44.
Namjoon's PoV.:
Am nächsten Morgen herrschte eine unangenehme Stimmung zwischen Yoongi und mir. Das mochte vor allem an unserem ersten Kuss liegen; wir hatten danach nicht mehr viel miteinander gesprochen, uns eher nur peinlich berührte Blicke zugeworfen. Ich kam mir dabei fast wie ein verliebtes Kind vor, so unreif und unwissend. Dabei wusste ich nicht einmal, ob ich das zwischen Yoongi und mir Liebe nennen konnte. Mir war nur eines bewusst: Ich mochte ihn gerne und fühlte mich in seiner Nähe sehr wohl. Außerdem musste ich ständig an seine Lippen zurückdenken.
Doch ob das eine Erklärung für meine Gefühle war? Vielleicht empfand ich auch einfach nur so, weil meine Hormone verrücktspielten. Für jemanden der noch nie eine Person geliebt und geküsst hatte, konnte das sicherlich mal passieren.
Vorsichtig schielte ich zu dem Prinzen herüber. Er lief in diesem Moment dicht hinter seinem Vater und sein gelber Hanbok wehte ihm dabei ansehlich um die Beine. Von der Seite betrachtet, mit dem goldenen Sonnenschein reflektiert, sah er wahrlich gut aus. Ich konnte deutlich spüren wie sich mein Herz bei seinem Anblick ein paar tackte überschlug und mir warm um die Wangen wurde. Geistesabwesend umfasste ich mit beiden Händen mein Gesicht und kniff die Augen für einen Moment lang zu. Ich musste unbedingt konzentriert bleiben, erst recht, weil der König vor mir lief. Zudem wollte ich nicht den Anschein eines unreifen, verliebten Jungen machen. Das konnte ich heute Abend tun, wenn ich in meinem Bett lag und mich niemand mit meinen erröteten Wangen und dem dämlichen Grinsen im Gesicht sehen konnte.
„Er muss draußen bleiben", hörte ich den König auf einmal sprechen und sein knorriger Finger landete dabei auf mir. Wir standen vor dem Schlafzimmer der Königin. Ihr Zustand hatte sich in den letzten Stunden so drastisch verschlechtert, dass der König glaubte sie würde jeden Moment sterben. Und auch, wenn es Yoongi nicht gefiel, musste er ihr seinen letzten Respekt erweisen.
„Namjoon ist mein Leibwächter, er darf mich nicht aus den Augen lassen", argumentierte der Prinz bissig.
„Da drinnen liegt meine Frau im Sterben, ich will nicht das sie von Fremden gesehen wird", knurrte der König daraufhin. Bei dem Versuch nicht selbst einen Kommentar abzulassen, biss ich verärgert den Kiefer zusammen. Zwar konnte ich seine Ansicht verstehen, jedoch wollte ich die Königin selber noch ein letztes Mal vor ihrem Tod sehen. Auch, wenn ich ihr keine verurteilenden Worte zu zischen oder sie in die Hölle verwünschen konnte. Ich wollte wenigstens ihren erbärmlichen Anblick zu Gesicht kriegen.
„Er kommt mir, ansonsten gehe ich da auch nicht rein", zischte Yoongi und verschränkte bockig die Arme ineinander, „Meinetwegen kann er ja an der Tür stehen bleiben, aber er kommt mit rein".
Der König verdrehte bei dem Vorschlag genervt die Augen. Er sah ziemlich erschöpft aus, wortwörtlich beschissen. Demnach war es auch keine Überraschung als er schließlich ergeben nickte und die Tür zu dem Zimmer der Königin öffnete.
Ihr Raum war dunkel gehalten; vor den Fenstern hingen Vorhänge und es gab bloß eine einzige Kerze, die den Raum erhellte. Die Luft war stickig, es roch nach irgendeiner Kräutermischung. Das war wahrscheinlich der Versuch eines Arztes die Königin zu heilen.
Allein der Gedanke daran brachte mich zum schadenfrohen Schmunzeln. Ich kam mir vor wie der Teufel höchstpersönlich, doch ich konnte nicht anders als diese ganze Situation amüsant zu finden. Nach all den Jahren, in denen wir unter der führenden Hand der Königin gelitten hatten, hatte ich sie nun endlich zu Fall gebracht.
Während der Prinz und sein Vater den Raum durchquerten, schloss ich die Tür hinter uns und blieb an ihr stehen. Von hier hatte ich zwar nicht den besten Blick auf die Königin, doch es reichte mir aus, um das nötigste zu sehen. Ein bleiches, mit Schweiß überzogenes Gesicht, dunkle Augenringe, abgemagerte Wangenknochen und spröde Lippen. Die Augen hatte sie geschlossen und sie öffnete sie auch nicht. Nicht einmal dann, als der König neben ihr Platz nahm und seine Hand mit ihrer verschränkte. Der Prinz blieb wortlos an ihrem Bettende stehen und starrte stumm auf sie herab.
„Sie wird nicht mehr lange durchhalten. Die Ärzte wissen nicht was es ist; es könnte eine Vergiftung sein, oder aber auch-... Ich bin mir selbst unsicher. Wir wissen nur das es sie von innen zerfrisst", hörte ich den König mit einer gedimmten Stimme sprechen.
„Das ist merkwürdig", murmelte Yoongi, vollkommen in seiner unschuldigen Rolle drin, „Aber vielleicht ist es besser, wenn sie stirbt. Dann muss sie nicht mehr leiden". Der König sah ihn einen Moment lang an. Er schien sprachlos, oder aber auch zu traurig um seinem Sohn zuzustimmen.
Yoongi nahm das folgende Schweigen einfach so hin, machte dann ein paar Schritte zurück und ließ sich langsam auf die Knie fallen. Mit den Händen flach über seinen Kopf, verbeugte er sich tief, bis seine Stirn den Boden berührte. Er verweilte einen Moment lang in der Position, ehe er sich wieder aufrichtete und hinstellte.
„Ich werde dann jetzt gehen", kündigte er leise an und war schon dabei sich umzudrehen, doch sein Vater hielt ihn für einen Moment auf.
„Warte kurz. Ich habe dir noch gar nicht erzählt das du Morgen ein Treffen hast. Da du dich nicht für eines der vielen Mädchen entscheiden wolltest, habe ich deine Entscheidung getroffen. Ich habe das beste Mädchen rausgesucht und du wirst morgen Vormittag einen Tee mit ihr trinken können. Das Ganze findet im östlichen Garten statt. Dafür fällt das Schachspiel aus. Dafür habe ich zurzeit sowieso keinen Kopf mehr...".
Sowohl in mir als auch in dem Prinzen fing urplötzlich eine unbändige Wut an zu lodern. Während ich den verzweifelten Schmerz in meinem Herzen jedoch wieder runterschlucken musste – denn eigentlich hatte es mich nichts anzugehen mit wem der Prinz sich traf –, riss Yoongi entsetzt den Mund auf. „Wie kannst du einfach so ein Mädchen für mich aussuchen, nachdem ich dir deutlich gesagt habe das ich nicht heiraten werde?!", fluchte er. Sein Vater zuckte daraufhin panisch zusammen, sprang auf die Beine und legte einen Finger vor die Lippen, in der Hoffnung Yoongi würde etwas leiser werden. Überraschenderweise tat er das sogar. Er atmete einmal tief ein, schien sich dabei deutlich zu beruhigen und fuhr dann fort: „Du kannst froh sein, dass wir uns gerade nicht in der großen Halle befinden".
„Und du kannst froh sein, dass ich versuche dir eine angenehme Zukunft aufzubauen. Du brauchst eine Frau an deiner Seite und du wirst da morgen hingehen", erwiderte der König. „Und was ist, wenn ich schon jemand anderes gefunden habe? Was ist, wenn ich bereits verliebt bin?", hakte Yoongi nach und in diesem Moment glaubte ich mein Herz aus der Brust springen zu fühlen. Es war kein Zweifel, dass er von mir redete. Nach all den Wochen, die wir zusammen verbracht hatten, hatte er sich kein einziges Mal mit einem Mädchen getroffen. Ganz abgesehen von unserem Kuss am Vortag, der nun hinsichtlich seiner Worte mehr als tausend Bände sprach.
„Du bist verliebt?", hinterfragte der König, einerseits verwirrt, andererseits belustigt, „In wen denn? Wenn sie deine Frau werden soll, kannst du sie mir gerne vorstellen". Yoongi spannte sich bei seinen Worten merklich an, ich konnte sehen wie er die Fäuste zusammenballte und etwas sagen wollte. Doch alles was aus ihm herauskam, war ein verärgertes Schnauben. Dann drehte er sich um und marschierte schnurstracks auf mich zu. In Windeseile machte ich die Zimmertür für ihn auf und kaum war er draußen, warf ich dem König einen finsteren Blick zu. Immerhin war ich derjenige, der den wütenden Prinzen nun zähmen musste. Allerdings kümmerte das den König herzlich wenig. Er hatte sich bereits wieder an der Bettkante zu seiner Frau niedergelassen und ihre Hand genommen.
Ich wünsche euch allen schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr! Rutscht bloß nicht zu schnell, lasst das neue Jahr langsam angehen und ich hoffe es werden euch einige eurer Wünsche, vielleicht auch alle erfüllt! <3
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