Kapitel 11... Das aufgebrachte Kindermädchen

                                                                             °°°SAM°°°

Da hörte ich sie zum ersten Mal, diese garstige, grausame Stimme einer Frau. Billy hörte sie auch, diese eine Frau. Sie keifte aufgeregt und hysterisch und schrie lauthals in der Lobby herum. Sie suchte nach dem Jungen, aber er wollte nicht von ihr gefunden werden. Billy versteckte sich erneut hinter der Rezeption. "Wer ist das? Kennst du die Person?", fragte ich Billy im Flüsterton, als ich mich kurz zu ihm hinunter beugte.

Er blieb ruhig auf dem Fußboden sitzen, hielt sich die Ohren zu und gab keinen Laut von sich. Mitten im Gedränge erkannte ich ihn, den Mann, bei dem ich mich völlig zum Obst gemacht hatte...Mister Harper.

Da klingelte es bei mir. Natürlich! Billy war Max Harpers Sohn.

Die ältere Frau beklagte sich gerade bei ihm über das erneute Verschwinden des Jungen und dass sie es leid sei, ihm stets und ständig hinterher zu jagen. Sie faselte etwas von strenger Erziehung und Bestrafung, die noch niemanden geschadet hätte. Punkt um! Sie war total aufgebracht und mit den Nerven am Ende...und total überfordert...
Aber sowas von! Sie konnte mit ihrem Alter mit dem Jungen nicht mehr mithalten.

Während sie Max Harper zuredete, trat er an die Rezeption.

"Guten Morgen Miss Stanford!", grüßte er mich gerade heraus.
"Guten Morgen Mister Harper!", grüßte ich ihn zurück und sah hinter Mister Harper, wo die ältere Frau stand und noch immer auf ihn einredete.
"Was kann ich für Sie tun?", fragte ich ganz entspannt, denn er brauchte jetzt etwas Ruhe, wie mir schien, denn die Frau schien ihm gehörig auf die Nerven zu gehen.

"Ehm...Ich hätte da eine Frage:...Haben Sie zufällig einen kleinen Jungen gesehen? Er ist vier Jahre alt...Er ist seinem Kindermädchen entwischt...

SCHON WIEDER!!!",

betonte er ausführlich über seine rechte Schulter hinweg, damit es das Kindermädchen auch ja hören konnte, dass sie keine Verantwortung oder Lust hatte, ihren Job als Kindermädchen richtig auszuführen.

Während er mich das fragte, zeigte ich unauffällig neben mich nach unten und antwortete Max:
"Nein, Mister Harper! Tut mir leid!...Ich kann Ihnen leider nicht weiter helfen!" Ich weiß, ich hatte dem Jungen versprochen, sein Versteck nicht zu verraten. aber sein Vater stand vor mir und war wohl sehr in Sorge.
"Verdammt! Dann werd ich ihn wohl oder übel suchen müssen. Es sei denn, das Kindermädchen hat mich bis dahin bei der Polizei angezeigt, weil ich es ihr zum Vorwurf machen werde, dass sie daran schuld ist, dass er wieder davon gelaufen und unauffindbar ist!", und Max kam kniend hinter dem Empfang des Hotels und sah dort seinen Sohn auf dem Fußboden sitzen.

"Guten Morgen Billy!", sagte er zu ihm erleichtert.
"Guten Morgen Dad!", war es kleinlaut von Billy zu hören.
"Würdest du bitte da vorkommen?", bat er seinen Sohn seelenruhig. Billy kam langsam aus seinem Versteck und schaute mich grimmig an. Max reagierte sofort und sagte zu ihm: "Sie hat dich nicht verraten. Der Spiegel war es.", und er zeigte Billy den großen Spiegel hinter der Rezeption, der schräg an der Wand angebracht worden war und ihm zeigte, was unter dem Empfang zu sehen war. Max stand auf und sprach zu mir:
"Entschuldigen Sie bitte diese Unannehmlichkeiten! Er läuft gern mal davon. Das ist seit neuestem sein Hobby." 

Oh ja! Das musste es wohl sein, denn er betonte die letzten vier Worte sehr ausführlich.

Ich lächelte und konnte nicht anders, als einen Scherz daraus zu machen.. "Aha!...Sein neuestes Hobby also!...Läuft er vor seinem Kindermädchen liebend gern davon......oder auch vor Ihnen?...", machte ich mir einen Spaß daraus.
"Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen Mister Harper!
Ihr Sohn ist sehr nett und hilfsbereit. Mir ist ein Ordner herunter gefallen. Er hat ihn mir aufgehoben und hergetragen.", und ich zeigte auf den Ordnerstapel, bestehend aus vier großen, dicken, schwarzen Ordnern, die neben dem Computer in geordneter, alphabetischer Reihenfolge standen.
Billy sah mich fragend und mit gehobenen Augenbrauen an und ich zwinkerte ihm mit dem rechten Auge zu. Billy zwinkerte mir daraufhin zurück und lächelte.

°°°

Max sah die ältere Frau an, die eine zornige Miene aufgesetzt hatte, als er Billy hinter der Rezeption hervor geholt hatte.
Als Billy sein Kindermädchen sah, war er eingeschüchtert und versteckte sich hinter seinem Vater.

"Misses Andrews...", begann Max.

"...MISTER HARPER!...", fiel sie ihm ins Wort. "...Ich hab mich nicht um diesen Job beworben, damit ich jeden Tag eine Hetzjagd oder Safari veranstalten muss."

"Misses Andrews, es tut mir leid...!", versuchte Max Harper ihr aufgeregt entgegen zu wirken.

Doch sie meckerte weiter mit ihm.

Max schielte genervt zu mir, während Misses Andrews gegen die Wand sprach. Sein Blick bedeutete ungefähr so viel wie:
"HILFE!"
Ich zuckte nur mit den Schultern, während Max und Billy nun eine ordentliche Standpauke von Misses Andrews bekamen.

Irgendwann reichte es mir doch und ich versuchte Misses Andrews zu unterbrechen.
"Misses Andrews...!" Die Frau ließ sich überhaupt nicht stören in ihrem Gezeter. Also versuchte ich es noch einmal. "Misses Andrews!...Wenn Sie die Sache zwischen Ihnen und Mister Harper hier klären wollen, möchte ich Sie hiermit jetzt bitten, es in der Stanford Road zu erledigen oder ich gebe Ihnen ein freies Büro, damit Sie Beide ordentlich...", aber Misses Andrews war es egal, was ich ihr gerade versuchte zu verklickern und wetterte weiter gegen Max Harper und seinen Sohn und hörte mir gar nicht zu.

"...Könnten Sie bitte jetzt damit aufhören?...", versuchte ich die Frau zu beruhigen und ich musste meine Fassung weiterhin beibehalten, obwohl ich kurz davor war zu platzen. Doch ich sprach seelenruhig weiter auf Misses Andrews ein.
"...Ich denke, es ist bei den Beiden jetzt angekommen, was Sie sich unter dem Job- Kindermädchen - vorstellen, Misses Andrews. Könnten Sie das bitte das nächste Mal außerhalb vom Hotel oder im Penthouse klären? Es muss nicht jeder zuhören! Das sind private Sachen, die auch im privaten Bereich geklärt werden und nicht in der Öffentlichkeit! Und sagen Sie mir nicht, ich habe Ihnen nicht die Möglichkeit dazu gegeben, diese Auseinandersetzung intern unter vier Augen, zu klären, wo Sie niemand hört. "

Misses Andrews hielt ihren Mund und schnaubte Max und Billy an, ehe sie sich zu mir rasch umdrehte.

"Entschuldigen Sie, Miss! Doch das musste mal gesagt werden. Ich bin auch nicht mehr die Jüngste, wissen Sie?...Ich bin keine Löwin mehr, die jeden Tag kleinen Monstern hinterher jagt, nur um sie zu...", und sie sah Billy grimmig an. "...nur um sie zu fressen.", wiederholte sie ihre Worte ihm gegenüber. Billy schmiegte sich an seinen Dad noch näher heran und war verängstigt.

Musste  das vor all den Gästen und vor allem vor dem Jungen ausdiskutiert werden? Hatte sie dnn keinen Respekt und keine Skrupel? Billy war sehr verängstigt geworden und klammerte sich an seinen Vater. "Misses Andrews, bitte, sonst muss ich noch den Jäger rufen, der Sie dann in einen Käfig steckt und Sie in den Zoo bringt! Zügeln Sie sich in ihrem Ton. Sie machen dem Jungen Angst...Also... Ich hab es Ihnen gesagt, sollte so ein Wutausbruch nochmal geschehen, dann...", und sie fiel mir ins Wort. Ist ja wieder mal typisch! Die ältere Generation unterbricht die jüngere Genration. Als ob wir nicht auch etwas zu sagen hätten.
"...Nein, das wird nicht nochmal geschehen!...

ICH KÜNDIGE!", feuerte sie Max die zwei Worte ins Gesicht.

Max seine Augen weiteten sich.
"Sie können nicht kündigen, Misses Andrews!"

"Natürlich kann ich das, Mister Harper! Suchen Sie sich jemand Anderen, der hier jeden Tag in der Safari mit spielt und auf Ihren Bengel aufpasst. So ein kleiner verzogener, verwöhnter Rotzlöffel ist mir schon lange nicht mehr untergekommen! Eine Tracht Prügel wäre hier wohl angemessener!"

Max wurde zornig und ich ließ meine Augen von einem zum anderen wandern, als wäre dies ein Wettbewerb, um dessen Sieg sich beide Gegner hochzuschaukeln wagten.
"Mein Sohn ist nicht verzogen und verwöhnt!...Und Sie haben nicht das Recht ihn als Rotzlöffel zu beschimpfen!
Wagen Sie es sich ja nicht gegen ihn eine Hand zu erheben, denn dann werde Ich Sie mit Sicherheit kündigen, Misses Andrews!", wütete Mister Harper sie an.

"Denken Sie denn, mit Schläge kommen Sie hier weiter?", mischte ich mich jetzt ein.

"Wie denn sonst? Zu meiner Zeit hat es Niemanden geschadet.", beantwortete Misses Andrews zufrieden die Frage.

"Zeiten ändern sich! Können wir nochmal darüber reden? Ich brauche jemanden für ihn!", bat Max.

Das Kindermädchen war still, sah Billy in die Augen und starrte auf mich. Sie hätte mir am liebsten die Augen ausgekratzt, weil ich es gewagt hatte, mich einzumischen und ihr über den Mund zu fahren. 

Was dachte sie gerade über mich? So eine vorlaute Göre! Ich denke, Sie wird mich im Auge behalten. So, wie sie mich angesehen hat. Ich hätte bei diesem Blick umfallen müssen und mein Leben wäre ausgehaucht.

Doch sie hatte Max da, wo sie ihn haben wollte.

"Na schön!...Unter einer Bedingung!", erhob sie ihre Stimme. 

"Die da wäre?", hakte er nach.

"Nehmen Sie den Jungen kürzer an die Leine! Sollte er noch einmal weglaufen, dann können Sie sich sicher sein, dass ich gehe!", und sie drehte sich während ihrer Aufregung auf dem Absatz um und ließ Max mit Billy zurück bei mir.

Ich sah ihr nach. Die Frau war mir nicht geheuer und sie hatte ein vorlautes Mundwerk. Irgendetwas führte sie im Schilde. Ich werde sie wohl auch im Auge behalten.

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