Kapitel 3

Zur selben Zeit ruhte sich Chester auf einer Bank aus und schlief ein. War es normal, dass er so viel schlief? Schon stand er hinter Simon und folgte ihm auf dem Weg ins Krankenhaus. Wo will, Simon hin?

Als er das Ziel sah, wurde ihm flau im Magen. Er mochte keine Krankenhäuser, doch seine Neugier zog ihn mit. Er folgte dem Blondschopf, der zielsicher auf ein Krankenzimmer zulief, in der Hand selbstgepflückte Blumen.

Simon öffnete die Tür und trat mit einem Lächeln ein. Chester war hinter ihm und sah eine Frau mit langen hellbraunen Haaren und die gleichen goldenen Augen wie Simon. Ihr Gesicht war weich und verzog sich ebenfalls zu einem ehrlichen Lächeln. Sie hing an einem Tropf und sie sah erschöpft aus, auch wenn sie es zu verstecken versuchte.

„Hallo Mum", begrüßte Simon sie mit einem liebevollen Lächeln. Er nahm ihre Hand und küsste sie, wonach diese ihn in eine enge Umarmung zog. Grinsend holte er die Blumen hinter seinem Rücken hervor und streckte sie ihr hin.

„Ach du meine Güte, Knirps. Sind die für mich?", sagte diese und nahm sie an. Mit den Fingern streichelte sie über die Blüten und roch an diesen.

Diese tiefe, ehrliche Freude. Und das über ein paar gepflückte Blumen. Chester wurde still. Diese Welt war nicht die seine. Sie war nicht pompös oder glitzernd, nein, sie war einfach, sie war warm. Ein weiteres Ziehen in seiner Brust, ließ ihn mit den Fingern darüber reiben.

„Wie geht es dir?", fragte Simon. Seine Mutter runzelte die Stirn.

„Es war schon besser, aber ich halte mich gut. Nun aber zu dir. Simon, du siehst erschöpft aus. Arbeitest du zu viel?", fragte sie besorgt. Eine Hand legte sich an seine Wange und Simon nahm diese und drückte sie liebevoll.

„Alles gut. Es ist wichtig, dass du gesund wirst. Mach dir um mich keine Sorgen."

Seine Mutter seufzte. Sie wusste, dass sie Simon zu viel aufbürdete, doch sie würde die Verzweiflung nicht siegen lassen, denn sonst würde sie Simons Mühen alle zunichtemachen.

„Gut, aber wann bringst du endlich einen Partner mit?", fragte sie.

Chester schaute auf. Partner? Habe ich das richtig gehört? Ist Simon... schwul? Er war sich nicht sicher. Simon lachte.

„Wenn ich einen finde, bring ich ihn mit." Dass das nicht passieren würde, weil er außer Arbeiten und Schlafen nichts tat, verschwieg er. Er würde niemals eine Beziehung eingehen, denn er hatte nicht einmal die Zeit dazu. Das tat er niemanden an.

Die beiden redeten noch etwas weiter und Chester verließ den Raum, dort sah er zwei Krankenschwestern, die sich unterhielten.

„Ist er wieder hier?", fragte die rechte.

„Ja, so wie jeden Mittwoch. Seit fünf Jahren ist er jede Woche hier. Nicht nur das. Er bezahlt auch alle Rechnungen, der Arme. Einen Mann oder Verwandte gibt es nicht, er ist also ganz auf sich allein gestellt."

Chester konnte es nicht glauben. Er macht das seit fünf Jahren? Er wollte zurück zu Simon, doch ein Rütteln riss ihn zurück in die Realität. Sein Agent stand über ihm.

„Chester, wir müssen los."

Dieser nickte und stand auf.

༻✧༺

In den darauffolgenden Tagen träumten beide immer wieder voneinander, lernten sich kennen, ohne dass der andere davon wusste. Jedes Mal, wenn Chester den gleichgültigen Ausdruck trug und für einen Moment seine wahren Gefühle zum Vorschein kamen, tat Simon das Herz weh. Er ist nicht glücklich.

Chester spürte, wie er zunehmend immer mehr verstand, wer Simon war, und sein Respekt wuchs mit jeder Sekunde. Simons Leben war hart und grausam, doch er beschwerte sich nie, verlor nie sein Lächeln. Wenn er mich nur so anschauen würde.

Ein Tippen auf der Schulter ließ ihn aufschauen. Er stand auf einer Terrasse, schaute auf die Lichter der Stadt.

„Was ist los?", fragte Keagen. Chester war einfach von der Party nach draußen gegangen und stand schon eine Stunde hier draußen. In letzter Zeit hatte er sich verändert, war nachdenklicher.

„K, in letzter Zeit habe ich Dinge gesehen, die mich verändert haben. Es gibt jemand, der mich verändert hat, die Sicht auf das Leben. Ich möchte ihn so gerne treffen", sagte Chester und Keagen sah einen sehnsüchtigen Blick in dessen Augen, den er noch nie zuvor gesehen hatte.

„Dann treff' dich doch einfach mit ihm. Wo ist das Problem?"

Chester lachte leise. „Ich weiß nicht, wer er ist, wo er lebt. Ich kenne nur seinen Vornamen und sein Aussehen", sagte er und schaute seinen besten Freund an. „Kannst du mir helfen, ihn zu finden?"

Noch nie hatte ihn Chester um etwas gebeten. „Na klar. Lass uns morgen gleich anfangen."

Chester nickte und zum ersten Mal sah er einen Ansatz von einem aufrichtigen Lächeln. Wer ist diese Person?

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Nach eingehender Recherche hatten sie mithilfe eines Spezialisten Simons Namen und Adresse gefunden. Chester hatte Blumen gekauft und machte sich auf den Weg zu der Bar, in der Simon abends arbeitete. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen.

Voller Vorfreude lief er auf diese zu. In diesem Moment sah er, wie Simon aus dieser heraustrat. Sein Lachen, seine strahlenden Augen. Chesters Herz schlug wie wild. Endlich. Hinter Simon lief eine weitere Person hinaus, die ihn in die Arme zog.

Chester blieb stehen. Simon lag in den Armen eines anderen Mannes. Nein. Der Strauß fiel zu Boden und eine Kälte breitete sich in dessen Brust aus. Natürlich. Ein trauriges Lachen kam über seine Lippen. Wie konnte ich so dumm sein? Wieso sollte Simon denn keinen Freund haben?... Ich bin zu spät.

Ohne zu zögern, drehte er sich um und ging nach Hause.

Simon verabschiedete sich von Lars, der nach Hause ging. Er freute sich, dass er und seine Frau nun endlich schwanger geworden waren, nachdem sie es so lange versucht hatten. Wer weiß, vielleicht träume ich heute Nacht wieder von ihm. Chester. Pfeifend lief er nach Hause und ging zu Bett. Er träumte diese Nacht jedoch nicht und auch nicht die nächsten.

Einige Tage später erhielt er eine Nachricht, dass seine Mutter von einem anonymen Spender eine große Summe erhalten hatte, der für die Behandlungskosten der neuen Therapie sowie alle anderen Kosten aufkam. Er wusste nicht, wer es war, doch er hatte geweint, als er die Nachricht erhalten hatte. Sie wird endlich gesund.

༻✧༺

Eines Abends als Simon nach Hause lief, lief an einem Geschäft vorbei, in dem ein heller Fernseher lief. Es ging um eine Talk-Show. So etwas interessierte ihn nicht, doch als er plötzlich sein Gesicht sah, hielt er inne. Er rannte in das Geschäft und stellte sich vor dem Fernseher. Chester.

„Mr. Welsh, Sie als gefragtes Model haben doch sicher eine Herzdame, nicht wahr?", fragte die Moderatorin.

In diesem Moment sah er dessen traurigen Gesichtsausdruck.

„Es gab tatsächlich jemand, doch die Person hatte einen anderen", sagte er.

Simon schaute ihn traurig an.

„Wie ist denn ihr Name? Wir sind neugierig." Das Publikum jubelte zustimmend.

Ein leichtes Lächeln. „Ihr Name ist Si. Diese Person ist absolut herzensgut und der liebenswürdigste Mensch, den es gibt. Sie kümmert sich um ihre kranke Mutter und arbeitet jeden Tag hart", sagte Chester. Die Moderatorin war etwas perplex, damit hatte sie nicht gerechnet.

„Dann hoffen wir, dass eine andere Dame ihr Herz erobern wird, immerhin werden sie nun auf der After-Party dabei sein", sagte diese und Chester nickte.

Si. Das war sein Spitzname. Wie erstarrt stand er da. Das ist nicht möglich. Er hatte so oft von Chester geträumt, hatte er etwa auch von ihm geträumt? Ohne nachzudenken, rannte er aus dem Laden. Er wusste, wo diese Party war. Ich muss dort hin, ich muss ihn treffen. Mit diesem Gedanken rannte Simon.

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