23| Der Plan von Nick
„Und du und diese Raven kennt euch gut?"
Irgendwie wollte ich ein Gespräch beginnen, aber das war eigentlich nicht der richtige Einstieg. Es war auch nichts was mich interessierte. Leider wusste ich auch nicht, ob die Stille zwischen uns hier am Tisch so gut war.
Plötzlich war es mir sehr unangenehm das gefragt zu haben und meine Wangen begannen zu brennen.
Aber für Nick schien es super normal zu sein offen über alles zu reden.
„Ich hatte nur zwei Mal was mit ihr."
„Wieso?"
Warum konnte ich meine dumme Klappe nicht halten?
„Keine Ahnung. Sie ist speziell und speziell bedeutet anstrengend und für anstrengend habe ich einfach keine Zeit."
Ich nickte und nippte an meiner Dr. Peppers Cola.
„Jetzt zu meinem Plan, dich in die Duschen zu schmuggeln."
Nick hatte sofort meine Aufmerksamkeit und ich kreuzte meine Finger übereinander, um mein Kinn darauf abzulegen.
„Das praktische ist, dass die Duschkabinen getrennt sind und nicht offen. Weil du noch nie in den Duschen warst, nehme ich an, wusstest du das nicht."
Das stimmte, davon hatte ich keine Ahnung.
Aber wie sollte mir das helfen? Ich würde trotzdem halb nackte Männer sehen und sie würden auch erwarten mich so zu sehen.
Ich zog eine verzerrte Grimasse.
"Ich will euch nicht alle nackt sehen!"
Platzte es aus mir heraus und Nick zog amüsiert eine Augenbraue hoch.
"Das musst du auch nicht."
Die Bedienung kam, sie schien in unserem Alter zu sein und schenkte Nick ein strahlendes Lächeln. Sie sah hübsch aus mit ihren blonden Locken und den himmelblauen Augen. Nick fiel das gleich auf und ließ es sich nicht nehmen, ihr zu zuzwinkern.
Wir bestellten Pizza und Cola und waren kurz darauf wieder alleine.
"Wow, der wahre Player scheint wohl hier vor mir zu sitzen. Vielleicht ist Vance ja doch harmloser als ich dachte."
Ich sagte es mit einem ironischen Unterton, aber ein wenig überlegte ich doch, ob es nicht der Wahrheit entsprach. Nick lächelte mich an und legte den Kopf schief.
"Du hältst wohl nicht viel von Männern, die keine Beziehung eingehen. Ich bin ehrlich und sage das immer klar und offen. Ich habe nämlich keine Zeit für sowas."
"Das stimmt nicht. Ich selber will auch keine Beziehung haben und keiner Enttäuschung entgegenblicken müssen, die irgendwann kommt, wenn es nicht funktioniert."
Nick zog überrascht seine Augenbrauen hoch.
"Damit habe ich nicht gerechnet. Schon mal so enttäuscht worden?"
"Sagen wir, ich habe es am laufenden Band gesehen und mich dagegen entschieden das Gleiche durchzumachen. Und es gab auch niemanden, der mein Interesse auf diese Art und Weise geweckt hatte."
"Interessant. Sei mir jetzt nicht böse Sugar aber du siehst nicht nach der Frau aus, die ohne Gefühle mit einem Mann zusammen sein kann."
Ich kreuzte die Arme. Das war eine indirekte Beleidigung.
"Du gibst zwar die unnahbare Eisprinzessin, bist das aber nicht. Andere sind dir wichtiger als du selber zu glauben scheinst."
Er unterbrach unser Gespräch, als wir unsere Essen und die Getränke bekamen. Ein freches Grinsen lag auf seinen Lippen.
"Du kennst mich nicht!"
Tat ich seine Meinung über mich ab.
"Ich kenne dich genug, um das zu wissen und ich habe dich beobachtet, also dich und dein zweites Ich."
Er stopft sich ein Stück Pizza in den Mund.
"Was ich damit sagen will ist, das es in Ordnung ist. Du musst dich für niemanden verstellen."
Er sprach mit vollem Mund und es schien ihm egal zu sein, das ich eine Frau sein halb durchgekautes Pizzastück sah.
"Ich spiele seit Wochen allen Personen was vor."
Murmelte ich und nahm auf mein erstes Pizzastück in die Hand und biss ab.
Nick hielt kurz inne und musterte mich seltsam. Ich sah kurz etwas wie Mitleid in seinen Augen aufblitzen.
"Jetzt zu den wirklich wichtigen Dingen und auf das, worauf ich warte. Was ist dein Plan mit den Umkleiden?"
Lenkte ich ab und beobachtete ihn genau.
Nick hatte schon die Hälfte seiner Pizza verdrückt. Wie konnte jemand so schnell essen?
Er wischte sich in Ruhe seine schlanken Finger an der Papierserviette ab.
"Ganz einfach. Wir gehen zusammen duschen."
Kurz dachte ich, ich hätte mich verhört, bis in schallendem Gelächter ausbrach.
Das war doch nicht sein Ernst?"
Aber Nick sah mich weiter aufrichtig ernst an.
"Bist du übergeschnappt?"
Fluchte ich.
"Nein Sugar!"
"Also um das jetzt hier klarzustellen. Ich werde weder dich noch die anderen nackt sehen oder du mich, du Spanner."
Donnerte ich mit genervter Stimme und ließ das Pizzastück zurück auf den Teller segeln.
Nick begann so heftig zu lachen, dass ihm die Tränen in die Augen schossen.
Ich verstand nichts mehr und starrte ihn entgeistert an.
Jetzt war er verrückt geworden.
"Sugar. Ich will dich nicht nackt sehen. Glaube mir, das wäre nicht gut für unsere neue Freundschaft.
Was ich mit gemeinsam duschen meine ist, dass ich dich zu den Kabinen begleite. Und wir gemeinsam wieder zurückgehen. So kann ich sicherstellen, dass dich keiner sieht oder dich stört."
Ich atmete schwer aus und hörte ihm weiter zu. Jedoch erklärte das nur das Minimum.
"Soll ich in Klamotten duschen oder was? Ich muss den Weg dahin ja schon halbnackt antreten. Meinst du nicht, dass die anderen dann sehen werden das ich, na ja wie soll ich es sagen, Titten habe oder andere körperliche Unterschiede."
Nick grinste frech.
"Ja, mir ist es aufgefallen, das du Titten hast."
Er grinste frech und sah kurz auf meinen Busen, damit kassierte er einen Stoß auf seinen Unterarm.
"Du ziehst dich bis auf deine Trainingswäsche aus. Ich folge dir und in der Dusche entledigst du dich dem Rest. Die Türen sind abschließbar, weil es wohl früher eine gemischte Dusche der Lehrer und Angestellten war. Das heißt, die alten Duschen bieten in der Weise einen echten Vorteil.
Es sind Kabinen und du schließt ab."
Er machte eine Pause.
"In der Zeit darbiete ich deine neue Kleidung in der Reinigungskammer am Ende des Ganges. Nimmst du die letzten Kabinen, bist du nur ein paar Meter von diesem Raum entfernt. Dort ziehst du wieder das Minimum an und gehst zurück an deinen Spind."
Nervös knabberte ich an meiner Unterlippe.
Es klang riskant und kompliziert.
"Du scheinst lange darüber nachgedacht zu haben."
"Eigentlich nicht. Es ist wirklich gut, das es abschließbare Duschkabinen gibt. Ansonsten hätten wir ein echtes Problem."
"Okay..gut, das kann ich schaffen. Wenn du mir hilfst."
Murmelte ich.
"Und versuch, dich an Kabinengesprächen zu beteiligen. Red über das Training oder das letzte Spiel. Vermeid alles, was Drama oder Diskussion aufkommen lassen könnte. Dann sollte nichts schiefgehen."
Ich nickte.
"Wir sollten so einen Ablauf mal durchgehen oder ein Gespräch führen. Damit ich dir zeigen kann, was du an deiner Sprache noch ändern kannst, um authentischer zu sein.
"Das klingt besser."
Nick grinste, nahm einen großen Schluck von seiner Cola, als die Kellnerin unsere Teller abräumte.
Er ließ es sich nicht nehmen ihr erneut offensiv zu zuzwinkern.
"Die scheint es dir ja angetan zu haben."
"Sie hat einen geilen Arsch und ich würde gerne wissen, was unter der weißen Bluse schlummert."
"Du bist widerlich!"
"Sieh der Wahrheit ins Gesicht Sugar, wir sind alle gleich."
Ich seufzte leise und gab ihm innerlich recht.
"Wieso Sugar?"
Fragte ich.
"Du heißt Kendall, nennst dich Kandy und Kandy ist süß. Und was ist noch süß? -Zucker. Freunde sollten sich Spitznamen geben. Besonders wenn sie so süß sind wie du!"
"Ich bin nicht süß!"
Schnaufte ich aufgebracht, doch Nick war ganz woanders.
Er hatte mich nicht einmal angesehen, sondern sein Blick lag weiter auf der blonden Bedienung, die wieder auf uns zukam.
Ich lächelte frech und beugte mich über den Tisch zu ihm, seine Augen lagen immer noch auf der kleinen blonden Kellnerin.
Ganz langsam legte ich meine Lippen an seinen Hals und küsste ihn an der empfindlichen Stelle über seinem Puls.
Erschrocken zuckte er zusammen und sah mich mit großen Augen an.
"Alles klar, Nicki Baby."
Ich begann kleine Kreise auf seinen Unterarm zu malen, bevor ich sah, wie die Kellnerin sich empört wegdrehte und in die Küche rauschte.
Nick schnaufte auf und ich zog mich mit einem Gewinnerlächeln zurück.
In seinen Augen blitzte der Schalk auf.
"Okay vielleicht hat Vance doch recht und du bist nicht so süß wie du scheinst, saure Kandy!"
Ich lachte auf und wir beide bezahlten und ließen Trinkgeld auf dem Tisch liegen.
"Soll ich dich nach Hause fahren oder willst du woanders hin?"
"Gerne nach Hause. Für heute bin ich fertig!"
Gab ich erschöpft von mir und Nick überreichte mir seinen zweiten Helm.
"Danke Nicki."
Ich grinste belustigt durch das Visier.
"Nicki?"
"Freunde geben sich Spitznamen. Besonders wenn sie so süß sind wie du."
Äffte ich ihn nach und kicherte.
"Na warte Sugar, das bekommst du noch zurück und er stach mir mit dem Finger in die Rippen, um mich zu kitzeln."
"Hey Nickolas."
Rief jemand hinter meinem Rücken.
Nick reagierte umgehen und verschloss das Visier. Neben uns joggte Luke an und begrüßte Nick per Handschlag.
"Ich wollte nicht stören. Ich sehe, du bist beschäftigt, aber ich habe eine kurze Frage."
Er hielt mir die Hand hin.
"Luke Moore."
Ich legte meine Hand kurz in seine und schüttelte sie. Aber er schien wirklich anderes im Kopf zu haben und verlangte keine Vorstellung von mir.
"Kennst du eine Kandy Hutson?"
Mein Herz schlug aufgeregt gegen meine Rippen.
"Wieso?"
"Na ja, ich dachte, weil du mit ihrem Bruder zusammen spielst, kennst du sie auch."
"Ja, das tue ich. Wir sind sogar Freunde."
Nick warf mir einen kurzen grinsend Seitenblick zu.
Luke steckte nervös seine Hände in die Hosentasche. Ich musste echt gestehen, dass er mir von Mal zu Mal besser gefiel. Er wirkte nie so aufreißerisch wie Vance oder Nick.
"Kannst mir vielleicht ihre Nummer geben. Ich würde gerne mit ihr ausgehen. Sie war auf der Party so schnell weg."
"Tut mir leid. Ich gebe grundsätzlich keine Nummern von Freunden raus. Ich weiß ja gar nicht, ob sie das will."
Ich stieß Nick unauffällig, aber feste mit dem Ellenbogen in die Seite.
Sein lautes "Aua" machte es dann doch auffällig. Aber Luke bekam nichts mit.
"Ich sehe ihr wollt los. Dann muss ich mir die Nummer wohl von ihr selber besorgen. Bis dann!"
Er verabschiedet sich und wirkte ein wenig enttäuscht. Als er außer Hörweite war, gab ich Nick einen Klaps gegen den Hinterkopf.
"Du Esel was sollte das? Ich finde ihn süß. Warum hast du ihm nicht einfach meine Nummer gegeben."
"Erstens, nochmal Aua und Sugar du kannst echt brutal sein."
Meine Mundwinkel zuckten, was er aber nicht sehen konnte.
"Zweitens, war das die Rache für gerade eben und drittens bin ich der Meinung, dass Luke nicht der Richtige für dich ist. Er ist zu nett."
Er zwinkerte mir zu und ich öffnete erneut das Visier, damit er mein Augenrollen sehen konnte.
"Na komm, ich bringe dich jetzt nach Hause."
Nick stieg auf sein Motorrad, ich kletterte dahinter und hielt mich gut an ihm fest. Gerne hätte ich ihn gefragt, was er mit »zu nett« meinte. Wie konnte ein Kerl zu nett sein? Das war doch genau das, was ich wollte, oder?
Nick startete den Motor und fuhr los, während ich meinen Gedanken nachging und den Fahrtwind um meinen Körper genoss...
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