2.
Namjoon's PoV.:
Als wir nach Hause kamen, fing die Sonne bereits an unter zu gehen. Der blau orangene Himmel schimmerte wunderschön durch das dicke Geäst der Bäume im Wald hindurch. Die Luft wurde auch endlich etwas kühler, sodass sich nicht permanent Schweiß auf meiner Stirn bildete.
Während Byeol unseren Einkauf in das Haus trug, führte ich Mang um die Holzhütte herum und band ihn an seinem üblichen Platz an. Kaum stand er vor seinem Heuhaufen, beugte er sich herunter und fraß genüsslich davon.
„Vielfraß", kommentierte ich sein Verhalten, klopfte ihm zur Belohnung aber dennoch seinen kräftigen Hals. Daraufhin schnaubte das Tier zufrieden und ich machte mich wieder auf den Weg zu meiner Familie.
„Namjoon, du hast Tomaten vergessen", begrüßte meine Mutter mich, die Hände in die Hüften gestemmt. Mein Blick fiel auf Byeol, die entschuldigend die Nase krauszog. Scheinbar war es ihr ebenfalls entgangen. „Tut mir leid", antwortete ich und kratzte verlegen meinen Nacken, „Du weißt wie schnell ich Dinge auf der Einkaufsliste vergesse".
„Nächstes Mal opfere ich Kohle und Blatt, damit du es nicht vergisst", murmelte sie kopfschüttelnd, was meine Augen groß werden ließ. „So weit musst du nun auch nicht gehen", nuschelte ich kleinlaut. „Scheinbar ja schon", seufzend zog sie das Gemüse aus den Satteltaschen und verstaute es in den Schränken. Ich half ihr dabei stumm. Normalerweise wagte ich mich zwar kaum auf die Seite des Raumes, in der die Küche stand, denn ich hatte schon mehr als einmal dafür gesorgt das Schüsseln oder Gläser kaputt gingen, doch heute machte ich aufgrund meines schlechten Gewissens eine Ausnahme.
„Musst du morgen auch arbeiten?", fragte ich nebenbei an meine Mutter gewandt.
„Ja. Die Äpfel scheinen dieses Jahr mehr und schneller zu wachsen, als letztes Jahr. Vielleicht liegt es an dem guten Wetter. Jedenfalls ist die Ernte echt groß", antwortete sie. Ich nickte verstehend. Unsere Mutter arbeitete nun schon seit 20 Jahren auf einer Farm auswärts des Waldes. Neben Apfelbäumen züchteten sie auch noch Orangen- und Zitronenbäume an. Allerdings war meine Mutter nur für den Bereich der Äpfel verantwortlich. Sie bekam nicht besonders viel Geld, doch es reichte aus um uns über die Runden zu bekommen. Und manchmal schmuggelte sie uns auch ein paar der Äpfel mit nach Hause, damit Byeol und ich sie abends gemütlich am Feuer essen konnten.
„Überanstreng dich aber bitte nicht. Die Sonne steht zurzeit echt tief und du könntest einen Hitzeschlag bekommen", merkte ich besorgt an. Die Arbeit auf der Farm war hart, dass wusste ich durch etliche Abende an denen ich meine Mutter vor Schmerzen ächtzend durch den Wohnbereich laufen gesehen hatte.
„Keine Sorge, werde ich nicht", sie lächelte kurz beschwichtigend, wurde dann jedoch wieder ernst und legte ihre zierlichen Hände auf meinen Rücken, um mich aus dem Küchenbereich zu schieben, „Bevor du nachher wieder eine Schranktür aus ihrer Verankerung reißt".
Schmollend ließ ich mich führen und schließlich an unserem Esstisch nieder. Statt mir, gesellte sich nun Byeol zu ihr und die beiden fingen an etwas Gemüse zu schneiden, welches in Kombination mit einem gerupften Huhn in dem Kessel über der Feuerstelle landete. Dabei redeten sie über die verschiedensten Dinge, lachten gemeinsam und machten Späße.
Ich schaute den beiden währenddessen stumm von meinem Platz aus zu. Ein friedliches Lächeln legte sich auf meine Lippen. Die beiden zusammen reden und lachen zu sehen, erwärmte mir jedes Mal aufs Neue das Herz. Ich konnte nie genug von dem lieblichen Anblick kriegen.
Die gute Stimmung hielt den ganzen restlichen Abend über an. Beim Essen tauschten wir uns über die neusten Gerüchte aus unserem kleinen Dorf aus; das ältere Pärchen in der Nähe der Hauptstraße hatte mal wieder miteinander gestritten, sodass der Mann des Hauses draußen schlafen musste. Zudem sagte man sich, dass der hübsche Nachbarsjunge von Byeol's bester Freundin eine Vorliebe zu anderen Jungs hatte. Dieses Gerücht hatte ich selber von zwei älteren Damen gehört gehabt und als ich es am Esstisch erzählte, schien Byeol alles andere als begeistert davon.
„Das ist doch unfair. Der Kerl sah so gut aus. Haru und ich haben ihn immer heimlich beobachtet und von ihm geschwärmt", jammerte die Jüngere empört, als sie später am Abend im Bett lag. Ich hockte neben ihr und zog seufzend das dünne Bettlaken über ihre Gestalt. „So ist das Leben, kleine Heulsuse", meinte ich trocken. Byeol fuhr daraufhin ruckartig hoch, schlug mir gegen meine Schulter und fiel zurück in den Heuhaufen. „Lass mich", brummte sie dann. Ich grinste fies, ehe ich einen gespielt mitleidigen Ton von mir gab: „Meine arme kleine Schwester. Schon mit zwölf Jahren darf sie die Erfahrung eines gebrochenen Herzens machen".
„Namjoon", quengelte sie und legte genervt die Stirn in Falten.
Der hohe Ton schien unsere Mutter alarmiert zu haben, denn diese kam plötzlich aus der Küche zu uns gelaufen und schenkte mir einen mahnenden Blick. „Kim Namjoon, du bist 18 Jahre alt und findest ernsthaft noch gefallen daran, deine kleine Schwester zu ärgern? Wann wirst du je erwachsen?", meckerte sie mich an. „Genau Namjoon, wann wirst du je erwachsen?", äffte meine kleine Schwester ihr nach, wofür ich ihr die Zunge entgegenstreckte. „In mir wird immer ein kleiner Teil Kind bleiben", antwortete ich und hievte mich hoch. Mit einem amüsierten Grinsen stolzierte ich an meiner Mutter vorbei. Diese schüttelte daraufhin nur lachend den Kopf und gesellte sich schließlich zu meiner kleinen Schwester auf den Heuhaufen.
Ich hingegen trällerte ein halblautes: „Gute Nacht", und legte mich auf die Sitzbank an unserem Esstisch zum Schlafen. Hier schlief ich nun schon seit ein paar Jahren und obwohl es alles andere als gemütlich war, schlief ich gerne dort. Denn für mich hieß es, dass Byeol und meine Mutter genügend Platz auf ihrem Heuhaufen hatten und sich nicht um die äußerst kleine Bettdecke streiten mussten. Und wenn die beiden zufrieden waren, dann war ich es allemal.
An diesem Abend brauchte ich nicht lange um in meine Traumwelt abzudriften. Der lange Spaziergang zum adeligen Dorf hatte mich komplett ausgelaugt, sodass mein Körper sich binnen Sekunden auf der harten Sitzfläche der Bank entspannte. Meine Lider wurden immer schwerer, während ich den heutigen Tag noch einmal Revue passieren ließ und mir ausmalte, was ich am morgigen Tag alles unternehmen könnte. Wir brauchten auf jeden Fall neues Brennholz und ich musste unbedingt nochmal bei Jungkwon vorbeischauen. Der Ältere war mein selbsternannter Onkel und vor ein paar Tagen einen Abhang hinuntergestürzt, wobei er sich sein Handgelenk verstaucht hatte. Er würde sich bestimmt über meinen Besuch freuen...
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Die Ruhe vor dem Sturm (͡° ͜ʖ ͡°)
Das heute noch ein Kapitel kommt, ist nur eine Ausnahme. Ich werde hier vermutlich jedes Wochenende ein Kapitel hochladen ^^
Ich hoffe es hat euch gefallen und ich wünsche euch noch einen schönen Abend <3
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