16.
Namjoon's PoV.:
Ich bereute meine Entscheidung genau in dem Moment, als wir das Dorf am Fluss erreichten. Da Jackson und ich für einen Moment zurückgefallen waren, herrschte bei unserer Ankunft bereits ein grauenvolles Chaos. Die Holzhütten der Bewohner wurden von dem schwachen Licht der Fackeln erleuchtet, sodass überall die Schatten grausamer Taten tanzten. Menschen wurden aus ihren Häusern gezogen, brutal auseinandergerissen und dann zu den bereits Gefangenen geschleift. In meinem Unterbewusstsein registrierte ich Taehyung, der gerade aus einem Haus herauskam und ein kleines bewusstloses Mädchen über seiner Schulter baumeln hatte. Sie trug ein langes weißes Schlafshirt, welches mich instinktiv an Byeol erinnerte.
Ein Schwindelerregendes Gefühl beschlich mich und gerade als ich glaubte einfach auf der Stelle zusammenzubrechen, riss Jackson mich zurück ins hier und jetzt.
„Na los, Namjoon, komm!", seine Stimme klang laut und klar in meinen Ohren, fast schon unangenehm. Er stieß mich von hinten an, sodass ich etwas nach vorne taumelte und dann konnte ich beobachten, wie er selber auf eines der Häuser zu joggte und darin verschwand.
Völlig benommen ging ich ihm nach.
Er hatte die Tür zu seinem ausgewählten Haus bereits aufgetreten und gerade als ich über dessen Schwelle zu ihm eintreten wollte, stolperte mir eine hysterisch weinende Frau entgegen. Sie rannte blindlings gegen mich und meine erste Reaktion darauf war, sie festzuhalten. Mein Griff war erschreckend fest. Hier handelte definitiv mein Körper und nicht mein Kopf. Letzterer befand sich in diesem Augenblick sowieso in einem Rauschzustand.
„Bitte nicht!", kreischte die Frau in meinen Armen und stemmte sich verzweifelt gegen mich, doch meine Hände schlossen sich nur noch fester um ihre Oberarme. Aus großen Augen starrte ich zu Jackson rüber, der gerade dabei war einen zierlichen Jungen hochzuheben. Allem Anschein nach war er bewusstlos, denn sein Kopf hing weit im Nacken, als er in Jackson's Armen lag.
„Bring sie zu den anderen", ordnete er mich an und ich folgte seinen Worten augenblicklich, indem ich mich umdrehte und die Frau von allem was ihr Lieb war wegzerrte. „Nein, warte bitte! Nicht mein Sohn!", schrie sie dabei gellend, was mich erschaudern ließ. Ich kam mir vor wie ein Monster. Meine Sicht verschwamm zu einem See aus Tränen und ich konnte nicht anders, als immer wieder dieselben vier Worte zu murmeln: „Es tut mir leid. Es tut mir leid... Es tut-... Es tut mir leid".
Kaum war ich bei den anderen Gefangenen angekommen, nahm man mir die wild protestierende Frau ab und schubste sie zu den anderen auf den Boden.
„Es tut mir leid...", hauchte ich leise und kurz darauf entrann ein lautes Schluchzen meiner Kehle, „Es tut mir leid. Ich-... Ich kann das nicht. Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht". Die Soldaten, die vor den Gefangenen Wache standen, sahen mich verwirrt an und schienen auch etwas darauf zu antworten, doch keines ihrer Worte erreichte mich. Alles was ich hörte war das Rauschen meines eigenen Blutes in den Ohren.
Mit einem Ruck drehte ich mich um und stürmte panisch über den Platz. Vorbei an den anderen Soldaten, vorbei an Jackson, vorbei an Männern die bewusstlos auf dem Boden lagen und vorbei an den weinenden Opfern dieser grausamen Nacht. Meine Beine trugen mich aus dem Dorf heraus, eine Weile lang einfach nur den rauschenden Fluss entlang und dann in den dichten Wald hinein. Gras und dürre Äste peitschten mir dabei schmerzhaft gegen die Knöchel. Ich sprang über Baumwurzeln hinweg, über Steine und kleinere Büsche – immer tiefer in den Wald hinein, sodass es irgendwann unter den dichten Baumkronen stockfinster war.
Erst als ich glaubte ganz weit entfernt von dem Spektakel zu sein, drosselte ich mein Tempo und kam schließlich japsend zum Stehen. Für einen kurzen Moment beugte ich mich vorne über, stützte die Hände auf den Knien ab und holte einfach nur panisch nach Luft. Als sich mein Herzschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte, richtete ich mich auf und strich mir ein paar Schweißnasse Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Mir war immer noch übel, doch nun, wo ich alleine und weit weg von den vielen Schreien war, ging es mir deutlich besser.
Und eines schwor ich mir in diesem Moment; ich würde nie wieder eine dieser nächtlichen Missionen ausführen. Dazu konnte mich weder Jackson, noch Truppenanführer Jeon oder die Königin bringen. Nicht einmal der Tod persönlich. Lieber starb ich, als das Leben von unschuldigen Frauen und Kindern auf meinem Gewissen zu haben.
Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie Jackson damit umgehen konnte. Ihm war dasselbe passiert wie mir und dennoch schaffte er es, diese Missionen mit einem klaren Verstand durchzuführen. Ich wusste nicht recht, ob ich ihn dafür verurteilen oder bewundern sollte.
Mit einem seufzen wischte ich mir die Tränen von den Wangen und ging dann ganz langsam weiter geradeaus. Ich hatte keinen blassen Schimmer wo ich mich befand, aber das war mir in diesem Moment auch herzlich egal. Notfalls würde ich am Morgen einfach den Weg zurückgehen, den ich gekommen war. Doch vorerst wollte ich etwas für mich sein.
Das Laub und die Äste unter meinen Füßen knackten laut, während ich mich fortbewegte. Es war angenehm, denn so war diese kalte Nacht nicht nur von Stille erfüllt.
Während ich so lief, glitten meine Gedanken immer mal wieder zurück zu der Nacht, als man mich von meiner Familie getrennt hatte. Die Ereignisse von vor ein paar Minuten hatten dafür gesorgt, dass ich mich nun wieder klar und deutlich daran erinnern konnte. An Byeol und an meine Mutter, beide so verzweifelt. Und ich machtlos gegenüber den vielen Soldaten...
Plötzlich drang ein lautes Rascheln durch den Wald und ich blieb wie angewurzelt stehen. Es klang wie ein Reh, dass durch den von Laub bedeckten Boden flüchtete. Vielleicht war es aber auch ein Bär, oder ein geflüchtetes Opfer aus dem Dorf am Fluss.
Unsicher griff ich nach meinem Schwert, bereit dazu es in jeder Situation zu zücken. Währenddessen drehte ich mich langsam im Kreis und sah aufmerksam um mich.
Es war ziemlich schwer etwas in der Dunkelheit zu sehen, weswegen ich die schmale Gestalt in ihrem großen weiten Umhang auch zu spät entdeckte. Allerdings schien sie mich ebenfalls zu spät registriert zu haben, denn sie rannte praktisch in mich rein und sorgte dafür, dass wir beide das Gleichgewicht verloren und aufeinander fielen.
Na, wer kann das wohl sein? (͡° ͜ʖ ͡°)
Ich hoffe ihr hattet alle ein schönes Wochenende ^^ Das Wetter war ja nun nicht wirklich toll, aber tbh mag ich Regen und Gewitter echt gerne :3
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