Kapitel 21...Reue

                                                                                °°°SAM°°°

Tom sein Blick fiel zur Eingangstür. Es war kurz vor seinem Feierabend...Achtzehn Uhr. Ich schrieb gerade eine Endrechnung für einen Gast. Als er mich auf die rechte Schulter mit seinem linken Zeigefinger tippte. Ich sah von meiner Arbeit auf und er zeigte mit einem Kopfnicken zur Eingangstür des Hotels.

Doch ein paar Gäste tauchten vor meiner Nase auf und lenkten mich von dem eigentlichen Problem ab, auf das mich Tom aufmerksam machen wollte. Vor dem Empfang standen Mister und Misses Garner und waren aus der Stadt zurück. Ich händigte ihnen ihren Schlüssel aus und wünschte ihnen noch einen schönen Abend. "Miss Stanford!...Würden Sie uns heute Abend beim Diner Gesellschaft leisten?", fragte mich gerade Mister Garner, als Tom mir auf die Schulter tippte. Verblüfft und um Hilfe bittend sah ich Tom fragend an, ob er den Empfang übernehmen könnte. Nicht wegen der Garners, nein, sondern wegen dem, weshalb er mich auf die Schulter getippt hatte. Tom wehrte ab, so auf die Art - VERGISS ES - und ging sich umziehen. Ich versprach den Garnern nichts, was ich nicht halten konnte und verabschiedete sie und wünschte ihnen einen angenehmen Abend. Dann wand ich mich der Post zu und sortierte sie ein und sortierte die für meinen Vater aus.

"Hallo...Sam!...", hörte ich eine mir bekannte Frauenstimme hinter meinem Rücken. Ich ignorierte sie. "...Können wir reden?", fragte sie mich mit einer traurigen, müden Stimme, die sehr reumütig hinter meinem Rücken sich anhörte.

Ich ließ meine Arbeit ruhen und drehte mich zur Vorderansicht zur Lobby um und schaute in Alex' Tränen unterlaufene, gerötete Augen. Ihr Makeup war total verschmiert.

"Oh nein!...Nicht du!...Nicht mit mir!...Geh zum Direktor! Mir hast du gesagt, was du zu sagen hattest und was du von mir und unserer Freundschaft hältst...Und das war deutlich genug, Marshal!...Doch eines frage ich mich schon die ganze Zeit..." Ich war total in Fahrt und wütend auf Alex. Dass sie sich nochmal hierher traute und mit mir reden wollte, als wäre nichts weiter geschehen. Für mich war der Abend samt Feierabend definitiv gelaufen. Doch hatte ich noch einiges Inpetho, was ich noch los werden wollte.

"...Wie oft hast du die Flure der einzelnen Etagen am Tag betreten?...Und du willst mir weiß machen, dass du die Kameras nie bemerkt hast?...Entweder lügst du oder du hast es mit Absicht darauf angelegt, gesehen, oder noch besser, erwischt zu werden....Und noch eins:

Verwarnungen werden nicht umsonst ausgesprochen. Sie sind dazu da, um es das nächste Mal besser zu machen und aus Fehlern zu lernen und sie nicht noch einmal zu wiederholen, Alex!.......So! Das wär's von meiner Seite her, was ich zu sagen hatte. Und jetzt entschuldige mich! Ich hab noch zu tun!" Ich hatte wirklich geglaubt, dass ich sie nie wieder sehen müsste oder nie wieder sehen werde. Tja! Irren ist nun mal menschlich. Warum sollte das nicht auch bei mir funktionieren?

Alex war verzweifelt und verknotete dauernd ihre Finger vor Nervosität ineinander. Dann sprach sie mit etwas mutiger Stimme: "Ich möchte hierher zurück, Sam!...Ich...Ich weiß sonst nicht, wo ich hin soll!...Das hier ist mein Leben!...Das ist alles hier, was ich je wollte...und...kann!..................Du...Du fehlst mir, Sam!...Ich...Ich hätte auf dich hören sollen!...Es...tut...mir leid!", flüsterte Alex nun fast leise.

Sie will wieder hierher an die vorderste Front? Ist das ihr voller Ernst? Nach all dem, was sie abgezogen hatte? Das brachte das Fass bei mir zum Überlaufen. Und mir blieb nur noch eines zu sagen:

"Du willst hierher zurück?...Du willst deinen Job wieder haben?...Wofür Alex?...Um wieder darauf hin zu arbeiten zum wiederholten Male Abmahnungen zu sammeln und zu ignorieren und dann wieder gekündigt zu werden? Ein und denselben Fehler zu wiederholen?...Ich würde sagen, arbeite an dir und deinem Respekt den Gästen gegenüber, an deiner Loyalität und an deinem Vertrauen an deiner besten Freundin...!" Ich kam Alex' Gesicht etwas näher und drohte ihr an: "...und halte dich von unseren Zimmern fern...vor allem vor solchen Honks wie dein sexbesessener Möchte - Gern - Betthüpfer - Guru...der dich in diesen Schlamassel hinein gezogen hat. IHM hast du deine Kündigung zu verdanken...nicht mir, nicht meinem Vater...nur IHM!", und ich drehte mich von ihr weg. Ich merkte, wie mir die Tränen ins Gesicht stiegen.

Doch Alex ließ nicht locker. "Du bist die Chefin hier, Sam! Du kannst doch auch über mich entscheiden!", bettele Alex mich nun förmlich an.

Ich drohte zu platzen wie eine Bombe und sagte ganz ruhig gezwungener Maßen: "Ich bin nicht die Chefin! Und ich werde es auch nie sein!...Und hört endlich alle auf, mich so zu nennen! Denkt ihr alle, dadurch fühle ich mich besser, wenn ich das alles hier leite?", fauchte ich jetzt fast die letzten Worte zähneknirschend. Ich hatte es so satt, stets und ständig daran erinnert zu werden, was ich einmal sein werde, sobald mein Vater abdankte. Ehrlich gesagt, hasste ich meine Tante dafür, mir diese große Bürde aufgetragen zu haben. Niemand hatte mich je gefragt, was ich eigentlich wollte und was ich mir für mein Leben wünschte und erhoffte, was noch vor mir lag. Ich beließ die Diskussion dabei und wand mich von Alex ab.

Die Spätschicht rückte an und ich gab Anweisungen...kurz und schmerzlos. Dann schickte ich mich an zum Fahrstuhl hinüber zu gehen, um die tägliche Zimmerkontrolle auf den Etagen durchzuführen. Jonas wartete bereits am Fahrstuhl auf mich.

Alex ließ sich jedoch nicht so leicht von mir abwimmeln und rief mir durch die Lobby hinterher.
"Ich hab dir gesagt, dass es mir leid tut!...Zählt das denn gar nicht?", warf sie mir barsch nach.

Tatsächlich blieb ich mitten in der Lobby abrupt stehen, ballte meine Hände zu Fäusten und knurrte vor mich hin und schließlich drehte ich mich zu ihr um. Was sollte ich als Erstes tun? Ihr einen Hausverweis geben oder sie von der Security hinaus werfen lassen? Vielleicht sollte ich es ja nochmal mit Reden versuchen. Mir drehte sich schon alles vor lauter Wut und Ärger. Was bitte schön war nicht daran zu verstehen, wenn ich sage, ich habe zu tun?!

"Sag mal, siehst du nicht, dass ich...Das ist ja wohl nicht wahr!", und im Eiltempo lief ich zu Alex zurück und schnappte sie am linken Ellenbogen und schleifte sie in den Aufenthaltsraum hinter der Rezeption. Dann platzte ich vor Alex richtig laut...ja...ich brüllte fast wie eine hitzige Löwin, der man die Welpen weggenommen hatte, um sie in einen Zoo zu verschleppen, während ich hinter mir die Tür zu warf.

"Was soll das Gezeter und dein rebellisches Auftreten?...Denkst du etwa, du bist die Einzige, die in dieser Sache verletzt oder deren Vertrauen missbraucht wurde? Denkst du etwa, es wird jedem Einzelnen hier im Hotel besser gehen, wenn ich meine Hand über jeden von euch hier im Hotel beschützend halte und alles durchgehen lasse, weil meine beste Freundin der Meinung ist, die Regeln des Hauses zu ignorieren? Was glaubst du, wenn das jeder Angestellte hier machen würde? Wo kämen wir dann denn hin? Willst DU etwa als wandelndes Beispiel voran gehen und jeden Einzelnem im Hotel zeigen, wie man es nicht machen sollte?

Um jeden Gast hier glücklich zu machen und ihm einen unbeschwerlichen und entspannten, unvergesslichen Aufenthalt zu bescheren, hat man mit einem glänzenden, vertrauenswürdigen Beispiel und hingebungsvollem, sicherem Auftreten voran zu gehen, Alex Marshal! Wo bei dir eigentlich Hopfen und Malz verloren ist!...Du denkst, du kommst hierher und kannst einfach so deinen Job wieder haben und alles ist vergeben und vergessen...und unter den Tisch gekehrt?..." Ich war völlig außer mir. Alex kam einfach so hier hereingeschneit und traute sich unter meine Augen und dachte, es wäre so einfach, sie wieder in diesem Haus aufzunehmen? So ging man nicht mit mir um!...

Nicht mit Sam Stanford!

Langsam wurde ich ruhiger und erinnerte Alex: "Du denkst, du bist so unwiderstehlich, dass jeder mit dir ins Bett hüpfen will, der dir gerade über den Weg läuft? Ist das alles, woran du gerade nur denken kannst? Meinst du nicht, dass diese Zeiten aus der Ausbildung schon längst das Zeitliche gesegnet haben?........Sieh, was aus dir geworden ist, Alexandra Marshal! Denkst du etwa, deinen Eltern wäre es Recht gewesen, wie du dein Leben auf die Beine stellst? Sie würden sich in ihrem eigenen Grab umdrehen, wenn sie wüssten, wie du dein Leben meisterst!"

Ich wollte gehen und schleunigst den Aufenthaltsraum des Empfangs verlassen, doch Alex hielt mich am rechten Oberarm fest.

"Ich wollte nur - DANKE - sagen, dass du ein gutes Wort für mich bei deinem Vater eingelegt hast...Wieder und wieder und... ich hab es dir nie gedankt...Also....DANKE!", sagte sie mit gesenktem, betrübten Kopf. Na das war ja mal etwas ganz Neues. So etwas habe ich bisher noch nie aus ihrem Mund gehört. Soll ich das nochmal von ihr wiederholen lassen? Kann das einer nochmal zurück spulen? Aber eines konnte ich mir nicht verkneifen und das gab ich ihr auch zu verstehen.

"Tja Alex!...Nur waren es dieses Mal für umsonst zahlreiche Wort - Verschwendungen! Die Abmahnungen waren in der Überzahl!... Und ich denke, für mich hättest du dasselbe getan, wenn ich in der Klemme gesessen hätte!", antwortete ich ihr enttäuscht und ich wollte gehen, endlich raus hier. Denn ehrlich gesagt, ertrug ich den Anblick von Alex nicht mehr. Ich blieb an der Tür stehen und sagte:
"Falls du mit meinem Vater noch reden möchtest, würde ich mich an deiner Stelle beeilen. Er hat gleich Feierabend....Ich muss los!...Jonas wartet am Fahrstuhl auf mich!", und ich verließ das Büro.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: #colles#home