8: TXT (Christmas Special)
5.215
In einem kleinen, verschneiten Dorf, verborgen zwischen dichten Tannenwäldern und glitzernden Berghängen, herrschte eine seltsame Stille. Es war der Tag vor Weihnachten, doch dieses Jahr schien die Magie zu fehlen. Die festliche Stimmung, die sonst durch die schmalen Gassen wehte, war wie ein Hauch verflogen. Kein Lachen, keine Lichterketten, keine tanzenden Schneeflocken, die den Kindern Freude bereiteten.
Inmitten der stillen Dunkelheit saß eine kleine Gestalt in einer alten Bibliothek, die mehr nach Geschichten als nach Staub roch. Sie hielt ein zerfleddertes Buch in den Händen, das so alt war, dass der Titel kaum noch lesbar war. Doch die Worte darin waren stark, beinahe lebendig. Es hieß, dieses Buch enthielt die Antwort darauf, wie man die verlorene Weihnachtsmagie wiederentfachen konnte.
Das einzige Problem? Der Text war in einer geheimnisvollen Sprache geschrieben, die niemand im Dorf mehr verstand. Doch die kleine Gestalt war entschlossen, herauszufinden, wie man die Weihnachtsfreude zurückbringen konnte – koste es, was es wolle.
„Kann ich es wirklich schaffen, die Weihnachtsstimmung zurück zu holen?", fragte Yeonjun und warf einen Blick durch das große Fenster neben dem Tisch, an welchem er saß und an welchem er schon seit Stunden versuchte, diese Sprache irgendwie zu entziffern.
Es dämmerte bereits, die Nacht stand bevor, doch die Straßen waren dunkel. Yeonjun nahm sich seine Jacke, das Buch fest an seine Brust gedrückt, und lief durch die stillen, leeren und dunklen Straßen.
Nichts in diesem Dorf deutete darauf hin, dass morgen der Heilige Abend sein würde. Nichts in diesem Dorf. Keine Sterne, Fensterbilder, Lichterbögen oder Kerzen in den Fenstern, kein Lametta an Büschen in den Gärten. Keine Lichterketten an den Bäumen. Ja, nicht mal Mistelzweige oder Glocken waren aufgehangen worden. Der Marktplatz, an welchem in jedem Jahr zuvor eine majestätische Tanne mit den schönsten Schmuckstücken hing, wirkte wie leer gefegt.
Ein tiefes Seufzen entfiel ihm.
„Weihnachten ist doch die Zeit der Freude und der Liebe. Wieso wirkt dieses Dorf dann so tot, wie noch nie zuvor? Warum spielen, wie sonst, keine Kinder auf dem zugefrorenen See, der nahe unseres Dorfes ist? Warum wirkt dieses Dorf wie verlassen?", sprach Yeonjun und senkte enttäuscht seinen Kopf.
Es schmerzte ihn, das Dorf so zu sehen.
Nachdenklich setzte er sich auf eine Bank, die einen hervorragenden Blick auf den See bot. Er öffnete das Buch und sah erneut diese unverständlichen Zeichen, was ihn einfach nur bedrückte.
Seufzend klappte er das Buch wieder zu, schloss seine Augen und murmelte: „Bitte. Gebt mir ein Zeichen. Irgendeins, das mir sagen kann, dass ich es wirklich schaffen kann und das Alles nicht nur vergebliche Mühe ist.", flehte er, als plötzlich ein Schrei ertönte.
Erschrocken sah Yeonjun auf, in Richtung See und was er da sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er sah im Eis, das den See bis eben noch komplett bedeckt hatte, ein klaffendes Loch und wie jemand vergeblich versuchte, sich irgendwie an Land zu ziehen. Doch immer wieder rutschte er vom Eis ab und war kurz davor zu ertrinken.
Eilig legte Yeonjun das Buch bei Seite, zog seine Jacke aus und rannte auf den See zu. Robbend bewegte er sich über die brüchige Eisoberfläche zu dem Unbekannten.
„Halte durch! Ich helfe dir!", rief er und kam der eingebrochenen Eisstelle immer näher. „Hier! Nimm meine Hand! Versuch ruhig zu bleiben.", sprach Yeonjun, als er nah genug war.
Der Unbekannte, dessen Atem in hastigen Wolken in die kalte Luft aufstieg, hob zitternd seine Hand, um nach Yeonjun zu greifen. Das eisige Wasser hatte ihn geschwächt, seine Finger waren klamm, und seine Augen flehten stumm um Hilfe. Yeonjun streckte sich so weit er konnte, während das Eis unter ihm bedrohlich knirschte.
Mit einem letzten Ruck schaffte es Yeonjun, die Hand des Fremden zu ergreifen. „Ich habe dich! Halte dich fest!" Mit aller Kraft zog er ihn langsam aus dem eisigen Wasser. Zentimeter um Zentimeter kämpften sie sich zurück auf sichereres Eis, bis sie schließlich wieder auf festem Boden ankamen. Der Unbekannte lag keuchend im Schnee, während Yeonjun neben ihm zusammensackte.
Nach einem Moment der Stille rappelte sich Yeonjun auf und wickelte seine eigene Jacke um die zitternde Gestalt. „Du bist durchgefroren. Komm, wir müssen dich ins Warme bringen."
Der Unbekannte nickte schwach, seine Stimme war ein Flüstern. „Danke... ohne dich..."
Yeonjun winkte ab. „Wir reden später. Erst mal bist du dran, wieder auf die Beine zu kommen."
Er stützte den Fremden, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück ins Dorf. Als sie die Straßen erreichten, fiel Yeonjun etwas Merkwürdiges auf: Ein einzelnes Licht flackerte in einem Fenster. Es war nur eine kleine Flamme, vielleicht eine Kerze, aber sie brannte.
„Das... das war vorhin nicht da", murmelte Yeonjun und blieb einen Moment stehen, um das Licht zu betrachten.
Der Fremde, noch immer schwach, hob den Kopf. „Vielleicht... ist das dein Zeichen", sagte er mit brüchiger Stimme, bevor er sich schwer auf Yeonjun stützte.
Yeonjun schluckte. War es möglich? War dies ein Hinweis, dass er auf dem richtigen Weg war? Aber wer war dieser Fremde, und warum hatte sich plötzlich etwas in der Dunkelheit des Dorfes verändert?
Neugier und Hoffnung flammten in seinem Inneren auf. Sie gingen weiter, ohne zu wissen, dass diese Nacht mehr als nur ein Leben retten würde.
Letztendlich kamen Yeonjun und der Fremde bei der Bibliothek an, wo er den Kamin entzündete und den Fremden vor diesem verfrachtete und ihn anschließend noch in eine kuschelige Decke einwickelte.
„Wärme dich am Feuer auf. Ich hole dir so lange einen warmen Kakao." „Mit Marshmallows?", fragte der Junge, seine Augen glänzten freudig. Ein Lachen entfiel Yeonjun, ehe er nickte und entgegnete: „Mit Marshmallows." Freudig nickte der junge Mann.
So machte sich Yeonjun auf den Weg in die Küche, bereitete zwei Tassen mit Kakao vor und vergaß selbstverständlich nicht die kleinen Marshmallows, die sich der junge Mann gewünscht hatte. Die Tassen stellte er auf ein Tablet ab und ging zurück zum Kamin, vor welchem der Unbekannte noch immer saß, in dessen Gesicht langsam wieder Farbe einkehrte.
„Hier. Bitte.", hielt Yeonjun dem Unbekannten lächelnd eine Tasse Kakao entgegen, welche dieser dankend annahm. Er legte beide seiner Hände um die Tasse, um diese aufzuwärmen und nippte an ihr. Auch Yeonjun nippte an dem Kakao, ehe er fragte: „Du musst noch die nassen Klamotten ausziehen, damit du dich auch wirklich von dem Sturz ins Wasser erholen kannst. Ich hole dir was. Warte hier."
Mit diesen Worten stand Yeonjun wieder auf, kramte in seinem Schrank nach Klamotten, die dem Fremden vielleicht passen könnten und kehrte anschließend wieder zu diesem zurück.
„Hier. Die müssten in etwa deiner Größe entsprechen. Du kannst dich da drüben in Ruhe umziehen und dann kannst du dich weiter am Kamin aufwärmen."
Dankend nahm der junge Mann die Sachen an, ging dorthin, wohin Yeonjun wies und zog sich um. Dann setzte er sich wieder vor den Kamin auf den Boden. Yeonjun wickelte den Fremden erneut in die Decke und dieser nahm sich wieder die Tasse. Während Yeonjun die nassen Sachen zum Trocknen aufhing, sah sich der Unbekannte in der Bibliothek um.
„Wohnst du hier?", fragte er. „Ja. Ich bin hier quasi aufgewachsen. Der Bürgermeister wollte die Bibliothek schließen, weil niemand mehr in diese ging und sie nur unnötige Kosten brachte. Ich konnte das nicht zulassen. Deswegen habe ich alles verkauft, was ich hatte und versucht wenigstens diese Bibliothek zu retten. Und es ist mir gelungen. Es kommt zwar nach wie vor nur äußerst selten jemand in diese Bibliothek, meistens auch nur die selben Personen, aber es wäre viel schlimmer gewesen, wenn man dieses Gebäude und das Ganze in ihm befindliche Wissen der Weltgeschichte und der Menschheit vernichtet hätte."
„Hast du keine Familie?"
„Nein. Nicht mehr. Ich war Einzelkind und meine Eltern sind vor langer Zeit gestorben."
„Das tut mir leid."
„Ich habe mich damit arrangiert.", lächelte Yeonjun und setzte sich wieder neben den Unbekannten.
„Und was ist mit dir? Ich habe dich noch nie in diesem Dorf gesehen. Wohnst du hier?", fragte Yeonjun.
„Nein. Ich wohne nicht hier. Ich war auf Durchreise. Mein Beutel mit meinen Habseligkeiten ist nun irgendwo am Grunde des Sees. Wie heißt du eigentlich? Ich würde mich gerne bei meinem Lebensretter bedanken."
Ein kleines Lachen entfiel Yeonjun, ehe er antwortete: „Ich heiße Choi Yeonjun. Und du?" „Mein Name ist Kang Taehyun.", beantwortete der Unbekannte. „Freut mich, dich kennenzulernen, Taehyun."
Lächelnd gaben sich die Beiden ganz altmodisch die Hände, nicht wissend, dass sich zwischen ihnen noch eine ganz besondere Freundschaft entwickeln würde.
„Möchtest du noch einen Kakao?", fragte Yeonjun.
„Ja, gerne! Der war wirklich köstlich", antwortete Taehyun mit einem warmen Lächeln, während er seine fast leere Tasse betrachtete. „Und... danke, Yeonjun. Für alles. Du hast mir heute mehr als nur das Leben gerettet."
Yeonjun winkte ab, erhob sich aber, um in die Küche zu gehen und neuen Kakao aufzusetzen. Währenddessen ließ Taehyun seinen Blick erneut durch die Bibliothek schweifen. Die hohen Regale, die bis zur Decke reichten, die Bücher in allen Farben und Größen – es war ein magischer Ort, wie aus einer anderen Zeit.
Doch etwas zog besonders seine Aufmerksamkeit auf sich: das alte Buch, das Yeonjun vorhin bei sich getragen hatte, lag noch immer auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin. Taehyun beugte sich vor, um es genauer zu betrachten. Seine Finger glitten vorsichtig über den Einband, und er schien plötzlich wie erstarrt.
Als Yeonjun mit zwei dampfenden Tassen Kakao zurückkam, bemerkte er den starren Blick seines Gastes. „Alles in Ordnung, Taehyun?", fragte er und setzte sich neben ihn.
Taehyun sah auf und wirkte einen Moment unsicher. „Yeonjun... dieses Buch... es ist nicht nur irgendein Buch."
Yeonjun runzelte die Stirn und stellte die Tassen ab. „Das weiß ich. Es ist alt und voller Geheimnisse, aber ich verstehe die Sprache nicht. Ich habe keine Ahnung, was darin steht."
Taehyun strich langsam über die Schriftzeichen auf dem Einband. „Ich kenne diese Sprache. Es ist Alt-Hangul, eine uralte Form unserer Schrift. Mein Großvater hat sie mich gelehrt, als ich ein Kind war. Sie wird heute kaum noch verwendet, aber ich kann sie lesen."
Yeonjun riss die Augen auf. „Was? Du kannst das wirklich lesen? Taehyun, das ist unglaublich! Kannst du mir helfen, herauszufinden, was darin steht? Ich glaube, es hat etwas mit der Weihnachtsmagie zu tun. Es könnte der Schlüssel sein, um unser Dorf wieder zum Leuchten zu bringen!"
Taehyun nickte, seine Augen strahlten vor Neugier und Entschlossenheit. „Ich werde es versuchen. Aber ich muss dich warnen – alte Texte wie dieser enthalten oft mehr als nur Worte. Sie bergen Geschichten, Rätsel... und manchmal auch Magie, die man nicht sofort versteht."
„Das Risiko nehme ich in Kauf", sagte Yeonjun entschlossen. „Wenn es auch nur den Hauch einer Chance gibt, die Freude von Weihnachten zurückzubringen, müssen wir es versuchen."
Taehyun schlug das Buch auf, und die vergilbten Seiten knarrten leise. Die fremdartigen Schriftzeichen begannen im Schein des Feuers seltsam lebendig zu wirken, fast als wollten sie flüstern.
„Lass uns herausfinden, was es uns zu sagen hat", flüsterte Taehyun und begann, die ersten Zeilen laut zu übersetzen.
„Es war einmal ein junger Mann, der in seinem Leben viel Leid ertragen musste. Ein Unfall, der ihm seinen Traum vom Tanzen zerstörte. Der Tod seiner Großeltern, die ihn teils mit aufgezogen haben. Der frühe Tod seiner Eltern, welche bei ihrer Heimfahrt zu ihrem geliebten Sohn mit ihrem Auto von der Straße abkamen. Der Tod seines geliebten Haustieres, welches ihm immer Mut gab und ihn beruhigte. Alleine schon, wenn er durch das weiche Fell seines kleinen, vierbeinigen Freundes streichelte und seine beruhigendes Schnurren hörte, schien sein ganzer Körper ruhiger zu werden."
„Warte bitte kurz.", unterbrach Yeonjun Taehyun mit Tränen in den Augen, als er seine Hand auf den Arm seines Gastes legte. Aufgewühlt stand er auf, verschwand in die Küche und lehnte sich an das Spülbecken. Tränen kullerten über seine Wangen.
Besorgt stand Taehyun ebenso auf und folge seinem Lebensretter in die Küche. „Was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte Taehyun ruhig.
„Doch. Alles okay. Manchmal finde ich Bücher einfach faszinierend, weißt du?", schniefte Yeonjun kurz, als er sich umdrehte und seinen Gast mit einem aufgezwungenen Lächeln entgegen blickte. „Dieser eine kleine Abschnitt, den du vorgelesen hast, hat mich an mein eigenes Leben erinnert."
Taehyun blickte Yeonjun mitfühlend an und trat näher. „Dein eigenes Leben?", fragte er leise. „Hat dich das Buch so sehr berührt, weil du Ähnliches durchgemacht hast?"
Yeonjun nickte langsam und wischte sich hastig die Tränen weg. „Es ist, als hätte dieses Buch... meine Geschichte aufgeschrieben." Seine Stimme zitterte leicht. „Der Unfall, der mir meinen Traum genommen hat... ich wollte Tänzer werden. Es war mein größter Wunsch, aber ich habe nie wieder richtig tanzen können, nachdem ich gestürzt bin."
Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: „Meine Eltern... sie sind vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, genau wie im Buch beschrieben. Und mein Kater... er war mein Trost, mein Zuhause, wenn alles zu viel wurde. Als er starb, fühlte es sich an, als hätte ich den letzten Teil meiner Familie verloren."
Yeonjun atmete tief durch und sah Taehyun mit geröteten Augen an. „Es tut mir leid, dich mit all dem zu belasten. Es ist nur... wie kann ein Buch all das wissen? Es ist, als würde es direkt zu mir sprechen."
Taehyun legte eine Hand auf Yeonjuns Schulter. „Du belastest mich nicht. Und vielleicht... vielleicht hat dieses Buch dich gefunden, weil es dir etwas zeigen will. Vielleicht gibt es einen Grund, warum gerade du es geöffnet hast."
Yeonjun schnaubte ein leises Lachen. „Glaubst du, das Buch ist magisch?"
„Vielleicht nicht das Buch selbst", sagte Taehyun nachdenklich. „Aber die Geschichten darin könnten magisch sein. Vielleicht sind sie dazu da, Menschen zu erreichen, die Hoffnung verloren haben, und ihnen den Weg zurück zu sich selbst zu zeigen."
Yeonjun senkte den Blick, seine Hände umklammerten die Arbeitsplatte des Spülbeckens. „Hoffnung", murmelte er. „Ich dachte, ich hätte sie längst verloren. Vielleicht... vielleicht hast du recht."
Nach einer kurzen Stille sah er Taehyun wieder an. „Willst du... weiterlesen? Ich denke, ich bin bereit."
Taehyun nickte und lächelte aufmunternd. „Natürlich. Aber lass uns wieder zurück in die Bibliothek gehen. Das Feuer wärmt uns, und vielleicht können wir dort besser verstehen, was das Buch uns sagen will."
Gemeinsam kehrten sie zum Kamin zurück, wo das Buch noch immer aufgeschlagen lag. Yeonjun setzte sich neben Taehyun, und dieser begann, die nächsten Zeilen vorzulesen – diesmal mit Yeonjuns voller Aufmerksamkeit und einer neuen Entschlossenheit in seinen Augen.
„Es gab eine Zeit, in der es dem jungen Mann einfach zu viel wurde. Er hatte die Hoffnung und seinen Lebenswillen verloren. Eines Tages ging er an die frische Luft und stieg auf das Dach seines Hauses. Er wollte nicht mehr. Er wollte aufgeben. Damals ließ er ein letztes Mal den Anblick des Dorfes auf sich wirken. Er wollte sich verabschieden. Doch da geschah es. Das sonst so dunkle Dorf begann plötzlich hell zu erstrahlen. In den Fenstern leuchteten Lichterbögen und erhellten die Räume und Straßen. Die Tannenbäume erstrahlten in einem hellen Licht, welches die Kugeln und all den Schmuck an diesem zum glitzern brachten. Er vernahm fröhliches Kinderlachen und sah schüchterne Pärchen, die unter einem Mistelzweig standen und sich küssten. Da wurde ihm klar, egal wie dunkel die Welt auch schien, wenn man nur geduldig war, erstrahlte alles wieder in hellem, lebendigem Licht. Weihnachten rettete ihn. Weihnachten ermöglichte ihn, weiter zu machen und anderen ebenso ein längeres Leben zu ermöglichen."
Damit beendete Taehyun das erste Kapitel und wandte mit den Worten: „Weihnachten rettete ihn?" seinen Blick zu Yeonjun, der mit geweiteten Augen in die Leere blickte. „Das...Das kann doch kein Zufall sein, oder?", fragte Yeonjun. „Wovon sprichst du?", fragte Taehyun.
„Weihnachten...Es...Es rettete auch mich. Bei...Bei mir war es genau so, wie in dem Buch geschrieben. Ich stand auf dem Dach meines Familienhauses, wollte mich von dem Dorf verabschieden, in welchem ich eine glückliche Kindheit verbringen durfte. Da ging plötzlich der ganze Weihnachtsschmuck an, durch welchen ich die ganzen Menschen sehen konnte. Es hat mich so sehr verzaubert, dass ich mir dachte: so schlimm kann das Leben doch nicht sein. Es war ein Geschenk, welches ich drauf und dran war aufzugeben. Als ich diese ganzen Weihnachtslichter sah, wollte ich weiterleben. Ich wollte wissen, was Gott noch für mich geplant hatte. Umso mehr schmerzt es mich, dieses Dorf, das mir einst mein Leben rettet, so tot erleben zu müssen."
Taehyun sah Yeonjun mit einem Ausdruck tiefen Mitgefühls an, als er dessen Worte hörte. „Das ist wirklich unglaublich...", sagte er leise. „Dieses Buch scheint auf eine seltsame Weise mit dir verbunden zu sein. Es kennt deine Geschichte, Yeonjun. Vielleicht sogar besser, als du es selbst tust."
Yeonjun lehnte sich zurück und rieb sich über das Gesicht, als wollte er die verwirrenden Gedanken vertreiben. „Aber warum? Warum jetzt? Warum dieses Buch? Und was soll ich damit anfangen?"
Taehyun schlug das Buch nachdenklich zu und betrachtete den Einband. „Vielleicht will es dich daran erinnern, was du einst durch Weihnachten gelernt hast – dass selbst in den dunkelsten Momenten Licht sein kann. Vielleicht sollst du das Licht zurückbringen, Yeonjun. Nicht nur für dich, sondern für alle hier im Dorf."
Yeonjun schüttelte langsam den Kopf, ein bitteres Lächeln auf den Lippen. „Aber wie? Ich bin doch nur ein einfacher Kerl, der Bücher liebt. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Magie von Weihnachten zurückbringen soll. Es fühlt sich an, als hätte das ganze Dorf längst aufgegeben."
„Vielleicht brauchst du nicht die ganze Antwort auf einmal", sagte Taehyun nachdenklich. „Vielleicht reicht es, mit einem kleinen Funken anzufangen. Erinnerst du dich daran, wie ein einziges Licht in einem Fenster dich heute Abend überrascht hat? Ein Funke reicht oft aus, um ein Feuer zu entzünden."
Yeonjun dachte einen Moment nach. Taehyuns Worte hallten in ihm nach. „Ein Funke..." murmelte er. „Aber was könnte dieser Funke sein?"
Taehyun legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Vielleicht bist du der Funke, Yeonjun. Du hast mich gerettet, ohne zu zögern. Vielleicht kannst du das Gleiche für das Dorf tun – es daran erinnern, dass Weihnachten noch lebt, auch wenn es sich vergessen hat."
Yeonjun sah ihn an, und in seinen Augen begann ein kleines Leuchten zurückzukehren. „Vielleicht hast du recht, Taehyun. Ich weiß noch nicht, wie... aber ich will es versuchen. Ich will dem Dorf das Licht zurückgeben, das es mir einst geschenkt hat."
Taehyun lächelte. „Dann fangen wir an. Vielleicht steckt die Antwort ja in den nächsten Kapiteln des Buches."
Gemeinsam öffneten sie es erneut, bereit, die Geheimnisse der alten Geschichte zu lüften – und die Weihnachtsmagie wieder zu entfachen.
Doch was sie sahen, überraschte sie. Die Seiten waren leer. Egal wie viele Seiten sie überblätterten. Nirgendwo stand mehr etwas geschrieben.
„Was hat das zu bedeuten? Wieso sind die Seiten auf einmal leer?", fragte Yeonjun. „Vielleicht bedeutet das, dass du die Geschichte selbst fortsetzen musst. Dieses eine Kapitel sollte dich lediglich daran erinnern, warum dir Weihnachten so viel bedeutete und was es wert ist, es in dieses Dorf zurückzuholen." „Aber...Wenn das wirklich so ist, warum konnte ich es dann nicht selbst lesen? Warum bin ich dir begegnet? Dir, der als scheinbar einziger Mensch in dieser Welt, diese alte Sprache übersetzen kann?"
Taehyun überlegte kurz.
„Erinnerst du dich noch an den letzten Satz des Kapitels, was ich eben vorgelesen habe? 'Weihnachten ermöglichte ihn, weiter zu machen und anderen ebenso ein längeres Leben zu ermöglichen.' Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich nicht mehr am Leben. Ich wäre in diesem See entweder erfroren oder ertrunken. Doch du rettetest mich. Dadurch hast du es mir ermöglicht, ein längeres Leben zu führen."
Yeonjun starrte Taehyun an, die Bedeutung von dessen Worten hallte in seinem Kopf wider. „Also... meinst du, dass das Buch mich nicht nur daran erinnern wollte, warum Weihnachten so wichtig ist, sondern dass es mich auch auf dich geführt hat? Dass du ein Teil dieser Geschichte bist?"
Taehyun nickte langsam. „Vielleicht sind wir beide ein Teil davon. Vielleicht sollte unsere Begegnung genau so passieren, damit wir uns gegenseitig helfen können. Du hast mir mein Leben gerettet, Yeonjun. Jetzt könnte es meine Aufgabe sein, dir zu helfen, das Licht und die Hoffnung in dein Leben – und dieses Dorf – zurückzubringen."
Yeonjun schwieg für einen Moment und ließ den Gedanken auf sich wirken. Dann sah er Taehyun an, und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. „Wenn das stimmt, dann müssen wir herausfinden, wie wir anfangen. Aber woher sollen wir wissen, was das Dorf wirklich braucht?"
Taehyun lehnte sich zurück und schaute nachdenklich ins Feuer. „Vielleicht... sollten wir es fragen."
Yeonjun runzelte die Stirn. „Das Dorf fragen? Wie meinst du das?"
„Nicht wortwörtlich", sagte Taehyun. „Aber schau mal – das Dorf hat dir damals ein Zeichen gegeben, als es dir am dunkelsten war. Die Lichter, die Menschen, das Leben. Vielleicht wartet es darauf, dass jemand wie du wieder zuhört, wieder hinschaut. Weihnachten ist nicht nur Schmuck und Lichterketten. Es ist Gemeinschaft, Liebe und Hoffnung. Vielleicht müssen wir einfach damit anfangen, die Menschen daran zu erinnern."
Yeonjun dachte darüber nach und nickte schließlich langsam. „Du hast recht. Aber... wo fangen wir an? Die Menschen hier scheinen so verloren. Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt noch daran glauben."
Taehyun lächelte und zeigte auf das Buch. „Du hast es selbst gesagt, Yeonjun: Ein einziger Funke reicht, um ein Feuer zu entfachen. Lass uns diesen Funken finden – gemeinsam."
Yeonjun spürte, wie sich ein kleiner, aber entschlossener Knoten der Hoffnung in seiner Brust formte. „Okay", sagte er schließlich. „Wir versuchen es. Aber ich brauche deine Hilfe, Taehyun."
„Ich bin dabei", sagte Taehyun ohne zu zögern. „Ab jetzt sind wir Partner in dieser Geschichte."
Das Feuer im Kamin knackte leise, und die beiden jungen Männer saßen noch eine Weile schweigend da, während der Plan für das, was vor ihnen lag, langsam Gestalt annahm. Irgendwo draußen flackerte erneut ein einzelnes Licht in einem Fenster auf, als ob das Dorf selbst bereit war, ihnen zu lauschen.
Yeonjun vergewisserte sich nochmal bei Taehyun, ob er wirklich wieder aufgewärmt war oder irgendwelche gesundheitlichen Probleme durch den Sturz in den See spürte, ehe sie gemeinsam die Bibliothek verließen und vor der Tür auf der in Dunkelheit gehüllten Straße standen. Langsam liefen sie durch diese und ließen die Dunkelheit auf sich wirken, die sie mit einer tiefen Traurigkeit füllte. Die einzige Lichtquelle, die sie hatten, war der Halbmond, der hoch am Himmel stand. Nicht mal die Straßenlaternen gingen an. Schon seit der Vorweihnachtszeit nicht mehr.
„Es ist so deprimierend, das Dorf so zu sehen.", flüsterte Yeonjun leise. „Wir werden Erfolg haben, Yeonjun.", sprach Taehyun seinem neuen Freund Mut zu, welcher ihm dankbar anlächelte und nickte. „Es war doch das Haus dort drüben, nicht? Das Haus, in welchem bei unserem Weg vom See zur Bibliothek ein Licht im Fenster brannte.", fragte Taehyun, was Yeonjun abnickte.
Tatsächlich brannte es noch immer im Fenster.
Zielsicher gingen die Freunde auf die Tür zu und Taehyun klopfte an dieser an. Als sie sich öffnete, trat eine kleine, zierliche Frau mit Brille hervor. „Guten Abend, Frau Kim.", lächelte Yeonjun freundlich und verbeugte sich kurz höflich. „Ah. Choi Yeonjun. Mein Bibliothekar des Vertrauens. Was führt dich zu dieser späten Stunde zu meinem bescheidenen Heim? Wollt ihr herein kommen?"
Im Gegensatz zu ihren freundlichen Worten, klang ihre Stimme sehr belegt und traurig, weshalb sich die beiden Freunde einen kurzen Blick zuwarfen.
„Sehr gerne. Wenn Sie es uns gestatten?" „Nur hereinspaziert.", beantwortete die Frau die Frage Yeonjun's und machte eine einladende Geste. Gemeinsam traten Yeonjun und Taehyun ein und sahen sich um. Nicht eine Ecke des Hauses war geschmückt. Das einzige Licht, war tatsächlich die kleine Kerze, die man auch von der Straße aus sehen konnte.
„Darf ich euch etwas anbieten?", fragte die Frau mit nach wie vor belegter Stimme, als sich alle drei im Wohnzimmer auf Sofa und Sessel nieder lassen. „Frau Kim, wo sind denn Ihre Kinder und Ihr Mann?", suchte Yeonjun langsam das Gespräch. „Meine Kinder schaffen es zu Weihnachten nicht nachhause. Zu viel Stress in Ausbildung und Studium. Und mein Mann muss die Feiertage über arbeiten." „Haben Sie deshalb nicht geschmückt?", fragte nun auch Taehyun vorsichtig und erhielt als Antwort ein Nicken. Ich bin zu alt, um das alleine zu schaffen. Außerdem bringt es auch nichts, wenn es ohnehin niemand sehen würde. Für mich alleine macht es keinen Sinn."
„Wollen Sie nicht morgen Abend zu uns in die Bibliothek kommen? Dann wären Sie nicht alleine. Ihre Gesellschaft hat mir schon immer Freude bereitet.", lächelte Yeonjun freundlich. „Danke, für die nette Einladung. Ich werde es mir überlegen.", beantwortete sie freundlich.
„Frau Kim. Meinen Sie, Sie könnten uns vielleicht etwas von Ihrem Weihnachtsschmuck leihen?" „Gerne. Aber wofür benötigt ihr es?" „Das werden Sie morgen sehen. Wir werden Ihnen ein unvergessliches Weihnachten bescheren, wenn Sie es uns gestatten.", lächelte Taehyun.
So ging es den ganzen Abend. Taehyun und Yeonjun suchten einige der Häuser auf und sprachen kurz mit den Dorfbewohnern. Alle waren entweder aus irgendeinem Grund, traurig oder standen unter Stress. Alle luden Sie für den morgigen, heiligen Abend zu sich in die Bibliothek ein und überall borgten sie sich etwas Weihnachtsschmuck.
Sie hatten einen Plan und diesen wollten sie bis spätestens morgen Abend in die Tat umsetzen.
Wenn sich die Dorfbewohner nicht für den Zauber von Weihnachten interessierten, mussten Taehyun und Yeonjun eben selbst Hand anlegen und den Dorfbewohnern zeigen, wie wundervoll dieses Fest sein konnte.
Am nächsten Morgen begannen Yeonjun und Taehyun schon früh mit den Vorbereitungen. Die Bibliothek, die sonst so still und nüchtern war, verwandelte sich Stück für Stück in einen warmen, einladenden Ort voller festlichem Glanz. Die Lichterketten, die sie von den Dorfbewohnern geliehen hatten, wurden kunstvoll entlang der Regale angebracht. Zwischen den Büchern leuchteten kleine Kerzen, die ein sanftes, warmes Licht verbreiteten. Der Weihnachtsbaum, den sie am Vorabend aufgestellt hatten, wurde mit den gesammelten Kugeln, Schleifen und Sternen geschmückt.
Taehyun begann in einer Ecke der Bibliothek eine kleine Bühne zu improvisieren. „Wenn wir schon so viele Leute einladen, brauchen wir auch Musik", sagte er grinsend. Yeonjun warf ihm einen neugierigen Blick zu. „Du hast gestern erwähnt, dass du singen kannst. Meinst du, das reicht?"
Taehyun schmunzelte. „Warte nur ab. Musik ist nicht nur mein Talent – sie verbindet die Menschen. Ich bin sicher, die Dorfbewohner werden sich davon mitreißen lassen."
Während Taehyun die Bühne vorbereitete, kümmerte sich Yeonjun um die Verpflegung. Er hatte jedem Dorfbewohner, den sie besucht hatten, eine kleine Aufgabe gegeben – einige sollten Kekse backen, andere Getränke mitbringen. „Wir haben kein Festmahl, aber wenn jeder etwas beisteuert, wird es reichen", hatte er erklärt.
Als der Abend nahte, erstrahlte die Bibliothek in einem magischen Glanz. Taehyun stellte die letzten Lautsprecher auf, während Yeonjun prüfte, ob die Lichter alle funktionierten. Beide betrachteten schließlich das Ergebnis ihrer Arbeit.
„Es sieht unglaublich aus", sagte Yeonjun und atmete tief ein. „Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass die Leute kommen."
Und tatsächlich – kurz darauf öffnete sich die Tür, und Frau Kim war die erste, die eintrat. Sie hielt einen Teller mit frisch gebackenen Plätzchen in den Händen und lächelte verlegen. „Ich wollte mich für die Einladung bedanken", sagte sie leise.
„Danke, dass Sie gekommen sind", antwortete Yeonjun und nahm ihr die Kekse ab. „Wir hätten das nicht ohne Ihre Hilfe geschafft."
Nach und nach strömten mehr Dorfbewohner in die Bibliothek. Einige brachten Essen mit, andere nur ihre Gesellschaft, aber alle waren von der festlichen Atmosphäre überwältigt. Die Lichter, der Baum, die Wärme – es fühlte sich an, als würde das Dorf wieder lebendig werden.
Taehyun trat auf die kleine Bühne und holte tief Luft. „Vielen Dank, dass ihr heute Abend hier seid", begann er. „Dieses Weihnachten mag für viele von uns schwer sein, aber wir wollten euch zeigen, dass wir nicht alleine sind – dass wir gemeinsam die Dunkelheit durchbrechen können."
Dann begann er zu singen. Seine klare, warme Stimme füllte die Bibliothek, und die Menschen hörten gebannt zu. Einige begannen leise mitzusingen, andere klatschten im Takt. Die Musik schien das Eis in den Herzen der Dorfbewohner zu brechen, und zum ersten Mal seit Jahren war das Dorf wieder von Lachen und Freude erfüllt.
Als der Abend fortschritt, begannen die Dorfbewohner, miteinander zu reden, Geschichten auszutauschen und zu lachen. Die Bibliothek, einst ein ruhiger Rückzugsort, war nun ein Ort der Gemeinschaft und des Lebens.
Yeonjun und Taehyun sahen sich an, ein Gefühl tiefer Zufriedenheit in ihren Herzen. „Wir haben es geschafft", flüsterte Yeonjun.
„Nein", korrigierte Taehyun. „Sie haben es geschafft. Wir haben ihnen nur gezeigt, dass es möglich ist."
Und so wurde dieses Weihnachten ein unvergessliches Ereignis – eines, das die Magie zurückbrachte, die das Dorf einst verloren hatte.
Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Yeonjun das Buch aus seiner Tasche, aus welchem Taehyun ihm vergangenen Abend vorgelesen hatte und welches seine Geschichte erzählte.
Doch da sah er etwas, was er niemals erwartet hätte.
Mit großen Augen stupste Yeonjun Taehyun, der neben ihm stand, seinen Ellenbogen in die Seite und sagte: „Taehyun. Sieh dir das an."
Ungläubig betrachtete Taehyun genau wie Yeonjun die bis gestern noch leere Seite, auf der sich auf magische Weise nach und nach Buchstaben abzeichneten.
Überrascht nahm Taehyun das Buch an sich und übersetzte, was dort geschrieben stand: „Niemand kann euch sagen, wie ihr Weihnachten zum Leben erwecken könnt. Weihnachten lebt in euren Herzen. Ihr macht Weihnachten erst zu dem, was es ist."
Yeonjun und Taehyun starrten auf die Worte, die sich wie von Zauberhand auf der Seite formten. Es war, als hätte das Buch selbst ihnen eine Antwort gegeben, eine Art Dank oder Bestätigung für das, was sie geschafft hatten.
„Weihnachten lebt in unseren Herzen", wiederholte Yeonjun leise und strich mit den Fingerspitzen über die Seite, fast als wollte er spüren, ob sie wirklich real war.
„Es klingt, als hätte das Buch gewusst, was wir vorhatten", murmelte Taehyun, während er die Schrift weiter betrachtete. „Oder vielleicht war es... ein Teil davon."
„Denkst du, das Buch hat uns getestet?", fragte Yeonjun und sah seinen Freund mit einem nachdenklichen Blick an.
Taehyun zuckte mit den Schultern, aber ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich glaube, das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass wir die Botschaft verstanden haben – und dass wir das Dorf daran erinnert haben, was wirklich zählt."
In diesem Moment öffnete sich die Tür der Bibliothek erneut, und die Dorfbewohner traten einer nach dem anderen ein. Sie brachten noch mehr Essen, kleine Geschenke und selbstgemachten Weihnachtsschmuck mit. Die Atmosphäre war warm und lebendig, gefüllt mit Gesprächen, Lachen und dem Klang von Taehyuns Musik, die immer noch in der Luft lag.
Yeonjun sah zu, wie die Menschen, die vor wenigen Tagen noch traurig und in sich gekehrt waren, nun zusammenkamen, lachten und sich gegenseitig unterstützten. Es war, als hätte das ganze Dorf eine zweite Chance bekommen.
Er wandte sich an Taehyun und hielt das Buch vor sich. „Vielleicht ist das Buch mehr als nur eine Geschichte. Vielleicht ist es ein Spiegel – etwas, das uns zeigt, wer wir sind und was wir sein können."
Taehyun nickte nachdenklich. „Und vielleicht ist es noch nicht fertig. Vielleicht sind wir diejenigen, die die nächste Seite schreiben müssen."
„Zusammen", fügte Yeonjun hinzu, ein warmes Lächeln auf den Lippen.
Sie legten das Buch behutsam auf den Tisch in der Mitte der Bibliothek, wo es von den warmen Lichtern und dem Glanz des Weihnachtsbaums umgeben war. Es schien fast zu leuchten, als würde es die Freude und die Wärme des Abends in sich aufnehmen.
An diesem Weihnachtsabend erlebte das kleine Dorf nicht nur ein Fest, sondern eine Wiedergeburt. Und in der Bibliothek, inmitten von Lichtern, Büchern und Lachen, begann eine neue Geschichte – eine, die Yeonjun, Taehyun und das gesamte Dorf gemeinsam schreiben würden.
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