17.

Namjoon's PoV.:

„Aua", zischte ich, als ich mich wie ein Seestern auf dem dreckigen Boden ausgebreitet wiederfand. Mein Kopf pochte wie verrückt. Ich schien genau auf eine knorrige Baumwurzel gefallen zu sein.

„Keine Bewegung!", keifte die dunkle Gestalt auf mir, setzte sich auf und presste eine Hand auf meinen Brustkorb. Die andere benutzte er scheinbar um mir ein Messer an die Kehle zu drücken, denn ich konnte für einen kurzen Moment etwas Silbernes aufblitzen sehen.
„Wie soll ich mich bewegen, wenn du auf mir sitzt!", konterte ich verärgert und rieb jammernd über die Beule auf meinem Hinterkopf.
„Ich sagte, nicht bewegen!", die unbekannte Person packte mein Handgelenk und zerrte meinen Arm wieder zurück auf den Boden.
„Ich wollte nur meinen Kopf abtasten!".
„Wer bist du?", knurrend drückte die Person ihre Klinge stärker an meinen Hals.
„Ich bin Soldat Kim Namjoon. Ich bin wegen einer Mission hier", antwortete ich.

Während ich sprach, versuchte ich mir einen Blick unter die große Kapuze zu verschaffen, doch ich schlug dabei kläglich fehl. Nicht nur weil es stockfinster war, sondern auch, weil das Gesicht meines Gegenübers so klein zu sein schien, dass es komplett in dem Schatten der Kapuze verschwand.
Und doch kam mir das alles irgendwie bekannt vor; der Umhang, die schmächtige Figur und die Klinge, die an meinen Hals gedrückt wurde.

„Warte... Bist du Prinz Yoongi?", fragte ich dümmlich nach. Mein Gegenüber stöhnte gequält auf. Die Klinge an meinem Hals verschwand und endlich rollte er sich von mir herunter, sodass ich mich aufrappeln und den Dreck von mir klopfen konnte.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass ich dich nie wiedersehen will?", meckerte er mich an und nun war ich mir sicher, dass es Prinz Yoongi war.
„Naja, du hast es nur gehofft...", sagte ich schulterzuckend, merkte im nächsten Moment aber, dass hier Prinz Yoongi vor mir stand und ich ihn vernünftig anzusprechen hatte, „Ich meine, Sie haben es nur gehofft, Prinz Yoongi".
„Hast Recht, ich hätte dafür beten sollen. Wer hofft heutzutage schon noch", er steckte das Messer wieder weg, „Was machst du eigentlich hier draußen? Du sagtest du hättest eine Mission auszuführen. Aber Missionen werden immer in der Truppe oder in einer Gruppe ausgeführt, also was genau machst du hier draußen? Und erzähle mir keine Lügen".

„Ich-...", fing ich an, hielt aber direkt wieder inne. Komischerweise hatte ich vor dem Prinzen nicht das Gefühl mir eine Lüge ausdenken zu müssen. Er schien mich mittlerweile zu kennen und Sympathie für mich zu empfinden, was die Königin anging. Also würde er mich vielleicht auch in diesem Punkt verstehen können. „Ich bin weggelaufen".
„Sag bloß", Prinz Yoongi kicherte nach seinem sarkastischen Tonfall zuckersüß, was ihn wie ein kleiner Teufel erscheinen ließ.
„Ich bin weggelaufen, weil die Königin wieder eine ihrer Säuberungen angeordnet hat und ich diese Art von Mission nicht ausführen möchte, Sir. Mir und meiner Familie-...".
„Ja, ich weiß, dir und deiner Familie ist dasselbe passiert", winkte Yoongi ab, noch ehe ich meinen Satz beenden konnte. Gekränkt blieb ich still. „Dann bist du nun also weggelaufen. Wie schlau von dir, wenn man bedenkt das du dafür morgen früh am Galgen baumeln wirst. Ich dachte du wärst etwas schlauer, Namjoon".

„Ich nehme meinen Tod mit offenen Armen in Empfang, wenn das heißt das ich dafür keinen unschuldigen Menschen Leid hinzufügen muss".
„Wie ehrenvoll", wieder triefte seine Stimme vor Sarkasmus, „Und was ist mit deiner Familie? Wolltest du dich nicht rächen? Die Königin umbringen, oder so?". Er sprach davon, als wäre es das einfachste der Welt.
„Schon, aber...".
„Aber was? Ich dachte du hast ein Ziel? Du willst aufgeben, nur weil du ein paar Frauen und Kinder einfangen sollst? Das ist lächerlich".
„Es ist nicht lächerlich!", fuhr ich ihn an, lauter als eigentlich gewollt.
„Es ist lächerlich!", der Prinz streifte sich die Kapuze vom Kopf, sodass ich zum ersten Mal einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte. In der Dunkelheit konnte ich allerdings nur die gröbsten Konturen seiner Nase, Wangenknochen und Lippen ausmachen. „Dein Ziel ist es die Königin umzubringen! Und du scheust davor zurück ein paar Frauen und Kinder einzufangen?!".

Verzweifelt biss ich mir auf die Unterlippe. Der Prinz würde nie verstehen, dass diese Menschen unschuldig waren und ich es deswegen nie übers Herz bringen könnte, ihnen weh zu tun. Die Königin hingegen war eine Täterin vieler grausamer Taten; bei ihr würde ich keine Schuldgefühle bekommen.

„Ich mache dir jetzt ein Angebot: Wir beide gehen zurück zum Palast und du wirst so tun als hättest du mich hier im dunklen Wald aufgegabelt und in Sicherheit bringen wollen. Damit entkommst du höchstwahrscheinlich deinem Tod und hast weiterhin die Chance dich an der Königin zu rächen", schlug Prinz Yoongi vor.
Unsicher hob ich den Kopf an. „Und wo ist der Haken dabei, Sir?", fragte ich dann nach, denn das sogenannte Angebot klang in meinen Ohren viel zu gut.
„Es gibt keinen Haken bei der Sache. Es sei denn du spielst weiterhin den unschuldigen Engel und kommst damit deinem Ziel nicht weiter näher".
Meinem Ziel? Mittlerweile habe ich das Gefühl das es auch Ihr Ziel geworden ist...".
„Die Königin sterben zu sehen war schon immer mein Ziel gewesen", der Prinz zuckte mit den Schultern und fing dann an in eine bestimmte Richtung loszulaufen. Ich folgte ihm dabei eilig.

„Ich verstehe nicht ganz, warum Sie ausgerechnet jemanden wie mich dazu brauchen. Sie schlafen praktisch neben der Königin – ist es da nicht ein leichtes diese Frau umzubringen?", fragte ich kleinlaut nach, denn so ganz wollte es mir nicht in den Sinn kommen.
„Dummerchen, ich bin der Prinz von Koryo. In ein paar Jahren werde ich den Platz von meinem Vater einnehmen und König werden. Was meinst du wie es dann aussieht, wenn ich meine eigene Stiefmutter aus Hass umgebracht hätte? Das würde sowohl mein Vater nicht dulden, als auch die Dorfbewohner...", erklärter er.
„Ahhh", machte ich und nickte leicht. Das machte durchaus Sinn. „Und was machen Sie dann heute Nacht hier draußen? Aus dem Palast wegzulaufen lässt sich doch sicherlich auch nicht gerne sehen...".
„Ich bin nicht weggelaufen!", empört trat Yoongi gegen einen kleinen Stein, der daraufhin über den Erdboden rollte.
„Nicht? Was denn dann?", hakte ich neugierig nach.

„Das geht dich nichts an", antwortete er. Eine unangenehme Stille legte sich über uns. Ich wagte es nicht noch eine Frage zu stellen, denn Prinz Yoongi klang mittlerweile unheimlich gereizt.
Nach ein paar schweigenden Minuten, setzte er jedoch wieder zu einem Satz an. Dieses Mal klang er etwas gefasster: „Du hast recht, ich bin weggelaufen... Das Leben im Palast ist mir einfach zu langweilig. Ich lerne Lesen und Schreiben... Außerdem habe ich Geschichtsunterricht. Dann ist da noch das Schwertraining und mein Vater, der dauernd Schach spielen will. Alles findet innerhalb der Mauern statt. Ich darf nie Jagen gehen, oder einfach mal ausreiten – immerhin könnte mir ja etwas schlimmes passieren". Er gestikulierte wild mit den Händen und ich bemerkte schnell, dass der Prinz diese Gefühle und Gedanken schon sehr lange in sich verborgen hielt. Sie sprudelten förmlich aus ihm heraus.

„Aber ist es nicht toll, wenn Ihr Vater Ihnen so viele Möglichkeiten bietet, Sir? Kinder aus den Dörfern außerhalb der Mauen lernen kein Lesen und Schreiben und bekommen erst recht kein Geschichtsunterricht...", ich versuchte das positive aus seinen negativen Aspekten zu holen, doch er winkte sofort ab.
„Nein, es ist nicht toll. Mein Vater entscheidet wie ich lebe; das fühlt sich scheiße an. Er hält mich wie ein Vogel in seinem Vogelkäfig gefangen... Jetzt soll ich auch noch heiraten! Mit neunzehn Jahren! Ich bin viel zu jung dafür!".
„Sie heiraten bald?", entsetzt sah ich auf den Prinzen herab. Damit hatte ich nicht gerechnet. Diese Nachricht wurde auf dem Hof und in den Dörfern noch gar nicht bekannt gegeben und laut Yoongi's Gesichtsausdruck schien ich auch der Erste zu sein, der davon erfuhr, denn plötzlich waren ihm sämtliche Gesichtszüge entwichen.
„Davon darfst du niemandem erzählen, verstanden?!", für einen kurzen Moment blieb er stehen und sah mich ernst an. Mittlerweile lichtete sich der Wald etwas, sodass das Mondlicht auf uns herabschien und ich ihm genau in die Augen schauen konnte.

„Keine Sorge, das bleibt ein Geheimnis. Genauso wie die anderen Sachen, von denen ich weiß".
„Welche anderen Sachen?!", eine peinlich berührte Röte breitete sich auf den Wangen meines Gegenübers aus.
„Na, in welcher Besenkammer Sie sich vor Ihrem Leibwächter verstecken und das Sie mir helfen, nicht am Galgen zu enden, Sir", antwortete ich. Der Prinz atmete hörbar auf. „Ach das meinst du... Okay, danke".

Überrascht hob ich die Augenbrauen. Erst brabbelte Prinz Yoongi aus, dass er bald heiraten würde und nun bedankte er sich auch noch bei mir - etwas, was die Adeligen sonst nie vor den unteren Klassen taten.
Doch ich wollte mich nicht beschweren, denn irgendwie gefiel es mir.

Selbst der Teufel hat einen weichen Kern ^^ Yoongi und Namjoon bilden jetzt also sowas wie ein Team. So lange sie nicht auffliegen, ist es ja gut (͡° ͜ʖ ͡°)

Ich hoffe ihr hattet alle einen schöneren Tag als ich.
Mein Chef ist einfach der reinste Idiot und ich denke ich werde bald bei meinem Arbeitsplatz kündigen ;-; Merkt euch meine Lese-Freunde, nicht alle Menschen die super sympatisch sind, bleiben das auch. Die meisten tun nur so, erst recht in der Gastronomie (jedenfalls fühlt es sich für mich so an)

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