10.

Namjoon's PoV.:

Nach dem Essen, als die Adeligen bereits gegangen waren, fing Jeon Jungkook an seine 7. Truppe in Zweierpaare einzuteilen. Hierfür stellte er sich auf die erste Stufe des Podestes und fing an irgendwelche Namen und den Ort, den sie absichern sollten, aufzurufen. Die angesprochenen standen dann bereitwillig auf und verließen zusammen den Speisesaal.

Es dauerte gezählte 124 Männer bis endlich mein Name durch den Raum hallte, gemeinsam mit dem von einem Kim Taehyung. Der Name kam mir äußerst bekannt vor, doch erst als wir aufstanden und ich meinen Partner dadurch besser unter den anderen sehen konnte, erkannte ich den kleineren Soldaten, der als Jungkook's Liebling galt. Natürlich stand er ganz vorne, in nächster Nähe zu dem Truppenanführer.

Ich nickte dem jungen Soldaten einmal zu, ehe ich mich umdrehte und den Speisesaal verließ.
Taehyung folgte mir.

Draußen auf dem Flur drehte ich mich dann dem Jüngeren zu und schenkte ihm ein kleines Lächeln, in der Hoffnung einen guten Eindruck bei ihm zu machen.
„So sieht man sich also wieder", begrüßte ich ihn dazu.
„Ja. Ich bin ziemlich überrascht das dich die Adeligen haben leben lassen", antwortete Taehyung, wobei seine Augen neugierig aufblitzten.
„Das scheinen alle so zu empfinden", seufzte ich. „Kein Wunder. Jeder normale Bürger würde schon längst am Galgen hängen. Du kannst froh sein, dass deine Bogenschieß Fähigkeiten so gut sind", grinsend streckte Taehyung mir seine Hand entgegen, „Ich bin übrigens Kim Taehyung".
„Ich weiß, Jackson hat mir schon von dir erzählt", ich nahm die große Hand des Jüngeren entgegen und schüttelte sie sanft, „Ich heiße Kim Namjoon".
„Okay Namjoon, dann lass uns mal unsere Rüstung holen gehen und im Dorf Patrouille laufen. Und währenddessen erzählst du mir mal am besten was Jackson alles über mich ausgeplaudert hat", Taehyung machte eine auffordernde Handbewegung und daraufhin setzten wir uns augenblicklich in Bewegung.

Überraschenderweise erkannte ich die Richtung in die wir liefen. Der Weg führte geradewegs in die Nähe der Waschräume, bei denen wir auch mein Hemd und meine Hose aus einem der kleinen Räume geholt hatten. Kurz davor gab es einen weiteren Raum und genau dieser beinhaltete die dunkel glänzende Rüstung des Palastes. Einige davon hingen ordentlich an den Wänden, doch der Großteil lag auf einem wilden Haufen in der Ecke.

„Also, was hat Jackson dir von mir erzählt?", fragte Taehyung nach, während er wahllos nach einer Rüstung griff und sie mir reichte, „Probiere die an".
Kurz betrachtete ich das schwere Stück, ehe ich es mir über den Kopf streifte und etwas zurechtrückte. „Jackson meinte nur, dass du eine gute Beziehung zu Truppenanführer Jeon hast", antwortete ich dabei.
Taehyung gab ein amüsiertes summen von sich. „Interessant, wie nett du die Wahrheit verpackst".
„Wie meinst du das?", verwirrt blinzelte ich meinen Gegenüber an. Dieser blies sich seine dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht und hob dann erwartungsvoll eine Augenbraue an. „Du weißt, dass meine Beziehung zu Jungkook mehr als nur gut ist".
„Wissen tue ich das nicht. Jackson hat es mir gesagt, ja, aber das heißt noch lange nicht das es auch stimmt".
„Du bist vorsichtig", in Taehyung's Stimme war ein Hauch von Bewunderung zu hören, den ich mit einem Schulterzucken abtat.
„Naja, ich bin erst seit gestern hier und will mir keine Feinde machen. Und mal davon abgesehen ist es mir echt egal, wer es hier mit wem treibt", antwortete ich dann.
„Das finde ich gut. Ich glaube wir beide werden schnell Freunde", grinsend hopste der Jüngere auf mich zu und rüttelte etwas an meiner Rüstung herum, „Sie scheint gut zu sitzen".
„Ja, das tut sie. Sie ist nur ein bisschen schwer".
„Daran wirst du dich leider gewöhnen müssen", trällernd drehte Taehyung sich wieder um und suchte sich seine eigene passende Rüstung heraus, ehe er mich aus dem kleinen Raum scheuchte und dessen Tür schloss.

Während wir den langen Flur zurückgingen, schielte ich immer mal wieder zu meinem heutigen Partner herüber. Ich konnte durchaus verstehen, warum Truppenanführer Jeon ihn als seinen Liebling erkoren hatte.
Der junge Soldat besaß die wohl schönsten Augen, die ich jemals in meinem Leben gesehen hatte – mit langen Wimpern und einer Augenfarbe die in der Sonne wie ein Bernstein funkelte. Dazu hatte er volle Lippen, die ununterbrochen in ein sorgloses Lächeln hochgezogen waren.
Er schien generell eher der fröhliche und aufgedrehte Typ zu sein und auch wenn ich es deswegen genießen sollte mit ihm als Partner zu patrouillieren – denn ich glaubte der Palast besaß einige sehr viel schlimmere Soldaten – stimmte mich die ganze Situation etwas unsicher. Würde Taehyung als Jungkook's Liebling irgendetwas zustoßen, würde der Truppenführer mich vermutlich köpfen. Ich musste also gut auf den Kleineren aufpassen.

Als das Tageslicht das erste Mal seit meiner Festnahme in dem Palast meine Augen erreichte, musste ich diese krampfhaft zukneifen. Die Sonne stand hoch, so wie die anderen Tage auch schon und der Vorhof des Palastes war durch die vielen Soldaten die ihn durchqueren mussten sehr belebt.

Auch Taehyung und ich marschierten den breiten Steinweg entlang, der von Grünfläche und Blumen aller Art umgeben war.

Eine Mauer, die den Palast vom Rest des Dorfes abtrennte, hatte ihre Tore weit geöffnet, sodass wir ungestört durch sie hindurch gehen konnten. Kaum standen wir dort auf den sauberen Straßen, lag die Aufmerksamkeit ganz bei uns. Einige Frauen sahen ehrfürchtig zu uns herüber, während deren Kinder an ihren Händen beinahe zitterten vor Angst.
Doch das Gesindel wurde nicht lange betrachtet, denn Taehyung dirigierte mich gleich eine schmale Straße runter.

„Wo genau gehen wir jetzt hin?", fragte ich desorientiert nach.
„Es gibt kein bestimmtes Ziel. Wir laufen einfach durch die Straßen dieses Areals und achten darauf, dass die Regeln der Königin und des Königs eingehalten werden. Wenn das nicht der Fall sein sollte, ist es uns erlaubt zu töten", antwortete Taehyung und zum Ende hin setzte er ein spielerisches Grinsen.

Ich schluckte trocken. Das die Soldaten des Palastes so gut wie keine Gefühle besaßen, wusste ich bereits. Doch dass es ein derartiges ausmaß hatte, nicht. Sie waren wirklich skrupellos und ich wusste bereits jetzt, dass ich niemals in dieses Schema hineinpassen würde. Ich könnte es nicht übers Herz bringen, eine Frau oder ein Kind zu töten, nur weil sie einen kleinen Fehler gemacht hatten.

Zu meinem Glück passierte an meinem ersten Tag jedoch nichts Schlimmes. Wir mussten niemanden Umbringen, lediglich zurechtweisen. Doch das hatte ich Taehyung überlassen, denn er kannte sich in diesem Dorf allemal besser aus als ich und wusste demnach auch, wie man mit den Menschen umzugehen hatte.

Als er herausfand das ein Mann auf dem Markt versuchte illegal teure Kräuter zu verkaufen, bekam dieser ohne großes Gerede eine kräftige Schelle zu spüren und gleich darauf die Verwüstung seines Standes mit anzusehen.
Ich empfand diese Aktion als ziemlich übertrieben und das konnte man mir scheinbar auch noch Minuten nach der Aufregung ansehen, denn Taehyung gab ein erschöpftes Schnauben von sich.

„Stell dich mal nicht so an. Diese Menschen hier sind dumm wie Brot, die Verstehen dich nicht, wenn du mit ihnen um den heißen Brei herumredest", merkte er an.
„Und deswegen erniedrigt man sie gleich vor versammelter Mannschaft, oder wie?", hakte ich zähneknirschend nach. „Nur so lernen sie es", er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Das ist barbarisch...".
„Das ist, was die Königin und der König angeordnet haben", berichtigte Taehyung mich, woraufhin ich spöttisch zu lachen anfing.
„Wohl eher nur der Willen der Königin. Ich habe das Gefühl das der König sich gewaltig von ihr beeinflussen lässt. Wäre sie tot, dann-...", mitten in meinem Satz packte Taehyung nach meiner Rüstung, zog mich daran dicht zu ihm heran und sah mir finster in die Augen.
„Wünsche dir den Tod der Königin und du landest selber am Galgen. Sie mag Menschen beeinflussen, aber das ist nicht unser Problem. Wir leben in ihrer Welt und wenn wir überleben wollen, müssen wir nach ihren Spielregeln spielen", er stieß mich von sich weg und für einen kurzen Moment zog mich die Masse der Rüstung dabei so weit nach hinten, dass ich umzufallen drohte. Doch ich konnte mich gerade noch rechtzeitig an einem Holzbalken festklammern, der das Vordach eines Hauses stützte.

Überrascht blinzelte ich meinen Partner an. Er mochte wie ein Schönling aussehen, aber in ihm schlummerte ein kleiner Teufel, da war ich mir sicher. Die Art und Weise wie seine Augen mich anfunkelten, ließ mir die Nackenhaare zu berge stehen.

„Du musst mir aber recht geben", murrte ich kleinlaut, „Und du gibst mir auch Recht, das weiß ich". Ich richtete mich wieder auf. Taehyung antwortete mir nicht, sondern lief stattdessen stumm weiter. Einen Moment lang sah ich ihm noch nach, dann joggte ich ihm hinterher.
„Weißt du, keine Antwort ist auch eine Antwort", sagte ich, als ich ihn eingeholt hatte.
„Halt den Mund, Frischling", er wedelte abwertend mit der Hand, was meine Vermutungen bloß allemal verstärkte. Er gab mir Recht und er konnte es nicht leugnen. Wenn die Königin nicht mehr existieren würde, würde es weitaus friedlicher am königlichen Palast zugehen.

Hätte ich doch nur mit dem Pfeil zuerst auf sie geschossen...

Während ich mich innerlich dafür verfluchte, kamen wir schließlich auf dem Marktplatz an. Männer und auch einige Frauen hatten hier unter der brennenden Sonne ihre Tische aufgebaut und verkauften Essen und Kleidung verschiedenster Art. Es war ziemlich laut, da die meisten irgendwelche billigen Preise in die Menschenmenge brüllten, um Kundschaft zu ergattern.

Taehyung und ich liefen direkt durch die Menge. Manchmal blieben wir stehen und Taehyung schaute sich dann die Ware in den Körben an, oder verlangte die Bestätigungspapiere der Verkäufer, die es ihnen überhaupt erlaubte auf dem Marktplatz ihre Geschäfte zu machen.

Ich drehte mich derweil gelangweilt im Kreis und schaute mir die Umgebung an.

Es dauerte eine Weile, bis es mir ins Auge viel – denn das Gedränge der Menschen und die grelle Sonne machten es einem schwer einen vernünftigen Blick auf alles zu erhaschen – doch als ich es sah, blieb mir glatt der Atem weg.

„T-Taehyung!", rief ich zu meinem Partner aus und griff blind hinter mich, in der Hoffnung den jüngeren am Arm zu erwischen. Währenddessen nahm ich nicht ein einziges Mal meine Augen von dem Anblick, der sich mir in weniger Entfernung bot. „Taehyung, was ist das? Was soll das?".
„Herr im Himmel, was ist denn?", fragte er genervt nach und drehte sich zu mir um. Ich deutete nach vorne, direkt auf das Podest und den danebenstehenden Galgen. Vor ihm hatte man auf einem spitzen Speer den abgetrennten Kopf des Mannes gespießt, den ich einen Tag zuvor noch durch das saubere durchtrennen des Galgenseils gerettet hatte – Wangyu. Getrocknetes Blut klebte an seinem Mund und seine Augen starrten leer in die Ferne, während der Wind seine verfilzten Haare durchwehte.

„Ich-Ich habe ihn doch-...", fing ich an, wurde allerdings sofort von Taehyung unterbrochen.
„Was denn? Du hast ihn gerettet? Oh nein, Namjoon", ein amüsiertes, aber gleichzeitig auch trauriges Lachen verließ seine Kehle, „Nachdem du das Seil durchtrennt hast und damit ganz offensichtlich die Macht der Königin in Frage gestellt hast, musste sie dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Also hat sie den armen alten Mann vor dem Publikum bewusstlos prügeln und köpfen lassen. Der abgetrennte Kopf von ihm soll zeigen, dass mit der Königin nicht zu scherzen ist und dass jeder reintheoretisch so enden könnte wie er".

Mir wurde heiß und kalt zugleich und ich spürte, wie mir das Frühstück von vor ein paar Stunden wieder hoch kam. Tränen stiegen mir in die Augen und ehe ich mich versah, musste ich mich am Rande des Marktes übergeben.

Der Verkäufer, dessen Stand wir gerade kontrolliert hatten, sah mich dabei mitleidig und verwirrt an.

„Das ist-...", krächzte ich und würgte ein weiteres Mal, „Wie unmenschlich kann man nur sein".
„Willkommen im Palast-Leben", hörte ich Tae seufzen.

Es war, als würde mir erst in diesem Moment bewusstwerden, auf was ich mich hier eingelassen hatte. Und ich bereute es. Ich bereute es so sehr. 

Wisst ihr wie die Reads bei den Wattpad Kapiteln funktionieren?
Ich bin immer so verwirrt, wenn ich sehe das beispielsweise Kapitel 6 an die 40 Reads hat und Kapitel 7 dann 50 Reads. Also ab wann zählt ein Read? Schon wenn man auf das Kapitel klickt, oder erst wenn man es gelesen hat? I'm so confused ;-;

Naja, hoffe ich mochtet das Kapitel von heute. Nächste Woche gibt es etwas SugaMon Action ^^

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