22.

Yoongi's PoV.:

Konzentriert blickte ich auf das Schachbrett vor mir herab. Mein Vater spielte die schwarzen Figuren und ich die Weißen. Allerdings standen von meinen nicht mehr viele auf dem Feld. Das war nichts ungewöhnliches, denn ich verlor immer gegen meinen Vater...
Doch es kratzte trotzdem an meinem Ego.

Seufzend stützte ich den Kopf auf meiner Handfläche ab und setzte schließlich meinen Turm zwei Felder vorwärts.

„Denkst du überhaupt nach, wenn du deine Figuren setzt?", brummte mein Vater genervt, „Du hast deinen Turm so weit ins Spielfeld geholt, nur um ihn jetzt in mein Schussfeld zu stellen?". Erst als er seinen Läufer gegen mich ansetzte, verstand ich was er meinte. Nun war mir also auch mein zweiter Turm abhandengekommen.
„Ich denke nach", murmelte ich gekränkt.
„Wieso verlierst du dann immer gegen mich? Nach all den Jahren, in denen wir beide Schach gespielt haben, hast du nichts dazu gelernt", der alte Herr schüttelte den Kopf.
„Vielleicht liegt das daran, dass ich das Spiel nicht genieße. Für mich ist es langweilig", nun setzte ich mein Pferd vorwärts, direkt über einen Bauern meines Vaters hinweg. Dieser schüttelte bei meinem Zug wieder den Kopf, ging allerdings nicht weiter darauf ein.

„Schachspielen ist die perfekte Übung für dich, Yoongi. Es gibt im Krieg nichts besseres, als strategisches Denken".
„Ich kann ein paar Spielfiguren aber nicht mit Menschen gleichsetzen".
„Du wirst bald König sein und über ein Volk herrschen. Dann werden diese Menschen da draußen automatisch zu deinen Spielfiguren. Du könntest sie einsetzen, wie du willst...", mein Vater sah mich eindringlich an, als er das sagte. Ich hingegen starrte unbeeindruckt zurück.

Ich hatte mir schon oft derartiges Geschwafel anhören dürfen. Damals, mit sechs Jahren, hatte sich das alles noch spannend und aufregend angehört. Mittlerweile hing es mir aber aus den Ohren heraus. Zumal ich eine andere Vorstellung davon hatte, wie es ist als König zu herrschen. Ich wollte die Menschen da draußen nicht wie die Spielfiguren auf einem Schachfeld benutzen, sondern mit ihnen gemeinsam für ein besseres Königreich arbeiten.

Ein lautes klopfen drang plötzlich durch den Raum. Mein Vater war gerade dabei gewesen seine Dame voran zu setzen, schaute nun aber sichtlich grimmig zu der großen Doppeltür rüber, die zu seinem Schachzimmer führte.
„Wer ist da?!", rief er laut, seinen Zug vollendete er vorerst nicht.

Die Tür wurde von meinem Leibwächter Hoseok aufgezogen und hinter ihm trat Truppenanführer Jeon in den Raum.
„Hier ist Jeon Jungkook für Sie, Sir. Anführer der siebten Truppe und-...", fing Hoseok an zu erzählen, doch mein Vater stoppte ihn mit einer abwinkenden Handbewegung.
„Ich weiß wer er ist. Was willst du hier, Jeon?", nun wandte er sich dem jüngeren Anführer zu. Dieser warf Hoseok einen flüchtigen Blick zu und trat dann vollends in den Raum. Auf halbem Weg zu uns blieb er dann stehen und verbeugte sich einmal respektvoll.

„Ich habe ein Anliegen, mein König", sagte er und mein Vater nickte.
„Das konnte ich mir schon denken. Ich habe auch ein Anliegen an dich, von daher ist es ganz gut das du gekommen bist. Wobei kann ich dir also helfen?".

Gespannt sah ich zu Jungkook rauf. Er sah mächtig aus, in seinem langen roten Mantel und dem dicken Wolfsfell, welches als Schmuck über seinen Schultern lag. Trotz seines Alters war er hoch gewachsen und noch dazu ein richtiger Schönling. Ich konnte gut verstehen, warum einige Frauen nicht den Blick von ihm losreißen konnten. Selbst ich schaffte das kaum.

„Es gibt da einen Soldaten, dem ich etwas schuldig bin. Sein Name ist Kim Namjoon; er hat gestern während unserer Mission große Stärke bewiesen", erklärte Jungkook und mit einem Mal war ich mehr als interessiert an dem Gesprächsthema.
„Ist das der Soldat, der mich letzten wohlbehalten aus dem Wald zurück in den Palast geführt hat?", hakte ich nach, in der Hoffnung das mein Vater sich an ihn erinnern und somit gleich ein gutes Bild von ihm vor Augen hatte.
„Genau der, mein Prinz", der Truppenanführer nickte mit einem kleinen Lächeln, „Ich möchte ihn zu meinem Assistenten machen. Er scheint ein gutes Verständnis von Strategie zu haben und seine Fähigkeiten mit Pfeil und Bogen waren gestern im Kampf hervorragend. Ich bin fest davon überzeugt, dass in diesem Soldaten ein kleines Wunderkind schlummert".

Der König sah erst Jungkook, dann mich nachdenklich an.
„Ist das so?", fragte er dabei nach.
„Ja, Sir", antwortete Jungkook knapp, „Zwei Köpfe sind besser als einer".
„Das stimmt wohl... Nun ja, wenn du dir sicher bist das dieser Kim Namjoon der richtige dafür ist, dann soll es so sein", gleichgültig zuckte mein Vater mit den Schultern und setzte schließlich seine Dame, die er bis zu diesem Zeitpunkt fest in seiner Hand gehalten hatte. Das Spiel war mir in diesem Moment allerdings herzlich egal, weswegen ich vorerst nicht darauf achtete.

„Vielen Dank", Jungkook verbeugte sich wieder, „Sie meinten, Sie hätten noch ein Anliegen an mich, Sir?".
„In der Tat!", mein Vater sah mich kurz an und ich ahnte schon schlimmes. Doch seine folgenden Worte versetzten mich trotzdem in eine Art Schock-Zustand.

„In drei Tagen wird mein Sohn die Tochter des Königs aus Yuan kennenlernen. Wir treffen uns dafür außerhalb des Königreiches zum gemeinsamen Jagen. Ich möchte währenddessen natürlich von meinem besten Truppenanführer begleitet werden. Und das bist du, Jungkook".
„Sehr gerne, meine Hoheit", antwortete dieser, während mir sprachlos der Mund aufklappte.
„Es müssen nicht alle Soldaten mitkommen. Suche am besten 15 deiner stärksten Männer aus, das sollte reichen. Der König von Yuan wird ungefähr dieselbe Anzahl bei sich haben. Wir möchten nicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen, verstehst du?", meinte mein Vater.

„W-Warte mal", stammelte ich verwirrt dazwischen.

„Ich werde 15 meiner besten Männer aussuchen, Sir", stimmte Jungkook zu, ohne mich dabei zu beachten.
„Sehr schön. Dann bist du jetzt entlassen", mit einer lockeren Handbewegung scheuchte mein Vater den Truppenanführer fort.

Kaum war dieser durch die Tür getreten, brachen bei mir alle Dämme. Wütend schlug ich mit der Faust auf den Tisch, sodass die Spielfiguren auf dem Feld bebten. „Was soll der Scheiß?! Wann hattest du vor mir davon zu erzählen?!".
„Ausdruck!", versuchte der Alte mich zu zügeln, „Ich habe dir schon vor mehreren Wochen davon erzählt!".
„Aber nicht, dass wir uns schon in drei Tagen mit ihr treffen! Und von einer gemeinsamen Jagd war auch nicht die Rede gewesen!", keifte ich zurück.
„Das sind Kleinigkeiten, die dir egal sein können. Ich möchte das du dich bei unserem Treffen vernünftig aufführst und nicht so ungezogen, wie jetzt. Deine Launen gehen mir so langsam auf die Nerven! Du führst dich auf wie ein kleines Kind!".
„Kleines Kind?!", vor Frustration stiegen mir Tränen in die Augen, die ich nur mit Mühe wegblinzeln konnte, „Nur, weil ich versuche mein eigenes Leben zu leben?".
„Du hast kein eigenes Leben, wann kapierst du das endlich? Dein Leben ist dem Königreich angebunden. Und jetzt hör auf zu flennen, lass uns lieber weiterspielen...".

Entsetzt blinzelte ich meinen Vater an. Meine Gedanken und Gefühle schienen ihn überhaupt nicht zu interessieren und das tat weh. Dabei war ich dieses Verhalten von ihm schon seit mehreren Jahren gewöhnt.

„Ich spiele nicht mehr", murmelte ich, nun etwas ruhiger, stand auf und machte mich mit großen Schritten auf den Weg zur Tür.
„Wir haben unser Spiel noch nicht beendet! Du kannst doch nicht einfach gehen! Wirst du das im Krieg auch tun? Davonlaufen, wie ein Feigling?!", rief er mir nach.

Für einen kurzen Moment blieb ich noch einmal stehen und drehte mich zu meinem Vater um. Mir brannten Worte auf der Zunge, die ihn rasend vor Wut machen würden, wenn ich sie auszusprechen wagte. Doch ich fühlte mich zu erschöpft, um weiter mit ihm zu diskutieren. Also drehte ich mich wieder um und verließ den Raum wortlos.

*schmeißt wild mit Kapiteln um sich*
Ich habe so viel vorgeschrieben hehe. Zumal es zu langatmig wird, wenn ich nur jede Woche einmal update. Ich denke nächste Woche werde ich auch zwei bis drei Kapitel hochladen :3

Im nächsten Kapitel fängt dann der SugaMon Stein langsam zu rollen an ^^

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top