62.

Yoongi's PoV.:

Mein Herz schlug beinahe gleichmäßig im Takt mit dem dumpfen Geräusch der Pferdehufe, als wir das Königreich hinter uns ließen. Wir preschten den heruntergetretenen Pfad rechts herunter und sahen dabei nicht ein einziges Mal zurück. Viel zu groß war die Angst das die Wachen des Königs direkt hinter uns galoppierten und einfangen würden.

Namjoon, der nach wie vor im Sattel saß, war mittlerweile in sich eingeklappt. Ich wusste nicht recht ob er das Bewusstsein verloren, oder mir nicht die Sicht versperren wollte. Doch als ich ihm zurief, tippte ich auf erstes.
„Namjoon?! Namjoon! Verdammt, wach auf!", ich riss panisch die Zügel unseres Pferdes zurück und lenkte es an den Rand des Pfades, sodass ich absteigen konnte. Als ich den Jüngeren umständlich an den Schultern zurückdrückte, fiel mein Blick zum ersten Mal auf seine Beine. Sie waren von Wunden überseht, bluteten stark und zuckten ab und zu. Ich schluckte trocken, bei dem Versuch das aufkommende Schuldgefühl in mir zu unterdrücken. „Namjoon", krächzte ich und räusperte mich einmal, „Namjoon, du musst aus dem Sattel steigen. Wir können so nicht weiterreiten".

Er gab ein tiefes grummeln von sich und kurz darauf öffneten sich seine Lider. Erst verdrehten sich seine Augen wieder nach innen, aber dann schien er mich fokussieren zu können. „Hast du gehört? Du musst dich zurücksetzen", wiederholte ich. Dieses Mal nickte er und diese kleine Reaktion beruhigte mich unheimlich, denn es zeigte mir das er noch bei Verstand war.
Mit einem ächzen zog er seine Füße aus den Bügeln des Sattels. Um sich aus ihm heraus zu heben, brauchte er jedoch meine Hilfe. Und das war ziemlich schwierig, denn ich hatte nicht gerade das kleinste Pferd für unsere Flucht ausgesucht. Wir ritten auf einem Kaltblüter, riesig und stark, mit einer Menge Ausdauer. Doch so gut ich mir die Wahl des Pferdes auch überlegt hatte; nun stellte es sich als eine blöde Idee dar. Ich verbrachte viel zu viel Zeit damit Namjoon aus dem Sattel zu helfen und selber wieder aufzusteigen, sodass die königlichen Soldaten genügend Zeit hatten um zu uns aufzuholen.

Als ich anritt, konnte ich die Männer hinter uns bereits laut brüllen hören. Panik breitete sich in mir aus und ich fluchte, ehe ich dem Tier unter meinem Sattel akribisch die Sporen gab. Mit einem Ruck fing es an zu galoppieren und Namjoon klammerte sich automatisch an meinem Rücken fest. Dass er dabei schmerzverzerrt zischte, nahm ich nicht wahr. Ich konzentrierte mich einzig und allein darauf, den Soldaten zu entkommen. Ihre Rufe waren so laut, dass ich glaubte sie knapp hinter mir zu spüren. Doch jedes Mal, wenn ich zurücksah, fand ich den Weg hinter uns leer dar. Nichtsdestotrotz blieb mein Angstzustand genauso hoch, wie vor ein paar Minuten noch. Ich konnte es mir nicht leisten mich jetzt zu beruhigen, nur um dann vielleicht unvorsichtig zu werden und von den Soldaten überrascht.

Also blieb ich, so gut es mir mit meiner Panik ging, aufmerksam. Ich achtete darauf kahlen Ästen und Sträuchern auszuweichen, damit niemand anhand von ihnen ausmachen konnte, wo wir langgeritten waren. Wir durchquerten sogar einen Fluss; ritten ihn ein Stück aufwärts. So würde unsere Spur nicht nur verwischen, sondern auch unser Geruch verklingen. Selbst ein ausgebildeter Spürhund würde seine Zeit brauchen, um unsere Fährte wieder aufzunehmen. Und das wiederrum würde uns einen großen Vorteil verschaffen.

„Wir haben es bald geschafft, Namjoon", sprach ich nach hinten, während wir durch das Wasser schritten. Daraufhin bekam ich allerdings nichts weiter als ein Undeutliches nuscheln zur Antwort und als ich mich nach hinten drehte, sah ich das Namjoon wieder kurz davor war sein Bewusstsein zu verlieren.
„Du musst nur noch ein bisschen durchhalten", murmelte ich und griff nach seinen Händen, um sie um zu mir nach vorne zu ziehen. Sein erschöpfter Körper lehnte gegen meinen Rücken an und er gab ein erleichtertes seufzen von sich. Wenn ihn das alleinige aufrecht sitzen so viel Kraft kostete, mochte ich mir gar nicht vorstellen wie groß der Schmerz in seinen Beinen sein musste. Allein der Gedanke daran trieb mir wieder Tränen in die Augen und ich glaubte an meinem eigenen Atem zu ersticken. „Es tut mir so leid", hauchte ich, auch wenn ich wusste das er mich nicht hören konnte, „Ich werde dafür sorgen das dein Schmerz nicht umsonst ist, das verspreche ich dir".

Den Rest meiner Tränen schluckte ich verbittert herunter, ehe ich entschied das wir den Fluss weit genug aufwärts geritten waren und das Pferd auf der anderen Seite wieder hochlenkte. Hier befand sich die andere Hälfte des Waldes, dichter als der vor unserem Königreich. Mit dem Gedanken, dass das Dickicht uns schützen würde, ritt ich ohne großes zögern in ihn hinein. Rechtzeitig, denn während wir zwischen den Bäumen verschwanden, kamen die Soldaten auf der anderen Seite des Flusses zwischen ihnen heraus galoppiert. Sie waren offenbar verwirrt, denn die Rufe von ihnen wurden lauter. Allerdings konnte ich nicht genau ausmachen was sie sagten. Zugegeben interessierte es mich aber auch nicht, denn Namjoon's und meine Sicherheit hatte Priorität.

Ich wusste bereits, wo wir untertauchen und hoffentlich auch Hilfe bekommen würden. Es gab ein Dorf, ungefähr einen halben Tagesritt von unserem Palast entfernt. Sie waren eines der größeren Dörfer in Koryo, mit einem eigenen Marktplatz, einem Sägewerk und mehreren Bauernhöfen. Zwar war ich noch nie dort gewesen, doch dank dem Erdkundeunterricht bei Mr. Kyung glaubte ich diesen Ort wie mein eigenes Zuhause zu kennen. Er hatte immer davon erzählt, wie groß und Selbstständig dieses Dorf war, welchen Einfluss es auf unsere Wirtschaft hatte.
Es war offensichtlich, dass wir dort nicht für immer bleiben konnten, aber um eine Weile unterzutauchen würde es reichen. Vielleicht konnten Namjoon's Wunden in der Zeit abheilen und ich könnte mir einen Plan einfallen lassen, wie wir weitermachen wollten. Denn ich hatte definitiv nicht vor für immer auf der Flucht zu sein.

Zu unserem Glück passierte auf dem Rest unseres Weges nichts mehr. Bis auf das Namjoon immer mal wieder das Bewusstsein verlor und seine Wunden unentwegt bluteten, wurden wir weder von Soldaten weitergejagt, noch von anderen Feinden angegriffen.

Als wir in das unbekannte Dorf einritten, war es bereits dunkel. Graue Wolken verdreckten die Sicht auf den Sternenhimmel und es wehte ein frischer Wind. Vielleicht lag es an dem Wetter, oder aber an der späten Uhrzeit, doch als wir zwischen den ersten Wohnhäusern entlang trabten, kreuzten wir mit keiner Menschenseele die Wege. Alles war wie leergefegt.
Der Anblick verunsicherte mich ungemein, denn dieses Dorf war unsere einzige Hoffnung. Sowohl für unsere Sicherheit, als auch Namjoon's Wohlbefinden. Er würde nicht mehr lange durchhalten.

„Hallo?!", rief ich einmal laut und versuchte mir dabei einen Blick durch die vorbeiziehenden Häuser zu schaffen. Durch ihre verdreckten Fenster schimmerte Licht und ich konnte auch ein paar Menschen erkennen, aber sie schenkten uns keinerlei Aufmerksamkeit.

Frustriert brachte ich unser Pferd zum stehen und rutschte aus dem Sattel, ehe ich es kurzerhand vor die nächstbeste Haustür zog. Dann klopfte ich energisch an die Holztür. „Hallo?! Wir brauchen Hilfe! Kann mal jemand diese scheiß-...", fluchte ich los und noch während ich das tat, schwang die Tür auf. Vor mir stand ein kleiner Junge, die Haare zaus und niedliche Sommersprossen im Gesicht. Er starrte mich ausdruckslos an und nuschelte: „Solche bösen Wörter sagt man nicht".

Mein Mund klappte sprachlos auf, denn das war definitiv nicht das, was ich von ihm erwartet hatte. Gerade als ich ihm Antworten und nach seinen Eltern fragen wollte, tauchte eine zweite Gestalt in dem Türrahmen auf. Vermutlich die Mutter, denn sie schob den kleinen Jungen beinahe panisch hinter sich.
„Was wollt ihr?", hakte sie dann bissig nach. Ich schluckte einmal trocken und deutete auf Namjoon, der nach wie vor bewusstlos auf dem Pferderücken lehnte. „Er braucht Hilfe. Ich suche einen Heiler, oder eine Heilerin. Irgendjemand, der ihm helfen kann".
Die Frau vor mir krauste ihre Augenbrauen und spähte hinter mich. „Was ist mit ihm?".
„Spielt das eine Rolle für Sie? Sagen Sie mir einfach wo ich eine Heilerin finde!", ungeduldig trat ich von einem Bein aufs andere. Auch, wenn ich ihre Hilfe nötig hatte, glaubte ich mit dem Gespräch zwischen uns keine Lösung zu finden. Als die Frau weiterhin schwieg und ihre Antwortmöglichkeiten abzuwägen schien, gab ich ein genervtes seufzen von mir und zog das Pferd von der Tür weg. „Vergessen Sie es... Wenn mein Freund wegen Ihnen sterben sollte, dann werden Sie das bitter bereuen", murmelte ich dabei.

„Warte doch mal! Ich bin Heilerin, du Dummkopf!", meckerte sie mir hinterher und ich blieb augenblicklich stehen. „Was?! Worauf warten Sie dann noch, helfen Sie ihm!", von neuer Hoffnung gepackt, trieb ich das Pferd zurück vor die Haustür und versuchte Namjoon mit all meiner Kraft von ihm herunter zu ziehen. Leichter gesagt als getan, denn der Kerl war verdammt schwer. „Verdammt", zischte ich und während der Oberkörper des Jüngeren bereits auf mir ruhte, sah ich umständlich zu der Frau zurück. Sie stand immer noch dort, mit ihrem Sohn hinter den Beinen und beide hatten ihre großen Augen nachdenklich auf Namjoon gerichtet.

„Helfen Sie mir jetzt, oder nicht?", brachte ich unter zusammengepressten Zähnen hervor. „Was ist mit ihm passiert?", wiederholte sie daraufhin stur.
„Wieso ist das so wichtig?!", keifte ich zurück.
„Ich bin nicht blöd, Junge! Die Wunden auf seinen Beinen sind nicht einfach nur Wunden – das ist das Werk einer grausamen Folter! Und dir nach zu urteilen hast du ihn gerettet. Aber warum? Seid ihr beide auf der Flucht? Sind Soldaten hinter euch her? Wenn ich euch helfe, bekomme ich dann Schwierigkeiten?!".
„Verdammt", wieder fluchte ich, denn ich konnte ihre Unsicherheit gut nachvollziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihr nichts antun würde, wenn herauskommen würde das sie mir geholfen hatte, war gering. Unter der Hand meiner Stiefmutter wäre sie dafür sicherlich gehängt worden. Wie mein Vater damit umgehen würde, konnte ich nicht genau sagen.

„E-Er... Ich kann Ihnen später alles erklären. Bitte helfen Sie ihm erst, ja? Sie bekommen so viel Geld wie Sie wollen. Ich kann Ihnen auch Gold und Schmuck geben, nur bitte helfen Sie meinem Freund. Er wird sonst sterben", flehte ich. Die Frau musterte mich daraufhin interessiert. „Na schön... Ich will all das, was du mir gerade versprochen hast. Und eine Erklärung wäre auch nett", sie schob ihren Sohn etwas grob zurück ins Haus, ehe sie hervor trat und mir half, Namjoon von dem großen Pferd herunter zu ziehen.

Ich muss gleich arbeiten und auch, wenn es mir dort Spaß macht, habe ich voll keine Motivation ;-; Kann auch daran liegen das ich krank bin. Und nein, es ist nicht das Coronavirus xD Hoffe ich jedenfalls, denn mittlerweile ist es auch bei uns angekommen and I'm scared af

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