7| Momente die einen umhauen

Ohne nachzudenken, schrie ich auf, drehte mich um und schlug dem Fremden ins Gesicht. Er ließ mich sofort los und stöhnte auf.

Keine Sekunde später ging das Licht an und beide Türen öffneten sich.

Hillary starrte amüsiert auf das Bild vor sich, das ich bot. Ich stand da mit geballter Faust und in groß gewachsener Mann lag gekrümmt auf dem Boden.

Während das andere Mädchen, das ich als meine zweite Mitbewohnerin identifizierte, verwirrt und verschlafen versuchte zu realisieren, was passiert war.

Wütend knallte ich meine fast leere Wasserflasche auf die Oberfläche der kleinen Küchennische und sah auf den sich krümmenden Mann herunter.

"Fuck Macy. Was sollte das?"

"Ich bin nicht Macy!"

Knurrte ich und der Fremde baute sich wieder auf. Aus dem Tränenschleier heraus sah er mich mit geweiteten Augen an.

Sein Gehirn brauchte einen Moment, bevor er realisiert, dass ich die falsche Frau war.

Ich wartete auf eine Erklärung, eine Entschuldigung, irgendwas, als sich sein Schmerz wohl langsam verzog und er mich ungeniert musterte.

Unwohl, da ich gefühlt fast nackt war, kreuzte ich meine Arme vor meinem Busen, als seine Augen diese streiften.

"Tut mir leid Süße. War ein Missverständnis."

Gurrte er und nahm seine Augen nicht von mir.

Auch ich musterte ihn kurz. Er kam mir irgendwie bekannt vor.

"Ich bin Maverick Vance."

Jetzt schaltete sich endlich seine Freundin ein und meine unbekannte Mitbewohnerin.

"Mave...Ich bin hier!"

Ihr Stimme war viel so hoch und konnte einem direkt Kopfschmerzen zaubern.

Das war mir hier alles zu viel und ich wollte sofort in mein Zimmer zurück.

"Dein Schoßhund ruft dich."

Gab ich bissig von mir, als ich aufrecht an ihm vorbeilief zurück in mein Zimmer.

Kurz bevor sich die Tür schließen konnte, ich spürte seinen brennenden Blick in meinem Rücken, sagte er noch was.

"Wie ist denn dein Name?"

Ich knallte jedoch die Tür zu, bevor jemand noch was sagen konnte und war froh sein abartig attraktives Gesicht nicht mehr sehen zu müssen.

Die Diskussion hinter meiner Tür ging weiter und ich hörte wie sich Hillary aufregte und von Respektlosigkeit sprach, bevor auch ihre Tür sich wieder mit einem lauten Knall schloss.

Kurz danach setzten Geräusche ein, die ich absolut nicht hören wollte und war Hillary erneut dankbar für die Ohrstecker, die perfekt in meine Ohren passten und mir eine ruhigen Nacht bescherten. Was für ein komischer erster Tag das doch war.

Am frühen Morgen stand ich auf für eine Joggingrunde. Das tat ich jeden zweiten Tag und disziplinierte mich immer in Top-Form zu bleiben.

Es war wichtig, dass ich dies zeigte, wenn ich Profi werden wollte und aufgrund meines Geschlechts musste ich immer härter arbeiten als die anderen.

Bewaffnet mit meinen Laufschuhen verließ ich das Wohnheim in der Hoffnung keine weiteren Begegnungen der letzten Nacht zu haben.

Die kalte Luft tat gut und erinnerte mich an Zuhause.

Das Laufen neben dem eigentlichen Training half mir immer den Kopf freizubekommen und war Zeit, die ich nur für mich hatte.

Ich lief eine extra ausgedehnte Runde, um einer gewissen Person nicht zu begegnen und besorgte auf dem Rückweg ein paar Frühstücks Croissants. Genug das auch meine andere Mitbewohnerin satt werden konnte.

Auch wenn der erste Eindruck meine Sorge bestätigte, dass sie eine von der ganz unerträglichen Sorte Frau war, wollte ich denn noch probieren, mit ihr auszukommen.

Ich schloss die Tür auf, streifte meine Schuhe ab. Mein Blick fiel sofort neben die Türe, dort standen nicht mehr seine. Erleichtert ließ ich meine Schultern sacken.

Stellte die Türe mit den Croissants ab und den drei heißen Bechern Kaffee.

In dem Moment öffnete sich Hillarys Zimmertür und sie gähnte verschlafen.

"Guten Morgen."

Ich lächelte freundlich.

"Ist das Kaffee den ich rieche?"

Ich grinste und überreichte ihr einen Becher.

"Ja und Croissants. Welche magst du?"

"Hast du die mit Himbeermarmelade?"

Ich nickte und hielt ihr die geöffnete Tüte entgegen.

"Klar."

Sie griff beherzt zu und wir beide genossen schweigend unser Frühstück.

"Wann wird Macy wach?"

Fragte ich beiläufig.

"Die Prinzessin heißt gar nicht Macy, sondern Mary."

Ich zog irritiert meine Augenbrauen zusammen. "Aber hat der Typ von heute Nacht nicht etwas anderes gesagt!"

"Ja, aber solche Männer haben kein Interesse sich deinen Namen zu merken."

Meine Mundwinkel zuckten und ich fragte mich zwangsläufig, wie man sich so unter Wert verkaufen konnte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir das ich dringend losmusste.

"Ich muss mich beeilen. Ist das Bad frei für eine schnelle Dusche?"

Hillary bejahrte und ich beeilte mich. Heute musste ich bei den Trainern erscheinen und mich vorstellen. Ich wollte auch meine Ausrüstung bekommen und vielleicht würde ich auch schon Teile des Teams kennenlernen.

Keine halbe Stunde später stand ich vor dem Campussportgelände und betrat die Eishalle.

Ich hatte in Raum D7 zu erscheinen und irrte ein wenig umher, bis ich den richtigen Flur mit der Zimmernummer fand.

"Hallo."

Brachte ich keuchend zustande und wurde von einer Frau im Alter meiner Mutter kritisch bemustert.

"Hallo, kann ich dir helfen?"

"Ja...ich habe hier gleich einen Termin mit den Eishockey Coach, mein Name ist..."

Aber ich wurde unhöflich unterbrochen.

"Das kann nicht sein! Der Coach erwartet einen Spieler aus Minnesota. Du hast dich sicher verlaufen."

Verwundert versuchte ich mich zu sortieren.

"Wenn du die Trainerin für Eiskunstlauf suchst, die ist genau auf der anderen Seite der Halle in Raum A7."

Ich stand immer noch wie angewurzelt auf einer Stelle. Wie konnte es passieren, dass ich wieder verwechselt wurde? Ich überlegte angestrengt, was in meiner Zusage für meinen Studienplatz und dem Stipendium stand. Nichts wies darauf hin das sie nicht wussten, das ich eine Frau war.

"Liebes, wenn du jetzt gehen könntest. Du bist hier ganz offensichtlich am falschen Ort und Kendall Hutson sollte jede Minute da sein. Bitte verlass dieses Büro!"

"Wenn ich nur kurz mit Coach Carter sprechen könnte, ich...."

"Nein! Das geht nicht."

In dem Moment öffnete sich eine zweite Tür und der Coach trat heraus.

"Ist er immer noch nicht da?"

Er wirkte genervt und ungeduldig.

"Nein."

"Was will sie hier? Ein Fan?"

"Wahrscheinlich. Ich habe darum gebeten das sie geht."

"Kleines du solltest gehen. Fans dürfen nur nach den Spielen und den Trainings am Ausgang warten."

Völlig paralysiert verließ ich das Büro und schloss die Tür hinter mir. Ich versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war.

Hieß das jetzt das alles um

sonst war? Die harte Arbeit, das Training und die ganzen Bewerbungen? Man hatte mich wieder als Mann eingestuft. Würde ich damit alles verlieren?

Ein Anruf würde genügen, um mich von der Uni zu schmeißen. Vielleicht würden sie mich studieren lassen, aber spielen auf keinen Fall! Ich müsste meine Mutter um Geld anbetteln und alles wofür ich so hart gearbeitet hatte wäre dahin.

Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und starrte auf den Boden vor mir.

Mit aller Mühe versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten.

Das konnte nicht wahr sein. Warum bekam ich keine faire Chance, wie alle anderen?

Ich lief einfach zurück zum Ausgang und überlegte krampfhaft nach einer Lösung. Sollte ich zeigen, das ich eine Frau war und das hohe Risiko eingehen rausgeschmissenes zu werden? Oder gab es eine andere Möglichkeit für mich?

Ich sah beim Gehen auf meine Füße und kurz bevor ich meinen Kopf anhob, prallte ich mit jemanden zusammen.

"Entschuldigung." Nuschelte ich und sah auf.

"So schnell sieht man sich wieder."

Der One Night stand meiner Mitbewohnerin sah mir mit seinen hellen Augen direkt in meine. Ich war groß für eine Frau, größer als manche Männer aber kleiner als die meisten Eishockey Spieler.

Trotzdem trennten mich zu diesem Exemplar noch gut fünfzehn cm, was mehr als einen Kopf unterschied, war.

Ich musste meinen Kopf mehr in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können.

"Meh."

Ich wollte an ihm vorbei aber er blockierte mir den Weg.

"Nicht so schnell. Ich weiß immer noch nicht wie du heißt."

"Geht dich auch nichts an."

"Bissig. Die sind mir am liebsten."

Ich verdrehte die Augen, unternahm erneut einen Versuch an ihm vorbeizukommen. Aber Fehlanzeige, er gab nicht auf.

Zum Glück klingelte mein Handy laut und unterbrach ihn in dem, was er sagen wollte.

"Ich muss los."

Ohne darauf zu warten, ob er mich durchließ, quetschte ich mich an ihm vorbei und rempelte ihn dabei so fest es ging an.

Auch wenn er sich kaum bewegte, tat es gut ihm die kalte Schulter zu zeigen.

Wer glaubte er zu sein und sich so zu verhalten?

Ein Blick auf den verpassten Anruf erinnerte mich sofort wieder an mein Problem.

Ich musste jetzt eine Option finden und gerade als es wieder schellte, erinnerte ich mich an Ash und meinen Vater und das ich eigentlich alles hatte, was ich brauchte.

"Kendall Hutson."

Meldete ich mich mit einer tieferen Stimmlage als ich aus dem Gebäude trat.

"Wo bleiben Sie Hutson. Sie haben einen Termin oder wollen sie direkt am ersten Tag aus dem Team geworfen werden?"

"Nein Sir!"

Der Coach klang wütend und ich musste nach einer guten Ausrede suchen.

"Es tut mir leid Sir aber mein Flug ist ausgefallen und ich werde erst heute Abend in Seattle ankommen."

Schweigen.

Jetzt zeigte sich, ob er es mir abkaufte oder ich im hohen Bogen herausflog.

"Morgen neun Uhr pünktlich!"

Danach legte er auf und ich versuchte meinen schnellen Herzschlag zu kontrollieren.

Ich schrie vor Freunde auf. Vielleicht hatte ich doch noch eine Chance alle von mir zu überzeugen, auch wenn das für mich hieß mich, als Mann auszugeben.

Ich musste einen Mann spielen!

Die Erkenntnis traf mich hart. Wie sollte ich das alleine anstellen?

Ich brauchte dringend Hilfe. Und ich kannte nur eine Person, der ich vertrauen musste, um das durchzuziehen...

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