Kapitel 30...Der Mann in roter Uniform...Roger Evans
°°°SAM°°°
Nach dem abgebrochenen, verschütteten Kaffee im Freien begab ich mich in das Untergeschoß des Hotels...die Wäschekammer, um die frische Wäsche gegen schmutzige Wäsche einzutauschen. Der Liefer - Wäsche - Service aus der Stadt war vor fünf Minuten eingetroffen Ich brauchte jetzt eine Ablenkung von dem missglückten Kaffee unter der Weide im Park. Was erdreistete sich denn dieser Mann, mich daran zu erinnern, welche Absichten mein Vater zu hegen pflegte und mir damit diesen Tag zu vermiesen?...Hatte er keine anderen Pläne, anstatt mich in ein Labyrinth - Spiel zu verwickeln? "Folge mir Sam Stanford! Sonst werde ich den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen!", schwirrte mir im Kopf herum...Kleopatra hätte es nicht besser ausdrücken können.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mich jemand von der Seite ansprach.
"Wohin mit der Wäsche, Miss?", fragte mich der Lieferant.
Wo zum Henker kam der denn auf einmal her?
Erschrocken wie ich ihn anstarrte, bat ich ihn: "Kommen Sie bitte mit!...Folgen sie mir!...", und ich marschierte voraus. Es war dieses Mal nicht der Lieferantenfahrer Mr. Knox, wie immer. "Wie viele Wagen sind es heute?", fragte ich ihn nebenbei und lief irgendwann neben ihm und ließ mir den Lieferschein reichen, den ich sogleich studierte.
"Zehn Mettallkisten, Miss!", antwortete er mir und wir kamen an seinem LKW an, an der die hintere Tür bereits geöffnet worden war. Ein Radlader hatte bereits ein paar von den Wäschekisten von der Containerfläche auf dem Boden abgestellt.
"Okay, bringen Sie sie bitte in die Wäschekammer durch die große Tür dort." Ich zeigte dem Fahrer mit dem Radlader die große Doppeltür und öffnete ihm den Eingang zur Wäschekammer und zog einen Wagen nach dem anderen mit hinein. Dann klemmte ich mir die Liste unter meinen rechten Arm und kontrollierte jeden einzelnen Wagen.
Ich rief dann nach meinen Mädels. "Macy, Courtney...Ihr könnt auspacken und einsortieren. Ist alles gut mit der Lieferung...Ich muss wieder ins Erdgeschoß....Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und einen schönen Feierabend...Ich nehme die Rechnung gleich mit hoch und gebe sie bei der Sekretärin ab." Ich wünschte den beiden Mädels und dem Wäschefahrer einen schönen Tag und lenkte meine Schritte zum Fahrstuhl, drückte auf den Knopf vom Erdgeschoß, wartete, bis der Fahrstuhl hielt und stieg ein.
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Ich staunte nicht schlecht, als der Lift sich geöffnet hatte. Ein Mann in roter Uniform und roter Mütze stand im Fahrstuhl und bediente ihn und beförderte die Gäste in ihre Etagen oder in die Lobby. Ich zweifelte schon an meinem Verstand, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, für diesen Job jemanden eingestellt zu haben.
"Seit wann haben wir eine Fernbedienung für den Fahrstuhl?", stellte ich irritierend ihm die Frage, bevor ich den Fahrstuhl betrat.
Er sah mich an und antwortete mir. "Seit heute, Ma ám!"
"Ma àm?", fragte ich ihn verwundert. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? "Ich bin Sam! Die Tochter des Hauses. Das Ma ám klingt so...förmlich und...alt.", und wir beide lachten ein wenig darüber. Dann besann sich der Mann auf seinen Job.
"Welche Etage wünschen Sie Miss Sam?"
Ich beäugte ihn erneut und sagte unsicher, bevor ich einen weiteren Schritt in den Fahrstuhl hineinsetzte und mich an die Wand vom Eingang gegenüber anlehnte:
"Ehm...In...In...Ins Erdgeschoß, bitte, in die Lobby, Mister...."
"...Roger Evans, Miss Sam!" Ich schüttelte ihm die Hand. "Willkommen im Hotel Stanford, Mister Evans!" Wer immer ihn auch eingestellt hatte, ging es mir durch den Kopf und er startete den Fahrstuhl und brachte mich in die Lobby. Er hielt an und ich verließ den Lift.
"Danke sehr Mister Evans! ich wünsche auch Ihnen einen schönen Tag!", plauderte ich einfach so drauf los.
Er hob seine Mütze leicht vom Kopf und nickte mir zu. Das hieß dann wohl - gleichfalls.
Als sich die Fahrstuhltüren vor mir schlossen, ging ich geradewegs mit der Rechnung aus der Wäschekammer in meinen Händen zum Büro meines Vaters und trat nach einem Anklopfen ein, das mit einem "Herein!" befürwortet wurde. Ich traute meinen Augen nicht. Dort saß Misses Steward quietschvergnügt vor dem Schreibtisch mit einem hellblauen Kleid gekleidet und die Beine überschlagen und unterhielt sich mit meinem Vater sehr belebend.
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"Störe ich, Vater?"
"Natürlich nicht, Sam!", antwortete er mir kurz und bündig.
"Kann ich kurz rein kommen? Ich möchte gern etwas wissen."
"Nur zu mein Kind! Was ist denn los?", sah er zu mir auf und unterbrach das Gespräch zwischen ihm und unserer neuer Sekretärin.
"Wer hat angeordnet, dass die Fahrstühle einen Diener brauchen? Wir haben dafür die Pagen, die die Gäste rauf und runter fahren...Wessen blöde Idee war das? Und wer hat ihn eingestellt?", fragte ich ihn leicht aufgebracht.
Sybil drehte sich zu mir an die Tür um, denn dort war ich stehen geblieben und hielt die Klinke noch in der linken Hand fest, denn ich fand es besser, den Abstand zwischen ihr und mir zu wahren.
"Das war ich!", gab Sybil mir fest und freudig zur Antwort. Ich sah in ihr freudestrahlendes, triumphierendes Gesicht, in das ich am liebsten eine hinein gehauen hätte. Doch ich blieb felsenfest.
"Wozu sollten Sie das tun, Misses Steward?...Nichts für ungut, doch Sie sind nur die Sekretärin.", erinnerte ich sie an ihren Job. "Sie sind nicht befugt, jemanden einzustellen! Das ist die Aufgabe von Mister Stanford und Mister Harper!...Nicht Ihre!", und ich wartete auf eine Antwort von ihr, die zum Glück ausblieb.
Ich entfernte mich von der Bürotür und kam in die Richtung meines Vaters und legte die Rechnung für den Wäscheaustausch auf den Schreibtisch neben seinen Computer und lenkte meine Schritte zur Tür zurück. Ich drehte mich nochmal zu ihm um und erhaschte ein hinterhältiges Grinsen im Gesicht von Sybil.
°°°
Ich verließ das Büro meines Vaters und kam wütend an der Rezeption an. "So ein Gott verdammtes Weibsbild! Ist denn das zu fassen? Noch keine Woche da und Sie stellt jemanden ein, obwohl das nicht in ihrem Bereich liegt. Dann grinst sie hinterhältig und denkt, dass sie bereits gewonnen hat, um meinen Vater auf ihrer Seite zu haben!....Ich könnte sie an den Haaren ziehen!", fluchte ich.
Alex starrte mich an. "Von wem reden wir hier gerade?"
Ich sah zum Büro meines Vaters hinüber. "Von dieser Makeup - Möchte - Gern - Sexy - Hexy - Tussi!", antwortete ich Alex wutschnaubend.
"Und wer ist das? Wenn ich fragen darf?", hakte Alex nach.
"Misses Steward!", betonte ich ausführlich und ging ans klingelnde Telefon, ein interner Anruf.
"Okay Alex!...Das Oberhaupt verlangt nach meiner Anwesenheit!", stöhnte ich etwas zickig und ließ Alex abermals kurz allein.
°°°
Ich gehorchte meinem Vater und ging zu seinem Büro und klopfte an die Tür.
"Komm rein und setz dich!...", bat er. Sobald ich eingetreten war und Platz genommen hatte, begann mein Vater zu toben. "Was hast du dir vorhin nur dabei gedacht?...", knurrte er mich an. "...Du kannst Misses Steward nicht so anfahren und mit ihr so herumspringen!"
"Ist das ihre Meinung, dass ich es nicht kann oder ist das deine Meinung, dass ich es nicht kann?...Hat sie dich etwa schon so um den Finger gewickelt, dass du nachgibst und dass Fehler an der Tagesordnung unseres Hotels stehen?...Es ist nicht ihre Aufgabe! Sondern deine und die von Mister Harper, jemanden einzustellen!...Hast du die Einstellung von Mister Evans etwa abgesegnet?", polterte ich zurück.
"Nein! Hab ich nicht!", murrte er mich an. "Soll ich ihn etwa wieder entlassen?"
"Jetzt ist es wohl dafür zu spät, findest du nicht? Das hättest du eher entscheiden sollen! Stattdessen lässt du ihr freie Hand! Jetzt soll er auch seine Chance kriegen! Kündigen kannst du ihn immer noch, wenn er seine Arbeit nicht richtig und gewissenhaft erledigt oder sich Gäste über ihn beschweren."
Vater war ans Fenster getreten und sah hinaus auf die Straße. Er hatte gerade seine Schwester in meinen Worten wieder erkannt. Er sagt immer, dass ich ihr immer ähnlicher werde...in ihren Worten und in ihren Entscheidungen...alles zum Wohl des Hotels. Mein Vater schloss seine Augen und hatte wohl Helen in Sicht und ihre letzten Worte, die er leise vor sich hin sprach: "Pass auf Sam auf! Eines Tages wirst du ihr die Wahrheit sagen müssen...Wenn es soweit ist!...Doch bis dahin möchte ich, dass du an die Verschwiegenheit gebunden bleibst..."
"Sind wir hier fertig?...", entgegnete ich genervt und unterbrach meinen Vater in seinem Rückzug in die Vergangenheit, denn ich wollte mich nicht mit ihm wegen so einer Möchte - Gern - Wichtigtuerin streiten.
"Du hast ja recht, Tochter!...", wand er sich von dem Fenster, mit verschränkten Armen hinter seinem Rücken, ab. "...Sie hat einen Fehler gemacht!"
"Den sie sich hätte sparen können!... Okay Dad! Den einen Fehler lass ich ihr durchgehen. Für den Nächsten sprichst du ihr eine Abmahnung aus! Ich mag keine Aufruhr in diesem Hotel und keine eigenen Entscheidungen, die nicht von dir und Mister Harper genehmigt worden und abgesegnet sind!" Ich hasste dieses Weibsbild jetzt schon.
Mein Vater erkannte mich nicht wieder. Ich spräche wie eine echte Nachfolgerung des Stanford - Hotels, sagte er, als ich meine Worte vor ihm dargelegt hatte.
"Ich wünschte, deine Tante Helen wäre jetzt hier und könnte dich in deiner Entwicklung zur Leitung begleiten und ihre Erfahrungen an dich weitergeben. Doch wie ich sehe, schaffst du das auch allein...Ich bin stolz auf dich, Sam Stanford!"
"Ich dachte, sie hat mir schon alles beigebracht, Daddy!", und ich nahm meinen Vater in meine Arme. "Ich liebe dich, Dad!"
"Ich dich auch, mein Kind...ich dich auch!"
Er wischte meine Tränen weg und ließ mich zurück an meine Arbeit gehen.
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