5.

Namjoon's PoV.:

Ich war immer noch etwas wackelig auf den Beinen, als ich um die Holzhütte meiner Familie schlich und unseren Schimmel Mang ansteuerte. Er stand an seinen Baum gebunden, den Kopf tief in einem Heuhaufen vergraben. Als er mich bemerkte, hob er jedoch den Kopf und beschnupperte mich neugierig.

„Tut mir leid, Großer", murmelte ich und klopfte seinen kräftigen Hals, „Die Möhrchen die Byeol dir versprochen hat, gibt es leider nicht. Wir haben etwas Wichtiges vor". Mang schnaubte daraufhin enttäuscht und widmete sich wieder seinem Heu. Seufzend ließ ich meine Hand zu seinem Rücken wandern und streichelte dort das kurze Fell an seinem Widerrist.

Ich machte mir nach wie vor Gedanken über meinen fragwürdigen Plan. Verständlich, wenn man bedenkt das ich in den kommenden Stunden die Königin umbringen wollte. Mit der öffentlichen Hängung von Wangyu war sie ein einfaches Ziel. Die Gnädige ließ es sich nämlich nicht nehmen, solch ein Spektakel zu verpassen. Egal wer auf dem Podest in der Nähe des Marktplatzes erhängt wurde, die Königin saß immer links daneben, auf einem ihrer hochwertigen Stühle und beobachtete das Sterben unschuldiger Menschen mit einem triumphierenden Lächeln im Gesicht. Manchmal leisteten ihr der König und Prinz Gesellschaft dabei, doch das kam eher selten vor, denn die beiden schienen den Anblick keineswegs so erfreulich zu finden wie sie es tat.

Zugegeben hatte ich mehr Angst vor dem Urteil danach, als dem Mord an sich. Man würde mich so lange jagen, bis ich endlich geschnappt und den Adeligen vorgeworfen wurde. Und vermutlich würde man mich danach auf die qualvollste Weise umbringen. Das einzige, was diese gruseligen Vorstellungen beruhigte, waren Gedanken an meine Mutter und Schwester. Ich würde es hauptsächlich für sie tun, doch meine Rache sollte auch für all diejenigen verletzten Seelen sprechen, die aufgrund der königlichen Befehle von ihren Liebsten getrennt worden waren. Ich wollte den Adeligen einen Denkzettel verpassen. Ich wollte mit mutigen Schritten vor sie marschieren und das wiederspiegeln, was sie emotionslos in den dunklen Nächten Koryo's verbracht hatten.

Das laute Schnauben von Mang holte mich plötzlich aus meinen tiefen Gedanken heraus. Der Schimmel sah mich eine Weile lang bloß kauend an, ehe er wieder schnaubte und sich den nächsten bissen Heu schnappte.

„Vielfraß", kommentierte ich und fing an ihn von seinem Pfeiler los zu binden. Mit langsamen Schritten ließ er sich schließlich um unsere Holzhütte herumführen. Ich positionierte ihn direkt vor der eingetretenen Tür, sodass ich ihn im Blick haben konnte und huschte für einen kurzen Moment noch mal rein, um seine Trense zu holen. Es war ein sehr billiges Stück, bestehend aus einem Gebiss an dem ein paar dünne ausgefranste Seile hingen. Normalerweise benutzten wir dieses nicht, da Mang vielmehr ein Arbeitstier, als ein Reittier darstellte. Er war zu klein und dünn, um richtig geritten zu werden. Heute musste ich jedoch eine kleine Ausnahme machen.

Nachdem ich ihm die Trense umgelegt hatte, hievte ich mich mit einem uneleganten Sprung auf seinen Rücken. Zuerst legte er unzufrieden die Ohren an und bewegte sich unruhig, doch nach ein paar einfühlsamen Worten, schien er sich wieder zu entspannen. Ich schnalzte einmal auffordernd und trieb ihn dann so lange mit meinen Fersen an, bis er in einem sanften Galopp den unebenen Waldweg hinunter galoppierte, direkt auf die Hauptstraße zu. Der warme Wind sauste um meine Ohren. Das Gefühl war beflügelnd. Ich hatte schon fast vergessen, wie es sich anfühlt auf einem Pferderücken zu reiten.

Bevor ich die Hauptstraße erreichen und Mang links um die Kurve steuern konnte, fiel mir plötzlich die schmächtige Gestalt von Jungkwon ins Auge. Er stand am Wegrand seines Hauses und als er mich auf sich zu galoppieren sah, legte er verwirrt die Stirn in Falten. Allerdings verwandelte sich die Verwirrung binnen Sekunden in blankes Entsetzen. „Namjoon! Nein, was hast du vor?!", brüllte er mir panisch zu, während ich an ihm vorbei preschte. Er schien ganz genau zu wissen, dass mir eine dumme Idee in den Kopf geschlichen war und versuchte mich deswegen auch mit weiteren Rufen davon abzuhalten. Doch ich ignorierte ihn gekonnt. Wenn es einen Mann brauchte um die Königin zu töten und damit mehrere Dörfer zu retten und zu rächen, dann würde ich freiwillig diese grausame Tat übernehmen.

Zu meinem Glück war die Hauptstraße aufgrund der späten Nachmittagszeit nicht mehr allzu voll. Ich konnte problemlos mit Mang den staubigen Weg entlang reiten, ohne irgendwelche Menschen an- oder umzustoßen.
Trotzdem schauten sie doof. Ich konnte es ihnen nicht übelnehmen, denn ich war in einer Geschwindigkeit unterwegs, die man meistens nur bei Soldaten sah. Für die Händler und Durchreisenden musste ich also wie ein Verrückter auf der Flucht aussehen.

Als ich endlich die großen imposanten Eingangstore des adeligen Dorfes erreichte, drosselte ich mein Tempo langsam. Mang schnaubte daraufhin und ich rutschte von seinem Rücken herunter, um seinen Schweißnassen Hals zu klopfen.

„Hätte nicht gedacht, dass du noch so fit bist", lobte ich ihn leise und führte ihn schließlich durch die Tore hindurch. Die Straßen zwischen den Häusern der Adeligen waren überraschenderweise leer. Nur hier und da huschten Kinder oder Frauen herum. Der Anblick kam mir sehr suspekt vor, weswegen ich immer mal wieder meinen Blick umher wandern ließ. Doch als ich dann das laute Grölen und jubeln von Männern ausmachen konnte, blendete es mir ein. Wangyu's Hängung fand in kurzer Zeit statt und da die Königin hierfür anwesend war, kamen natürlich auch ihre Bürger, oder wie ich sie gerne nannte; dumme Sklaven.

Als ich den Marktplatz erreichte, konnte ich bereits das hohe Podest mit einem säuberlich geflochtenen Galgen ausmachen. Vor dem Podest hatte sich geschätzt das ganze Dorf versammelt – die Hände zu Fäusten geballt in der Luft und laut grölend. Ihre Köpfe waren der Königin zugewandt, die auf einem kleineren Podest seitlich des eigentlichen Spektakels saß. Neben ihr fand ich zu meiner Überraschung sogar den König und seinen Sohn vor. Während letzterer sich genervt umblickte, lächelte und winkte die Königin der Zuschauermenge zu.

„Widerlich", knurrte ich leise und wandte mich schnell von dem Anblick ab. Zielstrebig durchquerte ich die engen Passagen des Marktes, wobei ich Mang dicht hinter mir herführte. Es dauerte eine Weile, bis ich den Verkaufsstand erreichte, der mir schon gestern aufgrund seiner großen Auswahl an Jagdwaffen ins Auge gefallen war. Auf dem Tisch des alten Mannes konnte man alles finden; von kleinen Messern, bis hin zu Säbeln, Armbrust und langen Speeren.

Ich ließ meinen Blick über die einzelnen Stücke wandern und blieb schließlich an einem mir zusagenden hängen.

„Wieviel wollen Sie dafür?", fragte ich nach und deutete auf einen Bogen, neben dem in einem braunen Köcher die dazugehörigen Pfeile lagen.
Der Händler rollte nachdenklich seine Augen nach oben. „Sagen wir 45000 Won". Für einen kurzen Moment hörte ich auf zu Atmen und sah den Herren einfach nur sprachlos an. Um 45000 Won beisammen zu kriegen, müsste ich drei Jahre lang durchgehend arbeiten...

Verzweifelt biss ich mir auf die Innenseite meiner Wange und schielte zu Mang herüber, der friedlich durch die Gegend schaute. Wir besaßen den Schimmel schon seit meiner Kindheit. Ich war mit ihm aufgewachsen und verband viele lustige Erinnerungen mit ihm. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte ich ihn meinen besten Freund genannt und jeden Tag bei ihm verbracht. Seine Existenz lag mir also ziemlich am Herzen. Und doch schien es mir so, als würde sein Eintausch in diesem Moment meine einzige Rettung sein.

Ich streckte meine Hand, in der ich Mang's Strick hielt, aus und holte einmal tief Luft, ehe ich dem Händler mein Angebot vorschlug: „Sie können mein Pferd haben. Er müsste mittlerweile Sechs Jahre Alt sein und ist ein perfektes Arbeitstier. Er kann schwere Lasten tragen und ist es gewöhnt nicht allzu viel zu fressen".

Mein Gegenüber hob überrascht die Augenbrauen an, trat hinter seinem Tisch hervor und begutachtete Mang einmal von der Seite. Dann lachte er laut, fast schon so als hätte er gerade eine Goldmine gefunden und entriss mir den Strick. „Nur zu, Junge, nimm dir deinen Bogen. Das ist ein faires Angebot", grinste der Mann, wobei mir seine krummen und gelben Zähne entgegen strahlten. Er wusste ganz genau das dieses Angebot alles andere als fair war, denn schließlich ist ein Pferd allemal mehr Wert als ein Bogen mit ein paar Pfeilen.Doch ich brauchte diese Waffe, ansonsten könnte ich meinen Plan nicht durchführen.

Ich versuchte mir meine Trauer nicht allzu sehr anmerken zu lassen, als ich mir meine erworbenen Sachen vom Tisch nahm und ein letztes Mal über Mang's weiches Fell strich. „Mach's gut, Vielfraß", murmelte ich leise, während ich mich umdrehte und ihn dann mit großen Schritten hinter mir ließ. 

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Poor Mang got sold~
Dafür kann Namjoon sich ins verderben stürzen. Ist doch auch schön xD

Ich habe morgen meine Theorie Prüfung für den Führerschein und weil ich schon mal durchgefallen bin, habe ich jetzt voll Angst vor morgen. Ich hoffe es geht gut, damit ich Ende des Monats noch meinen Führerschein bekomme und dann bald im Urlaub auf Quats fahren kann :D

Ich hoffe es hat euch gefallen und einen schönen Sonntag noch ^^

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