Kapitel 25...Sybil Steward
°°°SAM°°°
Als ich meine Runde danach in der Lobby drehte, sah ich SIE. Eine junge Frau stand an der Säule, wo die Uhr hing, eine schwarzhaarige Frau, gekleidet im schwarzen Anzug und sie bestaunte wohl die Lobby. Das Makeup ließ zu wünschen übrig, denn davon trug sie mehr als genug im Gesicht. Leicht dezent wäre hier wohl eher besser angebracht. Es sollte ja nicht so sein, dass man von hinten auf den Rücken schlug, damit vorn der ganze Putz aus dem Gesicht flog...lieber weniger, als gar nichts. Schließlich ging es um ein Bewerbungsgespräch und nicht um einen Platz auf dem Laufsteg bei einer Modenschau oder Miss - Wahl.
Die Frau sah sich um und sah dabei etwas hilflos, unsicher und verängstigt aus. Ich ging auf sie zu und trat neben sie:
"Guten Tag!...", begrüßte ich sie. "Kann ich etwas für Sie tun, Misses...?", bot ich ihr meine Hilfe an, schließlich war das hier mein Bereich, in dem ich mich auskannte und zu Hause war.
Die Frau erschrak. "Mein Name ist Sybil...Sybil Steward!..."
"Oh, hallo! Sie sind also unsere neue Bewerberin?", und ich räusperte mich, aber blieb freundlich der jungen Frau gegenüber. Das war also die mysteriöse Bewerbung, über die wir im Büro meines Vaters gerade gesprochen hatten. "Ich bin Sam Stanford - die Tochter des Hauses!", stellte ich mich ihr vor.
"Oh! Guten Tag!", und wir gaben uns die Hände. "Ich hab hier ein Vorstellungsgespräch. Eine Stelle als Sekretärin, wissen Sie?", sagte die Frau nervös und blickte sich in der Lobby um. Suchte sie etwa jemanden?, ging es mir durch den Kopf.
"Dann sind Sie hier genau richtig. Sagen Sie mir, woher hatten Sie die Information, dass hier eine Stelle als Sekretärin frei sei?", fragte ich sie neugierig.
"Von...von...tja...Ehm...nun ja...Den Namen der Person hab ich wohl vor lauter Aufregung vergessen.", belächelte sie nervös meine Frage.
"Mhm!...", war alles, was ich darauf antwortete. Obwohl die Antwort mir nicht ausreichend zu sein schien und die Skepsis sich in mir ausbreitete. "Wenn Sie mir bitte folgen würden! Ich bringe Sie zum Büro von Mister Stanford!"
"Ist er ihr Vater? Der Direktor dieses Hotels?", erfragte Sybil, um sich etwas abzulenken von ihrer unscheinbaren Nervosität.
War das wirklich so? War sie wirklich nervös? Denn den Eindruck hatte ich nicht wirklich von ihr. Es wirkte auf mich irgendwie gespielt, denn wer Ahnung hatte von seinem Job, brauchte niemanden zu fürchten oder musste nicht ängstlich sein. Es sei denn, derjenige verbarg etwas vor den Anderen.
An der Bürotür meines Vaters angekommen, klopfte ich an, öffnete die Tür nach einem: "Herein!", und steckte meinen Rotschopf durch den Türspalt und kündigte Misses Steward an und danach überließ ich die junge Frau meinen Eltern.
°°°
An der Rezeption wartete Tom neugierig auf mich. Denn er hatte wohl die schwarzhaarige Frau in Augenschein genommen und wollte nun etwas mehr über sie erfahren. "Was war denn das für eine heiße Braut?", fragte er mich neugierig.
"Das?...", und ich drehte mich zum Büro meines Vaters um. "Oh! Nun ja!...Das wird vermutlich unsere neue Sekretärin."
"Was ist mit Louise?", fragte Tom gleich darauf.
"Skiunfall...Mehr musst du nicht wissen, Tom!", gab ich ihm zu verstehen.
"Hä! Ist das die Retourkutsche fürs Verpetzen?...Ach komm schon, Stanford!", bettelte er.
Ich sah ihn böse an und legte einen herrischen Ton auf. "Tu so etwas nie wieder, Tom! So etwas dulde ich nicht in diesem Hotel!...Wenn du Feinde brauchst, dann suche sie nicht hier drinnen, sondern da draußen in der wahren Welt, okay? Wir sind alle eine Familie, Caruso! Einer ist für den anderen da!", und ich nahm den Hörer vom klingelndem Telefon ab.
Ich legte meine rechte, flache Hand auf die Ohrmuschel und flüsterte Tom zu: "Sie wird für 'ne Weile ausfallen. Ich fahre nach der Schicht zu ihr ins Krankenhaus...Du kannst mich ja begleiten, wenn du willst.", und ich widmete mich wieder dem Telefonat zu.
"...Hotel Stanford...Sam Stanford...Guten Tag!...Was kann ich für Sie tun?..."
Ich öffnete das Gästebuch und schrieb die Namen der nächsten Gäste ein, die gleich vom Flughafen im Hotel Stanford eintreffen würden.
Dann legte ich auf.
"Und bis sie wieder kommt, vertritt der heiße Feger sie?", fragte Tom weiter neugierig.
Ich schmunzelte.
"Lass die Finger von ihr, klar?...Sie ist 'ne Nummer zu groß für dich!...Oder willst du, dass sie die Probezeit nicht überlebt?...Lass einfach die Finger von ihr! So ersparst du dir eine Menge Ärger, Tom!", und ich ging zu Alex.
°°°
Ein paar Minuten später betrat Max mit Billy das Hotel. Die Beiden waren nach dem Sekt austeilen heute im Museum unterwegs gewesen....eine Dinosaurier - Ausstellung. Der Besitzer des Museums bat Max vorbei zu schauen. Harper war der geborene Architekt und seine Hilfe wurde benötigt.
Billy riss sich von seinem Vater los und stürmte auf mich zu. Ich hörte noch, wie er seinem Sohn hinterher rief. "Hey!" Doch er hatte den Grund dafür mitbekommen, weshalb Billy die Socken heiß gemacht hatte.
Aufgeregt erzählte Billy Alex, Tom und mir von den Dinos im Museum. Er war so begeistert davon und konnte jeden Dino beim Namen nennen.
Max gesellte sich zu uns und genoss wohl unsere Nähe. Er grüßte uns zwei Frauen und Tom. Das Telefon kam dazwischen, noch ehe einer von uns Dreien ihm darauf antworten konnte. Alex nahm ab und legte auch bereits wieder auf.
"Sam?...Dein Vater bittet dich ins Büro..." Ich nickte ab.
"Mister Harper?...Sie auch!", wand Alex sich ihm zu.
Max und ich sahen uns überrascht an. "Haben wir etwas ausgefressen?", fragte er mich schelmisch.
"Wollten Sie gerade einen Scherz machen, Mister Harper?...Dann lag er voll daneben. Vergessen Sie das mal schnell wieder. Man erwartet uns! Ein Wunder, dass die Dinosaurier Sie nicht aufgefressen haben!", ließ ich ihm seinen nicht gekonnten Witz spüren und ging voran.
"Haben Sie gerade einen Scherz machen wollen? Wenn ja, werd ich nachher nochmal im Museum anrufen und nachfragen, wann die nächste Raubtier - Fütterung stattfindet. Bis dahin werden wir wohl Beide wieder aus dem Büro raus sein, sonst komme ich zu meiner eigenen Verfütterung zu spät.", redete Max den ganzen Weg auf mich ein. Wie schade! Das Sie es noch nicht getan haben!, konnte ich mir in Gedanken nicht entgehen lassen.
Ich blieb auf halbem Wege stehen und drehte mich genervt von ihm zu ihm um und verkündete ihm:
"Hören Sie Mister Harper! Was Sie in ihrer Freizeit tun, interessiert mich keineswegs! Und welchem Raubtier Sie sich zum Fraß vorwerfen, ist auch überflüssig! Aber tun Sie, was Sie nicht lassen können!", und ich drehte mich wieder von ihm weg und ging weiter.
"Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen, Miss Stanford?", fragte er mich auf dem Weg ins Büro zu meinem Vater.
°°°
Mit Max am Konferenzraum angekommen, klopfte ich an und von drinnen kam die Stimme von meinem Vater: "Herein!" Als ich die Tür geöffnet hatte und mit Max eintrat, saß mein Vater mit meiner Mutter und dieser Frau am Tisch und sahen uns an.
Max blieb an der Tür stehen und bewegte sich keinen Meter mehr. Er blieb wie angewurzelt an der Bürotür stehen.
Er starrte...und starrte...und starrte.
Wo starrte er hin?
Er erkannte sie sofort und ihre Anwesenheit bedeutete nichts Gutes.
Er räusperte sich und machte die Tür hinter sich zu.
Mein Vater trat auf Max und mich zu.
"Darf ich vorstellen?", und er führte uns zum Tisch.
"Das ist unsere neue Sekretärin, Misses Sybil Steward!...Sie wird solange Louise vertreten, bis sie wieder einsatzfähig ist!", erklärte er uns.
Sybil verließ ihren Stuhl und kam mir entgegen und reichte mir zuerst die Hand.
Ich blieb freundlich und sagte zu ihr: "Gratuliere Misses Steward!...Herzlich willkommen im Hotel Stanford!"
"Danke Miss Stanford!", bedankte sich Sybil mit einem Lächeln in ihrem Gesicht bei mir. Doch dieses Lächeln verschwand bei ihr sogleich, als sie Max Harper in Augenschein nahm.
Max beobachtete Sybil ebenso genau und ahnte wohl, dass dieses Lächeln mir gegenüber ein falsch aufgesetztes Lächeln war.
Dann wand sie sich von mir ab und drehte sich Max zu.
"Wir kennen uns bereits!...Hallo Max!..", hauchte sie ihm heißer zu. "...Schön dich wieder zu sehen!...Ich freue mich auf unsere künftige Zusammenarbeit!"
Max blieb stumm und gab ihr nicht seine Hand zum "Willkommen". Er kochte innerlich. Seine Haut färbte sich ins unermessliche Rot.
Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl in ihrer Nähe. Was war das, was sie so...Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Doch ich fühlte es. Es ging Gefahr von ihr aus.
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