70.

Namjoon's PoV.:

So gut wie in dieser Nacht hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Und dass trotz meiner Beine, die aufgrund des Heilungsprozesses wie verrückt juckten. Es kribbelte mir geradezu in den Fingerspitzen an den Wunden zu kratzen. Aber jedes Mal, wenn meine Hände auch nur ansatzweise herunterrutschten, zischte Yoongi mich böse an, oder schlug sie weg. Letztendlich rief er den königlichen Arzt zu mir und dieser inspizierte meine Beine so lange, dass ich befürchtete er hätte etwas schlimmes gefunden. Im Endeffekt war aber alles in Ordnung und er war einfach nur überrascht von der Art und Weise wie Ara meine Beine verpflegt hatte.

„So etwas habe ich noch nie gesehen", merkte der alte Mann an, während er die großen Blätter begutachtete, die vor wenigen Sekunden noch um meine Beine gewickelt gewesen waren, „Ich kenne eine andere Art von Blätter die bei Brandwunden helfen sollen, aber von dieser Pflanze hier-...", er schwenkte das Blatt hin und her, „Diese habe ich noch nie in der Medizin gesehen".
„Ist das gut oder schlecht?", fragte Yoongi nach, der neben mir auf dem Bett saß.
„Naja, die Wunden sind bereits halbwegs geheilt und das ist bemerkenswert, hinsichtlich dessen wie tief einige von ihnen sind... Es ist ein gutes Zeichen", der Mann lächelte beschwichtigend. Ein Stein viel mir vom Herzen und ich dankte allen erdenklichen Göttern dafür, dass Yoongi in jener Nacht vor Ara's Haustür gestanden hatte, und nicht irgendwo anders.

„Ich werde jetzt trotzdem mit meinen eigenen Methoden weitermachen. Du wirst eine Salbe von mir bekommen, die du drei Mal am Tag anwenden musst. Wichtig ist, dass du vorher jedes Mal die alte Salbe so gut es geht wegwischst, bevor du die Neue drauf machst. Und du wirst einen Trank trinken müssen – jeden Morgen", sprach der Arzt zu mir.
„Einen Trank?", hinterfragte ich dämlich.
„Ja, mit vielen verschiedenen Kräutern. Er soll deinen Körper stärken, damit sich der Heilungsprozess beschleunigt", erklärte er.
„Okay. Gibt es noch etwas worauf ich achten muss?".
„Du solltest die erste Woche im Bett bleiben und nur aufstehen, wenn du wirklich dringend auf die Toilette musst. Also unnötige Bewegungen vermeiden".

Ich verdrehte die Augen. Das war nichts neues und mittlerweile hatte ich es satt. Mein ganzer Körper schien verspannt, weil ich mich die letzten Tage kaum richtig bewegt hatte. Eine weitere Woche rumzuliegen klang grauenvoll.

„Das kriegen wir hin", Yoongi klatschte motiviert in die Hände und als ich ihn mit einem Ist-das-dein-Ernst Blick ansah, grinste er frech, „Ich werde dich bei Laune halten, keine Sorge. Es gibt eine Menge Bücher die ich dir vorlesen kann und ich kann dich füttern, wenn du Hunger hast".
„Du weißt schon das meine Arme im besten Zustand sind, oder? Essen sollte ich also noch alleine hinkriegen", ich konnte das belustigte grinsen auf meinen Lippen nicht unterdrücken, als ich Yoongi's erfreute Miene einfallen sah. Er schien bereits viel zu sehr gefallen an dem Gedanken gefunden zu haben, dass er mich verpflegen konnte. „Ich will dich aber trotzdem füttern", schmollte er dann. „Na schön", winkte ich ab. Es brachte sowieso nichts mit ihm zu diskutieren.

Und am Ende des Tages war ich auch unheimlich froh nicht mit ihm diskutiert zu haben, denn ich glaubte mich noch nie so sehr geliebt gefühlt zu haben, wie heute. Yoongi war in die Bibliothek gegangen, hatte ein paar Bücher geholt und mir eines davon vorgelesen. Dann hatten wir über Gott und die Welt gesprochen, während er mich mit Erdbeeren, Äpfeln, Weintrauben und Blaubeeren gefüttert hatte. Er war nicht ein einziges Mal von meiner Seite gewichen. Lediglich um Dinge zu holen, die mich eventuell beschäftigen könnten. Er hatte mich sogar massiert, als ich gemeint hatte das meine Schultern weh tun würden. Und danach war ich an seine Brust gelehnt und mit seiner Hand in meinen Haaren eingeschlafen.

Die nächsten Tage verliefen so ähnlich. Yoongi und ich bauten eine Routine auf in der er am frühen Morgen meine Beine verpflege, mir danach Frühstück holte und schließlich etwas vorlas. Dann verpflegte er wieder meine Beine, wir sprachen miteinander, oder Yoongi erzählte mir wie der Prozess zu seinem Amt als König voranging. Er meinte die Eunuchen hätten sich bereits für einen Tag der Krönung entschieden und dieser lag dummerweise genau in der Woche, wo ich noch nicht aus meinem Bett gehen durfte. Ich konnte mir also nicht ansehen wie Yoongi gekrönt wurde. Bei jedem anderen Prinzen wäre mir das auch egal gewesen, aber nicht bei Yoongi. Er war mein Freund und ich wollte an diesem wichtigen Tag an seiner Seite stehen.

Ich hatte versucht den Arzt davon zu überzeugen das ich mich wieder bewegen konnte, ohne Schmerzen zu verspüren und hatte zeitgleich auch von seinem absolut ekeligen Trank geschwärmt, doch der Alte hatte mir keines meiner Worte abgekauft. Also musste ich im Bett liegen bleiben. Ich glaubte erst gar nichts von der Krönung mitzubekommen, doch dann hörte ich nach einer Weile eine große Menschenmenge jubeln. Vermutlich hatte man sie zur Feier des Tages in den Vorhof des Palastes gelassen.

Ihr Gejubel weckte genug Neugierde in mir, um schließlich die Worte des Arztes zu ignorieren und mich vorsichtig aus dem Bett zu schälen. Ich hatte nicht vor rauszugehen, wollte einfach nur aus dem Fenster schauen.
Jeder Schritt tat weh, doch als ich dann endlich an einem der Fenster angekommen war und den Vorhof erblickte, lohnte es sich allemal. Die Dorfbewohner hatten sich bunt eingekleidet und verbeugten sich einer nach dem anderen, während man Yoongi auf einer Sänfte den steinernen Weg hinuntertrug. Er war in einen roten Hanbok eingekleidet und auf seinem Kopf saß eine Krone, die in der Sonne golden glänzte. Der Anblick sah so majestätisch aus, dass es mir Gänsehaut bescherte. Stolz packte mich plötzlich. Ich war so stolz auf Yoongi; was er geschafft hatte, wie stark er die letzten Wochen gewesen war und das er dank seines Dickkopfes niemals aufgegeben hatte.

Das war das erste, was ich zu ihm sagte, als er zurück zu mir ins Schlafzimmer trat. „Ich bin so stolz auf dich", die Worte platzen quasi aus mir heraus. Yoongi, der immer noch in seinem mächtigen Hanbok und mit der goldenen Krone auf dem Kopf eingekleidet war, wurde ganz rot um die Wangen und schenkte mir das schönste Lächeln, welches ich jemals an ihm gesehen hatte. „Danke", flüsterte er schließlich, bevor er die wenigen Meter zu mir ans Bett heran trat. Er legte die Krone auf seinem Kopf ab und beugte sich kurz darauf zu mir herunter, um mich sanft zu küssen.

„Ich liebe dich, mein kleiner König", murmelte ich gegen seine Lippen und küsste sie ein weiteres Mal.
„Ich dich auch, Joonie", Yoongi grinste breit und richtete sich dann schwungvoll auf, „Und deswegen habe ich auch eine Überraschung für dich".
„W-Was?", stammelte ich perplex.
„Ja, aber die siehst du erst übermorgen".
„Hey, du kannst mir doch nicht von einer Überraschung erzählen und danach sagen das ich sie erst in zwei Tagen bekomme. Das ist unfair", schmollte ich. Yoongi zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, aber ich bin wirklich aufgeregt deswegen und ich hätte es nicht ausgehalten, dieses Geheimnis zwei ganze Tage lang mit mir rumzuschleppen".
„Pfff", schnaubte ich aus, „Und du willst König sein".
„Ich korrigiere: Ich bin König. Ich kann jetzt tun und lassen was ich will".

Ein amüsiertes Grinsen huschte über meine Lippen. Der Ältere sah wahrhaftig aufgeregt aus. Aber es war eine gute Aufregung, wie ich an dem glitzern in seinen Augen erkennen konnte.

„Schwebt dir schon was vor? Etwas, das du ändern möchtest?", hakte ich dann nach. „Oh ja", Yoongi nickte wild und fing an rastlos in seinem Zimmer herum zu laufen, während er mir von all seinen Vorstellungen erzählte, „Ich will diese grässlichen roten Teppiche und Vorhänge aus den Fluren weghaben. Stattdessen weiße Vorhänge und vielleicht sandfarbene Teppiche? Außerdem brauchen wir definitiv mehr Pflanzen. Und ich will einen neuen Thron – ich kann den von meinem Vater nicht mehr sehen. Ich werde die Steuern weiter senken und mich darauf konzentrieren mehr Bauernhöfe und Gemüsefelder anlegen zu lassen. Oh und wir brauchen unbedingt mehr Vergnügungsorte. Plätze, an denen sich sowohl die Bewohner des adeligen Dorfes, als auch alle anderen aufhalten und ihre Freizeit genießen können. Ich habe das Gefühl sowas kommt hier zu knapp. Vielleicht sollte ich auch einen Tag einlegen, an dem niemand Arbeiten muss", einen Moment lang blieb er stehen und legte nachdenklich den Kopf schief, „Den Rest lasse ich auf mich zukommen... Was denkst du?".

„Das hört sich für mich nach einer Menge Arbeit an", gestand ich ehrlich. Ich hatte noch gar nicht genau darüber nachgedacht, aber mit der Tatsache das Yoongi nun König war, würde er definitiv mehr arbeiten müssen. Eventuell würden wir uns deswegen weniger zu Gesicht kriegen und auch, wenn ich es nicht wahrhaben wollte, befürchtete ich das es unsere Beziehung beeinflussen würde.

„Ja...", Yoongi schien den Blick in meinen Augen bemerkt zu haben, denn plötzlich huschte er zu mir rüber und nahm eine meiner Hände in seine, „Aber ich verspreche dir das ich mich trotzdem noch um dich kümmern werde. Und mal davon abgesehen-...", er grinste frech, redete jedoch nicht weiter.
„Was ist?", hakte ich verwirrt nach.
„Das kann ich dir nicht sagen, denn es gehört zu deiner Überraschung dazu".
„Ach Yoongi", jammerte ich enttäuscht.
„Sagen wir es so, du wirst deine Zeit auch gut ohne mich herumkriegen", antwortete er dann.

Das erklärte gar nichts. Absolut gar nicht. Ich konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen was er für mich geplant hatte.

Was glaubt ihr hat Yoongi geplant?
Ich geh mich vergraben, wenn einer die richtige Antwort raushaut hahah xD

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