zu stehlen...

Außerdem: Noch sitze ich am längeren Hebel! Ich bin die Erbin laut Tante Helens Testament!"

"Sollen wir Mister Harper ins Boot holen, mein Kind?", fragte er mich schließlich entschlossen und felsenfest davon überzeugt.

"Oh!...Weil du ihn gerade erwähnst...Er hatte vor mir Krach mit Sybil. Und das war nicht gerade romantisch, geschweige noch geschäftlich...Eher bedrohlich.", und da klopfte es schon an die Tür. Ich kam nicht mal bis zum Ende mit meiner Entdeckung.

Mein Vater reckte den Hals in Richtung Tür und rief: "Herein!", und die Tür öffnete sich wie von Zauberhand bedient...und ER...streckte seinen Kopf durch den Türspalt.
"Ah, Mister Harper! Sie kommen wie gerufen! Kommen Sie rein, schnell! Machen Sie bitte die Tür hinter sich zu und setzen Sie sich bitte!", lud mein Vater ihn ein.

Max nahm Platz neben mir ein.
"Darf ich fragen, was hier...?", begann Harper zu sprechen und sein Blick fiel auf mich. Ich blieb dem standhaft.

"Oh! Ja!...Sie dürfen, Harper!...Kriegsrat!...Ich liebe den Kriegsrat!...Sie auch?", feixte mein Vater voller Freude und lachte herzhaft.
"Sie kennen das doch sicherlich!", fragte er ihn erneut.

Und Max sein Gesicht schien wohl lauter Fragezeichen in die Luft werfen. Sein Gesichtsausdruck legte sich etwas in Falten und er lehnte sich zurück und schielte abermals zu mir herüber.

"Lassen Sie hören, Stanford!...Ich bin ganz Ohr!", kam es ihm neugierig über seine Lippen.

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