66.
Namjoon's PoV.:
„Ahhh, verdammt", fluchte ich unter zusammengepressten Zähnen, während Ara die Wunden auf meinen Beinen säuberte und mit frischer Salbe einschmierte. Letzteres brannte höllisch; so höllisch das ich nicht aufhören konnte zu fluchen, obwohl ich wusste das Jihan einen Raum weiter saß und vermutlich all meine bösen Wörter hören konnte.
„Könntest du bitte aufhören dich wie ein Fisch an Land zu winden? So werden wir nie fertig", seufzte Ara aus. „Ich versuche es ja... Aber-... Scheiße! Verdammt, warum tut das denn so weh?!", verzweifelt krallte ich meine schwitzigen Hände in dem Bettlaken unter mir. „Weil einige deiner Wunden sich entzündet haben", erklärte sie bissig, so als wäre es etwas vollkommen Verständliches und ich nur einfach zu doof um richtig nachzudenken.
Mittlerweile war ich lange genug wach gewesen um zu wissen das Go Ara eine sehr lebhafte Persönlichkeit hatte. Sie konnte von einer Sekunde auf die andere ihre Stimmung ändern – von freundlich, zu ernst und selbstsicher, zu freundlich – und irgendwie wusste ich nie, was sie als nächstes tun oder sagen würde. Aber merkwürdigerweise gefiel mir das auch an ihr. Sie wirkte dadurch wie eine starke Frau auf mich. Eine die wusste was sie wollte und alles daransetzen würde, um ihren Dickkopf durchzusetzen. Ich fühlte mich sicher bei ihr, auch wenn es sich gerade so anfühlte als würde sie mich bei lebendigem Leibe häuten.
„Scheiße, wann bist du fertig?!", zischte ich und kniff meine Augen zu, versuchte mich mit banalen Gedanken wie essende Hunde und Esel abzulenken.
„Gleich, nur noch die eine Stelle", murmelte sie konzentriert. Der Schmerz setzte fort, vergrub sich tief in meinen Knochen und als Ara dann endlich fertig war, sackte mein Körper erschöpft in sich zusammen. Ich hatte das Gefühl gerade eine Trainingseinheit aus dem königlichen Palast hinter mir zu haben, so kraftlos fühlten sich meine Arme und Beine an. Selbst mein Kiefer tat weh, weil ich die ganze Zeit die Zähne zusammengebissen hatte.
„Siehst du, war doch gar nicht so schlimm", Ara schenkte mir ein schiefes Lächeln. Ich verdrehte daraufhin mit einem schnauben die Augen. Um zu argumentieren war ich zu schwach und mal davon abgesehen war ich ihr für ihre Hilfe unheimlich dankbar.
„Willst du noch was essen? Du solltest ein paar Vitamine zu dir nehmen. Ich kann dir einen Apfel schneiden, wenn du willst", hakte sie nach.
„Ja, warum auch nicht", ich zuckte mit den Schultern. Zwar war mir nicht wirklich nach essen zumute, aber ich wusste das es meinem Körper guttun würde. „Gut, dann komme ich gleich wieder", und damit verschwand Ara dann.
Mit einem seufzen starrte ich an die Decke hoch. Mittlerweile hatte ich ihren kahlen Anblick satt. Die ganze Zeit im Bett zu liegen und nichts zu tun war ziemlich langweilig, fast schon anstrengend. Wenn wenigstens Yoongi mir Gesellschaft leisten würde... Doch dieser hatte heute eine Verabredung mit einem mir unbekannten Kihyun. Ich wusste nicht viel über den Kerl und deswegen hatte ich Yoongi gesagt, er solle auf sich aufpassen, weil man nie wissen kann wie manche Menschen ticken. Erst recht nicht die Menschen aus einem Dorf, welches wir so gut wie gar nicht kennen. Der Ältere hatte mir daraufhin versichert das Kihyun nett ist und die beiden bloß einen geheimen Plan ausarbeiten wollten. Worum es in diesem geheimen Plan geht, hatte er mir dabei aber noch nicht verraten wollen.
Es kratzte an meinem Ego, nicht genau zu wissen wo er war und dass er Geheimnisse vor mir hatte. Und dann auch noch mit diesen Kihyun gemeinsam – Eifersucht lässt grüßen.
Ich verdrehte die Augen, bei dem Versuch nicht an diesen unbekannten Kerl zu denken. Laut Yoongi's betrunkener Beschreibung war er ein toller junger Mann und – ich zitiere – er hat unheimlich attraktive Ideen was strategisches Kämpfen angeht.
Ist ja nicht so dass ich zu Jungkook's Assistent befördert worden war, weil ich etwas mehr im Köpfchen gehabt hatte als genannter Truppenanführer. Ich war also mindestens genauso schlau wie dieser Kihyun. Nur konnte ich das in meiner derzeitigen Lage nicht sonderlich gut beweisen.
Wenn ich doch nur wenigstens aufstehen und Yoongi zu diesem Treffen hätte begleiten können...
Ich gab ein frustriertes Grummeln von mir.
„Hey, was ist denn mit dir los?", sprach plötzlich die Stimme des Älteren vom Türrahmen aus. Er hatte einen Teller mit geschnittenen Äpfeln darauf in der Hand.
„Seit wann stehst du da schon?", fragte ich überrascht nach, irgendwie erleichtert sein Gesicht zu sehen. Er schenkte mir ein sanftes Lächeln und trat zu mir ans Bett heran, setzte sich dort auf den Stuhl. „Nicht lange. Ich bin erst eben gerade wiedergekommen".
„U-Und wie wars?", ich versuchte das Lächeln in meinem Gesicht aufrecht zu erhalten. „Ganz gut, aber-... Es gibt da etwas, über das ich mit dir reden muss", zögerlich pikste der Ältere einen Apfel auf der Gabel auf und hielt ihn mir hin. Ich nahm ihn dankend an, biss allerdings noch nicht von ihm ab.
„Worum geht es?".
„Ich-... Also wir, Kihyun und ich, haben uns etwas ausgedacht. Wir beide würden gerne zurück zum Palast reiten", Yoongi's liebevolles Lächeln wurde mit einem unsicheren ersetzt. Mir hingegen entwichen sämtliche Gesichtszüge. „Bitte was? Du willst dahin zurück?! Jetzt?! Die werden euch einfangen und wegsperren, ehe ihr euch verseht! Das ist dämlich, Yoongi, ehrlich. Vergiss es, ich lasse dich nicht-...", die Sorge in mir gewann überhand und so sehr ich auch versuchte mich zusammen zu reißen, klappte es einfach nicht.
Er wollte zurück. An den Ort, vor dem wir erfolgreich geflüchtet waren. An den Ort, den er selber so sehr hasste. Wieso? Wieso jetzt?
„Nein, hör mir zu!", Yoongi stellte den Teller mit Äpfeln weg, „Wir wollen Rache nehmen. Es ist ein einfaches Spiel: Kihyun und seine Freunde werden so tun als würden sie mich gegen einen Lohn eintauschen wollen und wir landen direkt vor dem König im großen Saal. Und dann werden wir ihn umbringen – ein für alle mal".
„Yoongi, das ist doch verrückt", atmete ich entsetzt aus und auch, wenn meine Beine immer noch höllisch schmerzten, setzte ich mich auf und lehnte mich mit dem Rücken am Kopfende des Bettes an.
„Es ist nicht verrückt. Naja, vielleicht ein bisschen... Aber ich bin mir sicher das es klappen wird. Mein Vater muss sterben, das weißt du. Ich werde ansonsten nicht Ruhen können. Wir beide werden ansonsten nicht Ruhen können und das weißt du auch", erwiderte er verzweifelt. Und ja, ich konnte verstehen wieso er das sagte, was seine Intention dahinter war. Aber für jemanden der seinen eigenen Vater über alles geliebt und durch ein schreckliches Schicksal verloren hatte, klangen seine Worte absolut grauenhaft in meinen Ohren wieder.
„Yoongi, deinen Vater umzubringen-... Du kannst doch nicht-...", stammelte ich unbeholfen.
„Ich kann".
„Aber er ist deine Familie. Er ist alles was du noch hast".
„Du bist alles was ich habe, Namjoon. Du und sonst niemanden", sein Blick strahlte pure Liebe aus und er wirkte dadurch so überzeugend, dass ich beinahe sofort nachgab. Ich versuchte nichtsdestotrotz ein Gegenargument aufzubringen. „Was ist, wenn du dabei umkommst? Was ist, wenn euer Plan schief geht?".
„Das wird nicht-...".
„Ich liebe dich, Yoongi!", unterbrach ich ihn, „Ich liebe dich und wenn du stirbst, dann-...".
„Ich werde nicht sterben. Glaub mir, so leicht wirst du mich nicht los", er kicherte etwas und zwinkerte charmant, woraufhin auf meinen Lippen ein ungewolltes Grinsen ausbrach.
„Trotzdem...", schmollte ich danach. Yoongi umrahmte mein Gesicht mit beiden Händen und küsste flüchtig meine Lippen. „Ich werde nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Niemand wird sterben. Wir beide werden bald ein glückliches Leben führen, okay? Das verspreche ich dir".
„Und-... Und wann geht ihr? Ich meine, wann soll euer ach so toller Plan umgesetzt werden?", hakte ich nach.
„Morgen früh. Wir reiten heute um Mitternacht los", antwortete er.
„Heute um Mitternacht schon?!", mir entgleisten erneut sämtliche Gesichtszüge, „Das ist zu früh. Du hättest mich doch vorwarnen müssen!".
„Namjoon", Yoongi lachte etwas, „Beruhig dich doch mal. Wir haben noch den ganzen Abend zusammen".
„Aber trotzdem...", jammerte ich, nicht gewillt ihn so bald gehen zu lassen. Das alles klang viel zu riskant und gefährlich. Allein die Vorstellung das er sich dabei verletzen oder alles im Nachhinein bereuen würde, war grausam.
„Mein armes Baby", säuselte Yoongi in verstellt hoher Stimme, während er meine Wangen tätschelte, „Ich bin ja bald wieder da".
„Ach halt die Klappe", brummte ich eingeschnappt und der Ältere lachte daraufhin laut. „Ich habe dich auch lieb, Joonie".
„Jaja, ich dich auch", ich verdrehte die Augen, woraufhin er sich mit einem breiten grinsen zu mir aufs Bett quetschte und den Kopf auf meine Brust legte.
„Es wird alles gut gehen, wirklich", sagte er, nun wieder ernst.
„Das hoffe ich für dich. Wenn du stirbst, dann sterbe ich auch und das nur, um dir im Himmel nochmal in den Hintern treten zu können".
„Mhhh, klingt gut für mich", schmunzelte er.
Wieder verdrehte ich die Augen, doch ich konnte nicht lange böse auf ihn sein, weswegen ich den Moment nutzte um ihn noch enger an mich zu drücken und eine Hand durch seine Haare zu kämmen. Mit dem Wissen das dies hier eventuell das letzte Mal sein würde seine Wärme, seinen Atem, seinen Herzschlag und seinen Körper an meinem zu spüren, versuchte ich den Moment umso mehr zu genießen und alles von ihm in mir aufzunehmen.
Wollte gerade an Chess Game weiterschreiben und da ist mir aufgefallen das ich noch gar nicht geupdatet habe xD Nächstes Kapitel wird ein bisschen lang - der Höhepunkt dieser Story. Und danach ist sie auch schon fast zuende :(
Tbh I dont wanna stop. Aber man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist.
Stay safe and healthy ladies and gentlemen <3
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