3.

Namjoon's PoV.:

Obwohl mein Schlaf eigentlich immer sehr tief und fest gewesen ist, verhielt sich mein Körper in dieser Nacht merkwürdig unruhig. Ich wachte mehrere Male grundlos auf, blinzelte durch die Dunkelheit und schlief wenige Sekunden später wieder ein. Es war ein Kampf mit mir selbst, der mich in meinem Unterbewusstsein schon nach kurzer Zeit schlechte Laune schieben ließ. Als ich zum 11. Mal aufwachte, konnte ich nicht anders als mein Unwohlsein mit einem genervten grummeln auszudrücken. Doch weil ich meine Mutter und Byeol nicht aufwecken wollte, versuchte ich mich nicht allzu sehr darüber aufzuregen und schloss meine Augen wieder.

Gerade als die angenehme Stille der Nacht mein aufgewühltes Gemüt erneut beruhigen und in den Schlaf zu wiegen schien, dröhnte plötzlich ein unfassbar lauter Schrei in meinen Ohren wieder. Alarmiert fuhr ich hoch und lauschte in die Dunkelheit hinein. Mein Herz schlug dabei so stark gegen meinen Brustkorb, dass ich beinahe das dumpfe Auftreten von Pferdehufen und Stimmengewirr unbekannter Männer überhörte. Nach nur wenigen Sekunden erklang ein zweiter Schrei, gefolgt von verzweifelten Rufen und bitterlichem jammern. Langsam aber sicher keimte Panik in mir auf.

Unser Dorf war der Inbegriff von friedlich, demnach kamen mir derartige Schreie ziemlich befremdlich vor. Erst recht mitten in der Nacht, wo für gewöhnlich alle schliefen.

Unruhig und neugierig zugleich, erhob ich mich von meinem Platz auf der Sitzbank und schlich mich vorsichtig zu der Tür unserer Holzhütte. Ich öffnete sie vorerst nur einen winzigen Spalt und spähte dann angestrengt nach draußen.
Zu meiner Überraschung war der Platz draußen in warmes Licht getaucht. Zwischen den Hütten und Bäumen konnte ich in schwarze Rüstung gekleidete Soldaten ausmachen. Einige von ihnen saßen auf Pferden und hielten lodernde Feuerfackeln hoch. Andere marschierten mit gezogenen Schwertern herum.

Der Anblick bereitete mir augenblicklich weiche Knie. Diese jungen Schmarotzer trieben sich nie ohne Grund in einem armen Dorf wie unserem herum. Sie waren aufgrund eines königlichen Auftrages hier und als ich meinen Kopf etwas weiter aus dem Türspalt streckte, erkannte ich auch aus was für einem; Frauen und weibliche Kinder hockten weinend und zusammengefesselt auf dem dreckigen Waldboden beisammen. Sie alle zitterten vor Angst und jedes Mal, wenn eine der Frauen es wagte ihre Stimme zu erheben, bekam sie einen kräftigen Peitschenhieb von einem der wachestehenden Soldaten ab.

Ich konnte das Geschehen für einen Moment bloß ungläubig mit anschauen.

Es gab viele Gerüchte von Truppen des königlichen Hauses, wie sie Frauen und Kinder entführten, um sie dann an andere Provinzen verkaufen zu lassen. Doch es waren noch nie Soldaten in unser Dorf eingefallen. Wir wurden bis jetzt immer verschont, was wohl größtenteils an unserer guten Wirtschaft lag.

Mein Herz setzte für einen ungesund langen Moment aus, als ich plötzlich drei Soldaten direkt auf unser Haus zureiten sah. Ihre Augen blickten finster und die blutverschmierten Schwerter in ihren Händen blitzten mir gefährlich im Licht der Fackeln entgegen. Panisch zog ich den Kopf zurück und drückte die Tür zu.

„Aufstehen, schnell!", platzte es laut aus mir heraus, während ich auf das provisorische Bett meiner Mutter und Byeol zu ging. Letztere hatte nicht mal die Möglichkeit richtig wach zu werden, denn ich zog sie direkt auf ihre nackten Füße. Meine Mutter schien von meiner Verzweiflung direkt angesteckt, denn sie blinzelte mich aus großen Augen an.
„Namjoon, was ist?", fragte sie nach, wobei ihre Stimme vom Schlafen noch etwas rau war. „Soldaten; sie treiben Frauen und Kinder aus den Häusern!", erklärte ich knapp, während ich nach Byeol's Jacke griff und sie grob in den alten Fetzen zwang, „Ihr müsst hier weg, sofort!".

„W-Was?", murmelte Byeol daraufhin verwirrt. Die Müdigkeit vernebelte ihr gerade noch deutlich das Gehirn, doch für lange Erklärungen hatte ich in diesem Moment keine Zeit. Blitzschnell wandte ich mich unserer Mutter zu. Sie war gerade dabei sich ihre langen braunen Haare zusammenzubinden und ebenfalls wärmere Klamotten über zu ziehen. „Steigt aus dem Fenster und reitet auf Mang aus dem Dorf raus! Sie dürfen euch nicht-...", fing ich energisch an auf sie einzureden, doch wurde prompt von dem aggressiven eintreten unserer Hüttentür unterbrochen. Das Stück Holz flog förmlich aus seiner Verankerung und kurz darauf standen auch schon die drei Soldaten in unserem Wohnbereich, die ich vor einem kurzen Augenblick noch auf ihren Pferden gesehen hatte.

Ich schluckte trocken und zog Byeol's schmächtige Gestalt hinter meinen Rücken. „Verschwindet, na los", zischte ich den beiden leise zu. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie meine Mutter nach der Hand meiner Schwester griff und die beiden langsame Schritte rückwärtsliefen. Doch ehe sie aus dem Fenster klettern und verschwinden konnten, schnellte einer der Soldaten hervor und legte seine Schwertspitze an meine Kehle. „Stehen bleiben!", befahl er in einem harschen Ton, „Stehen bleiben, oder der Junge stirbt". Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn, als ich auf die scharfe Klinge herunter schielte. Dessen Spitze presste unangenehm gegen die empfindliche Haut an meinem Hals. Es tat weh und obwohl dem so war, betete ich dafür das meine Mutter und Byeol einfach weiterlaufen würden.

Für einen kurzen Moment war alles still. Ich versuchte durch die Augen der Soldaten ausmachen zu können, was meine Mutter und Byeol gerade taten. Doch sie schienen stehen geblieben zu sein, denn es folgte keine zweite Aufforderung zum Gehorsam.

„Schnappt sie euch", forderte mein Gegenüber. Er machte eine ungenaue Handbewegung in die Richtung meiner Familie, woraufhin sich die zwei Soldaten hinter ihm sofort in Bewegung setzten und an mir vorbeimarschierten, um eine nun laut weinende Byeol und meine sich wehrende Mutter hinter mir hervor zu ziehen.

„Nein, dass könnt ihr nicht machen, bitte!", rief ich panisch aus und wollte den beiden zur Hilfe kommen, doch ich wurde prompt von der Klinge an meinem Hals abgehalten. Der Soldat vor mir hob sie warnend höher an und presste sie zu allem Überfluss noch stärker an meinen Hals. Ich konnte genau spüren wie sich meine Haut an der Stelle aufschnitt und warmes Blut über mein Schlüsselbein floss, allerdings blendete ich den stechenden Schmerz vollkommen aus. In diesem Moment waren Byeol und meine Mutter viel wichtiger. Während die Jüngere vor lauter Tränen nicht einmal mehr zu sehen schien und deswegen von einem der Soldaten getragen wurde, stemmte meine Mutter sich mit aller Kraft gegen die groben Hände des anderen.

„Bitte lasst die beiden los! Ihr könnt mich haben, ich gehe freiwillig mit euch mit!", versuchte ich das geschehen zu stoppen.
„Dumm nur, dass du ein Junge bist. Wir brauchen Frauen – junge, hübsche Frauen", grinste der Soldat vor mir. Die Kraft in meinen Beinen ließ daraufhin verzweifelt nach und ich krachte förmlich auf meine Knie. „Bitte nehmt mich mit. Ihr könnt doch kein Zwölfjähriges Kind entführen, bitte! Mit mir könnt ihr viel mehr anfangen!", bettelte ich. Mittlerweile hatte sich ein fetter Kloß in meinem Hals gebildet, der mir das Atmen deutlich erschwerte.

Ich hatte mich noch nie so hilflos und panisch gefühlt. Das man mir jemals meine Familie entreißen würde, hätte ich nicht gedacht. Der König von Koryo war ein gnadenloser Mann, dass wusste ich. Ich wusste auch, dass er schon öfter andere Dörfer hat überfallen lassen, nur um diesen dann ihre Frauen zu nehmen.
Doch noch nie hatte der König angeordnet, sein wirtschaftlich bestes Dorf anzugreifen...

„Ihr dreckiges Gesindel heult echt bei jeder Kleinigkeit herum. Schrecklich", seufzte der Soldat vor meinen Füßen. Kurz danach holte er mit seinem Fuß aus und trat mir mit voller Kraft in die Magengrube. Nach Luft ringend krümmte ich mich vor. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und jegliche Geräusche klangen nur noch verzehrt in meinem Kopf wieder. Ich konnte meine Mutter hören, wie sie besorgt nach meinem Namen rief.

Ächzend kugelte ich mich auf meine Seite und versuchte mir einen letzten Blick auf die beiden zu verschaffen. Doch es war bereits zu spät, denn absolute schwärze umhüllte mich. 

°°♡°°

Das war's dann wohl mit dem friedlichen Familien Leben. Jetzt gehts rund (͡° ͜ʖ ͡°)
Mal schauen ob Namjoon seine Familie wieder zurück kriegt~

Ich hoffe es hat euch gefallen und ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend ^^

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