7.

Namjoon's PoV.:

Mein Kopf dröhnte, als ich wieder wach wurde. Zudem schmerzte auch wieder mein Hals. Die Schnittwunde schien wieder aufgegangen zu sein, denn ich konnte die kühle Luft an ihr spüren.
Zischend drehte ich mich auf die Seite, nur um dann festzustellen, dass ich mich auf einem äußerst harten Boden befand.

„Was zum-...", fing ich an und öffnete blinzelnd meine Augen. Um mich herum war nichts außer ein graues Gemäuer und etwas Stroh auf dem Boden. Als ich mich aufsetzte und umdrehte, erkannte ich durch ein rostiges Gitter, dass ich mich in einem Kerker befand. Die einzige Lichtquelle hier, boten zwei Feuerfackel an der Wand gegenüber.

Ein Schauder lief mir über meinen Rücken, als ich realisierte was man mit mir gemacht hatte; eingefangen und weggesperrt wie ein Monster. Das sie mich noch nicht umgebracht hatten, war ein wahres Wunder. Normalerweise ließen sich die Adeligen damit nie sonderlich viel Zeit. Erst recht wir, aus der Unterschicht, wurden ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht.

Meine Hand fuhr fast schon automatisch meine Brust hoch und presste sich an die Stelle, an der ich meinen eigenen Herzschlag am besten spüren konnte.
„Ich lebe noch... Ich- Ich lebe noch. W-Warum?", murmelte ich ungläubig, während ich meinen Blick starr auf einen Punkt des dreckigen Kerkerflurs gerichtet hatte.

„Das frage ich mich auch", hörte ich plötzlich eine mir unbekannte Stimme sprechen. Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte zu meiner rechten, von dessen Seite aus ich die Töne vernommen hatte. Dort, im Schatten der hintersten Ecke, konnte ich eine zusammengekauerte Gestalt ausmachen.

„W-Wer ist da?", fragte ich unsicher nach, während ich mein Herz unter meiner Handfläche rasen spürte.
„Das tut nichts zur Sache. Ich bin jemand, der aus demselben Grund hier ist wie du", antwortete mir die Person. Langsam aber sicher kroch sie nun aus der Dunkelheit hervor.

Ein junger Mann, von den blauen Flecken und Platzwunden mal abgesehen recht hübsch, kam zum Vorschein. Das Licht der Fackeln tanzte auf seinen feinen Gesichtskonturen und er lächelte sogar etwas.
„Ich habe versucht die Königin umzubringen, genauso wie du", erklärte er dann.

Perplex klappte mir die Kinnlade herunter.

„Jetzt guck doch nicht so geschockt. Du bist nicht der einzige der die Königin hasst", grinste er, woraufhin ich sofort meine Gesichtszüge zu kontrollieren versuchte.
„Tut mir leid, ich-... Es ist einfach nur ungewohnt jemanden mit denselben Ansichten zu treffen", fing ich an, riss dann aber alarmiert meine Augen auf, „Warte, heißt das ich habe die Königin nicht umgebracht?!".
Der junge Mann vor mir lachte bitterlich und schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht".
„Was? Wieso?! Mein Pfeil ist genau in ihre Richtung geflogen!".
„Ja, aber ihr Eunuch war rechtzeitig da, um deinen Angriff abzufangen. Laut den Gesprächen der Soldaten soll er den Pfeil genau in den Hinterkopf bekommen haben".

Eine unbemerkt aufgebaute Anspannung verließ meinen Körper und ich sackte förmlich in mich zusammen. „Nein", entkam es mir dann ungläubig, „Ich habe mein Ziel noch nie verfehlt!".
„Tut mir leid", seufzte mein Gegenüber mitleidig.
„Das kann doch nicht wahr sein, nein! Ich wollte meine Familie und mein Dorf rächen! Ich wollte den Adeligen zeigen, dass auch wir dummen Bauern etwas draufhaben...", ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals und Tränen der Verzweiflung stiegen mir in die Augen.

Ich hatte versagt – sowohl meine Familie zu beschützen, als auch diese zu Rächen. Noch dazu hing ich nun in einem stinkenden Kerker fest, vermutlich kurz davor meine Todesstrafe zu erhalten.
Vielleicht hätte ich auf Jungkwon hören und anhalten sollen, als er es mir heute Nachmittag hinterhergerufen hatte. Dann würde ich jetzt nicht in dieser aussichtslosen Situation festhängen.

„Naja, so gesehen hast du dich schon vor den Adeligen bewiesen. Ich weiß nicht ob es stimmt, aber man sagt du hast das Seil des Galgens aus zwanzig Metern Entfernung getroffen. Die Soldaten waren ziemlich beeindruckt davon, also werden es die Adeligen auch gewesen sein", erzählte der junge Mann und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Auch, wenn seine Worte vermutlich meiner Aufmunterung dienen sollten, taten sie das nicht im Geringsten. Ich fühlte mich immer noch erbärmlich.

Mit verschwommener Sicht sah ich zu ihm auf. „Es wäre besser gewesen, wenn ich zuerst die Königin abgeschossen hätte".
„Allerdings. Aber es ist nicht deine Schuld, dass sie noch lebt, sondern die ihres Eunuchen. Ich bin mir sicher; wenn er nicht gewesen wäre, dann-...", mitten in seinem Satz wurde der Unbekannte urplötzlich von lauten Schritten und dem klimpern vieler Schlüssel unterbrochen.

„Soldaten!", zischte er alarmiert, „Sie kommen dich vermutlich holen!".
„W-Was?", stammelte ich dümmlich und spähte auf die schwere Eisentür, welche links am Ende des Kerkerflures lag.

Der junge Mann drehte mich mit einem kräftigen Ruck zurück in seine Richtung und kam mit unfassbar nahe, woraufhin sich meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf ihn richtete.
„Ich gebe dir einen Tipp und bete zu allen erdenklichen Göttern, dass du ihn annimmst und dich an ihn hältst. Die einzige Möglichkeit die Königin umzubringen, ist ihr Vertrauen zu gewinnen. Kämpfe dir den Weg zu ihresgleichen hoch und du kannst sie mit Leichtigkeit ins Grab stoßen", flüsterte er mir zu. Für einen Moment blieb ich still und ließ seine Worte auf mich wirken. Währenddessen nahm ich im Hintergrund war, wie jemand auf unsere Zelle zumarschierte und anfing das schwere Schloss an ihr aufzuschließen.

Erst als zwei Arme unter meine Achseln griffen und mich auf meine tauben Beine zogen, brachte ich ein vorsichtiges nicken zustande. Der Unbekannte nickte daraufhin ebenfalls und mit einem zornigen Blick auf die beiden Soldaten neben mir, verzog er sich wieder in seine dunkle Ecke.

Die Soldaten zogen mich daraufhin grob aus dem Kerker heraus und schleiften mich den endlos langen Flur entlang. Nebenbei warf ich immer mal wieder kurze Blicke in die anderen Zellen hinein. Hier saßen hauptsächlich Männer gefangen, von Jungen bis hin zu alten, faltigen Männern. Doch auch ein paar Frauen, die wie Dienstmädchen gekleidet waren, konnte ich erkennen. Sie alle waren ziemlich abgemagert, mit Dreck beschmiert und trüben Augen.
Das gerade ein Gefangener der Königin vorgeworfen wurde, schien für sie Alltag zu sein, denn sie hoben nicht einmal mehr den Blick an, als ich an ihnen vorbei ging.

Als wir die lange Wendeltreppe hinter der schweren Metalltür hochgelaufen waren, kamen wir an einem edel eingerichteten Flur heraus. Der glänzende Mamorboden dessen war mit einem roten Teppich ausgelegt und überall an den Wänden hingen Bilder der Königsfamilie. In einigen Abständen war auch die Flagge von unserem Land Korea zu sehen, mit einem mächtigen Drachen in dessen Mitte.
Gestern noch hatte ich die äußerlichen Fassaden des königlichen Palastes bewundert, doch jetzt wurde mein Verstand von dessen Inneneinrichtung eingenommen. Es sah alles so majestätisch und imposant aus.

„Gaff, solange du noch kannst", sprach der Soldat links von mir amüsiert und sein Kollege zu meiner rechten lachte leise.
„Ja, ich glaube morgen früh wirst du bereits in der Hölle schmoren".

Ein verächtliches Schnauben entkam meiner Kehle, doch da die beiden mich fest im Griff hielten und ich auch keine Lust auf eine schmerzliche Auseinandersetzung hatte, beließ ich es einfach dabei.

Bereits nach kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass der Palast ein einziges Labyrinth war. Es gab etliche Gänge, Zimmer und Treppen. Wir durchquerten sicherlich ein Dutzend von ihnen, bis wir schließlich direkt auf zwei große Türen zuschritten. Anhand der edlen Verzierungen auf dem rotbraunen Holz, konnte ich mir sofort denken was sich dahinter befand.
Als einer der Soldaten sich mit einem lauten „Eure Majestät, der Junge ist hier!", bemerkbar machte, wurden die Türen augenblicklich von innen aufgemacht.

Vor uns erstreckte sich ein großer Saal – so groß, dass mir glatt der Atem wegblieb. Auf der Fläche dieses Raumes konnte man mehr als 200 Dorfbewohner unterbringen, wenn man wollte.

Mit großen Augen blickte ich die teuren Möbelstücke an, welche alle hochpoliert verteilt standen. Ich konnte Vasen mit hübschen Mustern und auch wieder einige Gemälde ausmachen – dieses Mal aber von bunten Landschaften und Blumen. Lange rote Vorhänge schmückten die großen Fenster und auf dem Boden lag ein Teppich ausgerollt, der golden schimmerte.

Direkt vor einer dreistufigen Treppe, die auf ein Podest hochführte, ließ man mich los. Mit einem einzigen Tritt in die Kniekehle wurde ich auf den Grund gezwungen und einer der Soldaten packte mir grob in die Haare, um meinen Kopf weiter herunter zu drücken. Es tat weh und mein Stolz wurde spürbar verletzt, als ich dort so erbärmlich hockte, doch ich gab keinen Ton von mir.
„Hier ist er, eure Majestät", sprach einer von ihnen und ich schielte umständlich zu dem Podest hoch, nur um dort drei Sessel ausmachen zu können, auf denen sowohl die Königin, als auch der König und der Prinz saßen. Während letzterer unbeeindruckt seine Fingernägel studierte, erdolchten mich die Blicke der anderen beiden fast.

„Lasst ihn los", befahl die Königin und kaum war die Hand von meinem Kopf weg, hob ich den Blick. Die Königin zischte daraufhin warnend und warf mir feurige Blicke zu. „Du wagst es mich anzusehen? Nachdem du mich beinahe umgebracht hast, wagst du es mich derartig anzusehen?! Du kannst froh sein, dass du noch nicht am Galgen hängst!", spuckte sie mir entgegen.
„Genauso wie Sie froh sein können, dass Ihr Eunuch meinen Pfeil abgefangen hat. Denn ohne ihn würden Sie bereits unter der Erde liegen", murrte ich. Der Königin klappte sprachlos das Mundwerk auf und nun war es der König, der seine Stimme erhob. „Zeig lieber etwas mehr Respekt, Junge!".
Ich schnalzte und verdrehte genervt die Augen. Mir war bewusst, dass ich mit meiner unvernünftigen Art gerade mächtig übertrieb, doch ich wollte und konnte nicht anders.

Der König grummelte wieder unzufrieden in seinen Bart hinein, ehe er sich aus seinem Sessel erhob, die Hände hinter dem Rücken verschränkte und langsam in die Mitte des Podestes schlenderte.
„Wo hast du deine Bogenschieß Künste gelernt?", fragte er plötzlich nach, womit er mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich wieder fing. „Wo ist meine Familie?", stellte ich dann provozierend die Gegenfrage. „Antworte mir zuerst, Junge!", nun war der ältere Mann deutlich lauter geworden und hatte damit nicht nur mir, sondern auch allen anderen Anwesenden einen ziemlichen Schreck eingejagt.
„Ich habe trainiert. Alleine... Ich jage viel", antwortete ich schließlich kleinlaut, den Blick dabei mit großen Augen auf ihn gerichtet. Der Alte kratzte sich daraufhin nachdenklich den Bart. „Interessant. Du hast ein Daumenbreites Seil aus geschätzt 25 Metern Entfernung durchschnitten...", sagte er, „Jemanden wie dich könnten wir eigentlich gut in unseren Truppen gebrauchen".

Überrascht hob ich die Augenbrauen an.
Damit hatte ich nun nicht gerechnet.

„Seonwoong!", zischte die Königin aufgebracht, „Er hat mich fast umgebracht! Er will mich Tod sehen! Ich werde doch keinen Verräter in meine Truppen aufnehmen! Wir haben doch erst einen von diesen wegsperren müssen!".
„Erstens, sind es meine Truppen. Zweitens, brauchen wir unbedingt neue Soldaten. Du weißt ganz genau wie viele bei unserem letzten Angriff gestorben sind. Und drittens, wird dir der Junge nichts anhaben können. Dafür werde ich schon sorgen", sagte er und die Königin schien nach diesen Worten sprachlos, denn sie rutschte nur unwohl auf ihrem goldenen Sitzbezug herum und tastete nachdenklich ihre knallbunten Ohrringe ab.

Den Prinzen, der bis zu diesem Moment still gewesen war, konnte man urplötzlich summen hören. Seinem Grinsen nach zu urteilen, schien ihn die Situation reichlich zu amüsieren.
„Also ich finde auch, dass wir ihn aufnehmen sollten", meinte er dann und erhob sich schwungvoll von seinem Platz, um direkt auf mich zuzugehen. „Yoongi", warnte der König ihn harsch, doch der Jüngere hörte nicht und kam mir ungestört näher. Als er vor mir stand, hockte er sich zu mir auf Augenhöhe und pustete eine seiner dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Du siehst stark aus. Groß noch dazu. Mit deinen Fähigkeiten könntest du es weit in unserer Obhut schaffen", sagte er.

Gerade als ich den Kopf schütteln und lieber meine sofortige Hinrichtung annehmen wollte – denn ich hätte niemals das Angebot eines Königs angenommen – kamen mir wieder die Worte des Unbekannten in den Sinn.
Wenn ich seinen Tipp befolgen wollte, musste ich das Angebot eingehen. Nur so konnte ich die Königin erfolgreich umbringen und mich dafür im Namen aller ihrer Opfer rächen. Und vielleicht würde ich auch irgendwie an Informationen kommen, die den Aufenthaltsort meiner Mutter und Schwester beinhalteten.

„Was sagst du, Junge?", hakte der König nach.
„Ich weiß nicht genau", grummelte ich, sichtlich im Zwiespalt mit mir selbst.
„Du solltest es machen, dass ist deine einzige Chance", murmelte Prinz Yoongi mir zu, sodass nur ich es hören konnte. Ich wusste nicht genau, ob er damit eine Anspielung auf mein Leben machte, oder meinen missglückten Versuch die Königin umzubringen.

Doch er hatte recht; es war meine einzige Chance.

„Okay, ich mache es", entschied ich schließlich mit fester Stimme, was den König schelmisch grinsen ließ. 

Ultra langes Kapitel und die erste Begegnung von unseren beiden Turteltauben (͡° ͜ʖ ͡°)

Ist es bei euch auch so warm?
Ich kann nicht mal vernünftig schlafen wegen der Hitze. Hab deswegen gestern bis 02:00 Uhr morgens gezeichnet, anstatt zu pennen haha xD
Nächste Woche wird es für mich noch schlimmer, da fliege ich auf Kreta und dort sind es so an die 40°C. Aber naja, dafür sehe ich vielleicht Meeresschildkröten :3

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