Die nächsten Tage verliefen ruhiger. Sowohl das Training, als auch die Studienzeit in der Uni.

Mit Vance hatte ich keine Konflikte mehr weder als Kendall, noch als Kandy.

Er verhielt sich freundlich, zuvorkommend und unauffällig, wann immer ich auf ihn traf.

Die Routine mit Nick in der Umkleide hatte sich eingespielt und auch wenn es mich immer etwas stresste, so hatten wir den Ablauf weitestgehend perfektioniert. Auch bei Auswärtsspielen, wobei es von denen nur zwei gab bis jetzt und wir ähnliche Lösungen bei den Duschen finden konnten.
Trotzdem war es für mich bei anderen Umkleideräumen jedes Mal nervenaufreibend.

Wir versuchten uns vorher so gut es ging zu informieren und dann zu überlegen was wir machen mussten, damit ich unerkannt blieb und ungestört sein konnte.

Ashley hatte sich immer noch nicht bei mir gemeldet und Dad wollte nichts davon wissen, warum er wirklich so wütend auf mich war. Sie hatten in der Zwischenzeit wohl zweimal telefoniert und auch über mein Spiel gesprochen, von dem Dad sehr begeistert war.

Es war nicht aufgefallen das mich niemand bewusst als Frau oder Mann wahr nahm. Die Sportmoderatoren nannten lediglich nur den Nachnamen des Spielers beim Kommentieren.

Aber da hatte ich mir auch am wenigsten Sorgen darüber gemacht.

Hillary hatte ich selten gesehen und immer wenn ich das Thema von vor meiner Abreise aufgreifen wollte, lenkte sie ab oder wollte nicht darüber reden.

Ich verstand nicht, warum sie mich im Dunkeln darüber ließ, wenn es anscheinend jeder hier wusste.

Irgendwann war sie so genervt, das sie mich bat Maverick selber darauf anzusprechen.

Heute war das Sondertraining mit Nick und ich erhoffte mir, dass er mir etwas dazu sagen konnte. Meine Neugierde in Bezug auf Vance war erstaunlicherweise weiter gewachsen und ich konnte mich nicht dazu bringen es gut sein zu lassen.

Morgen Nachmittag stand schon das nächste Spiel an und auch ich wollte heute noch trainieren, um besser in Form zu sein.

Ich lief in die Eishalle, zog mir meine Schlittschuhe an und beobachtete Nick, der schon ein paar Aufwärmrunden drehte. Er war in den wenigen Trainingseinheiten mit mir schon um einiges schneller geworden. Heute wollte ich aber bewusste die Wenigkeit und das Rückwertsskaten mit ihm trainieren.

Schließlich ging es nicht nur um Schnelligkeit und das sollte ihm klar sein.

Wir konnten uns immer und überall verbessern, wenn man es nur wollte.

„Hey Sugar!"

Nick drückte mich kurz an seine Brust und küsste mich auf den Haaransatz, wie er es seit Tag eins machte. Ich glaube, es war einfach seine Art mir zu zeigen, dass er mich mochte, so wie ich war.

„Na Nicki, schon fleißig."

Er grinste frech und zeigte mir sofort, was er aus den letzten Einheiten mitgenommen hatte.

Ich nickte anerkennend und wartete darauf, dass er zu mir zurückkam.

„Sehr gut."
Lobte ich seine Leistung.

„Ich habe darüber nachgedacht, dass wir heute etwas Neues probieren."

Nick stutzte, aber hörte aufmerksam zu.

„Aber genau sowas machen wir doch auch schon im normalen Training mit den anderen."

„Nein, nicht so wie ich es immer mit meinem Bruder geübt habe."

Ein fettes böses Lächeln legte sich auf meine Lippen und Nicks Augen weiteten sich.

**

„Du bist verrückt, Sugar. Das war unmenschlich."
Keuchte Nick und versuchte zu Atem zu kommen.

„Kurze Pause!"
Lachte ich und Nick fuhr langsam auf die Bänke zu.

Ich hatte mit Nick sauberes Passspiel in Geschwindigkeit geübt. Dafür hatte ich mehrere Hütchen aufgestellt, durch die wir passen mussten.

Einzige Regel, immer in Bewegung bleiben, nicht anhalten und saubere Pässe spielen. Kam ein Pass nicht an, musste der Passannehmer einen Sprint hinlegen, mit anschließendem Sprung über ein Hindernis und sauberer Landung.

Das war noch der einfache Teil. Dasselbe erfolgte im Rückwärtslauf, bis Nick schwer pustend stehen blieb.

Dadurch das ich oft schneller war, erreichte er meinen Pass durch die zwei Hütchen nicht rechtzeitig.

Ich tat zwar so, als ob es mir nicht viel ausgemacht hatte, aber auch ich war kaputt. Mit ein wenig Abstand folgte ich Nick vom Eis.

„Gib zu, es hat dir auch Spaß gemacht!"

Er lächelte zufrieden, obwohl ihm der Schweiß über die Stirn lief.

„Sehr."

Er trank einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche und ich tat es ihm gleich.

„Noch eine schnelle Runde über das Eis und dann Schluss für heute?"

„Ein anderes Mal Sugar. Für heute reicht es mir."

Lächelnd nickte ich ihm zu.

„Okay gut, aber ich habe gleich noch eine Frage an dich, wenn ich fertig bin."

Er nickte mir lächelnd zu und ich stellte mich für eine letzte Runde auf das Eis.

**

Die noch warme Nachmittagssonne, blendete mich und ich musste meinen Arm heben, um meine Augen vor den Sonnenstrahlen zu schützen.

„Geht es deinem Kopf eigentlich gut? Ich hatte ganz vergessen zu fragen..."

„Ja alles in Ordnung. Mein Kinn hatte mehr weh getan. Sag mal, sieht man den blauen Fleck sehr?"

Ich stellte mich vor Nick und er musste ein paar mal blinzeln. Er musterte mein Gesicht und blieb an einem Punkt an meinem Kieferknochen hängen.

„Nein alles gut. Ich sehe nichts."

„Sehr gut. Bella hat mir gezeigt, wie man sowas abdeckt."

„Sag mal, hattest du nicht noch eine Frage?"

Wechselte er plötzlich das Thema und blieb wieder stehen. Wir hatten unseren Weg bereits fortgesetzt.

Aber ich merkte, dass ich schon lange nicht mehr seine Aufmerksamkeit hatte, sondern die schlanke Blondine, die sich an sein Motorrad lehnte.

„Ja genau."

Versuchte ich das Gespräch fortzuführen, obwohl es nichts brachte. Er war schon ganz woanders, das sah ich, als er sich auf die Unterlippe biss und wer weiß was dachte.

Ein Ort an dem ich nie sein wollte, in Nickolas Andersons Gedankenbahnen.

„Können wir ein anderes Mal darüber reden."

„Klar."
Ergab ich mich.

„Danke Baby, du hast was gut bei mir!"

Er drückte mir einen Kuss auf die Wange und ich überlegte in dem Moment als er mich stehen ließ, ob ich es weiter zulassen sollte das er mich überall im Gesicht küsste. Wer wusste, wo diese Lippen vorher waren?

Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken.

Besser nicht darüber nachdenken.

Um Nick seine Privatsphäre zu gönnen und meine zu schützen bog ich rechts ab auf den Parkplatz und behielt meine Blicke für mich.

Es ging mich nichts an, was Nick neben unserer Freundschaft so trieb.

Eine Antwort auf meine Fragen um Vance und die Gerüchteküche blieben erneut aus.

**

„Wow, das war der Warnsinn Kendall, diesen Sprung, den du gemacht hast und wie du vorher den Gegner getäuscht hast, war einfach unglaublich."

Schwärmte Patrick der zweite Center unseres Teams nach Vance, der heute nur auf der Bank gesessen hatte.

„Ähhh Danke Pat!"

Er klopfte mir auf die Schulter und ging am mir vorbei zu seinem Spinnt. Die Stimmung war ausgelassen, die Luft dünn und der Geräuschpegel hoch.

Dazu wurde die Bekleidung immer mäßiger und ich versuchte krampfhaft meine Augen bei mir zuhalten.

Das wurde aber schwer, als Vance auf einmal nur mit einem Handtuch bekleidet auf mich zu steuerte.

Er hatte nicht gespielt, aber geduscht?

Ich war verwundert.

„Gut gespielt Hutson, den Move musst du mir unbedingt beibringen."

Versuchte er sich an einem Gespräch aber ich merkte wie unsicher er war.

„Danke Vance."

Ich drehte mich weg um nicht weiter seine perfekt definierten Bauchmuskeln ansehen zu müssen und tat sehr beschäftigt.

„Bist du noch sauer auf mich wegen der Schlägerei? Ich habe mich bei Anderson entschuldigt und es kommt sicher nicht mehr vor."

Erklärte er aufrichtig und schob sich zu meinem Missfallen wieder in mein Blickfeld.

„Nein, nein, alles gut."

„Okay, Danke. Ich will keinen Streit im Team, auch wenn ich weiß, dass alles meine Schuld war."

Ich nickte, senkte meinen Blick, da ich merkte wie es mir langsam warm wurde. Verdammt ich konnte einfach nicht damit umgehen einen attraktiven fast nacken Mann zu sehen. Wobei zu meiner Verteidigung, das in dieser Form auch das erste Mal war für mich.

„Ich sehe du hast doch ziemlich was ab bekommen, das tut mir leid."

Ich machte den Fehler aufzusehen und direkt in seine schönen Augen zu sehen.

Meine Stimme war weg und ich spürte, wie es um mich herum anfing zu knistern. Das war diese Spannung, die ich immerzu nur bei Vance spürte.

Er hob auffordernd eine Augenbraue und innerlich stieg Panik in mir auf.

„Hartes Training bring mehr Erfolg. Ist es nicht so, Kendall!"
Jubelte Nick plötzlich neben mir und schüttelte mich an meiner Schulter.

„Richtig."
Lachte ich auf und versuchte die peinliche und anstaute elektrische Stimmung zu verscheuchen.

Maverick wirkte noch irritierter als vorher.

„Alter, du solltest dringend duschen du stinkst."
Meinte Nick.

Das hieß, dass er schon alles für mich hinterlegt hatte.

„Alles klar. Sie sind cool?"

Vance hielt mir seine Faust in.

„Wir sind cool."

Schlug ich bei ihm ein und hob einen Mundwinkel. Er lächelte dagegen offen und breit."

Ohne Worte ging er ein paar Schritte zu seinem Schrank und öffnete diesen. Ich bewegte mich immer noch nicht, obwohl ich Nicks Stimme neben mir gedämpft wahr nahm. Das Muskelspiel von Mavericks Rücken zog meinen Blick magisch an.

Er griff verschiedensten Dinge aus seinem Schließfach aber darauf achtete ich gar nicht.

Er ließ sein Handtuch fallen und genau so fiel mein Blick auf seinen perfekten blanken Knackarsch.

Erst als mich Nick packte und hinter sich her schleifte, kam ich zur Besinnung.

„Kendall du hast vielleicht Nerven..."
Zischte Nick und schleifte mich in die gewohnte Duschkabine.

„Was sollte das? Legst du es darauf an, erkannt zu werden?"
Knurrte er.

Ich war immer noch wie in Trance und versuchte zu verarbeiten was passiert war. Mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter und ich konnte an nichts anderes denken als an Mavericks perfekten Körper.

„Zieh dich endlich aus."
Raunte mir Nick von der anderen Seite der Duschkabine zu.

Ich schüttelte mich, riss mich zusammen und zog meine dreckige Wäsche aus, um sie in meiner Plastiktüte zu verstauen.

Die gesamte Tüte schob ich Nick unter dem schmalen Spalt meiner Kabine hindurch.

Er sagte nichts mehr und die hallenden Schritte vor meiner Dusche entfernten sich mehr und mehr.

Ich dagegen drehte mein Wasser auf kalt, auf richtig kalt, bis sich die Gänsehaut über meine komplette Haut gezogen hatte.

Vielleicht brachte mich eine kalte Dusche endlich wieder zur Vernunft....