Kapitel 24...Die Fragen aufbringende Bewerbung
°°°SAM°°°
Ich kehrte an den Empfang zurück, wo Alex bereits auf mich bereits wartete. "Ist irgendetwas?", fragte ich sie, als ich meinen Platz neben ihr einnahm.
Sie schob mir langsam und dezent einen Zettel unter meine Finger, den ich in meine Hände nahm und wollte ihn gerade lesen, als sie sagte: "Dein Vater hat hier vor zwei Minuten angerufen und nach dir gefragt. Du möchtest ihn bitte in seinem Büro aufsuchen, sobald du wieder aus dem Salon zurück bist!"
"Dann brauche ich ja wohl den Liebesbrief nicht mehr zu lesen.", und ich zerknüllte ihn und warf ihn in den Mülleimer unter der Empfangstheke. "Na dann werde ich mal den Hoteldirektor aufsuchen. Wer weiß, was er wieder auf dem Herzen hat. Halte bitte die Stellung, bis ich wieder hier bin, Alex!"
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"Guten Morgen Sam!", begrüßte er mich, als ich in sein Büro nach dem Anklopfen betrat. Benjamin, mein Vater, saß an diesem Montagmorgen des neuen Jahres in seinem Büro und hielt einen großen Umschlag in seinen Händen. War die Post etwa heute verfrüht? , fragte ich mich. Heute ist doch Feiertag, also wurde doch eigentlich keine Post ausgeliefert...
Mir wurde der große Umschlag über den Schreibtisch gereicht und ich nahm ihn in meine Hände. "Was ist das?", erfragte ich bei meinem Vater und setzte mich zu ihm.
"Eine Bewerbung! Sie lag heut Morgen hier auf dem Schreibtisch, als ich das Büro um fünf Uhr betreten habe.", antwortete er mir und drehte das Telefon zu sich und nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer an.
"Wen rufst du an?", wollte ich wissen. "Deine Mutter! Sie soll auch herkommen und sich das ansehen!"
Kurz darauf hatte sie sich zu uns gesellt. "Was ist los, Darling?"
Mein Vater wies sie mit ausgestreckten Arm an sich zu setzen, was sie auch demzufolge tat. Zu dritt saßen wir nun im Büro. Abigail brachte noch drei Kaffee und etwas Kleingebäck, damit wir nicht verdursteten und verhungerten. "Miss Stanford! Wo darf ich es Ihnen abstellen?", fragte sie mich.
Ich stand von meinem Platz auf. "Warten Sie! Ich helfe Ihnen, Abigail!"
"Ich stelle es Ihnen hier auf den Beistelltisch ab, Miss Stanford!" Ich nahm ihr die volle Kanne ab und sie stellte alles andere mit dem Tablett auf dem Beistelltisch in der Nähe vom Kamin ab.
"Dankeschön Abigail!", bedankte ich mich im Namen von uns Dreien bei ihr und ging ihr die Bürotür öffnen, damit sie den Servicewagen hinausschieben konnte. Sie bedankte sich bei mir und ging in die Kaffee - Bar zurück. Ich ging zu dem Beistelltisch und nahm die Kanne zur Hand und goss unsere Tassen voll und bot meinem Vater und meiner Mutter eine an. Dann setzte ich mich wieder zu ihnen mit meiner Tasse Kaffee.
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Alex vertrat mich solange an der Rezeption.
Mein Vater hatte sie wieder eingestellt, nachdem sie mit ihm noch einmal persönlich gesprochen und Reue gezeigt und ihren Fehler eingesehen und Besserung versprochen hatte. So etwas solle nie wieder vorkommen. Trotz allem war es ihre letzte Chance, hatte mein Vater ihr gegenüber betont und die wollte Alex auf jeden Fall nutzen. Denn das Arbeiten im Hotel war das Einzige, was sie noch in ihrem Leben hatte.
Es würde eine Weile dauern, bis ich ihr wieder vertrauen würde. Alex wollte sich ändern. Das versprach sie mir. Mit ihrem Freund hatte sie abgeschlossen und ihn hinaus geworfen. Denn durch ihn war sie ja erst in diesen ganzen Schlamassel geraten. Für ihn war der Sex wichtiger, als es mit Gefühlen zu versuchen. Er war ein FUCKBOY, wie sich letztendlich herausstellte. Alex wollte es jetzt besser machen.
Ich versuchte sie dabei zu unterstützen, damit Alex auf dem richtigen Weg blieb und ich belehrte sie und unterrichtete sie, wie es einst meine Tante Helen mit mir getan hatte...Begrüßungsformeln, Benimmregeln, Respekt und Freundlichkeit, die Hausordnung, der Anstand...und...vor allem nicht sich selbst vergessen, seine Herkunft und die eigene Erziehung. "Das Elternhaus spiegelt sich immer wieder im eigenen Auftreten!", sagte Tante Helen immer wieder zu mir in meinen Lehrstunden.
Für Tom allerdings gab es einen Rücktritt seiner Ernennung. Er durfte wieder als Page unterwegs sein. Es war ihm eine Lehre, Kollegen anzukreiden, denn das schickte sich nicht....Nicht unter Kollegen, Familie und Freundschaft.
Ich war mir sicher, dass er daraus gelernt hatte, genau wie Alex.
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"Mit Einmischung kommt man nicht weit. Jeder ist für seine Fehler selbst verantwortlich, für die man irgendwann bezahlen muss. Wenn man sie nur zugibt und ehrlich dabei ist und dafür auch die Konsequenzen trägt.", machte ich meinem Vater begreiflich, als Alex gekündigt wurde und ich nochmal das Gespräch mit meinem Vater gesucht hatte, weil ich der Meinung war, dass Alex unfair behandelt und ein falsches Urteil gefällt wurde...auf Kosten von Tom.
Nachdem Alex Reue gezeigt hatte, setzte mein Vater sich nochmal mit mir zusammen wegen der Sache mit Alex im Konferenzraum, nachdem Alex selbst auf ihn drauf zugekommen und etwas Gras über die Sache gewachsen war.
Er fand es auch nicht von Tom kooperativ, Alex anzuprangern. Denn das hatte alles für meinen Vater etwas mit Ehre zu tun.
Bei diesem Gespräch ließ ich genug Dampf und Ärger bei meinem Vater ab. "So etwas kann keine Teamarbeit festigen. Niemand würde irgendjemanden wieder vertrauen. Niemand würde mehr zusammenhalten in schwierigen Situationen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Jeder müsste allein zusehen, wie er zurechtkommt. Wenn alle der Meinung sind, dass das Verpetzen die einzige Lösung für ein Problem ist, haben sie sich geirrt. Man sollte lieber mit den betroffenen Personen darüber reden und sie darauf hinweisen, dass das ein Fehler war, was sie getan haben. Damit es nicht wieder geschieht.
Es soll funktionieren. Sie sollen miteinander und nicht gegeneinander agieren. Es muss nicht soweit kommen, dass einer den anderen hasst.
Ihre Arbeit soll ihnen Spaß machen, wenn sie das Hotel mit einem Fuß betreten, wenn sie ihre Schicht beginnen und dazu mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. "
Mein Vater strich mir sanft über meine Wange und sagte schließlich mit seiner festen Stimme zu mir: "Du wärst eine wundervolle, gerechte Hotelbesitzerin und Leitung! Aus dir spricht deine Tante Helen.", und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Danke Daddy!", sagte ich aufrichtig...aber leise...kaum hörbar für ihn.
So verlief das Gespräch vor einigen Tagen im Hause Stanford, kurz nach Weihnachten.
°°°
"Was ist los?", fragte ich meinen Vater, als wir Drei nun um dem Schreibtisch saßen. Meine Mutter und ich sahen uns neugierig an und warteten.
Mein Vater drehte uns den Laptop zu und schaltete die Videokonferenz ein.
"Oh mein Gott!", erschrak ich bei dem, was ich nun zu sehen bekam. "Misses Crawford!...Was...was...!" Mir blieben die Worte im Halse stecken. Unsere Sekretärin lag im Krankenhaus. Sie war mit ihrem Mann einen Tag vor Silvester in den Skiurlaub gefahren. Bei der Piste - Abfahrt gestern war sie viel zu schnell unterwegs und verlor das Gleichgewicht. Sie verletzte sich schwer...beide Beine gebrochen und eine schwere Kopfverletzung. Mister Crawford konnte sich das Geschehen nicht erklären. Seine Frau Louise war Meisterin in der Abfahrt. In ihrer Jugend war sie Teilnehmerin in diesem Wintersport und hatte eine Medaille nach der Anderen mit nach Hause gebracht. Und jetzt das! Er war der Meinung, es wäre nicht mit rechten Dingen zugegangen und er beendete vorerst die Videokonferenz.
Das bedeutete für das Hotel, für uns und für ihren Job, sie würde für eine langen Zeitraum ausfallen und es musste so schnell wie möglich Ersatz her, für den anscheinend schon gesorgt war. Denn vor den Augen meines Vaters lag dieser große, verschlossene Umschlag, als er heute Morgen sein Büro betreten hatte, den Umschlag vom Tisch nahm und ihn öffnete.
Ich sah meine Eltern an und sagte schließlich: "Ich werde sie nachher besuchen.", und ich sah auf den Umschlag, der auf dem Schreibtisch vor meinem Vater lag. "Gibt es schon jemanden, mit dem wir die Stelle vorerst besetzen können, bis sie wieder auf den Beinen ist?", hakte ich nach einer Schweigeminute nach.
Mein Vater schob mir den Umschlag über den Tisch zu.
Ich nahm ihn zögernd an mich und starrte ihn an. "Nur eine?...", fragte ich in die kleine Runde. "...Ist das...nicht merkwürdig?", stellte ich die Frage unerklärlich beiläufig meinen Eltern.
"...Wann...Wann wurde die Stelle ausgeschrieben? Der Skiunfall hat sich doch gestern erst ereignet.", entgegnete ich und öffnete zitternd den Umschlag, entnahm den Inhalt und hielt eine Bewerbung einer Frau in ihren Händen. Ich warf meinem Vater verwirrt einen Blick zu und schlug die schwarze Bewerbungs - Mappe zwischen meinen Händen haltend auf.
"Gar nicht!", beantwortete mein Vater meine Frage, während ich darin las.
Auch meiner Mutter war das Ganze etwas unbegreiflich. "Wieso liegt dann diese Bewerbung hier, Schatz, wenn wir niemanden suchen und du keine Ausschreibungen gemacht hast?", wollte sie wissen.
"Das ist merkwürdig!", sagte ich darauf und las sie mir weiter durch.
"Sybil Steward...Witwe...", las ich laut vor und sah meinen Vater an.
"Wann stellt sie sich vor, Dad?", rutschte es mir über meine Lippen.
Er sah auf seine Kaminuhr. "In einer halben Stunde."
"Das ging ja schnell.", antwortete meine Mutter überrascht darauf und lehnte sich in ihrem Sessel zurück, breitete ihre Arme auf den Lehnen aus und räusperte sich.
"Wer hat die Terminvergabe zum Vorsprechen gemacht?", wollte ich von meinem Vater wissen.
Er umfasste seine Tasse Kaffee. "Die junge Frau hat vor ein paar Minuten hier angerufen, bevor ich euch zwei her gebeten hab.", gab er mir zur Antwort.
Ich erhob mich von meinem Stuhl und behielt die Bewerbung in der Hand. "Louise hat einen Ski - Unfall. Ihr Mann sagt, sie wäre Meisterin in der Piste - Abfahrt. Sie beherrscht diesen Wintersport.
Also was macht bitte schön Louise im Krankenhaus?...Und wie kam der Unfall zustande?", überlegte ich nun laut. Ich weiß, das waren für diesen Moment absurde Gedanken, aber letztendlich sollte Eins und Eins zusammen gezählt werden. Ich glaube, meine Eltern hielten mich an diesem Tag für verrückt. Aber ich war der Meinung, dass das alles nicht mit rechten Dingen zuging.
Meine Mutter und mein Vater sahen mich skeptisch an, bis er mir die Frage stellte:
"Worauf willst du hinaus, Sam?"
Ich stand von meinem Platz auf und schob den Stuhl hinter mich, um mich etwas zu bewegen. "Ich will nichts behaupten,...", begann ich meine Überlegungen auszusprechen. "...doch ich denke, jemand hat das mit Absicht getan und hat nachgeholfen, dass Louise sich ernsthaft verletzt...Ich weiß, das klingt blöd, aber sollten wir nicht in Erwägung ziehen..." Ich pausierte kurz, sah mir die Referenzen in der Bewerbung nochmal an, die ziemlich zu perfekt aufgeschrieben wurden und auch so perfekt klangen. Schließlich legte ich sie beiseite. Ich wusste nicht, ob es gerade richtig war, es anzusprechen, doch mehr, als ein Kopfschütteln oder ein "Nein" konnte ich nicht von meinen Eltern bekommen. "...Sollte das nicht jemand von uns aus dem Haus übernehmen, der sich damit auskennt? Mum oder ich...?", setzte ich meinen abgebrochenen Satz fort.
Meine Mutter überlegte kurz und verneinte. Sie war also dagegen, dass ich oder noch wer anderes weitere Verantwortung für das Hotel übernahm.
"Sollten wir es nicht mit dieser Frau...Sybil...versuchen, Schatz?...Wenn es nicht funktioniert, springe ich solange ein.", erwähnte meine Mutter.
Mir blieb also nichts weiter übrig, als diese Gedanken im Raum stehen zu lassen. "Okay, wenn wir hier fertig sind, würde ich gern wieder an meine Arbeit gehen....Ihr entschuldigt mich.", entgegnete ich und verließ eilig das Büro.
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