Kapitel 25

Unsanft riss Rose den Sack von ihrem Kopf und dadurch wurde mein Verdacht bestätigt. Ashleys verweinte Augen suchten verwirrt den Raum ab. Dabei blieb ihr Blick an Daniel hängen. Arme Ashley! Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie erkannte, was gerade vor sich ging. Das konnte ich nur zu gut verstehen, weil ich heute genau das selbe durchmachen musste. Nur hatte sie Daniel viel besser gekannt.
Plötzlich zog Rose eine Pistole hervor. Schnell wurde mir wieder bewusst, wie ernst es die beiden meinten. Sie richtete sie auf Amandas Schläfe. Entsetzt riss ich die Augen auf und blickte zu Daniel. Ihn schien es nicht zu überraschen, aber ganz kalt hatte es ihn auch nicht gelassen. Trotzdem hatte er wohl nicht vor, Ashley zu helfen.
"Also, Diana, du hörst mir jetzt genau zu. Ich gebe dir jetzt dein Handy zurück. Du wirst damit Jeff anrufen und ihm das Herz brechen. Wenn du das nicht tust oder etwas anderes tust, werde ich abdrücken",forderte sie und unterstützte ihre Aussage indem sie die Waffe fester auf Ashleys Kopf. Sofort schossen ihr Tränen in die Augen und ich spürte, dass sie Todesangst hatte. Weil ich ihr Leben einfach nicht riskieren konnte, gehorchte ich. Zitternd tippte ich Jeffs Nummer und klickte auf "Anrufen". Erleichtert atmete Ashley auf, als Rose deswegen die Pistole herunternahm. Sogleich nahm Jeff ab. "Diana, ich möchte im Moment nicht über unserer Gespräch heute Morgen reden. Ich brauch noch ein wenig Zeit." "Darum geht es nicht",winkte ich ab. Wow, ich hatte das Gespräch schon fast verdrängt. Genauso wie den schönen Kuss. Das war mit Abstand das Schönste von den ganzen Ereignissen, die heute passiert waren. Da wurde mir klar, dass dieser Anruf wohl schwieriger werden würde, wie ich zunächst angenommen hatte. "Um was dann?",hakte er nach. Tief holte ich Luft. Krampfhaft überlegte ich wie ich es formulieren sollte. Rose funkelte mich böse an. Sie wollte nicht, dass Jeff durch diese Pause Verdacht schöpfte. Daniel sah mich erwartungsvoll an, um zu prüfen, ob ich das wirklich sagen könnte. Plötzlich wurde mir klar, dass Rose nicht dasselbe für ihn empfand, sondern sie seine Liebe ausnutzte. Rose liebte nämlich immer noch Jeff, aber dieser erwiderte ihre Zuneigung wohl auch nicht mehr. Warum konnte die Liebe nicht mal einfach sein?
"Diana?" Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich so eine lange Pause gemacht hatte. Rose richtete schon wieder die Waffe auf Ashley. Schnell antwortete ich:"Ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen." Er schwieg, deswegen redete ich weiter. "Ich empfinde nichts für dich,Jeff." Eine Lüge. "Was?! Ich hab doch gespürt, dass da etwas zwischen uns ist. Außerdem gefiel dir doch unser Kuss genauso wie mir, oder?" Ich biss mir auf Lippe. Das letzte was ich wollte, war, ihm wehzutun. Aber es musste sein. Er würde es bestimmt verstehen. "Nein. Ich liebe nur Daniel." Eine weitere Lüge, die dafür sorgen würde, dass er keinen Verdacht schöpft. Leicht verwundert blickte mich Daniel an. Er hatte wohl nicht erwartet, dass ich das sagen würde und überlegte wohl, ob das ernst gemeint war. Da muss ich ihn enttäuschen.
"Daniel? Chers Ex? Du willst mich für den Typen abservieren? Ich weigere mich das zu glauben! Außerdem ist er doch ein Krimineller!" Jeff war völlig außer sich. Scheinbar beruhte der Hass auf Gegenseitigkeit. "Doch, so ist es. Ich hoffe, das verstehst du." Mir kamen schon die Tränen, deswegen beendete ich den Anruf. Die Erste kullerte mir bereits über die Wange, als Rose zufrieden sagte:"Sehr schön. Auch noch die Lüge, dass du nur seinen Rivalen liebst. Das wird ihm sicher das Herz in tausend Teile brechen. Und dann kann ich die Scherben auffegen." Sie zwinkerte Daniel zu. "Ich hab meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt erfüll deinen! Lass Ashley frei!",schrie ich sie an. "Das war nicht Teil der Abmachung. Ich hab nur gesagt, wenn du es nicht machst werde ich sie töten. Ich hab nie gesagt, dass sie danach nicht umbringen würde." Und dann drückte sie einfach ab und die Kugel flog direkt durch Ashleys Kopf.

Meine Sicht verschleierte sich. Rose, die offentlich von dem Blut angeekelt war, meinte zu Daniel:"Ich geh mich dann mal frischmachen. Lass sie nicht entkommen."
Verzweifelt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Ich fühlte mich so schuldig, auch wenn ich nichts tun hätte können, um ihr Leben zu retten.
Doch ich war nicht die einzige Person, die geschockt war. Fassungslos blickte Daniel auf Ashleys Leiche. "Ich verstehe das nicht. Sie hat gesagt, wenn du kooperierst, würde sie Ashley am Leben lassen." Eine Träne rann über seine Wange. "Rose liebt dich nicht. Sie spielt bloß mit deinen Gefühlen. Sie hat immer nur Jeff geliebt. Es tut mir leid, dass du das auf diese Weise herausfinden musstest. Gib dir nicht die Schuld an Chers und Ashleys Tod, Daniel",versuchte ich ihn zu trösten.
Nach wenigen Schweigeminuten, schrie Daniel:"Dann werde ich auch nicht mehr ihre Befehle befolgen! Komm mit!" Er riss die Tür auf und stürmte aus dem Raum. Ich folgte ihm, aber es war schwer, bei seinem Tempo mitzuhalten. Er war stinksauer auf Rose und wollte es ihr wohl heimzahlen.
Auf einmal befanden wir uns schon draußen. Sofort erkannte ich die vom Vollmond beleuchtete, abgelegene Straße, auf der ich vorhin versucht hatte zu fliehen. "Oh nein!",rief Daniel wütend. Es dauerte ein paar Sekunden, doch dann bemerkte ich es. Das Auto war weg. "Sie ist abgehauen",stellte Daniel fassungslos fest. "Bestimmt wird sie wieder untertauchen und wird nie für ihre Verbrechen bezahlen müssen. Immerhin muss ich sie so nie wiedersehen." Er schien so in seinen Monolog vertieft zu sein, dass er gar nicht bemerkte, dass blau-rotes Licht und Polizeisirenen sich uns näherten. Aber vielleicht war es ihm auch egal, weil er wusste, was ihn erwarten würde, denn er hat Beihilfe bei zwei Morden geleistet. Irgendwie tat er mir leid. Er war nicht schuldig. Rose, Amanda oder wie sie jetzt auch immer heißen mag, ist die einzige Person, die wirklich Schuld trug. Aber wahrscheinlich ist sie schon längst weit weg in einer anderen Stadt. Werde ich wohl jemals erfahren was aus ihr geworden ist?
Als die Polizeiautos angekommen waren, erzählte Daniel den Polizisten die ganze Geschichte und natürlich wurde er festgenommen. Zu meinem Überraschen stieg auch Jeff aus einem Wagen. Sofort fiel ich ihm in die Arme und fragte verwundert:"Woher wusstet ihr wo ich war?" "Ich lief zu deinem Haus, um mit dir über unsere Beziehung zu sprechen. Dort stellte sich heraus, dass du wohl entführt wurdest. Also informierte ich die Polizei, welche dein Handy ortete. Als du mich angerufen hast, wusste ich, dass du nichts ernst meintest von dem, was du gesagt hast. Aber ich wusste, dass du erpresst wirst, deswegen tat ich so, als wäre ich überrascht. Als wir endlich deinen Standort hatten, sind wir sofort losgefahren. Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Ich liebe dich, Diana!" Ganz automatisch lächelte ich. Und dieses Mal war ich es, die Jeff küsste, nicht andersrum. Ich wünschte mir, dass dieser Kuss ewig dauerte, aber die Polizisten drängten uns aufzuhören. "Ich liebe dich auch",flüsterte ich ihm ins Ohr. Und es war die Wahrheit.

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