Kapitel 26... Veränderungen

                                                                                °°°SAM°°°

Ein paar Tage waren seither vergangen. Es war Samstag und ich hatte heute eigentlich meinen freien Tag. Trotzdem hielt ich mich im Hotel auf. Einzig und allein dafür, damit ich den Direktor des Hotels, meinen Vater, im Auge behalten konnte, damit die sogenannte Raserei durchs Hotel nicht zur Gewohnheit wurde und er sich nicht ins Teenageralter zurück entwickelte. Was er glaubte manchmal zu sein, wenn Billy, Max Sohn, auf der Bildfläche erschien.

Ich hatte gehört, dass Max meinem Vater nicht jeden Tag seinen Sohn überließ. Er nahm ihn auch hin und wieder mit zu seinen Meetings, obwohl er eigentlich davon absehen wollte. Doch die Großmutter der Sekretärin, Misses Cornwalls, übernahm dann schon mal diese Aufsichtspflicht über Billy. Sie kam ins Architektenbüro und kümmert sich um den Jungen. Und Max war ihr sehr dankbar dafür. Somit kam Billy auch mal aus dem Hotel heraus. Solange kein neues Kindermädchen von Max eingestellt wurde, übernahm Benjamin, mein Vater, diese Aufgabe, wenn Max ihn mal nicht mit sich nahm. Er hätte ja Misses Cornwalls dafür engagieren können, aber da wollte Max nicht wirklich mitspielen, denn dann hätte Billy nichts von seiner Freundin, nämlich mir. Meine Mutter erzählte mir das, denn Billy hielt sich oft bei ihr im Kaffee auf...der heißen Schokolade wegen.

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Heute Morgen hatte ich mit meinem Vater auf der großen Terrasse zum Park des Hotels gefrühstückt und nicht ein Wort fiel über die Arbeit. Es fielen einfach mal wieder alte Kamellen aus der Vergangenheit vom Himmel, über die geredet wurde... Nach dem gemeinsamen Frühstück räumte ich den Tisch ab, stellte alles auf den Geschirrwagen, um es zurück in die Küche zu bringen und wischte den Tisch ab. Dann schob ich den Wagen in Richtung Lobbyeingang, doch mein Vater rief mich zurück.

"Wenn du in der Küche fertig bist, könntest du dann bitte heute Mister Harper das Untergeschoß, den Wellness - Bereich und die Etagen zeigen? Deine Mutter ist heute außer Haus. Sie besucht Louise, um nach dem Rechten zu sehen. Ihr Mann ist heut im Dienst."

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Hatte ich mich da gerade verhört? War das jetzt sein sch...Ernst? Ich soll diesem...Echt jetzt? Ich glaub es ja wohl nicht? Wutentbrannt ließ ich den Geschirrwagen im Eingang stehen, schnappte mir die Morgenzeitung aus dem Zeitungsständer und ging damit zu meinem Vater zurück. Ich versuchte die Ruhe vor meinem Vater zu bewahren. Wie konnte er mir das antun? Seit mein Vater ihn als "SEINE" Alternative eingesetzt hatte, um mich unter Druck zu setzen, könnte ich ausflippen. Jedes Mal, wenn mir Harper entgegen kam, würde ich ihn am liebsten erwürgen. Auf der anderen Seite auch würde ich ihn...

Gedankenwechsel, aber zackig...

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"Warum hast du ihm nicht frei gegeben?", stellte ich also meinem Vater die Frage und legte ihm die Zeitung vor seine Nase.

Er nahm sie zur Hand und schlug sie auf. Nebenher antwortete er mir. "Er wollte nicht zu Hause bleiben. Er wollte unters Volk...Kann ich verstehen...", und er blätterte die Seite Eins auf Seite Zwei um. "...Er war jetzt lange zu Hause. Irgendwann fällt einem dann schon die Decke auf den Kopf."

Ich setzte mich zu meinem Vater und zog ihm die Zeitung weg. Er wollte rebellieren, doch ich hatte auch ein paar Dinge auf Lager, die ich seit geraumer Zeit an ihn appellieren wollte. "Dad! Weißt du, was auch für dich gut wäre?..." Oh Gott! Ich höre mich schon so an wie Tante Helen. Sie begann ihre Sätze auch stets so. Okay! Ich versuche es mal anders zu formulieren. "Wie wäre es, wenn wir uns angewöhnen würden, unsere Mahlzeiten im Restaurant oder weiterhin auf der Terrasse einzunehmen? Wenn es das Wetter erlaubt natürlich...Somit hast du auch mal die Gelegenheit, dich mit deinen Gästen zu unterhalten, sie kennenzulernen und neue Freunde zu gewinnen. Du musst hier raus aus deinem Büro und deinem Konferenzraum..." Ich beobachtete meinen Vater, wie er darauf reagierte. Er sah mich etwas verwundert an. Also weiter im Klartext.
"...Misch dich unter deine Gäste, nutze mal den Wellness - Bereich, geh im Park spazieren. Treib dich im Garten herum, schnappe frische Luft, tanze von mir aus auch im Regen und pflücke für Mum einen Strauß...."

Mein Vater unterbrach mich im Reden: "Du bekommst auch einen Strauß! Du hast ihn dir genauso verdient, wie deine Mutter, mein Kind...!"

Ich lächelte ihn an und scherzte mit ihm.. "Sind es die Blumen auch wert, Dad?...Wer weiß?..." Ich holte tief Luft und redete weiter auf ihn ein. Und warf ihm noch ein paar Vorschläge zu. "...Na gut! Ich fahre fort mit meinen Erneuerungen für dich...Geh in die Kaffee - Bar und hol dir mal deinen Kaffee selbst und lass ihn dir nicht immer bringen...Oder ein Stück Kuchen bei Mum essen...nicht immer im Büro. Mir würde es nicht munden, wenn ich allein ein Stück nach dem anderen in mich hinein schaufeln würde...Oder wechsle mal mit Mister Clarkson eine kaputte Glühbirne...Inspiziere den Keller und die Lagerräume, lass dich von Clarkson mal herumführen und unterhaltet euch..." Mein Vater lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm seine Brille ab und legte sie auf die Zeitung. Ich glaube, er biss langsam an. Na dann kann ich ihm ja noch ein paar Vorschläge unter seine Nase reiben. "...Drehe mit Mister Crawford von mir aus eine Runde in der Limousine durch die Stadt. Beweg dich für eine halbe Stunde im Fitnessraum, aber übertreibe es nicht. Du könntest auch ein paar Löcher auf dem Golfplatz stopfen. Spiele mit unseren Gästen eine Partie Golf. Lerne sie alle kennen...Wirf den Tennisball übers Netz, verausgabe dich aber nicht wegen deinem neuen Herz. Jeden Tag eine andere Disziplin würde dir auch mal gut tun, Dad. Wann hast du das letzte Mal die Zimmer dir angesehen und dich mit den Angestellten unterhalten?...", und er taute auf und lächelte.

"...Seit Tante Helen nicht mehr da ist, hast du die zwei Haupträume nicht mehr verlassen, außer, wenn du nach Hause gehst oder dich mit Billy beschäftigst. Und wenn du zu Hause bist, verkrümelst du dich in die Bibliothek.", musste ich leider feststellen und musste es ihm auch mal sagen, davor scheute ich mich auch nicht. Ich wollte ihm damit die Augen öffnen, dass es Zeit wurde, ein paar kleine Veränderungen hervor zubringen und nicht nur Trübsal blasen oder den Rückzug ins Schneckenhaus zur Tagesordnung beibehalten.

Er sollte endlich wieder anfangen zu leben und daran teil nehmen und nicht der Vergangenheit nachjagen.

Nachdem ich diese Worte an meinen Vater gerichtet hatte, willigte ich auf seine Bitte ein und versprach ihm, Mister Max Harper den Rest zu zeigen.

"Ach ja! Solange ich weg bin und Mister Harper mal ausnahmsweise herum führe, solltest du die hier lesen...deine Zeitung. Bitte sehr! ich gebe sie dir zurück. Du hast sie noch nicht ganz verschlungen. Ich hab gehört, da steht viel Interessantes drin, und hier und da ein paar Bilder...", und ich schob ihm die Morgenzeitung erneut unter seine Augen und reichte ihm seine Brille.

Er setzte sie auf und zog sich die Zeitung erneut heran und sprach: "Was hab ich doch für ein Glück, so eine Tochter zu haben!", entgegnete er. Ich trat auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf seine Stirn mit den Worten: "Hab einen schönen Tag, Dad! Und pass auf dich auf!...Wehe, es kommen mir Klagen, weil du wieder irgendeine Dummheit machst!", drohte ich ihm noch an, während ich zum Geschirrwagen lief, den ich zuerst in die Hotel - Küche zu Mister Brooks brachte.

°°°

"Guten Morgen lieber Koch! Wie geht's uns denn heute?...Ich bringe etwas Abwasch für unsere Küchenfeen."

Mister Brooks sah auf von seinem Einsalzen des Fleisches für das Mittagessen und grüßte mich zurück. "Guten Morgen Tochter des Hauses!...Ich hoffe, das Frühstück hat dem alten Herren gemundet."

"Ja, das hat es. Ich hab mit Vater auf der Terrasse gesessen und haben zusammen mal dort das Frühstück eingenommen. Er muss raus, unter andere Menschen kommen...er macht mir Sorgen."

"Geht es ihm gut?", fragte der Koch und ging seine Hände unter dem Wasserhahn am Becken an der Wand abwaschen.

"Ihm fehlt seine Schwester sehr!...Die Beiden haben viel durchgemacht!...Aber ich hoffe, dass sich ab heute ein paar Dinge ändern werden."

"Sind es gute Dinge, Miss Sam?", fragte er mich und trocknete seine Hände am Handtuch neben dem Becken ab.

"Ja! Es sind gute Veränderungen für ihn...Denke ich!...Es wird bergauf gehen mit ihm. Er muss nur wieder aufwachen und die Welt wieder mit anderen Augen sehen. Er muss sich nur gebraucht fühlen und in seinen vier Wänden ist es nicht so...Seit Tante Helen nicht mehr da ist, ist Vater nicht mehr derselbe...", und ein paar Tränen flossen mir über's Gesicht. Mister Brooks ließ alles stehen und liegen und eilte zu mir und nahm mich in seine Arme.

"Scht Sam!...Scht, es wird alles wieder gut!...Es wird alles wieder gut!...Wir werden alle auf ihren Vater aufpassen, dass er uns noch ewig erhalten bleibt....Versprochen Miss Sam!", und er wiegte mich an seiner Brust hin und her. Ich kannte Mister Brooks seit ich denken kann. Er half uns immer beim Kochen und gab Tante Helen kleine Geheimnisse preis. Manchmal sah es so aus, als würde er meine Tante mögen.

Er kannte mich ebenfalls schon von klein auf. Als Kind verbrachte ich mit Tante Helen viel Zeit in dieser Küche bei ihm, meistens, wenn meine Eltern außer Haus waren. Tante Helen brachte mir das Kochen verschiedener Gerichte bei. Ich stand dann auf einem Stuhl am Herd, damit ich an die Töpfe heran reichte und bekam eine Schürze und eine Koch - Mütze von Tante Helen und von ihm aufgesetzt. Als ich dann älter war, lesen und schreiben konnte, schrieb ich mir viele Koch - Rezepte in ein Buch, die mir Tante Helen diktierte. Danach bekam es Mister Brooks geschenkt, damit er es nutzen konnte. Manchmal, wenn ich meinen freien Tag hatte, kochte ich mit ihm gemeinsam am Herd für unsere Hotelgäste.

Brooks mochte Tante Helen sehr. Manchmal glaube ich auch, wenn ich mal nicht hingesehen hatte oder so tat, als würde ich es nicht sehen, flirtete er mit meiner Tante...jedoch vergeblich. Denn meine Tante hielt sich stark an ihren Stanford - Kodex.

"Man fängt nichts mit Arbeitskollegen an!"



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