23.

Namjoon's PoV.:

Ich war tatsächlich etwas überrascht, als Truppenanführer Jeon mich am Abend zu sich bestellte und mir mitteilte, dass ich von nun an sein Assistent sein würde. Mein Wunsch war damit in Erfüllung gegangen. Es stimmte mich sowohl fröhlich, als auch aufgeregt. Ich hatte keine Ahnung was in den kommenden Tagen auf mich zukommen würde, doch ich war mir sicher, dass es mir bei meiner Rache an der Königin helfen würde. Immerhin konnte ich als Assistent von Jungkook mehr anrichten, als ein einfacher Soldat.

Es fing damit an, dass ich mein eigenes Zimmer bekam. Es lag direkt neben dem von Jungkook, sah allerdings bei weitem nicht so hübsch aus wie seines. Ich hatte ein schmales Bett in der rechten, hinteren Ecke und gegenüber davon befand sich ein breiter Kleiderschrank, indem ich sogar eine neue Uniform vorfand. Keines meiner Möbelstücke hatte dasselbe glänzende Holz mit den goldenen Verzierungen wie Jeon Jungkook sie hatte, doch es stellte mich trotzdem zufrieden. Immerhin musste ich mir jetzt nicht mehr einen großen Schlafsaal mit 200 anderen Soldaten teilen, die alle zusammen lauter Schnarchen konnten, als ein Bär brüllen.

Hinzu bekam ich am Essenstisch einen Platz direkt auf der Ecke zu Jungkook zugewiesen. Wobei das wohl eher Taehyung's verdienst gewesen war, um sich bei mir als dankbar zu erweisen. Somit saß ich ihm jetzt immer gegenüber. Der Jüngere stellte sich als ein außerordentlich guter Geschichtenerzähler heraus. Er sprach und gestikulierte mit einer Energie, die einen automatisch in den Bann zog. Ich, und die anderen Soldaten um uns herum, kamen gar nicht richtig zum Essen, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt waren Taehyung zuzuhören und Fragen zu stellen, oder über seine Geschichten zu diskutieren.
Es machte eine Menge Spaß und ich lernte dadurch sogar ein paar neue Freunde kennen.

Allerdings gab es eine Person, die mir meinen Aufstieg nicht zu gönnen schien.
Jackson warf mir beim Essen und wenn wir uns bei der Patrouille durchs Dorf begegneten, immer wieder finstere Blicke zu. Irgendwo konnte ich ihn verstehen, denn ich war urplötzlich aus seiner Nähe verschwunden. Vermutlich passte es ihm nicht, dass ich nun als Assistent von Jungkook an seiner Seite stand und damit einen Luxus leben durfte, von dem die meisten hier seit ihrer Kindheit träumten.
Zugegeben stimmte mich dieser Verlust unserer Freundschaft auch etwas traurig, denn ich hatte nicht einmal die Chance ihm die Situation zu erklären. Doch das war etwas, das ich zu unterdrücken versuchte.

Es verstrichen ganze drei Tage, bis endlich meine erste richtige Mission als Assistent des Truppenanführers erfolgte. Der Prinz sollte seine zukünftige Braut bei einer gemeinsamen Jagd kennen lernen und wir sollten ihn dabei zum Schutz begleiten.

Die Waldlichtung, die wir dafür ansteuerten, lag einen ganzen Tagesritt vom Königreich entfernt. Jungkook und ich ritten auf jeweils einem Pferd – ich hatte jetzt tatsächlich mein eigenes Pferd im königlichen Palast stehen – voraus. Dicht hinter uns marschierten vier Soldaten, die den König in einer Sänfte auf ihren Schultern trugen. Der Prinz folgte ihnen, ebenfalls in einer Sänfte. Danach rollte ein Pferdekarren, in dem die ganzen Zelte, Waffen und Nahrung mitgeführt wurden und Taehyung bildete den Schluss. Er ritt und sorgte dafür, dass uns niemand verfolgte, oder von hinten angriff.

„Was meinst du, wie sollten wir unser Lager aufschlagen?", fragte Jungkook plötzlich an mich gewandt.
„I-Ich bin mir nicht sicher, Sir, aber-...", stammelte ich etwas nervös, wurde jedoch sofort von Jungkook unterbrochen. „Du brauchst mich nicht immer mit Sir anzusprechen, Namjoon. Du bist jetzt mein Assistent".
Hitze stieg mir in die Wangen und ich nickte unsicher. Es war merkwürdig, die Höflichkeitsfloskeln bei ihm wegzulassen.

„Nun gut, J-Jungkook", stammelte ich und grinste etwas, als angesprochener mir daraufhin zufrieden zulächelte, „Ich denke wir sollten das Zelt des Prinzen und des Königs so weit wie möglich von dem Wald entfernt aufschlagen. Nicht nur, weil der Prinz gerne Mal abhaut, sondern auch, weil sich eventuell Feinde durch den Wald anschleichen könnten. Dadurch das die Bäume sehr dicht stehen, würden wir sie vermutlich viel zu spät bemerken. Ich finde wir sollten stattdessen die Zelte der Soldaten vor dem Wald positionieren. Die könnten uns im ernstfall sofort Verteidigen".
„Eine gute Idee", stimmte der Truppenanführer mir zu, was Stolz in mir aufkeimen ließ, „Wobei es nicht viel bringen wird, denn wir werden uns heute Nacht nicht schlafen legen".
„Wie jetzt? Wir schlafen nicht?", hakte ich entsetzt nach.
„Nein, wir schlafen nicht", Jungkook lachte etwas, „Wir werden die ganze Nacht Wache stehen und ab und zu auch mal durch das Lager marschieren. Wir alle; Taehyung, Hoseok, du und ich, sowie die anderen Soldaten".

Ich drehte mich auf meinem Pferd etwas um und schaute zurück, dorthin wo Hoseok auf einem Pferd neben der Sänfte von Prinz Yoongi ritt. Die Vorhänge zu dessen Fenster waren zugezogen, doch die beiden schienen sich trotzdem zu unterhalten, wie ich an Hoseok's Mundbewegungen erkennen konnte.

„Aber ist es nicht etwas dumm, uns alle die ganze Nacht wach zu halten? Wir werden am nächsten Morgen doch total müde sein und das wiederrum wird unseren Kampfgeist schwächen", stellte ich in Frage, nachdem ich mich wieder nach vorne gedreht hatte.
„Die meisten von uns sind es gewöhnt ein paar Tage lang wach zu bleiben. Es ist nicht das erste Mal, dass wir außerhalb des Palastes übernachten und über den König wachen müssen", entgegnete Jungkook.
„Das stimmt wohl...", nachdenklich fummelte ich an dem Armband herum, welches ich eigentlich Byeol schenken, mir aber vorerst selber um das Handgelenk gebunden hatte.

Zwar vertraute ich Jungkook's Worten, aber dennoch machte mir die Situation etwas Angst. Alle Soldaten die ganze Nacht lang wach bleiben zu lassen, erschien mir etwas übertrieben. Theoretisch könnte man auch einfach zwei Schichten einlegen, in denen jeweils die Hälfte von uns sich ausruhen, oder eben Wache stehen musste.
Aber vielleicht nahm ich diese Mission auch zu sehr auf die leichte Schulter und es mussten wirklich alle Soldaten aufbleiben...

Seufzend ließ ich den Kopf in den Nacken fallen und schaute in den bewölkten Himmel hoch.
Es machte keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jungkook arbeitete schon länger für den König, also hatte er mit Sicherheit auch mehr Erfahrungen in diesem Gebiet.

„Namjoon, richtig?", ertönte plötzlich eine Stimme neben mir und erschrocken drehte ich mich zu meiner rechten. Dort trabte Hoseok plötzlich neben mir her und deutete mit dem Daumen hinter sich.
„Der Prinz möchte dich etwas fragen, komm mit", erklärte er knapp und trabte dann zurück zu Yoongi's Sänfte.
Ich warf Jungkook einen verwirrten Blick zu, doch dieser winkte bloß ab. „Vermutlich will er wissen, wann wir endlich da sind. Oder er muss pinkeln".
„Wann sind wir denn ungefähr da?", hakte ich nach, falls der Prinz wirklich die Zeit wissen wollte.
„Sag ihm, dass es noch ungefähr bis Sonnenuntergang andauern wird".
„Geht klar", ich nickte etwas, trieb dann den Rappen unter meinem Sattel an und galoppierte Hoseok hinterher.

„Mein Prinz, Namjoon ist da", machte dieser auf mich aufmerksam, denn Yoongi hatte immer noch die Vorhänge zu seinem Fenster verschlossen und konnte somit nichts von seiner Umgebung sehen.
„Danke. Lässt du uns alleine?", die Stimme des Prinzen nahm man nur gedämpft vom inneren der Sänfte wahr.
Hoseok sah mich kurz prüfend an, sichtlich unwohl uns alleine zu lassen. Doch schließlich gab er ein knappes „Ja, Sir", von sich und trabte dann nach vorne, direkt neben Jungkook.

„Er ist weg, Prinz Yoongi", meinte ich und sah dabei gespannt auf den Vorhang, in der Hoffnung er würde ihn nun endlich beiseiteschieben, sodass ich ihn ansehen konnte. Allerdings rührte sich der Stoff kein bisschen – wenn man von dem rhythmischen schaukeln absah, denn die vier Soldaten die Yoongi auf ihren Schultern trugen, waren schon seit dem Morgen unterwegs und machten so langsam unter seinem Gewicht schlapp.

„Wie ergeht es dir so, als Assistent des Truppenanführers?", fragte der Prinz auf einmal nach, was mich überrascht innehalten ließ. Ich hatte mich schon darauf vorbereitet, ihm die Zeit unserer Ankunft zu nennen...
„Naja, es macht mir Spaß. Jungkook ist sehr nett und ich genieße es, ihm mit meinem strategischen Denken unter die Arme greifen zu können, Sir", antwortete ich, wohlwissend das die Soldaten um uns herum zuhörten und ich acht zu geben hatte, was ich von mir gab.
„Das freut mich zu hören. Wer weiß, vielleicht steigst du eines Tages ja auch zum Truppenanführer auf".
„Vielleicht. Wobei ich nicht weiß, ob ich dieser Aufgabe schon gewachsen bin, Sir. Immerhin bin ich erst seit kurzem bei euch im Palast".
„Das ist bei deinen Fähigkeiten egal. Wir haben Soldaten unter uns, die nicht einmal eine Sänfte gerade halten können", der letzte Satz klang bedrohlich und im selben Augenblick rumpelte es heftig im Inneren, sodass der Soldat hinten links ächzend einknickte. Doch so schnell er eingeknickt war, hatte er sich auch schon wieder aufgerichtet und unter zusammengepressten Zähnen die Stange auf seiner Schulter gerichtet.

Bei seinem Anblick verzog ich mitleidig das Gesicht. Es war klar das der Prinz sich mit Absicht ruckartig bewegt hatte. Der kleine Teufel hatte es darauf ausgelegt dem Soldaten einen Denkzettel zu verpassen.

„Wie dem auch sei, ich wollte eigentlich nachfragen, wann wir endlich da sind. Wie lange gehen wir schon? Mein Hintern tut so langsam weh", hörte ich ihn kurz danach wieder reden.
„Wir reiten vermutlich schon seit acht Stunden... Gegen Sonnenuntergang sind wir da. Ich denke das wird in weiteren vier Stunden sein, Sir", antwortete ich.

Plötzlich raschelte der Vorhang am Fenster und für einen kurzen Moment konnte ich Prinz Yoongi aus ihm hinausschauen sehen. Sein Blick wanderte zu dem bewölkten Himmel hinauf, dann nach vorne zu Truppenanführer Jeon und seinem Leibwächter Hoseok und letztendlich zu mir. Er sah mich nur kurz an, vollkommen ausdruckslos, ehe er den Vorhang wieder zuzog.

„Du kannst wieder gehen. Hol Hoseok für mich her", befahl er dann.
Etwas sprachlos starrte ich auf die Stelle, an der ich zuvor noch sein Gesicht gesehen hatte. Merkwürdigerweise kam mir der Prinz ziemlich erschöpft vor. Und das obwohl er durch die Gegend getragen wurde.

„Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Reise, Sir", sprach ich, ehe ich meinem Pferd die Sporen gab und wieder nach vorne galoppierte.
Hoseok schien mein Handeln augenblicklich zu verstehen. Ohne einen Befehl von mir abzuwarten, ritt er einen Bogen um mich herum und trabte zurück zu Yoongi.

„Was hat der Prinz von dir gewollt?", fragte Jungkook nach, sobald ich wieder neben ihm ritt.
„Er wollte tatsächlich nur die Zeit wissen", log ich. Warum ich log, wusste ich selber nicht so genau. Doch ich wollte das zwischen Yoongi und mir geheim halten. Es brauchten nicht alle zu wissen, wieviel und was genau der Prinz und ich miteinander besprachen.
„War klar. Der Junge wird viel zu schnell ungeduldig", seufzte Jungkook. Daraufhin summte ich bloß zustimmend.

Mir war nicht mehr nach einem Gespräch zumute. Vielmehr zerbrach ich mir den Kopf darüber, wieso Yoongi so erschöpft ausgesehen hatte. Unter seinen Augen waren diese dunklen Ringe gewesen, die auf schlaflose Nächte hinwiesen und er hatte so tonlos Gesprochen, wie noch nie...
Vermutlich ging ihm die baldige Vermählung mit der Tochter des Königs von Yuan ziemlich nahe.

Wenn ich an die Nacht zurückdachte, in der er mich im Wald aufgefunden und mir von seinen Gefühlen erzählt hatte, dann machte das durchaus Sinn. Er hatte keine Lust auf dieses Treffen und die gemeinsame Jagd. Wahrscheinlich ging er deswegen auch so rücksichtslos mit den Soldaten um, die ihn schon den ganzen Tag durch die Gegend trugen.

Ich hatte bereits eine ungute Vorahnung, dass dieses Treffen aufgrund Yoongi's Verhalten noch mächtig aus dem Ruder laufen würde.

Wenn Namjoon wüsste hehe (͡° ͜ʖ ͡°)

Übrigens seht ihr hier mal ein Bild von einer Sänfte. Ich war mir nicht sicher ob alle wissen was das ist. Ich persönlich kannte den Begriff auch nicht xD

Bei mir wird sie halt von vier Soldaten getragen, anstatt nur von Zwei. Zu zweit wäre das viel zu anstrengend gewesen. Wobei es glaube ich so oder so ultra anstrengend ist xD

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