46| Checking from Behind
Definition „Checking from Behind":
Checking von hinten ist ein ausgeführter Angriff auf einen Spieler, der auf den drohenden Aufprall nicht gefasst ist, sich nicht gegen den Angriff schützen kann. Der Kontakt erfolgt auf der Hinterseite des Körpers. Dazu gehört Bodychecking oder das Stoßen eines Gegners von hinten auf offenem Eis oder direkt gegen die Bande oder den Torrahmen. Er erhält nach Ermessen des Schiedsrichters eine Strafe.
Die letzten Tage waren der Horror gewesen und jetzt gerade war jeder meiner Muskeln und jede Sehnen bis ans Äußerste angespannt.
Wir hatten jeden Tag trainiert, neue Spielzüge ausprobiert und uns eine Strategie überlegt, wie wir gegen die Blue Hawks gewinnen konnten.
Ich tauschte die Seite mit Nick für dieses Spiel und spielte hauptsächlich auf der anderen Flügelposition, was mich ziemlich durcheinander brachte. In kürzester Zeit musste ich meine Bewegungsabläufe komplett verändern, umkehren oder anpassen.
Gleichzeitig überlegte ich mit Lary und Nick wie ich mein „Outcoming" gestalten wollte.
Wir wollten es so machen, das ich gleich nach dem Spiel mit den wichtigsten Personen über das Problem sprach, das schloss meine Familie und vor allem Maverick ein und danach wollte ich die Trainer informieren , um zusammen mit der Unileitung eine Lösung zu finden.
Dabei wollten wir uns darauf beziehen, das jeder spielen durfte, ohne auf sein Geschlecht reduziert werden zu können.
Die Universität hatte ja gerade deswegen schon ein Klageverfahren am Hals gehabt. Was die Collgeliga dann sagen konnte, stand noch in den Sternen.
Doch das schlimmsten war, das ich bis jetzt meinem festen Freund Maverick nicht geschafft hatte zu sagen, was eigentlich los war.
Unsere Zeit war die letzten drei Tage so eng getaktet gewesen, dass wir uns nicht einmal gesehen hatten.
Er hoffte darauf, dass ich hier war und ihn anfeuern würde, als Kandy seine feste Freundin, obwohl ich als Kendall spielen musste.
Als wir langsam auf das Spielfeld der Blue Hawks glitten, sah ich sofort, wie sein Blick in den Gästeblock ging und er mich suchte.
Ein schmerzhaftes Ziehen machte sich in meiner Brust breit, als er enttäuscht seinen Blick senkte.
Wir bildeten einen Kreis, feuerten uns selber an und klatschten uns alle einmal ab. Die Aufregung schnürte mir fast die Kehle zu.
Josh hatte ich schon längst gesehen und er hielt sich im Schutz seines Teams auf.
Mir entging aber auch nicht das er mich ununterbrochen anstarrte.
Dem würde ich auf dem Eis noch zeigen, wie viel besser wir geworden waren und das selbst dreckige Fouls sowie Betrug uns nicht vom Sieg abhalten konnten.
**
Ich keuchte und pustete, als mich der Coach vom Eis holte und neben sich auf die Bank setzte. Es lief sehr gut für uns. Wir führten zwei zu null und gleich würde das zweite Drittel beendet werden.
Stolz klopfte mir unsere Co-Trainer auf die Schulter.
„Sehr gut Kendall!"
Zufrieden wurde ich von meinen wartenden Teamkollegen begrüßt und in Empfang genommen. Die vorübergehende Positionsveränderung hatte mir einiges abverlangt.
Nick wartete genau wie ich sehnsüchtig darauf das, dass zweite Drittel abgepfiffen wurde.
Der erlösende Schlusspfiff kam und Erleichterung machte sich in uns breit. Auch wenn wir die klar dominierende Mannschaft waren, machten es uns die Blue Hawks nicht wirklich einfach.
Josh hatte ich in dem ganzen Prozess komplett ausblenden können, doch jetzt kamen die Erinnerungen und die Wut auf ihn zurück.
Wir nutzten die Pause, um uns nochmal abzusprechen. Ich sollte später eingewechselt werden und das wieder auf meine ursprüngliche Flügelposition.
Das letzte Drittel wurde angespielt und mein Team gab da draußen sein Bestes.
Trotzdem machte gerade Josh ein Tor, das sie näher an den Ausgleich brachte.
Wütend ballte ich eine Faust.
„Bitte, wechseln sie mich ein Coach Carter!"
Wir durften einfach nicht verlieren!
Josh wurde von seinem Team bejubelt und die Mine meines Coaches verhärtete sich.
„Bereit machen Hutson, sie kommen in den nächsten fünf Minuten rein."
Zufrieden nickte ich ihm zu und setzte mich direkt neben Vance. Konzentriert wie er verfolgte ich das Spiel und das direkte Foul, das an Nick begannen, wurde.
Kurz darauf erfolgte das zwei zu zwei.
Ich und Maverick sprangen empört auf, für die viel zu kleine Zeitstrafe, die der Spieler bekommen hatte.
Nick hatte sich von dem starken Bandencheck jedoch erholt und wurde zu seinem eigenen besten ausgewechselt.
Frustriert zog er sich gleich den Helm ab und fuhr sich durch die Haare.
Er hielt sich die Seite fest.
Im schlimmsten Fall kostete ihn der Scheck an die Bande eine gebrochene Rippe.
Der Übeltäter war derselbe, der Maverick im Heimspiel böse verletzt hatte und jetzt seine zwei Minuten Strafe auf der Bank verbüßte.
Sein widerliches Grinsen mit dem Handkuss, den er uns zuwarf, würde ihm noch vergehen!
„Hutson, du bist dran. Bring uns die Führung zurück."
Die Zeit auf der Uhr lief gnadenlos herunter und gegen uns.
Bereit wie nie zu vor, machte ich mich fertig.
„Zeig ihnen das sie sich mit den falschen angelegt haben."
Knurrte Maverick.
„Los Hutson!"
Feuerte uns das restliche Team an.
Von River bekam ich einen auffordernden Schulterklopfer.
„Du schaffst das Sugar. Pass aber auf dich auf, es steht viel auf dem Spiel. Ich traue dem ganzen nicht..."
Flüsterte mir Nick als Letztes zu, bevor ich das Eis betrat.
Maverick wurde mit mir eingewechselt.
Wir beide arbeiteten eng zusammen und nach einem Täuschungsmanöver konnte ich durch ein sicheres Tor, und die Führung zurück erkämpfen.
Doch das reichte nicht!
Ich wusste, dass wir noch einen nachsetzen mussten, um das Spiel für uns zu entscheiden.
Die Eishalle bebte und tobte und wir wurden lautstark von all unseren Fans angefeuert und besungen.
Nach diesem Spiel würde ich alle wissen lassen, wer ich war.
Danach bekam Ella das Interview, das sie wollte und mich ganz klar identifizieren, als Eishockeyspielerin, die es verdiente wie jeder andere Mann in einem Collegeteam Eishockey zu spielen.
Maverick passte mit erneut den Puck zu und ich nahm Geschwindigkeit auf und lief gerade Wegs auf das Tor zu.
Ich konnte zwei Verfolger abschütteln und einen ausbalancieren.
Das Tor war nah und ich wusste, dass ich es selber machen konnte. Jedoch passte ich zurück zu Owen, der komplett frei stand und Nick ersetzte.
Er hob den Schläger an und zielte auf das Tor.
Doch ich sollte nicht sehen was passierte.
Ein starker Stoß in den Rücken brachte mich zu Fall. Auch wenn alles ganz langsam geschah und ich keine Schmerzen spürte, nahm ich den Kontrollverlust sehr wohl wahr.
Ich stürzte zu Boden und schlug mit dem Kopf voraus kräftig auf das Eis.
Das Letzte, was ich verzerrt, hörte war:
„Ein starker Checking from Behind gegen Hutson"
Mein Körper gehörte mir nicht mehr und er knipste alle Lichter aus. Es wurde alles um
mich herum komplett schwarz...
**
Mein Kopf brummte und mir war unglaublich warm. Ich hörte verschiedene Stimmen um mich, als seien sie in meinem Kopf. Sie redeten durcheinander und ergaben keinen Sinn.
Erst nach einigen Minuten wurden sie klarer.
„Wussten sie, dass er eine Frau ist?"
„Nein!"
„Wussten Sie es?"
„Ja."
„Warum haben sie nie etwas gesagt!"
Dieser Ton war Hasch und direkt.
„Weil mir das nicht Zustand. Außerdem hatten wir vor, sie und die Universität nach diesem Spiel zu kontaktieren."
Meine Augenlider waren schwer und ohne es kontrollieren zu können, entwich mir ein kleiner Laut, der an eine Mischung zwischen Stöhnen und Seufzen erinnerte.
Mir tat mein ganzer Körper weh und fühlte sich an, als ob ich von einem Bulldozer überfahren worden war.
„Ich glaube, sie wird wach!"
Sofort faste jemand meine Hand und streichelte ganz sanft meine Handinnenfläche.
„Baby, hörst du mich?"
Seine Stimme war lieblich und bittend. Das konnte nur Mave sein, der mit mir redete. Mein Herz zog sich zusammen aus zwei Gründen. Einmal weil ich mich freute, dass er hier an meiner Seite war, aber auch weil ich besorgt war, wie er all das hier aufnehmen würde.
Endlich schaffte ich es meine schweren Augenlider zu heben und blickte gleich in drei besorgte Gesichter.
Coach Carter, Nick und Maverick standen um mich herum und musterten mich.
„Haben wir gewonnen?"
Meine Stimme war nur ein Hauch und es kratzte stark in meinem trockenen Hals.
Nick schmunzelte leicht.
„Darum geht es nicht, Hutson. Erst müssen wir sie wieder auf die Beine kriegen. Sie hatten verdammt großes Glück. Ihre Eltern sind informiert und auf direktem Weg hier hin."
Er hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und sah mich verzweifelt an und längst nicht so wütend, wie erwartet.
„Darf ich noch spielen?"
Die Tränen bildeten sich in meinen Augen, genau wie ein fetter Klos in meinem Hals.
Maverick versuchte, mich zu beruhigen.
„Schuzzz Baby, bitte reg dich nicht auf!"
Der Coach seufzte laut.
„Ich weiß es nicht, Kendall. Wir werden das klären und später darüber reden. Versuchen sie sich bitte auszuruhen. Ich hole die Ärztin."
„Darf ich sie noch eine Sache fragen?"
Piepste ich und er blieb stehen.
Ich schluckte schwer.
„Würden Sie mich behalten und weiter spielen lassen?"
Coach Carter drehte sich zu mir um und lächelte schmal.
„Ich habe noch nie einen so talentierten Flügelspieler wie dich gesehen Kendall. Also ja, das würde ich!"
Damit verließ er uns und ein beruhigendes Gefühl erfasste mich. Der Coach stand hinter mir und auch wenn es gerade düster aussah, reichte mir das fürs Erste.
„Ich werde auch gehen und deinen Freunden und dem Team Bescheid geben, wie es dir geht. Alle machen sich große Sorgen um dich."
„Alle?"
Fragte ich unglaubwürdig.
Mein bester Freund nickte und lächelte leicht.
„Du hättest mal River oder Owen sehen sollen. Sie sind komplett ausgerastet. Von Maverick will ich gar nicht anfangen..."
Mein Blick fiel von meinem besten Freund zu meinem festen Freund, falls er das noch war, nach meiner ganzen Lügengeschichte. Aber er hielt immer noch liebevoll meine Hand.
„Hasst du mich? Bist du sauer auf mich?"
Ich traute mich kaum, ihm in die Augen zu sehen.
Er schüttelte leicht seinen Kopf.
„Dich hassen? -Niemals. Sauer auf dich? - wohl eher nicht. Verwirrt trifft es da schon zu. Vielleicht auch ein bisschen enttäuscht, wobei ich mir jetzt denken kann, was du mir vor drei Tagen sagen wolltest."
Er seufzte und sah auf.
„Ich hatte eine Scheiß Angst um dich..."
Ich zog scharf die Luft zwischen meinen Zähnen ein.
„Es tut mir so leid Mave..."
Er nickte und fasste sich an die Schläfe, wobei er die Augen zukniff.
„Jetzt macht alles so viel mehr Sinn. Ich verstehe nicht, wie ich so blind sein konnte. Ich hätte es sehen müssen...."
Ich ließ ihn einfach weiter reden.
„...Spätestens, als ich merkte, wie ich auch anfing für deinen „Bruder Kendall" etwas zu empfinden. Ich habe mich extrem angezogen von dir gefühlt und dachte ich werde verrückt, weil ich auf Zwillinge stehe..."
Er sah so irritiert aus, das ich nicht anders konnte, als belustigt zu glucksen.
Wobei ich das gleich bereute, weil mich eine Schmerzenswelle erfasste.
„Warst du deswegen am Anfang so gemein zu mir?"
Er nickte und fuhr sich frustriert durch die Haare.
„Oh verdammt, was ich alles zu dir gesagt habe...ich schäme mich so..."
Das war mir aber mittlerweile egal. Mir war nur wichtig, dass er mich weiter als seine Freundin haben wollte.
„Willst du weiter mit mir zusammen sein?"
Fragte ich vorsichtig und hatte Angst vor seiner Antwort.
„Natürlich! Was ist das für eine Frage?!"
Er lehnte sich zu mir herüber und küsste mich ganz vorsichtig auf die Wange.
„Ich muss das nur erstmal alles verarbeiten... Ich will..."
Aber wir beide wurden unterbrochen. Die Ärztin kam herein und sah uns freundlich an.
„Ich muss jetzt Miss Hutson untersuchen...wenn sie bitte draußen warten würden..."
Maverick nickte ihr zu, küsste kurz meinen Handrücken und ließ uns alleine.
Ich wollte nicht, das er ging, denn es fühlte sich, warum auch immer an, als würde mir erneut alles entgleiten. Ich hatte Angst vor der Zukunft...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top