Kapitel 17
Als ich Jeff erkannte, verschlug es mir vollkommen die Sprache. Seine smaragdgrünen Augen blickten verduzt auf mich herab. Er schien völlig durcheinander zu sein, und das wegen mir. Fassungslos öffnete er den Mund, doch er fand keine Worte. Ich spürte, dass ich ihm eine gute Erklärung schuldig war. Doch sollte ich ihn wirklich einweihen? Immerhin steht er auch auf der Verdächtigenliste. Eigentlich wollte schon wegrennen, doch dann meldete sich wieder mein Gewissen. Wenn er wirklich unschuldig ist, hat er verdient die Wahrheit zu wissen.
Also zog ich Jeff an seiner Hand raus aus dem Gedränge zu einer ruhigen Stelle vor der Schule. "Hör zu, wir müssen reden...",startete ich schüchtern das Gespräch. Aber anstatt zu reden, zog Jeff eine andere Weise der Kommunikation vor: Taten. Er legte seine Arme um Taille und... küsste mich zärtlich.
Wenige Sekunden später löste ich mich aus dem Kuss. Nun war ich diejenige, die verwirrt in seine Augen blickte und ein Gefühlschaos im Herzen spürte. Obwohl die Nacht mit Daniel toll war, fühlte sich das anders an. Echter. Näher. Gefühlsvoller. Und Jeff war hier, nicht im Gefängnis. Vielleicht habe ich mich zu schnell auf Daniel festgelegt. Oder? Wie gesagt, ein Gefühlschaos breitete sich in meinem Inneren aus.
Ich hatte es nicht verlangt, aber er schien sich rechtfertigen zu wollen. "Ich wollte nur wie sich deine Lippen anfühlen, für den Fall das ich nicht mehr die Gelegenheit bekommen würde." Verlegen kratzte er sich am Nacken mit dem Blick auf den Boden. Als ich gerade etwas einwenden wollte, fuhr er gedankenverloren fort:"Bei Cher hatte ich nicht mehr die Gelegenheit dazu. Wir waren zwar irgendwie zusammen, aber zu einem Kuss kam es nie." Tränen traten ihm in die Augen. In diesem Moment erkannte ich seine völlige Unschuld an Chers Mord. So etwas konnte man nicht einfach vorspielen. Trotzdem rutschte mir die Frage irgendwie heraus:"Und was ist mit deiner alten Freundin passiert?" Sogleich antwortete er mit einer monotonen Stimme, als hätte er die Geschichte schon tausendmal erzählt:"Rose war psychisch krank. Wir waren nicht mal richtig zusammen, eher Freunde. Doch als ich ihr anvertraute, dass ich etwas für Cher empfand, flippte sie total aus. Sie wollte unbedingt Cher tot sehen. Ich versuchte sie beruhigen, das Gesagte irgendwie abzumildern, doch all das hatte nicht geholfen. Rose schnappte sich ein großes Küchenmesser und rannte damit schnurstracks zu Chers Haus." Inzwischen war seine Trauer hörbar und eine Träne kullerte ihm über die Wange. "Als ich sah wie grinsend an dem Haus klingelte, wusste ich, dass ich handeln musste. Ich zog mein Taschenmesser und..." Er wusch sich die Tränen vom Gesicht. "Aber du erzählst das niemandem, oder?"
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