75. (VKook Special)

Taehyung's PoV.:

Mich konnte man nicht schnell zur Weißglut treiben. Ich war gut darin mein aufgebrachtes Gemüt zu beruhigen und über die Fehler anderer hinweg zu sehen. Aber, wenn ein Fehler sich immer und immer wiederholt, dann kann man mich im Laufe der Zeit richtig wütend machen. Genauso wie ich es in diesem Moment war. Ich fühlte mich so wütend wie schon lange nicht mehr, wusste bei bestem Willen nicht wie ich damit umgehen sollte. Eine Seite von mir wollte sich Hals über Kopf in eine heftige Auseinandersetzung werfen, die andere Seite wollte alles in einem gesitteten Umgang klären.

Mit einem verächtlichen Schnauben warf ich einen Blick auf das Türschild vor mir. Dort stand in geschwungener Schrift der Name meines festen Freundes geschrieben; Truppenanführer Jeon Jungkook. Jedenfalls glaubte ich er wäre mein fester Freund, denn nach dem Abendessen heute war ich mir nicht mehr so sicher in meiner Aussage. Vielleicht war er ja auch einfach nur ein Freund mit dem ich eine Beziehung basierend auf Sex führte. Mehr nicht. Jemand, der mich zu sich rufen konnte, wann immer es ihm gefiel. Jemand, gegen dessen Wort ich nichts zu sagen hatte. Jemand, dem ich Gegenüber total machtlos war.

Unsere Beziehung war schon immer etwas merkwürdig gewesen. Das mochte vor allem an unseren unterschiedlichen Arbeitsbereichen liegen. Ich war nur ein einfacher Soldat. Aber Jungkook war ein bekannter Truppenanführer, beliebt und unberechenbar. Sein Amt war wichtig, hingegen war ich nichts weiter als ein kleines Insekt. In seiner Nähe hatte ich mich schon immer ein wenig Wertlos gefühlt und der Idiot tat nichts dazu bei, sorgte manchmal sogar dafür das ich mich noch grausamer fühlte. Beispielsweise, wenn ich versuchte seine Hand in der Öffentlichkeit zu halten, oder ihm einen Wangenkuss zu geben. Dann entzog er sich mir mit der Geschwindigkeit eines Rennpferdes. Manchmal reichte es auch aus das ich ihn einfach nur verliebt anstarrte und der Jüngere warnte mich hysterisch, dass ich damit aufhören solle. Dabei führten wir eine Beziehung miteinander. Und nichts und niemand sollte in der Lage sein diese Beziehung einzuschränken. Weder er, der versuchte seinen Ruf als angesehener Truppenanführer aufrecht zu erhalten, noch unsere verschiedenen Arbeitsbereiche.
Aber letztendlich lief es immer darauf aus. Heute Abend hatte ich versucht seine Hand unter dem Esstisch zu halten und er hatte sie mit einer emotionslosen Miene von sich geschoben. Das mein Herz dabei in tausend kleine Splitter zerbrochen war, schien ihm wohl nicht aufgefallen zu sein.

Nun stand ich hier vor seinem Zimmer und dachte fieberhaft darüber nach wie ich mein Unwohlsein ihm Gegenüber ausdrücken sollte. Ich hatte das schon ein paar Mal versucht gehabt, aber Jungkook hatte mich jedes einzelne Mal mit tausenden von süßen Küssen davon abgehalten, auch nur weiter darüber nachzudenken.
Heute würde ich nicht auf seine Masche reinfallen. Ich würde ihn zur Rede stellen und eventuell auch zum Mond treten.

Ich nahm einmal einen tiefen Atemzug, ehe ich schließlich gegen das dunkle Holz seiner Tür klopfte. Auf der anderen Seite war augenblicklich rascheln zu hören und kurz danach wurde ich aufgefordert sein Zimmer zu betreten.

Der Jüngere saß an seinem Schreibtisch, hatte mittlerweile die schwere Rüstung abgelegt und schrieb scheinbar einen Brief. Als er mich sah, lächelte er sanft. „Taehyung", entkam es ihm dann überrascht.

Genau da war es. Dieser liebevolle Ton in seiner Stimme. Merkwürdigerweise klang er immer so, auch, wenn er mich vor ein paar Minuten noch abgewiesen hatte. Ich biss mir frustriert auf die Innenseite meiner Wangen, in der Hoffnung ihm nicht sofort eine Beleidigung an den Kopf zu werfen.

„Wir müssen reden", murrte ich und trat zu ihm nach vorne. „Worüber? Ist alles in Ordnung?", nun Schwang Besorgnis in seiner Stimme mit. Wie konnte er nach alledem so Unwissend sein?
„Liebst du mich?", fragte ich nach und spürte bereits jetzt einen dicken Kloß in meinem Hals. „Natürlich, Tae. Was ist das bitte für eine Frage?", Jungkook hievte sich hoch. Er umrundete eilig den Schreibtisch, drauf und dran mich wieder mit Küssen zu übersähen. Doch ich streckte meinen Arm aus und hielt ihn auf Abstand. „Bleib da", forderte ich ernst, „Ich will vernünftig darüber reden". Der Jüngere seufzte verzweifelt aus. „Worum geht es denn? Sag mir, was mit dir los ist".
„Das du das nicht selber weißt, ich beinahe schon ein Wunder".
„Taehyung".
„Merkst du denn gar nichts? Scheiße, du hast mich heute beim Abendessen von dir gestoßen. Gestern auch und am Anfang der Woche durfte ich nicht mal deine Hand halten, als wir zum Frühstück gegangen sind. Bin ich dir peinlich? Ist unsere Beziehung so schlimm? Sollen wir lieber Schluss machen, damit dein Ruf derselbe bleibt?", sprudelte es energisch aus mir heraus. Mein Herz raste dabei wie verrückt. „Du sagst mir immer wie sehr du mich liebst und küsst mich, als würdest du es ernst meinen. Aber meinst du es auch wirklich ernst? Oder ist das alles nur ein Spiel für dich? Bin ich dein Spielzeug, Jungkook? Sei ehrlich".

„Was-... Wie-... Tae, wie kommst du darauf? Ich meine, ja-... Ja, ich weise dich andauernd ab, aber das hat doch nichts damit zu tun, ob ich dich liebe, oder nicht. Natürlich liebe ich dich und-...", er machte einen Schritt vor und griff rasch nach meinen Händen, „Und wenn ich könnte, dann würde ich deine Hand immer und überall halten".
„Warum machst du es dann nicht? Was hält dich auf?", hakte ich nach, während die ersten Tränen meine Sicht verschwimmen ließen. „Ein schwules Pärchen im Palast von Koryo? Die Leute würden uns am Galgen baumen sehen wollen", antwortete er. Womit er zugegeben nicht unrecht hatte, denn das war bereits mit einigen schwulen Pärchen passiert. Bis jetzt aber nur mit Dorfbewohnern und keinen Soldaten.

Aber der König selber und sein Leibwächter Namjoon waren auch Schwul. Sie hatten es zwar noch nicht öffentlich bekannt gegeben, allerdings mussten sie das auch nicht. Sie waren unheimlich auffällig. Manchmal konnte man sie Händchenhaltend durch die Flure wandern sehen. Andere hatten davon berichtet die beiden um Mitternacht in der Küche bei merkwürdigen Aktivitäten erwischt zu haben.

„Du bist ein Truppenanführer! Die können dich nicht einfach umbringen. Außerdem muss es doch niemand sehen. Wenn die Flure leer sind, können wir uns anfassen und küssen so viel wie wir wollen...", erwiderte ich. „Was ist, wenn uns trotzdem jemand sieht? Taehyung, ich versuche nur unsere Beziehung zu beschützen".
„Das fühlt sich aber nicht so an. Jetzt gerade lässt du mich an dir Zweifeln. Oder besser gesagt lässt du mich an uns Zweifeln".

Der Jüngere ließ enttäuscht den Kopf hängen und kniff einen Moment lang die Augen zu. Das war das erste Mal, dass ich ihn aufrichtig darüber nachdenken sah. Und es schien ihm Kopfschmerzen zu bereiten, denn plötzlich gab er einen frustrierten Laut von sich.

„Na schön", sein Kopf schoss wieder hoch, „Dann machen wir es jetzt so, wie du gesagt hast. Solange niemand in Sicht ist, können wir Händchenhalten und Küssen. Sobald jemand kommt, gehen wir aber auseinander".

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und nickte wild. Das war genau das, was ich wollte. Hätte ich gewusst wie schnell Jungkook nachgeben würde, wäre ich schon eher Wutentbrannt in sein Zimmer gestürmt.

„Aber es gibt eine Bedingung", fuhr er plötzlich fort und ich sackte enttäuscht ein. Das konnte nichts Gutes heißen. „Wenn wir erwischt werden, musst du mich beschuldigen dich belästigt zu haben".
„Was?! Wieso das?!", platzte es entsetzt aus mir heraus. „Weil ich Truppenanführer bin. Wie du schon sagtest können die mich nicht einfach so umbringen. Dich hingegen schon. Also schieben wir mir die Schuld in die Schuhe, damit uns beiden nichts passiert", erklärte er. Ich schluckte trocken. Seine Worte ergaben Sinn, aber ich konnte mir nicht vorstellen ihn mit einer absurden Beschuldigung wie dieser zu verraten. „Sag, dass wir es so machen werden", Jungkook hielt mir seinen kleinen Finger hin. Dabei war sein Blick fast schon flehend und ich hatte es schwer, ihm nicht zuzustimmen.
„Einigen wir uns einfach darauf, dass wir vorsichtig sind", ich hakte meinen kleinen Finger mit seinem ein, noch ehe er ihn zurückziehen konnte. „Ja, aber wenn wir erwischt werden-...", fing er wieder an, doch ich hielt ihm den Mund zu. „Werden wir nicht. Wir werden nicht erwischt", redete ich ihm dann ein. Jungkook sagte noch etwas, allerdings verstand ich ihn nicht, da meine Hand jedes seiner Worte erstickte. Schließlich verdrehte er die Augen und nickte ergeben.

Zufrieden ließ ich wieder von ihm ab, verband gleich darauf unsere Lippen miteinander. Jungkook erwiderte den Kuss hungrig und drängte mich dabei langsam an die Kante seines Schreibtisches. „Du bringst mich echt um den Verstand, weißt du das?", nuschelte er zwischen feuchten Küssen, „Wie kann man so herrisch sein".
„Halt die Klappe", grinste ich und rutschte auf die Arbeitsplatte, zog den Jüngeren zwischen meine Beine. „Du würdest alles tun, um deinen Dickkopf durchzusetzen, huh?", für einen Moment löste er sich von meinen Lippen und sah mich amüsiert an. „Fast alles", gestand ich ehrlich.

Und dann küsste er mich wieder, mit all der Liebe und Leidenschaft, von der er in unserer Auseinandersetzung geredet hatte. Richtig beweisen tat er sich allerdings erst, als wir am nächsten Morgen gemeinsam zum Frühstück schlenderten. Seine Finger rutschten zwischen die meinen und er hielt mich ganz dicht bei sich, bis wir vor den großen Türen des Speisesaals standen und uns widerwillig voneinander lösen mussten. Aber ich konnte unter dem Esstisch wieder nach ihm greifen und auch, wenn er noch etwas unsicher dabei aussah, schreckte er nicht zurück. Er schenkte mir sogar ein Lächeln, als ich mein verliebtes starren nicht verbergen konnte.

Ab da wusste ich endgültig, dass sich von nun an alles zum Besseren wenden würde. Vielleicht nicht perfekt, aber zum Besseren.

This got a bit angsty. Hoffe es hat euch trotzdem gefallen. Nun ist die Story endgültig vorbei. Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich in einem Jahr nochmal ein Surprise Special, so wie bei meiner anderen Story hehe ^^

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