51| Stolz und (Vor) Urteile
Die Sozialmediaposts zeigten ihre Wirkung. Die meisten Leute, besonders meine Fans und eine ganze Menge Frauen waren unter ihnen, sprachen sich für mich aus.
Sie lobten meinen Ehrgeiz, meine Hartnäckigkeit und meinen Willen, das zu bekommen, was ich wollte. Im Wesentlichen waren auch viele der Meinung, dass Frauen im Männersport normal angenommen werden sollten, sofern sie die gebrauchte Qualität vorweisen konnten.
Ich wurde teilweise schon wie eine Heldin gefeiert, obwohl ich noch nicht vor die Kommission der Collegeliga getreten war.
Jedoch geriet diese immer mehr unter Druck und Verruf. Den Rest regelten meine Anwälte für mich.
Sie kamen nicht ohnehin, mich anzuhören und auf den Widerruf einzugehen.
Heute Nachmittag war es so weit und ich würde ihnen das erste Mal gegenüber stehen, bevor sie ihr Urteil sprachen.
Meine Familie, enge Freunde sowie der Coach mit einem ausgewählten Team an Personal für uns Eishockeyspieler und meine Anwälte würde mich begleiten. Also eine ganze Armee.
Coach Carter meinte das diese Kommission nur aus alten Männern bestanden, die keine Ahnung hatten und auf alte Traditionen bestanden. Doch nun bekam sie Druckwind von ein paar der obersten Verwalter und Betreuer der NHL.
Ich sah meinem Spiegelbild entgegen, das in einen modernen dunkelblauen Hosenanzug mit Blazer gesteckt worden war.
Meine Haare hatte ich offen gelassen und mich dezent geschminkt. Mit stolz konnte ich wieder sagen, dass eine selbstbewusste junge Frau vor mir stand.
„Bist du bereit?"
Hillary und Ella tauchten hinter mir auf. Die beiden hatten jeweils ein Trikot zur Unterstützung mit meinem Namen für mich angezogen.
„Ich denke schon..."
Nervös spielte ich mit meinem Ring.
„Das wird schon alles!"
Lary umarmte mich und Ella stimmte zu, die ihre Kamera fest in der Hand hielt. Für ihren Artikel über mich wollte sie auch heute schon Fotos schießen.
Genau wie bei dem Probespiel mit den Wilds vor ein paar Tagen. Ich hatte Cody gefragt, ob sie mitkommen durfte und er hatte zugestimmt.
Ein letztes Mal steckte ich eine lästige Strähne hinter mein Ohr und verließ mein Zimmer.
Meine Eltern und Freunde wollte ich in dem Konferenzraum in unserer Eishalle treffen, genauso wie unser Trainerteam mit Coach Carter.
Vor der Haustür warten Venus, Nick und Maverick.
Mave drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und zusammen verließen sie das Wohnheim.
Ich ließ Mave mein Auto fahren und spielte nervös an meinem Ring während ich mit meinen Beinen auf und ab tippelte.
Um mich zu beruhigen, legte Maverick seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich meine darauf.
Gleich wurde ich etwas ruhiger, obwohl er nichts gesagt hatte.
Er wusste einfach immer, was er tun musste, damit ich mich besser fühlte.
„Hallo Liebes!"
Meine Mutter begrüßte mich und nahm mich feste in den Arm, gleich darauf folgte Ashley, genau wie mein Stiefvater und Bell.
Mein Team hatte sich vor dem Konferenzraum versammelt und auch sie trugen alle eine Ausfertigung meines Trikots. Allem voran stand River, der seine starken Arme um mich legte und mich einmal hochhob.
„Du wirst das rocken Kandy!"
Mit so viel Unterstützung hatte ich ehrlich nicht gerechnet und mir kamen die Tränen.
River setzte mich wieder auf meine Füße und begleitete von lauten Anfeuerungsrufen, trat ich in den großen Konferenzraum, indem mich das Gremium von alten Männern, die unsere Collegeliga repräsentiert, bereits erwartete.
Ich setzte mich ihnen direkt gegenüber, zwischen meine Anwälte, zwei bissige Frauen, die Fernando ganz bewusst ausgesucht hatte.
Sie schauten die Männer uns gegenüber sehr grimmig an.
Hinter mir, mit etwas Abstand kam Coach Carter, mit dem Trainerteam und erst dann Familie und Freunde.
„Miss Hutson..."
Begann einer der älteren Männer zu sprechen, er war Richard Du Mond und der Vorsitzende. Der härteste von allen. Doch seine finstere Miene hatte sich gelegt und stattdessen sah er mich mit müden und verklebten Augen an.
„....nach eingehender Beratung, haben wir entschieden Sie, als Ausnahme in der Collegeliga des Eishockeys aufzunehmen. Sie dürfen für den Zeitraum ihre Collegezeit ausschließlich bei den Golden Leaves spielen. Sie tragen die Verantwortung für etwaige Verletzungen und es wird keine Vorteile aus ihrem Geschlecht ergehen. Sie müssen die Härten des Sportes aushalten und erhalten genau so Strafen wie alle anderen Spieler..."
Er hatte die Hände vor sich auf den Tisch gelegt und erfuhr ein zustimmendes Murmeln seiner Kollegen.
Von meiner Seite kam nur ein hörbares Schnauben der Empörung.
Nicht wegen der Klausel, dass ich genau so in den Spielen behandelt werden sollte wie alle anderen Spieler – Nein!
Was unverschämt war, die Bedingung, die sie an mich als Frau stellten.
Ich durfte das Team nicht verlassen und woanders spielen, wenn ich die Universität wechselte, auch wenn ich das nicht vorhatte. Was aber noch schlimmer war, die Tatsache, dass sie sich nur dazu herabließen bei mir eine Ausnahme zu machen.
Das hieß, dass jede weitere Frau nach mir erneut kämpfen musste in diesem Sport Bestand zu haben und vielleicht dann verlor.
Das wollte ich mir nicht bieten lassen.
Ich stand hier für alle Frauen ein, die zu Unrecht auf ihr Geschlecht reduzierten wurden und nicht für ihre Leistungen fair beurteilt wurden.
„Inakzeptabel!"
Ein Wort von mir, das die Luft zerschnitt, sie ein zweischneidiges Messer ein Papier.
Eine heftige Diskussion begann zwischen meinen Anwältinnen und den Dreckssäcken, die vor uns saßen.
Meine Mutter war, die erste, die lautstark schimpfte und alle anderen in meiner Familie anstachelten mitzumachen. Allen voran mein Bruder Ashley und Maverick.
Dadurch war eine Enorme laute Geräuschkulisse in diesem Raum.
Voller Stolz und Vertrauen sah ich mich um und lächelte.
Der einzige, der ruhig blieb, war mein Headcoach. In aller Ruhe zückte er sein Handy und ging nach draußen. Erst verstand ich nicht, warum er mich verließ, bis er kurz darauf zurückkam.
Aber nicht alleine, sondern mit zwei weiteren Personen, den Einen kannte ich und meine Augen wurden groß. Die Frau aber war mir unbekannt.
Der Vorstandsvorsitzende der NHL stand persönlich vor mir und lächelte mich freundlich an.
„Ich habe gehört, du brauchst hier wohl ein bisschen Hilfe."
Er reichte mir die Hand und ich konnte nur erstaunt nicken.
Anschließend fiel sein grimmiger Blick auf den alten Mann und seine Kollegen vor uns.
„Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt!"
Donnerte seine Stimme.
Gerade war es mucksmäuschen still in dem großen Raum. Einzig und alleine hörte ich meine Atmung und beobachtete das Schauspiel vor uns.
„Ich habe das getan, was sie verlangt haben. Ich habe Miss Hutson angeboten in der Liga zu spielen, aber unter bestimmten Voraussetzungen. Wir wollen schließlich die Ordnung wahren."
„Was für eine Ordnung?"
Knurrte David Torris. Er war der erste Vorstandsvorsitzende Anfang vierzig und der jüngste in diesem Amt.
„Wir wollen nicht, dass sich Frauen etwas darauf einbilden und eine Flut von Spielerinnen integrieren müssen. Schließlich soll der Sport noch ansehnlich bleiben."
Das hatte er nicht gesagt!
Empört schnappte ich nach Luft und mein Kopf wurde hochrot vor Wut.
Ich wollte dem gerade Raum geben, als wir von einer hohen Stimme unterbrochen wurden.
„RICHARD! Jetzt reicht es aber!"
Du Mond sah auf und erschrak kurz bei dem Anblick der Frau in seinem Alter. Sie ging auf ihm zu und starrte ihm wütend an.
„Du wirst diese Frau spielen lassen, genau wie alle anderen auch, die gut genug sind um diesen Sport auszuüben."
„Clara halt dich da raus. Du hast keine Ahnung..."
Versuchte er es, wirkte aber schwach.
Die Frau stemmte ihre Hände in die Hüfte und baute sich auf.
„Ich habe keine Ahnung! Du hast keine und du sollst nicht mit mir so vor anderen reden. Besser wäre es, wenn du deinen Enkel zurückpfeifst, bevor er noch mehr Schaden stiftet..."
„Clara!"
Zischte Du Mond ihr zu.
„Entschuldigung, wer sind sie und von wem sprechen sie?"Mischte sich meine Anwältin ein.
„Ich bin Clara Du Mond, seine Frau und ich spreche von Easton Smith, unserem Enkel, der bei den Blue Hawks spielt."
Du Mond wurde immer kleiner und jetzt begann das eigentlich Massaker, auf das sich meine Anwälte stürzten.
„Wir werden Sie wegen Befangenheit und Verleumdung anklagen, genau wie Bestechung und Vertuschung eines Verwandten, der in der Liga spielt und offensichtlich Vorteile erhalten hat."
Schrie meine Anwältin und mein Trainer griente zufrieden, genau wie Torris.
„...es sei denn, sie treten mit sofortiger Wirkung zurück und geben ihr Amt an den Stellvertreter ab."
Sagte sie ruhiger.
Du Mond hatte keine andere Wahl, wollte er nicht verklagt werden und nach eingehenden Drängen seiner Frau, stimmte er zu.
Dazu kam, das sich seine Familie und die Liga zusammentun musste, um mir ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen.
Du Mond war geschlagen, dank seiner Frau, die mir heimlich zuzwinkerte.
Ich sah durch den Raum und erkannte eine Menge Powerfrauen.
Meine beiden Anwältinnen, die für mich einstanden und das lautstark vertraten, meine Mutter, die immer ihre Stimme für mich erhob, egal was andere dachten.
Hillary, die ihre Faust regte. Venus, die mir zuprostete und heimlich von ihrer Sektflasche trank, die sie mit hineingeschmuggelt hatte.
Ella, die wie immer alles mit Abstand beobachtete und bereit war einen grandiosen Artikel zu schreiben über diese Enthüllungsgeschichte.
Und zuletzt Bella, die auf dem Weg war eine beeindruckende und starke Frau zu werden, blickte mir stolz entgegen.
Der Nachfolger, sprich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende hatte, nichts mehr zu sagen und hielt die Änderung sofort schriftlich fest.
Sobald seine Unterschrift unter dem Papier stand, brach ein beeindruckender Jubel im ganzen Raum. Meine Teamkameraden stürmten den Konferenzraum und die Erleichterung brachte mich dazu schon fast hysterisch zu lachen, während mir die Tränen die Wange herunterliefen.
Maverick kam bei mir an, zog mich an seine Brust und küsste mich vor allen.
Es war mir egal, dass uns alle sahen und es kitschig war.
„Herzlichen Glückwunsch Baby!"
Draußen empfingen mich unerwartet so viele Studentinnen von meiner Universität, die sich mit mir freuten und lautstark meinen Namen riefen.
Das war ein großer Sieg, nicht nur für mich!
Ein Kamerateam von einem Sportsender erwartete mich schon am Fuß der Treppen, aber ich gab kein Interview. Das alleine war für Ella bestimmt, wie ich ganz deutlich machte.
„Hast du Hunger?"
„Einen riesen Hunger!"
Nick trat neben mich und grinste mich an.
„Tacos?"
„Immer!"
Zufrieden lief ich Arm in Arm mit meinem besten Freund und meinem festen Freund zu unserem Lieblingstaco Imbiss.
Das musste richtig gefeiert werden und alle kamen mit!
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