26.

Namjoon's PoV.:

Ich konnte Jungkook und Hoseok bereits aus weiter Entfernung nahe dem großen Lagerfeuer stehen und miteinander reden sehen.
Als ich keuchend bei ihnen ankam, warf Hoseok mir sofort einen vorwurfsvollen Blick zu. „Wo warst du so lange?", zischte er angespannt, „Prinz Yoongi ist weggelaufen und das wäre definitiv nicht passiert, wenn du nicht so lange pinkeln gewesen wärst!". Jungkook packte Hoseok fest am Oberarm und sah ihn dabei warnend an. „Sprich nicht so laut. Die anderen sollen von Yoongi's verschwinden nichts mitbekommen. Das würde das ganze Lager unnötig aufwühlen und noch dazu einen schlechten Eindruck bei dem König aus Yuan machen... Das ist das letzte, was wir gerade gebrauchen können".
„Ich-...", fing ich japsend an, wurde jedoch prompt von Jungkook unterbrochen.
„Ich will keine billigen Ausreden von dir hören; wir haben besseres zu tun. Wir drei werden jetzt unauffällig das Lager verlassen und den Prinzen suchen gehen, verstanden?".
„Ich habe ihn gesehen!", platzte es frustriert aus mir heraus, „Ich habe ihn gesehen... Ich weiß wo er langgeritten ist".

Sowohl der Truppenanführer, als auch Yoongi's Leibwächter sahen mich überrascht an. „Na schön, dann hoffe ich mal das wir ihn rechtzeitig wiederfinden", murrte Jungkook und scheuchte uns schließlich vorwärts.

Mit schnellen, aber dennoch gesitteten Schritten marschierten wir durch das Lager, direkt zu den Pferden rüber. Sie standen aufgereiht an einem Karren angebunden und wurden sofort für uns aufgesattelt, als Jungkook es befahl. Die beiden Soldaten, die für die Tiere zuständig waren, stellten nicht einmal fragen.

Kaum saß ich auf meinem Rappen, trieb ich ihn kräftig an und galoppierte los. Jungkook und Hoseok folgten dicht hinter mir. Wir preschten genau an der Stelle entlang, an der ich vor kurzem noch den Prinzen gesehen hatte. Nach einer Weile blieben wir dann vor einer niedergetrampelten Schneise, die inmitten des dunklen Waldes hineinführte, stehen.

„Ist er hier etwa reingeritten?", fragte Hoseok entsetzt nach. Ich nickte, woraufhin er genervt die Augen verdrehte.
„Gut, dann lasst uns ihm hinterher. Wer weiß was hier für komische Menschen drin hausen. Es würde mich nicht wundern ein kleines Hexenhaus vorzufinden", meinte Jungkook. Doch bevor er wieder losgaloppieren konnte, hielt ich ihn auf.
„Es macht keinen Sinn, wenn wir alle hintereinander den Wald durchkämen. Stattdessen sollten wir uns aufteilen. Damit decken wir einen größeren Radius ab und können den Prinzen vermutlich schneller ausfündig machen".

Der Truppenanführer sah mich kurz nachdenklich an, nickte dann jedoch zustimmig. „Du gehst ein Stückchen rechts runter, Namjoon. Und du, Hoseok, reitest links runter. Wenn ihr ihn gefunden habt, dann pfeift einmal laut".
„Verstanden", antworteten Hoseok und ich, wie aus einem Mund.

Dann teilten wir uns auf.

Zugegeben empfand ich es als etwas gruselig alleine durch einen mir völlig fremden, dunklen Wald zu reiten. Die Bäume standen so dicht, dass man nicht einmal mehr traben konnte. Ich ritt schließlich in einem gemütlich Schritt-Tempo durch das Unterholz hindurch, schnitt hier und da ein paar Sträucher mit meinem Schwert weg. Dabei hielt ich verkrampft Ausschau nach dem Prinzen.
Es war klar, dass er mit seinem dunklen Umhang und auf seinem schwarzen Pferd perfekt in seiner jetzigen Umgebung getarnt war. Vermutlich hatte er sich gerade deswegen für diesen Ort zur Flucht entschieden.

Als ich ihn nach einer halben Ewigkeit immer noch nicht gefunden und die anderen beiden sich auch nicht gemeldet hatten, fing ich an Panik zu schieben. Immerhin würde man mir die Schuld geben, wenn er nicht wieder auftauchen würde. Und dieses Mal könnte der Prinz mir auch nicht aus der Klemme helfen, immerhin war er ja derjenige gewesen, der diese glimpfliche Situation erst ausgelöst hatte. Vermutlich würde ich also am Galgen hängen, ohne vorher den Tod meiner Mutter gerächt zu haben.

Fieberhaft versuchte ich mich in Yoongi hineinzuversetzen, in der Hoffnung einen möglichen Ort zu finden, an dem er sich gerade befand.
Wo würde er hingehen?, fragte ich mich innerlich, Wo würde ich als Prinz von Koryo hingehen, um dem königlichen Alltag zu entfliehen?

„Vermutlich an einen Ort, an dem es schön aussieht", murmelte ich nachdenklich und hob zeitgleich den Blick wieder an. Hier gab es nichts weiter als Bäume und wirres Gestrüpp – es sah alles andere als schön aus. Vielmehr wild und durcheinander.

Ich zog an den Zügeln meines Pferdes und brachte es damit abrupt zum Stehen. Für einen kurzen Moment sah ich mich einfach um - so weit es mir die Dunkelheit unter den Baumkronen erlaubte. Ich konnte nicht sonderlich viel erkennen, doch eine Sache viel mir direkt auf.  In Nordöstlicher Richtung schien eine Waldlichtung zu sein. Die Bäume standen an dieser Stelle nicht mehr so dicht und man konnte tatsächlich das Mondlicht durch die Äste hindurch scheinen sehen.
Zielstrebig trieb ich mein Pferd wieder an und steuerte es genau auf die Lichtung zu. Das Gestrüpp wurde mit jedem weiteren Schritt weniger, bis schließlich nur noch hohes Gras um die Fesseln meines Tieres strich. Ein umgefallener Baumstamm erstreckte sich über die komplette Fläche. Er war samt seiner Wurzel aus der Erde herausgerissen und warf im Mondlicht gruselige Schatten auf den Boden.

An einem seiner kahlen Äste stand ein schwarzes Pferd angebunden und als ich um dessen Körper herumritt, fand ich endlich den Prinzen vor mir. Er lag mit verschränkten Armen hinter dem Kopf auf dem mit Moos bewachsenen Stamm und starrte geradewegs in den Himmel hoch. „Das hat überraschend lange gedauert", sprach er, ohne auch nur einmal in meine Richtung zu sehen.
„Naja, dieser Wald hier ist auch ziemlich groß, Sir", antwortete ich ihm. Mit einem dumpfen Geräusch rutschte ich von meinem Sattel runter und landete auf dem Boden.

Eigentlich hätte ich in diesem Moment nach Jungkook und Hoseok pfeifen müssen, doch ich brauchte vorerst eine kleine Pause. Die Neuigkeiten von dem Tod meiner Mutter machten mir nämlich immer noch zu schaffen und ich fing an durch den ganzen Stress Kopfschmerzen zu kriegen. Außerdem konnte ich Prinz Yoongi nun noch etwas Freiheit schenken. Das war das mindeste was ich tun konnte, nachdem er mich mehrere Male vor meinem Tod bewahrt hatte.

„Du bist es, Namjoon... Ich dachte schon du wärst mein Leibwächter Hoseok. Der hätte mich jetzt nämlich sofort zurück zum Lager gezerrt", merkte Prinz Yoongi an, während er sich aufsetzte.
„Das habe ich nicht vor, Sir. Ich kann Sie ja schlecht dazu zwingen", erwiderte ich.
Der Prinz zuckte unsicher mit den Schultern, nickte dann aber schließlich.  „Das stimmt wohl... Wie hast du mich eigentlich gefunden?".
Ich schritt langsam auf ihn zu und setzte mich dann in angemessenem Abstand zu ihm auf den Baumstamm. „Naja, ich habe mir einfach überlegt wo ich an Ihrer Stelle hingegangen wäre, wenn ich dem königlichen Alltag entfliehen wollen würde".
„Und deine Antwort dazu war welche?", hakte der Prinz neugierig nach.
„An einen schönen Ort. Ich glaubte, dort würden Sie sich am wohlsten fühlen", antwortete ich.

Der Prinz lächelte daraufhin etwas, was zugegebenermaßen ziemlich süß aussah. Seine Augen verformten sich dabei zu kleinen Schlitzen und für einen kurzen Moment konnte ich sogar seine Zähne sehen. Diese Art von Lächeln hatte ich noch nie an ihm gesehen.
Meistens trug er nur dieses selbstsichere Grinsen im Gesicht, was unheimlich am Ego kratzen konnte, wenn er es einem zuwarf.

Doch dieses Lächeln hier war anders.
Es stammte von einer Person, der ich scheinbar geschmeichelt hatte.

„Das ist irgendwie komisch – du kennst mich erschreckend gut, für jemanden der mich nur alle paar Wochen zu Gesicht bekommt", meinte er schließlich und legte sich zurück auf den Baumstamm, „Du hast recht, dieser Ort hier ist wirklich schön. Man kann heute Nacht zwar nicht die Sterne sehen, aber dafür den Mond".
Ich schaute ebenfalls in den Himmel hoch. Es war nach wie vor ziemlich bewölkt, den Mond konnte man aber trotzdem zwischen ein paar dunklen Wolken hindurchsehen.

„Also, wieso sind Sie wieder abgehauen?", hakte ich neugierig nach. Er seufzte daraufhin erschöpft und fuhr sich durch sein makelloses Gesicht.
„Es ist anstrengend den lieben Sohn eines Königs zu spielen", war seine knappe Antwort.
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort...".
„Oh, du solltest es mal durchleben. Es ist schlimmer als es klingt. Erst recht in dieser blöden Zwangsheirat verwickelt zu sein", frustriert setzte er sich wieder auf und fing an mit einem kleinen Messer das Moos von der Baumrinde zu kratzen.
„Was ist mit der Prinzessin aus Yuan, Sir? Sie sieht doch eigentlich ganz nett aus. Und hübsch ist sie auch", versuchte ich ihn aufzumuntern. Zu meiner Überraschung nickte der Ältere sogar zustimmen, doch schüttelte dann wieder den Kopf. „Sie ist zwar hübsch und auch unfassbar lieb, aber sie ist einfach viel zu jung. Und ich liebe sie nicht", bei diesen Worten sah der Prinz mir direkt in die Augen, „Muss man eine Person nicht lieben, um sie zu heiraten?".

Meine Wangen wurden urplötzlich heiß vor Scham. Ich hatte noch nie mit jemanden über Liebe gesprochen. Mein Wissen über Liebe und Heirat war somit eingeschränkter als meine Kochkünste; und die waren wirklich gröttig schlecht... Es hatte einen guten Grund gehabt, warum ich die Küche in unserem Haus nie betreten durfte.

„I-Ich denke schon, Sir", stammelte ich schließlich etwas unbeholfen.
„Siehst du! Ich kann sie nicht heiraten, wenn ich keinerlei Gefühle für sie empfinde".
„Aber vielleicht müssen Sie ja erst mal Gefühle für sie entwickeln", schlug ich vor, doch Yoongi winkte gleich ab.
„Wenn ich sie ansehe, dann verspüre ich nichts. Keine Schmetterlinge in meinem Bauch, kein sexuelles Verlangen – einfach nichts".

Der Prinz schien mir gegenüber wirklich kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um seine Gedanken und Gefühle ging. Ich wusste nicht so recht, ob ich das gut, oder merkwürdig finden sollte.

„Warst du schon mal verliebt, Namjoon?", fragte er plötzlich nach. Überrascht blinzelte ich ihn an. „V-Verliebt? Nein, noch nie. In meinem Dorf gab es nur wenige Mädchen, die in meinem Alter waren. Und die wenigen die es waren, mochten mich nicht sonderlich", erklärte ich ihm. „Wieso das denn nicht?", Yoongi's Augenbrauen krausten sich etwas, als er verwirrt die Stirn in Falten legte. „Naja, ich kann ziemlich tollpatschig sein. In meinem Dorf war ich dafür bekannt die Türen aus ihren Angeln zu reißen und gelegentlich im Matsch auszurutschen", verlegend kratzte ich mich am Hinterkopf. Der Prinz hingegen brach in schallendes Gelächter aus. Er lachte so stark, dass er für einen kurzen Moment sogar das Gleichgewicht verlor und vom Baumstamm zu drohen rutschte. Meine Hand zuckte bei dem Anblick alamiert, doch ich hielt meinen Beschützerinstinkt gekonnt zurück.

„So lustig ist das nun auch wieder nicht", murmelte ich eingeschüchtert. Mein Kopf schien währenddessen Rot wie eine Tomate anzulaufen.
„Doch, ist es", kicherte der Prinz, „Ich hätte nicht gedacht das du so ein Kerl bist, aber es ist lustig".

Gerade als ich darauf noch etwas erwidern wollte, hallte plötzlich die laute Stimme von Truppenanführer Jeon über die Lichtung.
„Was zum Teufel macht ihr da?!", fuhr er mich an, woraufhin wir beide stark zusammenzuckten. Yoongi's engelsgleiches Lachen verschwand und ich sprang geradezu auf die Beine.
„Du solltest doch bescheid geben, wenn du ihn gefunden hast", murrte Jungkook, während er aus dem dunklen Wald zu uns auf die Lichtung ritt. Er hatte eine strenge Miene aufgelegt, die mir augenblicklich einen Schauer über den Rücken jagte und mich tatsächlich bereuen ließ, so unvorsichtig in Yoongi's Nähe gehandelt zu haben.
„Es tut mir leid, ich wollte nur-...", fing ich an, doch da kam der Prinz mir bereits zur Hilfe. „Er ist unschuldig. Ich habe ihn darum gebeten, mich nicht zu verraten", log er.

Jungkook starrte den Prinzen daraufhin prüfend an. Dieser gab unter dem strengen Blick allerdings nicht nach, sondern hielt ihm mit strotzender Selbstsicherheit stand. Schließlich knickte der Truppenanführer ein und nickte ergeben. „Na schön, aber wir sollten jetzt zurück zum Lager reiten", waren seine knappen Worte, ehe er sich umdrehte, Daumen und Zeigefinger in den Mund nahm und laut pfiff.

„Natürlich", seufzte Yoongi. Er sprang ebenfalls von dem Baumstamm hinunter, band sein Pferd los und setzte sich auf. Ich tat es ihm nach, ignorierte dabei Jungkook's brennenden Blick auf mir.

Long chapter filled with SugaMon talk (͡° ͜ʖ ͡°) Ich hoffe euch hat die wenige SugaMon Action gefreut. Es wird mehr, I promise!

Btw, ich konnte mich bei der heutigen Bts Run Episode nicht mehr halten vor Lachen. Wie Jimin einfach samt zwei Stühle umkippt und Jungkook auf ihn fällt, während er ihm helfen will. Like wth xD

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top