50| Pro Athlet
Es war eines der schönsten Gefühle, in den Armen meines Freundes wach zu werden. Er hatte seine starken Unterarme feste um meine Mitte geschlungen und unsere Beine waren miteinander verknotet. Sein Gesicht hatte er in meiner Halsbeuge vergraben und ich spürte seine regelmäßigen Atemzüge, die mir verrieten, dass er noch schlief.
Und seine große Decke reichte für uns zwei.
Langsam griff ich um ihn herum nach meinem Handy. Es war bereits nach acht Uhr und wenn wir nicht aufstehen würde, käme Maverick zu spät zu seinen Vorlesungen.
Ich sparte mir den Tag in der Uni sowieso, denn ich musste mich auf das Treffen mit Cody Tilton vorbereiten und hatte zusätzlich ein Telefonat mit meinen Anwälten und traf mich vorher mit meinem Bruder Ashley, der sofort bereit war mich zu begleiten.
Vorsichtig schälte ich mich aus dem Klammergriff meines Freundes und rutschte zum Fußende aus dem Bett.
Meine Unterhose hatte ich in dem Durcheinander auf dem Boden schnell gefunden, genau wie meine Jeans. Nur meinen BH suchte ich verzweifelt. Wo war der gelandet?
Als ich spürte, wie er mich beobachtete und drehte ich mich ertappt zu seinem Bett.
„Guten Morgen!"
Begrüßte ich in schmal lächelnden und strich mit unbewusst durch mein Vogelnest von Haaren.
„Guten Morgen Baby... Wieso fühlt sich das gerade an, als würdest du dich nach einer Kurzaffäre hinausschleichen?"
Er schmunzelte. Ich wusste, dass er nur einen Scherz machte, aber ich wollte ihm gleich zeigen, das es alles andere war als das.
Deswegen beugte ich mich über ihn und küsste ihm sanft auf die Lippen.
Sofort umfasste er meine Hüfte und zog mich auf seinen Oberkörper um mich besser küssen zu können, dabei fuhr er mit seinen Händen über meine Rundungen und knurrte gegen meine halb geöffneten Lippen.
„Ich muss leider los, Mave."
Löste ich mich schweren Herzens und er sah mich verträumt an.
„Bleib doch noch ein bisschen bei mir..."
Er fummelte an den Knöpfen meiner Hose herum, was es mir noch schwere machte ihn jetzt zurückzulassen. Nicht das wir uns die ganze Nacht genug geliebt hätten, aber bei ihm wollte ich immer mehr und es reichten kleine Berührungen wie diese und sofort stand meine Haut in Flammen.
„Nur zehn Minuten"
Maverick grinste siegessicher gegen meine Lippen.
„Das reicht völlig aus..."
**
„Hey Schwesterherz."
Begrüßte mich Ashley und drückte mich an seine Brust. Ich bat ihn in unsere kleine Wohnung und schloss die Tür hinter ihm.
„Magst du etwas trinken?"
Fragte ich nervös und schwankte zurück in die Küche, um an unseren kleinen Kühlschrank zu gehen.
Ich war kaputter und müder als nach dem anstrengendsten Trainingstag.
„Ein stilles Wasser reicht, danke."
Ich holte eine kalte Flasche heraus und warf sie meinem Bruder zu, der bereits auf dem Sofa saß.
Umsichtig bewegte ich mich zu ihm zurück und ließ mich neben ihn fallen.
„Anstrengenden Tag gehabt?"
„So könnte man das nennen."
Ich bemühte mich keine Miene zu verziehen und an den Grund zu denken, warum ich so erschöpft war. Stattdessen wechselte ich geschickt das Thema, wobei mir der kleine Schmunzler meines Bruders nicht entging.
Doch wir fokussierten uns und redeten über das, was mir die Anwälte vorgeschlagen hatten, und über das was Tilton wohl vorhaben könnte.
„Reicht das denn, wenn ein NHL-Star hinter mir steht und sich mit mir ablichten lässt?"
„Ich weiß es nicht, Kandy. Aber schaden wird es nicht. Wenn NHL Spieler und Trainer hinter dem stehen, was du verkörperst, schwächt das die Entscheidung der College-Liga. Dann kann es gut sein, dass sie nachgeben und ihr Urteil hinterfragen."
„Aber es steht nur ein Spieler, hinter dem, was ich mache, nicht mehrere..."
„Warte einfach ab und dann sehen wir weiter, was passiert!"
Schlug mein Bruder vor.
Kurz darauf stürmte Hillary in das Apartment und ich bemerkte umgehen wieder, wie sich diese elektrische Spannung zwischen meinem Bruder und meiner besten Freundin aufbaute.
Doch sie konzentrierte sich auf mich und gemeinsam suchten wir unter meiner Kleidung etwas Passendes für das Abendessen mit Cody Tilton.
Am Ende steckte ich in einem schlichten schwarzen Jumpsuit mit weitem Rückenausschnitt, den man nur sah, wenn ich den schwarzen Blazer auszog. Das alles rundete ich mit weißen Sneakern ab. Für hohe Schuhe war ich einfach nicht zu haben.
Auch meinen Bruder fand ich in einem seiner besten Anzüge wieder, sogar mit Krawatte und ich musste gestehen, das Männern in Anzügen immer besser aussahen als vorher, selbst bei meinem Bruder.
Das Lary das genau so sah wie ich, konnte ich an ihren leicht geweiteten Pupillen sehen.
„Wir sollten los, Kandy."
Meinte Ash nach einem kurzen Blick auf seine Uhr.
Hillary wünschte uns viel Glück und gutes Gelingen. Das Ashley mitkommen würde, wusste Cody Tilton, er hatte es sogar noch über eine kurze SMS vorgeschlagen, das ich jemanden als Unterstützung mitbrachte. Er selber wollte genauso in Begleitung kommen.
Wen er eingeladen hatte, blieb eine Überraschung.
Absolut aufgeregt, stieg ich in das Taxi, das uns ins Stadtzentrum brachte. Dabei drehte ich den Ring meiner Großmutter hin und her und versuchte mich so zu beruhigen.
„Mach dir keinen Druck Kandy. Er klingt nett und will dir sicher nur helfen."
Ich nickte meinem Bruder kurz zu und nach einer halben Stunde kamen wir an dem Lokal an.
Alles war verdammt schick und teuer, was mich nur noch nervöser machte.
Der Portier öffnete uns die Tür und wir wurden sofort von einem Ober empfangen.
„Miss Hutson, nehme ich an. Bitte folgen sie mir."
„Woher wusste er, wer ich war? Ich hatte ihm noch nichtmal meinen Namen genannt."
Doch ich fragte nicht und folgte seiner Anweisung. Ashley blieb dicht hinter mir und klopfte mir einmal aufmunternd auf den Rücken.
Der Mann ganz in Schwarz führte uns an den gut gefüllten Tischen neben der Bar vorbei in einem privaten Raum.
Dieser war noch pompöser, als der Rest des Restaurants und mitten drin saß er - Cody Tilton.
Er hob seinen Blick und als er mich erkannte, stand er sofort auf und ging um den Tisch herum, direkt auf uns zu.
Die anderen Personen nahm ich erst gar nicht richtig wahr.
„Hallo."
Versuchte ich normal und fest zu klingen.
„Schön dich persönlich kennenzulernen Kendall. Ich darf doch Kendall sagen, oder?"
Wir schüttelten kurz unsere Hände und ich konnte es einmal mehr nicht fassen, wer da vor mir stand.
„Kendall oder Kandy... ganz egal!"
Lachte ich unbeholfen auf.
„Sehr gut. Und das ist dein Bruder!"
Stellte er fest und reichte auch ihm die Hand.
Ashley schien nun auch etwas nervös zu sein und nickte ihm nur grinsend zu.
„Setzt euch bitte."
Er deutete die zwei Stühle neben seinem an, auf dem er gesessen hatte. Ich nickte ihm dankend zu und bemerkte erst jetzt all die anderen Menschen in dem Raum. Neben seiner Cousine, die ich bereits kannte, war noch eine schick gekleidete Frau Anfang dreißig am Tisch, die mich freundlich anlächelte. Dazu kamen, ach du Scheiße, noch drei weiter Eishockeyspieler, die im selben Team von Tilton spielten.
Marc Adams, Joe Branford und Wade Richmond waren ebenso begabte Spieler wie Cody Tilton. Dazu kamen noch zwei Männer, die ich nicht zuordnen konnte.
Wie es sich gehörte, stellte ich mich allen persönlich vor.
Die zwei älteren Herren stellten sich als Abgesandte des NHL-Vorstandsvorsitzenden heraus, die extra hier her eingeflogen wurden, um mit mir zu sprechen.
Jetzt war ich richtig aufgeregt und meine Handinnenflächen begannen zu schwitzen.
„Du brauchst nicht aufgeregt sein Mäuschen. Sie sind sehr beeindruckt von deiner Leistung und wollen alles über dich erfahren!"
Meinte der eine.
Auch wenn ich kein Fan des Spitznamens war, der mich reduzierte auf das, was ich war, eine junge Frau, ließ ich es bleiben und hielt schön meine Klappe.
„Hören Sie auf Bruce. Sie ist kein unschuldiges Mädchen, sondern eine der begabtesten Eishockeyspielerinnen, die es je gegeben hat. Also setzten sie sich hin und halten sie ihren Mund, wenn sie nicht sinnvolles zu sagen haben."
Beleidigt setzte sich der etwas dickere Mann hin und sein Kollege lächelte nur breit und folgte ihm.
„Sandy Tilton, Ehefrau und Managerin von Cody."
Sie streckte ihre Hand nach mir aus und lächelte mich an. Ich folgte der Blondine und lächelte ebenfalls weit.
Anschließend begannen Fragen über Fragen zu meinem sportlichen Werdegang. Danach folgte eine ganze Sammlung an Sportclips der letzten Wochen, Monate und Jahre, die sie sorgfältig zusammengetragen hatten.
Ich konnte nur staunen und erinnerte mich schon gar nicht mehr an jede Szene aus meiner Highschool Zeit.
Auf dem breiten Fernseher, der wohl extra hierfür installiert würde, liefen sie rauf und runter. Dabei wurde ich nach meinen Instinkten und Spielweisen befragt, die sich darauf abzeichneten.
Zwischendurch kam auch unser Essen, wobei es mir schwerfiel überhaupt einen Bissen runter zu kriegen.
„Wir sind sicher das wir mit ihren Informationen und diesem Videomaterial, einschließlich unserer Beurteilung, sie wieder zurück auf das Spielfeld bekommen werden. So ein Talent darf nicht verschwendet werden und wir leben im 21. Jahrhundert. Da sollten Frauen genau so spielen dürfen und an ihren Fähigkeiten gemessen werden, wie jeder Mann."
Diese Aussage traf der schmalere Mann aus der Kommission der NHL, er war ruhiger, fokussierter und nicht so eingenommen wie der Andere.
„Wenn wir bestimmen, dass Frauen in der NHL spielen dürfen, wie will sich die College-Liga da widersetzen?"
Lachte er auf und funkelte mich freundlich an.
Ich konnte es einfach nicht glauben und nickte paralysiert.
„Vielen, vielen Dank!"
Brachte ich schließlich heraus und Cody legte den Arm um meine Schulter.
„Nichts zu Danken, Kendall. So jemand wie du ist mir noch nie untergekommen. Du musst einfach spielen."
Seiner Teamkollegen nickten ihm zu, genau wie seine Familie.
„Wir werden über Sozialmedia weitere Auftritte planen. Zuerst ein Foto mit dir und uns Hockeyspielern, das wir alle verbreiten werden. Anschließend hatten wir die Idee von einem Probetraining mit uns auf dem Eis, bei dem wir Szenen und Angriffe filmen, um diese zu posten. Was sagst du dazu?"
Ich schluckte kräftig und versuchte mein aufgeregtes Herz zu beruhigen.
Trotzdem bekam ich nur große Augen und brachte ein einfaches Nicken zustande.
Cody lachte rau auf.
„Perfekt, dann machen wir das und anschließend vereinbaren wir einen Termin in Minnesota für das Training. Wir lassen dich einfliegen."
Er zwinkerte mir zu und anschließend stellten wir uns auf für das Foto zu viert! Die Jungs legten ihre Arme über meine Schultern und ich tat dasselbe.
„Danke."
Hauchte ich erneut in Cody's Richtung.
„Wir aus Minnesota müssen doch zusammenhalten!"
Cody lächelte mich breit an.
„Und nochmal....eins...zwei..drei Wilds."
Brüllte ein Fotograf, den ich vorher nicht wahr genommen hatte und das Blitzlichtgewitter endete.
Anschließend verabschiedeten wir uns. Cody drückte mich einmal feste, genau wie seine hibbelige Cousine, die hieß Maja und erinnerte mich so sehr an Bella. Auch Sally zog mich einmal an ihre Brust.
„Hier, wenn du eine Agentin nach dem College brauchst, ruf mich an."
Sie steckte mir eine kleine Karte zu.
„Hast du einen Freund?"
Holte mich Joe ab und fuhr sich durch die braunen Locken. In seinen Augen blitzte der Schalk auf und auch er erinnerte mich an jemanden - Nick!
„Ja!"
Antwortete ich sofort und grinste ihn breit an.
„Schade! Etwas Ernstes?"
Doch sein Kamerad bestrafte ihn mit einer Nackenschelle, bevor ich antworten konnte.
„Lass das... verschreck uns den neuen aufsteigenden Superstar nicht."
Schimpfte Marc und verabschiedete sich von mir genau wie Wade.
Ashley und ich traten an die frische Luft erst weit nach elf. Ich konnte mein Dauergrinsen gar nicht mehr abschalten.
„Besser hätte es wohl nicht laufen können."
Freute sich Ashley und zusammen stiegen wir in unser Taxi.
„Dann kannst du mir jetzt erzählen, wie es so mit Maverick läuft!"
Er wackelte bewusst mit seinen buschigen Augenbrauen und wollte mich in Verlegenheit bringen.
„Wenn du mir sagst, was das zwischen dir und meiner Freundin ist, gerne."
Ashley begann wie verrückt zu hüsteln.
„Da ist nichts..."
Ich grinste und drehte mich zur Seite. Wer es glaubte...
Doch jetzt wollte ich nichts lieber als nach Hause zu Maverick um ihm alles zu erzählen.
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