49| Kämpfe für das was du liebst

Nachdem mich jeder einmal feste gedrückt und mir Mut zugesprochen hatte, zog sich das Team mit Nick langsam zurück.
Übrig blieben ich und Maverick.

„Danke, dass du auch gekommen bist."
Hauchte ich.

Meine persönlichen Sachen hatte ich längst in meinen Rucksack gepackt. Gemischte Gefühle bauten sich in meinem Inneren zusammen. Ich vermisste und liebte ihn, aber ich war auch noch enttäuscht, dass er nicht zu mir stand.

„Wärst du mit ihm mitgegangen, wenn wir nicht gekommen wären?"
Seine Stimme war dünn und leise.

„Nein. Ich hätte schwer einfach alles hinter mir lassen können, Nick, Hillary, Venus, Ella, aber vor allem dich."
Antwortete ich bitter und schluckte einen dicken Klos herunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte.

Ich wollte nicht auch noch die Personen verlieren, die ich so mochte und brauchte.

„Außerdem habe ich das Vertrauen schon lange zu Josh verloren und wie ich erneut gesehen habe zurecht...Was hat die Kommission der Liga dazu gesagt?"

„Die Blue Hawks haben eine recht hohe Geldstrafe bekommen, aber die dürfen weiter um den Meistertitel spielen..."
Ich nickte enttäuscht. Was hatte ich auch erwartet? Diese Betrüger kamen mit allem durch.

„Es ist noch nicht vorbei. Wie ich von Ashley gehört habe, habt ihr Einspruch gegen das letzte Urteil eingelegt. Du hast immer noch eine Chance im Team zu bleiben."

Doch ich schüttelte den Kopf.

„Die ist so minimal..."

„Sie mag klein sein, aber sie ist da! Wo ist die Kendall Hutson, die für das kämpft, was sie will und liebt?"

„Die hat keine Kraft mehr, um zu kämpfen. Außerdem hat sie schon zu viel verloren..."

„Du hast nichts verloren und ich stehe hinter dir genau wie der Rest des Teams. Nur mit der Ausnahme das ich mir immer mehr Sorgen um dich machen werde als alle anderen. Es tut mir leid, dass ich dir den Eindruck vermittelt habe, ich würde nicht mehr wollen das du mit uns Eishockey spielst, aber ich habe nur Angst um dich....ich will nicht das du verletzt wirst.
Er lief auf und ab.

„Fuck... Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein, egal welchen Sport du machst oder ob du mit einem Fallschirm von der nächsten Klippe springen willst. Dann springe ich halt hinterher!"

„Mave...ich liebe dich auch!"
Er stoppte endlich und sah mich an. Diese drei Worte veränderten alles zwischen uns!

Ich sah direkt in seine Augen und die Pupillen wurden so groß, dass sie das schöne Grün fast komplett verdrängten. Es war kein Halten mehr und Maverick schoss nach vorne umfasste mein Gesicht, um mich zu küssen.

Er hielt sich gar nicht mehr zurück und stieß mich durch seine stürmische Art nach hinten und presste mich gegen die Schließfächer.

Die dünnen Blechtüren in meinem Rücken knallten durch den Aufprall meines Körpers.
Ich taumelte und meine Beine zittern, als er seine Zunge ungestüm in meinen Mund schob. Ich konnte dankbar sein, eine weitere Stütze neben Maverick zu haben, die mich hielt. Ansonsten wäre ich an Ort und Stelle zusammen gesackt.

Doch irgendwann hielt mich auch das nicht mehr und meine Füße versagten. Maverick störte das gar nicht, er hob mich hoch und ich klammerte mich wie eine Ertrinkende an seinen starken Schultern fest, während sich meine Beine um seine Mitte schlängelten.
Atemlos unterbrach ich unsere Küsse und legte meinen Kopf an seine Stirn.
Langsam strich ich mit meinem schlanken langen Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar.

„Ich liebe dich."
Flüsterte ich erneut.

Mavericks Brustkorb hob und senkte sich genauso schnell wie meiner. Ich küsste seinen Hals, sog seinen betörenden Duft ein, der mich ganz und gar einnahm und ließ meine flinken Finger über seinen trainierten Oberkörper wandern. Mein Selbstbewusstsein kam nach und nach wieder zurück, mit jedem kleinen Stöhnen oder Keuchen, das er von sich gab. Ich wollte ihn hier und jetzt und machte das ganz unmissverständlich klar, als ich mich langsam an ihm rieb.

Das Verlangen und Brennen in meinem Inneren wurde immer stärker. Er wusste endlich, was ich wollte und zu tun war.

Ohne mich abzusetzen, lief er zielstrebig in einen der Physiobehandlungszimmer gegenüber der Umkleiden.
Wir erwischten einen kleinen, offenen Raum.
Maverick verschloss einhändig die Tür mit dem
aufsteckenden Schlüssel.

Ganz vorsichtig setzte er mich auf der schmalen, aber bequemen Liege ab.

„Ist es wirklich das, was du willst? Hier?"

Ich nickte entschlossen.

„Hier führt doch alles zusammen! Ich vertraue dir! Ich kann nur hoffen, das sie uns aushält."
Schmunzelte ich leicht nervös.

Maverick lachte und küsste mich diesmal entspannter, langsamer und nahm sich für alles ganz viel Zeit. Seine Sehnen und Muskeln waren angespannt und ich spürte wie er sich zurückhielt. Er behandelte mich wie ein rohes Ei, das jeden Moment zerbrechen konnte, aber er ließ mich genauso spüren, wie sehr es ihm gefiel, wie außerordentlich ich ihm gefiel. Das er mich liebte.

Ich gab mich ihm hin und es fühlte sich perfekt und richtig an.

Etwas, was ich nur mit ihm erleben wollte.

**

~Ein paar Tage später~

Venus und Ella saßen mit mir und Hillary auf unserem Sofa.

„Wer mag noch was trinken?"

"Ich gerne."
Ella hielt mir ihren Becher unter die Nase und ich schenkte ihr reichlich von der Cola ein. Sie wirkte sehr konzentriert und entspannt, als sie durch ihr Handy scrollte.

Aber das änderte sich schlagartig, als ich mir noch nachgießen wollte.
Durch ihren spitzen Schrei erschreckte ich mich und verzog meine Flasche. Die braune Flüssigkeit verteilte sich großzügig über mein gelbes T-Shirt.

„Wann warst du das letzte Mal auf deinem Profil auf Instagram."

Kreischte sie aufgeregt und ich versuchte mir gerade mit einer Papierserviette behilflich zu sein.
Venus und Hillary sahen Ella genauso erstaunt an wie ich.

„Länger nicht, keine Ahnung wie lange..."

„Mach es sofort auf! Das musst du sehen..."

Ich wischte meine klebrigen Finger notdürftig an einem frischen Papiertuch ab, bevor ich nach meinem Handy griff.
Als ich Instagram öffnete, sprang mir die neue Followerzahl und unzählige private Nachrichten entgegen.

Genauso wie zwei Verlinkungen in einem Bild.

Ehe ich es aussprechen konnte, tat das schon Lary.

„Ahhhh, ein berühmter Eishockeyspieler hat dich auf einem Bild verlinkt und es kommentiert."

Es war nicht irgendein Spieler. Nein!
Der Cody Tilton, der bei den „Minesota Wilds" spielte, hatte mich auf einem Bild mit seiner Cousine verlinkt und forderte alle auf mich bei meinem Kampf in der Collegeliga zu unterstützen.

Ich konnte es nicht fassen. Das Mädchen, das mich auf dem Campus angesprochen hatte, war seine Cousine gewesen und stand stolz neben ihm und zeigte auf die kleine Unterschrift von mir unter seiner Nummer auf seinem Trikot.
Wie abgefahren war das bitte?

Jetzt war ich es, die einen spitzen Freudenschrei abließ.

„Was mache ich denn jetzt?"
Fragte ich aufgeregt und sprang auf.

„Schau nach, ob er dir geschrieben hat!"
Forderte mich Venus auf und zog mich am Arm wieder zu ihnen auf die Couch.

Und das hatte er tatsächlich. Er war für ein Spiel hier in der Nähe von Seattle und fragte, ob wir uns treffen wollten.

Ich antwortete sofort auf seine Nachricht und sagte ihm zu. Er hatte für morgen Abend angefragt, aber vor drei Tagen. Ich konnte von Glück sprechen, dass Ella das gesehen hatte und jetzt hoffen, dass er noch Zeit für mich hatte.

Wie oft kam man schon die Gelegenheit, eines seiner Idole zu treffen? Er wollte mir helfen wegen des Klageverfahrens gegen die Collegeliga, wie war mir ein Rätsel, aber ich würde es nicht herausfinden, wenn ich mich nicht mit ihm traf.

Die anderen Nachrichten waren fast ausschließlich anerkennende und ermutigende Worte für mich und meinem Sport.
Nur ein paar drückten ihr Missfallen aus, aber die wurden einfach gelöscht.

Eine neue Nachricht von Cody Tilton ging ein.

„Hier ist meine Handynummer. Wir treffen uns morgen Abend um 18:00 im „Eden Hill". Es geht auf mich."
Sofort speicherte ich mir seine Handynummer und war kurz davor Luftsprünge zu machen. Bis mir einfiel, das dieses Restaurant zu einem der teuersten in der ganzen Stadt gehörte. Sicher gab es da einen Dresscode, den ich befolgen musste.

„Ich muss das Mave sagen und was Passendes zum Anziehen finden..."

Ich lief wie ein aufgescheuchtes Huhn auf und ab, bis mich meine Freundinnen dazu brachten mich zu beruhigen und ihnen alles ganz ruhig und langsam zu erklären.

„Das ist doch super! Als Erstes rufst du jetzt Maverick und Nick an. Erzähl ihnen alles. Vielleicht ist es auch ratsam, die Anwälte deiner Eltern zu informieren und sich Ideen für das Gespräch einzuholen.
Danach überlegen wir uns, was du morgen anziehen kannst...Das wird schon!"

Alle drei lächelten mir zu und ich nahm mein Handy, um in Ruhe in meinem Zimmer telefonieren zu können. Das Training war gerade vorbei, also müsste Maverick Zeit haben.

„Hey Bambi. Ich habe gerade an dich gedacht. Vermisst du mich auch so sehr wie ich dich?"
Ich schmunzelte und sofort füllte sich mein Bauch mit einem Haufen an Schmetterlingen.

„Natürlich vermisse ich dich. Aber ich muss dir unbedingt was erzählen."
Ich legte besonders viel Begeisterung in meine Stimme und Maverick spürte gleich, dass etwas anders war als sonst.

Auch er konnte kaum fassen, was mir passiert war und freute sich für mich. Genau wie die Mädels sah er eine Chance in Cody's Angebot.

„Soll ich morgen mitkommen?"

„Kannst du denn?"

„Na ja eigentlich haben wir ein Sondertraining, aber der Coach versteht das bestimmt, wenn ich schwänze. Schließlich ist das ja ein besonderer Umstand...."

„Nein!"
Unterbrach ich ihn.

„Du willst nicht das ich mitkomme?"
Er klang direkt etwas enttäuscht.

„Nein das nicht aber Training ist wichtiger. Ihr müsst unbedingt in der Meisterschaft bleiben. Da kannst du als Teamleader nicht fehlen..."

Es folgte eine lange Pause und ich wusste, das er bereits wusste, das ich wie so oft recht hatte.

„In Ordnung, aber ich will sofort Bescheid wissen, was alles passiert ist und wie es ausgegangen ist, klar?"

„Klar!"
Er lachte leise und ich konnte bildlich sehen, wie er den Kopf schüttelte.

„Was hältst du davon, wenn ich noch gleich zu dir komme und heute Nacht bei dir bleibe? Würdest du dich da besser fühlen?"

„Baby, das ist die beste Idee seit langem!"
Er tat gerade so, als hätten wir uns nicht jeden Tag und jede freie Minute gesehen.

„Gut. Gib mir dreißig Minuten. Ich muss noch ein paar Leute anrufen und dann gehöre ich ganz dir."

„Die Zeit läuft Bambi, komm ja nicht zu spät oder ich muss dich bestrafen."
Lachend legte ich auf. Das würden wir ja sehen...

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