8| Kendall und Kandy

"Shit!"

"Shit, Shit, shit..."

"Das kannst du laut sagen. Verdammt was mache ich jetzt Lary?"

"Du ziehst das durch!"

"Aber wie? Ich kann ja schlecht immer nur in Sportausrüstung erscheinen und gehen. Und das hier kann ich nur schlecht unter einem weiten Trikot verstecken."

Ich zeigte auf meine Brüste. Hillary musterte mich von oben nach unten und dachte nach.

Niemals würde ich das alleine schaffen, ich brauchte jemanden an meiner Seite, der mir half diese wirklich dumme Idee umzusetzen.

Aber was für eine Wahl hatte ich auch schon gehabt?

"Hängst du an deinen Haaren?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Nein, hatte ohnehin überlegt die abzuschneiden..."

"Okay gut. Aber du wirst einiges abschneiden müssen."

Sie fuhr mir durch die dicken blonden Haare.

"So viel Haar passt niemals unter eine Perücke!"

Neugierig sah ich sie an. Das war keine schlechte Idee.

"Das macht nichts!"

"Da wir nicht viel Zeit haben müssen wir schnell handeln. Ich kenne einen Freund der Friseur ist. Er hat schon Feierabend aber vielleicht kann er uns helfen."

Hillary machte es möglich. Wie froh ich war sie mit ins Boot geholt zu haben. Es ging langsam Berg auf.

Wir trafen uns mit ihrem Freund keine Stunde später in seiner Wohnung am anderen Ende der Stadt.

Dave war freundlich und führte uns in sein kleines Apartment. Ich sah mich neugierig um, alles schrie hier nach Friseur.

Er lebte wohl seine Leidenschaft aus.

Mit seinen blauen Haaren fiel er einem gleich auf.

Er dirigierte mich auf einen Stuhl, Lary blieb die ganze Zeit an meiner Seite.

"So Cupcake. Lary meinte es gäbe einen Notfall.

Ich sehe aber keinen!"

Ich erklärte Dave schnell mein Problem, er schien weniger begeistert.

"Baby ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist."

"Bitte hilf mir."

Flehte ich ihn an.

Er strich mir durch die Haare und schaute sich alles genau an.

"Diese tolle Mähne willst du dafür abschneiden?"

Ich nickte.

Er seufzte.

"Dein Traum scheint dir wichtig zu sein!"

"Sehr! Kannst du mir helfen?"

"Ich gebe mein Bestes."

Er lächelte mich durch seinen großen goldenen Spiegel an und begann mit meiner Verwandlung.

Zuerst schnitt er meine zwei langen Zöpfe kurz über meinem Schlüsselbein ab.

Der erste Schritt war vollbracht. Anschließend ließ er seine Schere über meinen Schopf fanden und schnitt eine richtig schöne Kurzhaarfriseur.

Die Spitzen meines Haares endeten an meinem Kinn und ich konnte sie noch unter das Ohr stecken und einen kleinen Zopf machen.

Es sah richtig gut aus, als er den Scheitel auf die linke Seite kämmte und mir ein paar Strähnen ins Gesicht fielen.

Diese Haarschnitt betonte meine Wangenknochen und mein langes Gesicht.

Dave bestaunte sein Werk selber und er grinste stolz.

"Cupcake du siehst heiß aus!"

"Wow, das hättest du viel eher machen sollen."

Ich lächelte mich selber im Spiegel an und bedankte mich bei beiden.

Dave drückte meine Hand.

"Nicht dafür!"

"Was sollen wir mit denen machen?"

Hillary deutete auf meine angeschnittenen Haare und mir kam eine Idee.

"Spende sie!"

Ich sah zu Dave. Ich wusste das lange Haare viel wert waren und man daraus Echthaarperücken machte.

Dave brannten die Tränen in den Augen.

"Ist mir ein Vergnügen Liebes. Aber jetzt kommt der schwierige Part. Wir müssen dich zum Mann verwandeln."

**

"Nervös?"

"Das ist die Untertreibung des Jahres!"

Ich lächelte Lary unsicher an, die mir aufmunternd den Arm tätschelte.

"Du schaffst das schon Kendall!"

"Das muss ich oder sonst ist alles vorbei!"

Hillary hatte mich begleitet, um mich zu unterstützen. Die neuen Kurse begannen erst morgen und so hatte sie Zeit für mich.

In ihr sah ich, dass es auch Frauen gab, die gut waren und die man als Freunde betrachten konnte.

Vielleicht war sie die Erste, die mich umstimmen konnte und mir zeigte, dass es auch anders ging.

"Los geht es."

Ich klopfte an die Tür und trat nach einem lauten »Herein« in dasselbe Büro von gestern.

Ich schluckte einmal kräftig, zog mein Hemd glatt und fühlte gleichzeitig, ob meine Brust gut versteckt war. Das war sie hoffentlich, was bei meinen recht großen Brüsten, das schwierigste Unterfangen war.

Danach öffnete ich die Tür. Dieselbe Sekretärin saß vor mir und bereitete mir Unbehagen.

Sie musterte mich einen Moment zu lange und ich räusperte mich.

"Kendall Hutson!"

Stellte ich mich vor.

Ihre Miene erhellte sich leicht.

"Sehr gut. Ich rufe den Coach!"

Coach Carter trat aus seinem Büro, ein großer schlanker Mann, die besten Jahre schon hinter sich mit einem kräftigen Händedruck begrüßte er mich.

"Schön, dass du hier bist, Junge!"

Er klopfte mir kräftig auf die Schulter.

"Komm mit!"

"Danke Sir!"

Ich folgte ihm vorsichtig, meine Kleidung schien zu funktionieren. Ich nahm vor seinem Schreibtisch Platz.

"Ich muss sagen, ich bin sehr beeindruckt von ihren Leistungen. Das Videomaterial, das ich von ihnen gesehen habe, ist wirklich gut. Schön das sie sich entschieden haben die Haare zu schneiden."

Ich lächelte unsicher.

"Es wundert mich nur das sie nicht von anderen Universitäten schon gescoutet und abgeworben wurden. Muss ich mir Sorgen machen, das ich die Katze im Sack gekauft habe?"

Er sah mich ernst an und in seiner Stimme schwang Autorität.

Ich begann zu schwitzen und riss leicht meine Augen auf.

"Das war ein Scherz mein Sohn. Ich weiß wie schwer viele Anforderungen der Universität sind. Aber wir freuen uns, sie hier offiziell begrüßen zu dürfen. Wenn sie hart trainieren und ihr Bestes auf dem Eis geben, werden wir uns sehr gut verstehen. Alles klar?"

"Klar, Sir!"

"Sehr gut. Dann stelle ich ihnen jetzt mal das Trainerteam vor. Dort werden sie auch ein bekanntes Gesicht meinen Co und Scouting Trainer wieder sehen. Und anschließend stelle ich ihnen das Team vor. Was halten sie davon?"

"Das klingt gut Sir!"

"Schön. Und eins noch. Nenn mich bitte Coach oder Coach Carter. Das reicht völlig."

Ich nickte erneut und zusammen verließen wir sein Büro. Draußen wartete immer noch Hillary und ich zeigte ihr vorsichtig einen Daumen.

Sie grinste breit und wollte gehen, als Coach Carter das Wort an sie richtete.

"Noch ein Fan? Sie haben ihr nichts verloren. Bitte verlassen sie umgehend diesen Bereich!"

Genau wie bei mir. Doch Hillary ließ sich nicht einschüchtern. Die kleine dunkelhaarige Frau winkte mir zu und verließ den Flur.

"Ihre Freundin?"

Ich schüttelte schnell den Kopf.

"Ich habe nichts dagegen, wenn die Spieler in einer Beziehung sind, solange sie ihnen den Kopf nicht verdrehen und sie schlecht spielen."

Schweigsam folgte ich dem Coach. Gab mein Möglichstes, wie ein Mann zu laufen und zu reden, wenn ich etwas gefragt wurde.

Ich begrüßte das Trainerteam, wurde durch die Trainingsräume nur für die Spieler geführt und mir wurde alles ausführlich erklärt.

Am Ende fanden wir uns endlich an dem Eisfeld wieder und ich beobachtete die anderen dabei wie sie über das Eis glitten. Sofort juckten meine Fingerspitzen.

Wie gerne würde ich jetzt neben ihnen stehen und mein Können zeigen.

Der Coach pfiff durch seine Trillerpfeife und rief die Jungs vom Eis zu uns.

"Das hier Kendall Hutson. Er unterstützt uns in dieser Saison auf unserer schwachen Seite, der rechten. Ich verlange von euch ihn zu unterstützen und aufzunehmen."

Ich nickte allen lässig zu. Einer, der sich in den Vordergrund spielte, sicher der Center trat vor.

"Wo habt ihr denn den Schuljungen aufgegabelt. Der sieht noch nicht mal aus wie fünfzehn."

Ein paar Jungs und er selber lachten über seinen schlechten Witz.

"Vance halten sie den Mund, wenn sie nichts Geistreiches zu sagen haben."

Sofort war es still.

"Vance?!" Murmelte ich nur zu mir selber.

Woher kannte ich diesen Namen.

Als er seinen Helm auszog und mich frech angrinste, wurde mir alles klar.

Das war der Spinner von vorletzter Nacht.

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen aber es war schwer.

"War nur ein Scherz. Nimm es nicht so schwer Kumpel!"

Er grinste mich an.

Der Coach stellte mir jeden Spieler und dessen Position vor. Natürlich war Vance der Center und Teamkapitän, unter dem ich in Zukunft spielen musste.

Sein Starren wurde länger und plötzlich bekam ich Angst, dass er mich erkennen könnte.

"Sag mal, haben wir uns schon mal gesehen?"

Ich schüttelte schnell meinen Kopf.

"Mhh. Du kommst mir so bekannt vor."

"Ich habe ein Allerweltsgesicht."

Damit speiste ich ihn ab und er fragte nicht nochmal. Ich verabschiedete mich kurz von allen und wurde zu der Umkleide geführt.

Da wurde es mir plötzlich ganz heiß.

Ein Problem, das ich komplett verdrängt hatte.

Ich musste mich mit den anderen hier umziehen und duschen. Wie sollte ich das machen?

Kalter Schweiß bildete sich in meinem Nacken.

Der Coach überreichte mir meinen Trainingsplan und eine mehrfache Ausfertigungen meiner neuen Trikots und der passenden Ausrüstung.

Eigentlich wäre das jetzt ein Moment gewesen, über den ich mich mehr als alles andere freuen sollte.

Meine Name und meine Nummer auf dem golden Jerseystoff in Schwarz.

Doch das einzige, was ich gerade tat, war mir Sorgen zu machen.

"Alles klar Junge?"

Ich bestätigte und zwang mir ein Lächeln auf.

"Ich weiß ist alles am Anfang beängstigend aber du wirst, das schon packen. Denk daran das du aus einem bestimmten Grund hier bist. Weil deine Leistungen uns alle überzeugt haben."

Der Coach verabschiedet sich und ließ mich alleine zurück. Ich stopfte dagegen meine schönen Trikots und alles was ging in meine neue Eastgold Trainingstasche.

Den Rest klemmte ich mir unter den Arm.

Ich musste hier raus und ganz dringen überlegen, was ich jetzt tat. Ein ausgeklügelter Plan musste her, wie ich das hier alles überlebte, ohne entdeckt zu werden...

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