4: ATEEZ

7.624

Der Regen prasselte unermüdlich gegen die Fenster des kleinen Hauses, das am Rande des dunklen Waldes stand. Drinnen war es still, bis auf das leise Knistern des Kamins. Eine Kerze flackerte auf dem alten Holztisch, und auf diesem Tisch lag ein ungewöhnlicher Gegenstand: eine schimmernde Glaskugel, in der es aussah, als würde ein Sturm toben.

Die Person, die auf den Stuhl davor saß, starrte in die Kugel, als würde sie eine Antwort erwarten. Plötzlich wurde der Sturm in der Kugel langsamer, und ein Bild begann sich zu formen.

Ein Bild, das die Welt, wie sie sie kannte, verändern würde.

„Das sieht nicht gut aus.", murmelte er. „Ich muss sie warnen."

So nahm sich der Wahrsager Wooyoung seinen Umhang, verstaute seine Glaskugel und seine Tarotkarten sicher in seiner Tasche und machte sich auf den Weg zum Haus seines besten Freundes, der dort gemeinsam mit zwei weiteren seiner Freunde wohnte.

Zu dritt bewohnten sie eine kleine Hütte, in der sie auf viel zu engem Raum lebten. Doch in Zeiten wie diesen durfte man nicht wählerisch sein. Man konnte von Glück reden, wenn man im 15. Jahrhundert in einem Ort wie Saphira überhaupt ein Dach über den Kopf hatte. Wooyoung's Haus selbst konnte man nicht mal wirklich als Haus, nicht mal als Hütte bezeichnen. Viel eher war es ein kleiner Schuppen, in dem er seinen mystischen Fähigkeiten in Ruhe freien Lauf lassen und wo er schlafen konnte.

Doch das, was er sah, betraf sie alle vier. Eigentlich sogar das ganze Dorf.

Eilig lief Wooyoung die gepflasterten Straßen entlang und bewegte sich wie ein Schatten durch die Dunkelheit. Er hatte seine Kapuze tief in sein Gesicht gezogen, um sich so gut wie möglich vor dem kühlen Regen, der unerbittlich auf die Erde fiel und das bevorstehende Unheil anzukündigen schien, zu schützen. Da es mitten in der Nacht war, waren die Straßen unbeleuchtet und, bis auf ein paar Obdachlose, komplett leer gefegt.

Das Haus seiner Freunde war nicht weit von dem Seinen entfernt, weshalb er es auch recht schnell erreichte.

Ihm war bewusst, dass es mitten in der Nacht war, aber seine Erkenntnis duldete keinen Aufschub, weshalb er auch heftig begann zu klopfen.

Seine Freunde waren die Einzigen in diesem vermaledeiten Dorf, die auf seine Wahrsagungen vertrauten. Alle anderen Dorfbewohner, die ihn aufsuchten, wollten immer nur Positives über ihre Zukunft hören und wurden zornig, wenn Wooyoung ihnen die gewünschten Vorhersagen nicht geben konnte.

Denn die Zukunft war nun mal auch eine dunkle und unsichere Sache, vor der viele Menschen Angst hatten.

„Wooyo, was soll die nächtliche Störung?", öffnete ein verschlafener San dem Gleichaltrigen Tür, welcher sich direkt an ihm vorbei in die Hütte schlich. Auch Jongho und Yeosang wurden durch Wooyoung's plötzliches Auftauchen geweckt.

„Verzeiht die Störung, aber ihr seid die Einzigen, die meinen Wahrsagungen vertrauen. Ich brauche eure Hilfe. Wir müssen die Dorfbewohner warnen. Uns steht ein schreckliches Unheil bevor.", sprach Wooyoung, als er seine Glaskugel auf dem Tisch platzierte, sich im Schneidersitz vor diesen setzte und seine Hände über der Kugel schweben ließ, um das Bild erneut zu projizieren.

„Ich weiß, ihr könnt es nicht sehen, aber ich sehe, dass ein Unbekannter ins Dorf kommen wird, der eine Seuche mit einschleppt. Diese Krankheit wird sich rasant ausbreiten und besteht daraus, dass die Menschen aggressiv werden und übereinander herfallen werden."

Yeosang, der immer der Skeptischste in der Runde war, zog sich eine dicke Decke um die Schultern und rieb sich die Augen. "Wooyo, das klingt wie eines deiner Albträume. Wie kannst du sicher sein, dass es keine Fehldeutung ist? Wir haben genug Probleme, ohne das ganze Dorf in Panik zu versetzen."

Wooyoung hielt inne und warf ihm einen scharfen Blick zu. "Das ist keine Fehldeutung, Yeosang. Der Sturm in der Kugel hat sich noch nie so klar geformt. Dieses Mal ist es anders." Er deutete auf die Kugel. "Ich sehe den Fremden. Er kommt mit einem Karren voll... etwas, das wie Waren aussieht. Aber es sind keine Waren. Es ist der Ursprung der Seuche."

San und Jongho tauschten einen kurzen Blick. Jongho, der immer pragmatisch war, setzte sich mit verschränkten Armen an den Tisch. "Selbst wenn wir dir glauben, Wooyo, was sollen wir tun? Den Fremden einfach nicht ins Dorf lassen? Das ist doch nicht unsere Entscheidung."

San nickte langsam, sein Gesicht nachdenklich. "Das Dorf wird uns nicht zuhören. Sie halten uns alle für Spinner. Und wenn wir falsch liegen, werden sie uns dafür verantwortlich machen."

"Wenn wir richtig liegen," fuhr Wooyoung fort, "gibt es niemanden mehr, der uns verantwortlich machen kann. Die Menschen werden sich selbst auslöschen." Seine Stimme wurde leiser, eindringlicher. "Hört mir zu: Der Fremde wird in zwei Tagen hier sein. Wir müssen einen Plan schmieden, und zwar sofort."

Yeosang seufzte und ließ sich auf einen der wackeligen Stühle fallen. "Angenommen, wir glauben dir – und ich sage nicht, dass ich es tue – wie sollen wir dieses Dorf retten, wenn niemand auf uns hört?"

Wooyoungs Augen glitzerten in dem flackernden Licht der Kerze. "Wir brauchen Beweise. Beweise, die niemand ignorieren kann. Und ich glaube, ich weiß, wo wir sie finden können."

San hob eine Augenbraue. "Wo?"

"Am Rande des Waldes. Es gibt eine alte Ruine, ein Relikt aus der Zeit, bevor Saphira gegründet wurde. Meine Kugel hat mir gezeigt, dass dort Hinweise zu finden sind. Etwas, das erklärt, woher diese Seuche kommt und wie wir sie aufhalten können."

Jongho stieß einen leisen Fluch aus. "Natürlich. Mitten in der Nacht, bei strömendem Regen, willst du uns in diesen verfluchten Wald schleppen."

Wooyoung zuckte mit den Schultern. "Wenn wir warten, könnte es zu spät sein. Also? Helft ihr mir, oder soll ich allein gehen?"

Eine schwere Stille senkte sich über die kleine Hütte, durchbrochen nur vom Trommeln des Regens gegen die Fenster.

Wooyoung konnte es nicht glauben.

„Ist das euer Ernst? Ihr lasst mich hängen? Ich dachte, ich könnte mich auf euch verlassen. Ihr wart immer die Einzigen, die an mich geglaubt haben. Wieso in Gottes Namen tut ihr es jetzt nicht? Das ganze Dorf schwebt in Gefahr. Und noch viel wichtiger: IHR schwebt in Gefahr!"

Yeosang schüttelte langsam den Kopf, zog die Decke fester um sich und wich Wooyoungs durchdringendem Blick aus. "Es geht nicht darum, dass wir dir nicht glauben, Wooyo. Es geht darum, dass... ich nicht weiß, ob wir es schaffen. Was, wenn wir nichts finden? Was, wenn du dich doch täuschst? Und was, wenn...?"

"Was, wenn wir es nicht überleben?" San vollendete den Satz mit einem leisen, aber deutlichen Ton in der Stimme. Seine Augen suchten Wooyoungs Gesicht. "Es tut mir leid, Wooyo, aber du verlangst von uns, uns blind in die Gefahr zu stürzen. Wir sind keine Helden. Wir sind nur drei Freunde, die gerade so über die Runden kommen."

Wooyoung spürte, wie sich eine kalte Wut in seiner Brust zusammenballte. "Ihr seid mehr als das," sagte er mit bebender Stimme. "Ihr seid die Einzigen, die dieses Dorf retten können. Wenn ihr jetzt aufgebt, dann war alles, was wir zusammen durchgestanden haben, umsonst. Glaubt ihr wirklich, dass ich das tue, weil es mir Spaß macht, oder weil ich es nicht ernst meine? Ich sehe, was kommt. Ich habe es gesehen."

Jongho sah ihn an, ernst und ruhig, wie immer. "Wir haben dich nie im Stich gelassen, Wooyo. Aber das hier... das ist größer als alles, was wir je gemacht haben. Du musst uns verstehen. Wir haben Angst."

"Angst?!" Wooyoungs Stimme wurde lauter. "Ich habe auch Angst! Ich habe jede Nacht Angst, wenn ich in meine Kugel sehe und Dinge erblicke, die mich bis ins Mark erschüttern. Aber ich lasse mich davon nicht lähmen, weil ich weiß, dass niemand außer mir diese Last tragen kann. Ich dachte, ich hätte euch an meiner Seite..."

Er verstummte, sein Blick glitt von einem Freund zum nächsten. Eine schwere Stille senkte sich wieder über die Hütte, diesmal kälter und schmerzhafter.

San öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Wooyoung schnitt ihm das Wort ab, seine Stimme jetzt bitter und leise. "Schon gut. Ich verstehe. Ich werde alleine gehen."

Er griff nach seiner Glaskugel, stopfte sie zurück in seine Tasche und zog den nassen Umhang wieder enger um seine Schultern. Noch bevor jemand etwas erwidern konnte, hatte er die Tür geöffnet und war in die regnerische Nacht hinausgetreten.

Die Tür fiel hinter ihm zu, und drinnen blieb nichts zurück außer der dröhnenden Stille und der bitteren Schwere ihrer Entscheidung.

Draußen jedoch, im prasselnden Regen, ballte Wooyoung die Hände zu Fäusten und schritt in Richtung des Waldes. Wenn niemand ihn begleiten wollte, dann würde er alleine die Ruinen durchsuchen. Er würde Antworten finden. Und er würde das Dorf retten – mit oder ohne ihre Hilfe.

Auch wenn er sehr verletzt war, dass seine Freunde ihn ausgerechnet bei dieser wichtigen Mission im Stich ließen, würde er sein bestes tun, seine Wahrsagung nicht Realität werden zu lassen. Saphira und seine Bewohner waren ihm nicht wirklich wichtig. Schließlich behandelten ihn alle, bis auf San, Jongho und Yeosang wie den letzten Dreck, hielten ihn für einen Schwindler und Lügner.

Wirklich Angst hatte er vor dem, was er eigentlich sah und was er bewusst vor seinen Freunden verheimlichte, da er wusste, dass sie so schon genug Angst haben würden.

Tränen bildeten sich in seinen Augen, als er an diese Vision zurückdachte, welche durch den Regen jedoch nicht wirklich zu sehen waren. Er war so sehr in seinen Gedanken vertieft, dass er nicht einmal mehr hörte, wie jemand seinen Namen rief.

Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte und mit dieser umgedreht wurde, vernahm er das: „Wooyoung" von San.

Schniefend blickte Wooyoung den Gleichaltrigen an.

„Wooyo, weinst du?", fragte San überrascht, da er seinen besten Freund noch nie weinen gesehen hatte. „Ja, ich weine. Zufrieden?", beantwortete der Angesprochene gereizt und streifte den Arm seines besten Freundes von seiner Schulter: „Was willst du, San? Versuche nicht, mich aufzuhalten." „Doch, das werde ich. Warum willst du dich bei Regen und Dunkelheit in den Wald begeben, um dieses Dorf zu retten, das nicht mehr als Verachtung dir gegenüber hat? Warum willst du dein Leben für diese Idioten in Gefahr bringen?", fragte San.

Er verstand einfach nicht, warum sein bester Freund so versessen darauf war, dieses verlogene Dorf zu retten.

„Weil ihr Idioten auch in diesem verlogenen Dorf wohnt! Verstehst du es denn immer noch nicht?!", schrie Wooyoung seinen Frust raus. „Sag es mir, Wooyo. Du hast noch etwas gesehen, oder? Nicht nur den Fremden mit dieser Ware, oder?"

Nach dieser Frage, presste Wooyoung seine Lippen zusammen und begann bei der Erinnerung an diese Vision erneut zu schluchzen. Augenblicklich nahm San seinen Freund in seine Arme, was dieser nun auch dringend brauchte.

Es gab Momente, wo Wooyoung seine Gabe hasste. Momente wie diese, wo er etwas so furchtbares sah und nicht wusste, ob er es verhindern konnte oder ob es vorgeschriebenes, unveränderliches Schicksal war.

„Sag es mir, Woo.", bat San, als er seinem Freund Trost spendend über den Rücken streichelte.

„Ich sah euch. Dich, Jongho und Yeosang. Wie ihr unter dem Einfluss dieser Seuche übereinander herfallt und euch gegenseitig auslöscht."

San hielt inne, seine Hand erstarrte mitten in der beruhigenden Bewegung auf Wooyoungs Rücken. Er zog seinen besten Freund ein Stück von sich weg, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Die Worte, die Wooyoung gerade ausgesprochen hatte, hallten zwischen ihnen wie ein Donner.

"Was...?" San suchte nach Worten, doch alles, was aus seinem Mund kam, klang fassungslos. "Uns? Du hast uns gesehen?"

Wooyoung nickte schwach, seine Augen rot und glasig vom Weinen. "Ja. Euch. Ich weiß nicht, wie die Seuche funktioniert oder warum sie ausgerechnet euch so verändert, aber ich sah es klar und deutlich. Ihr wart nicht mehr ihr selbst. Ihr wart wie wilde Tiere, völlig außer Kontrolle. Es war..." Seine Stimme brach, und er schüttelte den Kopf. "Ich kann es nicht zulassen. Egal, was es kostet. Ich werde es nicht zulassen."

San blieb einen Moment lang stumm, sein Gesichtsausdruck eine Mischung aus Schock und Verzweiflung. Schließlich atmete er tief ein und ergriff Wooyoungs Hände, hielt sie fest. "Okay, hör zu. Wir schaffen das. Aber nicht, indem du alleine in diesen verdammten Wald läufst und dich selbst opferst. Wir machen das zusammen."

Wooyoung riss sich los und schüttelte den Kopf, fast panisch. "Ihr habt alle Angst, San! Ihr habt mir gesagt, dass ihr nicht mitkommen könnt. Und weißt du was? Vielleicht ist das auch besser so. Was, wenn ich euch damit direkt ins Verderben schicke?"

"Und was, wenn du allein nicht stark genug bist, es aufzuhalten?" San ließ nicht locker, seine Stimme jetzt fest, entschlossen. "Ich habe auch Angst, ja. Aber ich werde dich nicht noch einmal gehen lassen, Wooyo. Egal, was ich gesagt habe. Wenn wir alle in Gefahr sind, dann will ich zumindest wissen, dass ich alles versucht habe, um dir zu helfen."

Wooyoung sah ihn mit großen Augen an, seine Lippen bebten. Es war eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Angst, die er spürte. Schließlich nickte er zögerlich, seine Schultern sanken. "Aber... was ist mit den anderen?"

"Die hole ich." San grinste schief, obwohl seine Augen ernst blieben. "Sie können sagen, was sie wollen, aber ich kenne Jongho und Yeosang. Sie lassen uns nicht hängen, wenn es wirklich um Leben und Tod geht."

Wooyoung wischte sich mit zitternden Händen die Tränen von den Wangen und sah San nachdenklich an. "Ich hoffe, du hast recht."

San klopfte ihm auf die Schulter, bevor er sich umdrehte. "Gib mir fünf Minuten. Du gehst nirgendwohin, bis wir alle hier sind, klar?"

Wooyoung nickte stumm, während San in den Regen davonlief, zurück zur Hütte. Trotz allem, was passiert war, flackerte in Wooyoungs Brust ein kleiner Funke Hoffnung auf. Vielleicht war er doch nicht so allein, wie er gedacht hatte.

Es vergangen fünf Minuten, dann zehn und letztendlich stand Wooyoung nun schon 15 Minuten an Ort und Stelle im Regen, doch seine Freunde tauchten nicht auf.

Hatte San es nicht geschafft sie zu überreden? Haben Yeosang und Jongho stattdessen San davon überzeugt, nicht mitzukommen?

Seufzend und traurig wollte Wooyoung nun gerade in den Wald aufbrechen, als er dann doch die drei Gestalten seiner Freunde ausmachen konnte, welche eilig zu ihm gerannt kamen und bei der jeder von ihnen eine kleine Tasche mit hatte.

„Was ist das alles?", fragte Wooyoung überrascht und wies dabei auf die Taschen. „Nun, wir wissen nicht was uns erwartet. Deshalb haben wir alles mitgenommen, was wir bei uns zuhause gefunden haben und uns bei dieser Mission vielleicht nützlich sein könnte.", meinte Yeosang und die anderen Beiden nickten diese Worte zustimmend ab.

„Doch ob sie wirklich was nützen, werden wir erst im Laufe der Mission erfahren.", fügte Jongho dann noch hinzu. „Also lasst uns aufbrechen.", sprach San motiviert, was Wooyoung wieder die Tränen in die Augen trieb. Doch dieses Mal vor Freude.

Er musste sich dem nun also doch nicht alleine stellen. Seine Freunde standen ihm zur Seite.

„Ich danke euch.", lächelte Wooyoung und umarmte seine drei Freunde.

Die Umarmung war kurz, aber sie reichte aus, um die Bande zwischen ihnen zu erneuern. Wooyoung fühlte, wie die Last auf seinen Schultern ein wenig leichter wurde. Mit einem letzten Blick zu seinen Freunden nickte er entschlossen. "Gut, dann lasst uns losgehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren."

Der Regen hatte sich etwas gelegt, doch der Wald lag noch immer wie ein dunkles, undurchdringliches Schattenmeer vor ihnen. Die einzigen Geräusche waren das leise Tropfen des Wassers von den Blättern und das Knirschen ihrer Schritte auf dem nassen Boden.

Yeosang, der am meisten überlebensnotwendig dachte, griff in seine Tasche und zog eine kleine Laterne hervor, die er mit zitternden Händen entzündete. Das warme Licht schnitt durch die Dunkelheit und ließ die Schatten um sie herum tanzen. "Wir sollten nah beieinander bleiben," sagte er leise. "Dieser Wald... er fühlt sich anders an. Als ob er uns beobachtet."

San lachte nervös, klopfte Yeosang auf die Schulter und versuchte, die Stimmung zu heben. "Nur der Wind und die Bäume, Kumpel. Hör auf, dir solche Sachen einzubilden."

Doch auch er sah sich hin und wieder über die Schulter um, als würde er erwarten, dass etwas aus den Schatten hervorsprang.

Wooyoung führte die Gruppe an, seine Schritte zielgerichtet. "Die Ruinen sind nicht weit. Wir müssen nur den alten Pfad finden, der durch die Bäume führt."

Jongho, der hinter ihm lief, runzelte die Stirn. "Bist du dir sicher, dass wir da etwas finden werden? Ich meine, es klingt alles... ein bisschen wie eine Geschichte, die uns die Alten erzählen, um uns vom Wald fernzuhalten."

"Ich bin sicher," antwortete Wooyoung knapp, ohne sich umzudrehen. "Die Kugel hat es mir gezeigt. Es gibt dort etwas, das uns helfen kann. Vielleicht ein Hinweis, wie wir die Seuche stoppen können. Aber..."

Seine Stimme brach ab, und er schien zu zögern.

San bemerkte es sofort. "Aber was? Wooyo, wenn du etwas weißt, dann sag es uns."

Wooyoung hielt inne und drehte sich zu seinen Freunden um. "Ich weiß nicht genau, was uns erwartet. Aber die Ruinen... sie haben eine dunkle Energie. Etwas, das nicht von dieser Welt ist. Ich spüre es."

Yeosang schauderte. "Großartig. Genau das, was ich hören wollte."

Doch niemand schlug vor, umzukehren. Sie waren bereits zu weit gegangen, und obwohl jeder von ihnen insgeheim Angst hatte, war klar, dass sie Wooyoung nicht im Stich lassen würden.

Nach einer weiteren halben Stunde fanden sie schließlich den alten Pfad. Der Boden war von Moos überwuchert, und die Bäume wuchsen so dicht, dass sie wie eine Mauer wirkten. Die Ruinen selbst waren in der Ferne zu erahnen – dunkle, zerfallene Strukturen, die sich kaum von den Schatten der Nacht abhoben.

Wooyoung hielt die Laterne höher und flüsterte: "Da vorne. Das ist es."

Ein seltsamer Wind strich durch die Bäume, als wollten sie die Gruppe vorwarnen. Aber es gab kein Zurück mehr.

„Habt ihr das auch gespürt? Dieser Wind. Er hat mir eine richtige Gänsehaut beschert.", nuschelte Jongho leise und strich über seine Arme, während seine Freunde seine Worte abnickten. Ihnen ging es auch so. „Wooyoung, spürst du etwas besonderes? Irgendetwas, dass uns Informationen darüber geben kann, was uns erwarten wird?", fragte San, schluckte seine Angst und Nervosität herunter.

„Wartet.", meinte Wooyoung und schloss seine Augen um seine Sinne zu schärfen und vielleicht eine Eingebung darüber zu bekommen, was genau sie in den Ruinen erwarten könnte. Er spürte die kalte Windluft, die Tropfen die noch immer auf die Erde fielen und er vernahm die Anspannung seiner Freunde.

Für Wooyoung klang es, als würde der Wind das Wort „Tarot" flüstern.

„Genau. Danke.", bedankte sich Wooyoung lächelnd beim Wind, griff in seine Taschen und holte seine Tarotkarten aus seinem Beutel, während er sich zeitgleich etwas in dem dunklen Waldstück, welcher alleine durch Yeosang's Laterne erhellt wurde, umsah, sodass er einen Baumstamm erblicken konnte.

Gezielt ging er auf diesen zu, setzte sich vor ihn im Schneidersitz auf seinen Mantel in den schlammigen Boden und holte ein Räucherstäbchen aus seinem Beutel, welches er erzündete und dann mit einem kleinen Ritual den Ort für die Tarotlegung säuberte.

Seine Freunde ließen ihn machen, da sie wussten, was ihr Freund vor hatte. Auch wenn sie so schnell wie möglich wieder aus diesem Wald hinaus wollten, wussten sie, dass Wooyoung diese Zeit brauchte, um Antworten auf das zu finden, was sie erwarten würde.

Als Wooyoung mit dem kleinen Säuberungsritual fertig war, mischte er die 78 Tarotkarten gründlich durch, ehe er sie auf dem Baumstamm ausbreitete. „Was hat diese Ruine für eine Bedeutung?", fragte er in die Dunkelheit, ehe er begann drei Karten zu ziehen.

Die erste Karte für die Bedeutung dieser Ruine in der Vergangenheit, die zweite für die Bedeutung der Gegenwart und die dritte für die Bedeutung der Zukunft.

Wooyoung atmete tief ein, während der Rauch des Räucherstäbchens in spiralförmigen Mustern in die Dunkelheit stieg. Seine Finger zitterten leicht, als er die erste Karte aufdeckte. Seine Freunde rückten näher, die Laterne in Yeosang's Hand warf zuckende Schatten auf die Tarotkarten.

Vergangenheit: Der Turm
Wooyoungs Herz schlug schneller. "Der Turm," murmelte er. "Zerstörung. Ein plötzlicher Umbruch. Diese Ruinen sind Überreste eines großen Unglücks. Etwas hat sie auseinandergerissen – vielleicht ein Ritual, vielleicht ein Fluch." Er hob den Blick, seine Augen schienen im Licht der Laterne zu glühen. "Diese Ruinen sind mit Chaos getränkt."

San schluckte hörbar, aber er sagte nichts.

Wooyoung fuhr fort, zog die zweite Karte und legte sie vorsichtig auf den Baumstamm.

Gegenwart: Der Gehängte
Er runzelte die Stirn. "Der Gehängte. Stillstand. Opfer. Die Ruinen sind in einem Zustand der Erwartung. Sie halten eine düstere Energie gefangen, die darauf wartet, entfesselt zu werden – oder vielleicht darauf, erlöst zu werden."

"Das klingt nicht gerade beruhigend," murmelte Yeosang nervös und zog seine Tasche näher an sich.

"Stillstand bedeutet, dass wir noch eine Chance haben," warf Jongho ein, auch wenn sein Tonfall nicht sonderlich überzeugt klang.

Wooyoung atmete erneut tief durch und griff zur dritten Karte. Er zögerte kurz, dann zog er sie mit einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit.

Zukunft: Der Teufel
Die Gruppe hielt kollektiv den Atem an.

Wooyoung starrte die Karte an, als ob sie ihn persönlich verhöhnen wollte. "Der Teufel," flüsterte er, und sein Atem wurde sichtbar in der kühlen Nachtluft. "Gefangenschaft. Versuchung. Dunkle Kräfte. Es wird eine Entscheidung geben. Wenn wir die falsche Wahl treffen, könnten wir diese dunklen Mächte entfesseln – und sie werden uns und das Dorf ins Verderben stürzen."

San ballte die Hände zu Fäusten. "Also gibt es keinen klaren Weg? Nur die Hoffnung, dass wir die richtige Wahl treffen?"

Wooyoung nickte langsam, während er die Karten zurück in seinen Stapel schob. "Das Schicksal lässt uns immer eine Wahl. Aber es ist keine Garantie, dass wir das Richtige tun werden."

Yeosang hob die Laterne höher und warf einen nervösen Blick in Richtung der Ruinen. "Das heißt, wir müssen vorbereitet sein. Was auch immer dort drinnen auf uns wartet, es wird uns prüfen."

Wooyoung stand auf und klopfte sich den Schlamm vom Mantel. "Richtig. Die Karten haben uns gewarnt. Aber wir können nicht zurück. Wenn wir nichts tun, wird das Schicksal uns trotzdem einholen – und dann wird niemand mehr eine Wahl haben."

"Also gut," sagte San mit grimmiger Entschlossenheit. "Dann gehen wir da rein. Zusammen."

Die vier Freunde warfen sich einen letzten Blick zu, bevor sie sich auf die Ruinen zubewegten. Der Wind flüsterte weiter, doch diesmal hörte es sich wie ein leises, bösartiges Kichern an.

Je näher sie der Ruine kamen, desto kälter schien es zu werden. Der Wind schien die Freunde zu verhöhnen, dass sie so dumm sind diese Ruine zu betreten.

Als sie direkt vor der Ruine standen, zog auf einmal so ein starker und kühler Wind auf, dass die Laterne von Yeosang sogar erlosch. Panisch von der sie nun umgebenen Dunkelheit versuchte er sie wieder anzuzünden.

Es war fast so, als wäre das eine letzte Warnung gewesen.

„Okay, ich habe mir gerade fast in die Hose gemacht.", nuschelte San leise.

Auch Wooyoung spürte eindeutig, dass das, was auch immer sie in dieser Ruine erwarten wird, etwas sehr dunkles und gefährliches war.

„Hört zu.", begann er deshalb. „Ich spüre, dass etwas sehr gefährliches in dieser Ruine wartet. Diese Prüfung wird nicht einfach werden. Das merke ich. Aus diesem Grund müsst ihr wirklich überzeugt sein. Wenn ihr nicht hundertprozentig überzeugt seid von dem, was ich euch gesagt habe, wäre es sicherer, wenn ihr hier bleiben würdet. Wenn ihr nur aus Mitleid mit mir gekommen seid oder weil ihr ein schlechtes Gewissen hattet, kommt nicht mit rein. Wenn ihr zurück ins Dorf wollt, dann macht das, aber verbarrikadiert euch in eurem Haus und lasst niemandem rein. Beobachtete die Straßen und die Menschen. Wenn ihr ungewöhnliche Aggressionen bemerkt, dann bleibt Fern von der Straße. Ich bitte euch inständig darum."

Wooyoungs Worte hingen schwer in der kühlen Nachtluft. Für einen Moment schwiegen alle, während der Wind um die Ruinen heulte, als wollte er seine Warnung noch eindringlicher machen.

Yeosang hielt die erloschene Laterne in den Händen, sein Blick auf die dunklen Schatten gerichtet, die die Ruine umgaben. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich überzeugt bin, Wooyo," sagte er leise. "Aber ich weiß, dass ich dich nicht allein hier reingehen lassen kann. Wenn ich zurückbleibe und dir etwas zustößt, könnte ich mir das nie verzeihen."

Jongho nickte zustimmend, seine sonst so ruhige Stimme klang entschlossen. "Wir sind gekommen, um das hier zusammen zu machen. Ich bin nicht hier, weil ich Mitleid mit dir habe. Ich bin hier, weil du mein Freund bist – und weil ich glaube, dass du recht haben könntest. Diese Warnungen... sie sind real. Ich fühle es."

San legte eine Hand auf Wooyoungs Schulter und schenkte ihm ein schiefes, ermutigendes Lächeln. "Wir haben Angst, ja. Aber wer hätte das nicht? Die Sache ist, dass wir wissen, was auf dem Spiel steht – unser Leben, unser Zuhause, unsere Freundschaft. Also hör auf, uns rausreden zu wollen. Du bist unser Freund, und wir sind hier, weil wir überzeugt sind, dass du uns brauchst."

Wooyoung sah die drei nacheinander an. Ihre Gesichter waren von Anspannung gezeichnet, aber er erkannte die Entschlossenheit in ihren Augen. Es war dieselbe Entschlossenheit, die er selbst empfand, trotz der Angst, die ihm das Herz zuschnürte.

"Also gut," sagte er schließlich, seine Stimme zitterte leicht, aber er schaffte es, ein kleines Lächeln zu zeigen. "Aber bleibt dicht bei mir. Wir dürfen uns hier drinnen nicht verlieren. Egal, was passiert, wir müssen zusammenbleiben."

Yeosang schaffte es schließlich, die Laterne wieder zu entzünden, ihr Licht schwächer als zuvor, aber immerhin eine Orientierung in der bedrückenden Dunkelheit. Gemeinsam schritten sie durch den überwucherten Eingang der Ruine, der wie ein gähnender, finsterer Abgrund vor ihnen lag.

Kaum hatten sie die Schwelle überschritten, schloss sich der Wind hinter ihnen, als hätte er die Tür zu einer anderen Welt versiegelt. Die Luft in der Ruine war schwer und abgestanden, erfüllt von einem schwachen, unheimlichen Summen, das von den Wänden zu kommen schien.

"Okay," flüsterte San, während sie tiefer in die Dunkelheit vordrangen. "Hat jemand von euch das Gefühl, dass wir beobachtet werden?"

"Nicht nur beobachtet," murmelte Wooyoung. "Willkommen auf dem Prüfungsplatz."

Das Summen wurde lauter, als ob die Ruine selbst die Ankunft der Gruppe gespürt hatte. Und dann verstummte es abrupt.

Vor ihnen öffnete sich ein Raum, dessen Wände von unbekannten Symbolen und düsteren Gemälden bedeckt waren. In der Mitte des Raumes stand ein großer, steinerner Altar, der in einem seltsam pulsierenden Licht glühte.

"Was... ist das?" fragte Yeosang, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Wooyoung kniete sich hin, seine Hände zitterten, als er die Glaskugel aus seiner Tasche holte und sie auf den Boden stellte. "Das ist der Ursprung," sagte er. "Hier wird sich entscheiden, ob wir das Richtige tun – oder alles verlieren."

„Und in wie Fern können wir eine Entscheidung treffen, wenn wir nicht einmal mehr wissen, was Sache ist?", fragte Jongho, der sich noch immer in den alten Ruinen umsah. „Diese Gemälde sind gruselig. Wird da gerade jemand hingerichtet?", nuschelte San, der sich ebenso in den alten Ruinen umsah und auf eines der Bilder wies.

Wooyoung folgte Sans Blick zu dem Gemälde, das an der schimmeligen Steinwand hing. Die Farben waren verblasst, doch die Szene darauf war unmissverständlich. Es zeigte eine düstere Landschaft, in der ein Mann in einem dunklen Umhang von einer Gruppe mit erhobenen Fackeln und Mistgabeln umringt war. Seine Hände waren an einen Pfahl gebunden, und Flammen leckten bereits an seinen Füßen. Über ihm thronte eine unheimliche Gestalt, halb Mensch, halb Schatten, mit leuchtenden, roten Augen, die auf den Mann am Pfahl gerichtet waren.

"Es sieht aus wie... eine Hinrichtung, ja," murmelte Wooyoung. Er trat näher, seine Finger zitterten leicht, als er die Gemälde berührte. "Aber da ist mehr. Seht ihr das Wesen über ihm? Es ist, als ob es von den Leuten verehrt wird. Vielleicht war der Mann ein Opfer... oder ein Verräter."

Yeosang musterte das Bild genauer, während die Laterne einen seltsamen Glanz auf die Oberfläche warf. "Das Wesen sieht aus, als ob es irgendetwas kontrolliert. Könnte das die dunkle Macht sein, von der deine Vision sprach?"

"Vielleicht," sagte Wooyoung leise. "Aber warum ist sie an diesen Ort gebunden? Und was hat das mit uns zu tun?"

Jongho ließ seine Augen über die anderen Bilder im Raum wandern. Sie zeigten ähnlich düstere Szenen: Menschen, die vor dem Wesen knieten, ihre Gesichter von Angst und Hingabe gezeichnet. Andere wurden in Käfige gesperrt oder fielen tot zu Boden, ihre Augen weit aufgerissen.

"Das alles deutet auf eine Art Ritual hin," sagte Jongho schließlich. "Vielleicht haben die Dorfbewohner früher hierhergekommen, um das Wesen zu beschwören – oder zu besänftigen."

San schnaubte, mehr aus Nervosität als aus Verachtung. "Also sagst du, die Idioten in unserem Dorf haben das Ding damals vielleicht absichtlich hierhergebracht? Das wäre ja typisch."

"Vielleicht," antwortete Wooyoung, der inzwischen den Altar näher untersuchte. Er hielt die Hände über die Glaskugel, die in einem schwachen, kalten Licht zu glühen begann. "Aber das ist nicht mehr wichtig. Was zählt, ist, dass diese Macht noch immer hier ist – und wir sie entweder bannen oder freisetzen könnten."

Ein tiefes, dumpfes Grollen erfüllte plötzlich die Ruine, als ob der Raum selbst reagierte. Die Freunde erstarrten, ihre Blicke auf den Altar gerichtet, der nun deutlich heller pulsierte.

"Ich glaube, die Ruine hat unsere Anwesenheit bemerkt," sagte Yeosang heiser.

"Was für eine Überraschung," murmelte San. "Was machen wir jetzt?"

Wooyoung schloss die Augen und konzentrierte sich, während er seine Hände auf die Glaskugel legte. "Ich versuche, Antworten zu bekommen. Aber was auch passiert, wir müssen zusammenbleiben. Dieser Ort prüft uns – und wenn wir uns trennen oder Angst die Oberhand gewinnen lassen, werden wir scheitern."

Das Grollen wurde lauter, und das Pulsieren des Altars verwandelte sich in ein stetiges Flackern. Dann hörten sie es: ein leises, keuchendes Flüstern, das wie ein fremder Atemzug klang. Es war unmöglich, die Worte zu verstehen, aber die Intention dahinter war klar: Bedrohung.

"Okay, jetzt hab ich definitiv Angst," flüsterte San, der näher zu Jongho und Yeosang rückte.

Wooyoung öffnete die Augen wieder. "Hört zu. Es wird eine Entscheidung geben, wie ich sagte. Aber die erste Prüfung wird sein, uns nicht von der Dunkelheit täuschen zu lassen. Egal, was ihr hört oder seht – vertraut einander und bleibt zusammen. Versprechen wir uns das."

Die drei anderen nickten zögernd. "Versprochen," sagte Yeosang schließlich.

"Okay," murmelte Wooyoung, seine Stimme zitterte leicht. "Dann lasst uns diesem Ort zeigen, dass wir keine gewöhnlichen Menschen sind."

Wooyoung ging ebenso auf seine Freunde zu, damit sowohl er ihnen als auch sie ihm beistehen konnten. Noch immer wussten sie nicht, was genau sie erwarten würde. Ihnen war nur eine Sache klar: Sie mussten zusammen bleiben, wenn sie heil aus dieser Nummer heraus kommen wollten.

„Was wird jetzt passieren?", fragte Yeosang in die entstandene, unheimliche Stille hinein. Sogleich bekam er auch eine Antwort, wenn auch auf eine Weise, die er sich garantiert nicht gewünscht hatte.

Es ertönte ein so unheimlicher und mit unglaublichen Schmerz erfüllter Schrei, der sie alle vier bis ins Mark erschütterte.

„Das Bild! Es erweckt zum Leben!", schrie Jongho ungläubig aus, als er auf jenes wies, welches San zuvor erwähnte.

Plötzlich fanden sich die vier Freunde mitten in diesem Bild wieder. Sie erlebten hautnah, wie die alten Dorfbewohner diesen Mann opferten, um dieses Wesen zu ehren.

Die vier Freunde standen wie erstarrt inmitten des grausamen Spektakels. Sie waren keine Zuschauer mehr – sie befanden sich direkt auf dem Platz der Hinrichtung. Um sie herum drängten sich die Menschen, die in dem Gemälde nur schemenhaft gewesen waren. Jetzt hatten sie Gesichter, jede Pore, jede Falte von Angst und Entschlossenheit gezeichnet. Ihre Fackeln warfen unheimliche Schatten auf die Szene, und ihre Stimmen vereinigten sich zu einem unheilvollen Singsang.

Wooyoung sah sich panisch um. "Das ist unmöglich... wir sind... wir sind wirklich hier?"

"Wir sind nicht wirklich hier," sagte Jongho, seine Stimme hart, als versuche er, sich selbst zu beruhigen. "Das muss eine Illusion sein. Oder ein Test."

Der Mann am Pfahl schrie erneut, ein Laut voller Verzweiflung und Schmerz, während die Flammen um seine Füße höher schlugen. Seine Augen wanderten panisch über die Menge, als suchte er Hilfe – und für einen Augenblick schienen sie auf Wooyoungs Gruppe zu ruhen.

"Seht ihr das?" flüsterte San, der fast hinter Jongho Schutz suchte. "Er sieht uns! Wooyoung, was zum Teufel ist das?"

"Ich weiß es nicht!" rief Wooyoung, seine Hände ballten sich zu Fäusten, während sein Atem schneller ging. "Das ist nicht nur eine Vision – es ist eine Art Wiederholung. Etwas in dieser Ruine will uns das zeigen. Aber warum?"

"Vielleicht will es, dass wir zusehen," sagte Yeosang leise, seine Augen fixierten den Mann, der immer noch gegen seine Fesseln kämpfte. "Vielleicht müssen wir das verstehen, um zu begreifen, was hier geschieht."

Ein Donnerschlag erschütterte die Szene, und plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Alle Geräusche verstummten, bis auf das Knistern der Flammen. Dann ertönte eine Stimme, tief und hallend, so als käme sie von überall und nirgends zugleich.

"Zeugen... oder Richter?"

Die Freunde zuckten zusammen, als die Worte durch ihre Köpfe drangen. Die Menschenmenge um sie herum schien die Stimme nicht zu hören; sie setzten ihre Gesänge fort, als sei nichts geschehen.

"Was... was soll das bedeuten?" stammelte San.

Wooyoung kniff die Augen zusammen, während er versuchte, die Bedeutung der Worte zu erfassen. "Ich denke... es fragt uns, welche Rolle wir spielen wollen. Entweder beobachten wir, was geschieht – oder wir greifen ein."

"Wie sollen wir eingreifen?" rief Jongho, seine Stimme zitterte vor Angst und Wut. "Das hier ist Vergangenheit! Es ist geschehen, vor wer weiß wie vielen Jahren!"

"Vielleicht," sagte Yeosang, seine Stimme jetzt fester, "aber vielleicht gibt es hier eine Wahrheit, die nur wir enthüllen können."

Plötzlich begann der Mann am Pfahl, sich heftiger zu winden. Er schrie erneut, und diesmal erklang in seinem Schrei ein Wort, das die Freunde erstarren ließ.

"Hilfe!"

"Er will, dass wir etwas tun," flüsterte San. "Wir können doch nicht einfach zusehen, oder?"

Wooyoung schloss die Augen und konzentrierte sich, während die Szene um ihn herum wogte, als wäre sie aus Rauch. "Wir sind hier aus einem Grund," murmelte er. "Ich spüre es. Wenn wir nichts tun, wird uns das Wesen als Feiglinge sehen. Aber wenn wir eingreifen..."

"Kann alles noch schlimmer werden," ergänzte Jongho düster.

Die Stimme ertönte erneut, lauter und eindringlicher: "Zeugen... oder Richter? Wählt."

Die Gruppe sah sich an. Sie hatten keine Zeit für lange Überlegungen – sie mussten entscheiden. Jetzt.

Wooyoung öffnete seine Augen wieder und auf einmal sah er wie der Mann, das von den Dorfbewohnern auserkorene Opfer, sich veränderte. Plötzlich war es nicht nur ein fremder Mann, der vor Jahrhunderten lebte. Plötzlich war es Wooyoung selbst, der von den Flammen umschlungen wurde.

„Wooyoung, was hast du gesehen?", fragte San seinen Freund voller Sorgen, welcher aus seiner Vision zurückkehrte und erst jetzt bemerkte, wie er auf den Boden gefallen war. Wieder sah er die Szene aus dem Gemälde. Der unbekannte Mann, der Höllenqualen durchstand und die Dorfbewohner die mit ihrem Singsang weiter dieses seltsame Wesen ehrten.

„Was sollen wir tun? Wir haben nicht mehr viel Zeit! Die Flammen haben ihn fast vollständig umschlungen!", meinte Yeosang.

„Wir...Wir...", stotterte Wooyoung, noch immer mitgenommen von seiner Vision, die nur eines bedeuten konnte: Wooyoung musste sich opfern, um dem ganzen Chaos ein Ende zu setzen, um die bevorstehende Seuche zu verhindern und seine Freunde zu retten. Doch wo und wie wusste er noch nicht.

Plötzlich blitzte erneut eine Art Vision vor ihm auf...

...diesmal war es keine Szene aus der Vergangenheit, sondern etwas, das direkt mit ihm und seinen Freunden zu tun hatte. Wooyoung sah sich selbst, umgeben von seinen drei Gefährten, vor einem tiefen, schwarzen Abgrund stehen. Das Wesen – eine amorphe, düstere Gestalt, die kaum zu greifen war – erhob sich aus der Tiefe und sprach mit einer Stimme, die den Boden erbeben ließ.

"Ein Leben für den Frieden, oder viele für das Chaos. Entscheide, Prophet."

Dann verschwand die Vision so plötzlich, wie sie gekommen war, und Wooyoung fand sich wieder in der düsteren Ruine, die Realität verschwamm mit dem Schrecken der Szenen um ihn herum. Das Feuer des Opfers loderten, und die Dorfbewohner in der Illusion schrieen lauter, der Singsang wurde unerträglich.

"Wooyoung!" rief San, und Wooyoung wurde bewusst, dass seine Freunde ihn schüttelten.

Er richtete sich auf, sein Atem ging schwer, und seine Hände zitterten. "Ich weiß, was das bedeutet," sagte er, seine Stimme brüchig.

"Was?" fragte Jongho, seine Augen huschten zwischen Wooyoung und der grausamen Szene hin und her. "Was müssen wir tun?"

Wooyoung schluckte schwer. "Es... es will ein Opfer."

"Nein." San trat sofort einen Schritt näher, packte Wooyoungs Arm und schüttelte ihn. "Wenn du glaubst, dass du dich opfern musst, dann vergiss es. Wir sind nicht hier, um dich zu verlieren, sondern um das Dorf zu retten – und uns alle!"

"San, ich habe es gesehen!" Wooyoungs Stimme brach fast. "Wenn wir dieses Ritual nicht vollenden, wird die Seuche unaufhaltsam. Dieses Wesen verlangt etwas von mir. Ich weiß nicht, warum ich es bin, aber—"

"Es muss eine andere Lösung geben!" rief Yeosang, der immer noch versuchte, seine eigene Angst unter Kontrolle zu halten. "Diese Visionen, dieses Wesen – vielleicht täuscht es dich! Vielleicht ist das alles ein Trick, um uns dazu zu bringen, genau das zu tun, was es will!"

"Und wenn nicht?" fragte Jongho leise. Seine Augen waren auf das Opfer gerichtet, dessen Schmerzensschreie jetzt in den Wind getragen wurden. "Was, wenn das, was Wooyoung sieht, wahr ist? Wenn wir nichts tun, dann..."

Ein ohrenbetäubender Schlag donnerte durch die Ruine. Die Umgebung flackerte, die Menschen in der Illusion verschwammen, und das Feuer brannte heller. Die Stimme des Wesens drang erneut in ihre Köpfe, noch lauter und unnachgiebiger.

"Wählt, Prophet. Oder ich wähle für euch."

Wooyoung schloss die Augen. "Ich habe keine Wahl," flüsterte er. "Das Opfer ist der Schlüssel. Es endet mit mir."

"Nein!" schrie San, aber bevor er weiter protestieren konnte, hob Wooyoung seine Hände, ein Zeichen, dass er noch nicht fertig war.

"Doch ich brauche euch," sagte Wooyoung, seine Stimme klarer und entschlossener. "Ihr müsst mir helfen, dieses Wesen zu binden, wenn ich das Ritual vollziehe. Wir können es nicht vernichten, aber wir können es versiegeln – und verhindern, dass es jemals wieder erwacht."

Seine Freunde schwiegen einen Moment, dann nickte Yeosang. "Wenn das die einzige Möglichkeit ist, tun wir es zusammen."

Jongho biss die Zähne zusammen. "Sag uns, was wir tun müssen."

San sah Wooyoung lange an, seine Augen brannten vor Zorn und Schmerz. "Ich bin bei dir," sagte er schließlich, "aber wenn du stirbst, werde ich dieses Ding jagen und zerstören. Versprochen."

Wooyoung lächelte schwach. "Dann bleibt nah bei mir. Wir haben keine Zeit zu verlieren."

So nahm Wooyoung sich seine Kristallkugel, in welcher er hoffte das Wesen verbannen zu können, damit es keinen Schaden anrichten würde.

Wooyoung hielt die Kristallkugel fest in seinen zitternden Händen. Sie war sein wertvollster Besitz, ein Werkzeug, das er bisher nur für Vorhersagen genutzt hatte – nie für so etwas Gefährliches und Unbekanntes. Er hatte keine Garantie, dass es funktionieren würde, aber es war die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel.

„Wenn wir es schaffen, dieses Ding in die Kugel zu bannen, könnten wir es für immer versiegeln," erklärte Wooyoung. Seine Stimme war ruhig, doch seine Augen verrieten die Angst, die in ihm tobte. „Aber es wird Kraft brauchen. Meine und eure."

„Wie genau?" fragte Jongho, der sein Schwert fester griff, obwohl er wusste, dass es gegen ein solches Wesen nutzlos war.

„Wir müssen einen Kreis bilden," sagte Wooyoung und deutete auf den Boden, wo alte, verblasste Symbole von früheren Ritualen eingraviert waren. „Ihr müsst eure Hände auf die Kugel legen, wenn ich es rufe. Euer Wille und eure Energie werden mich unterstützen. Aber seid gewarnt: Es wird versuchen, euch zu brechen. Es wird euch eure schlimmsten Ängste zeigen, um den Bann zu stören."

San schnaubte und trat näher. „Lass es versuchen. Ich habe keine Angst vor irgendwelchen Illusionen."

Yeosang und Jongho tauschten einen besorgten Blick, doch beide nickten schließlich und folgten Wooyoungs Anweisungen.

„Gut." Wooyoung atmete tief durch und setzte sich in die Mitte des Kreises. Die Kristallkugel lag vor ihm, glitzernd und unschuldig im schwachen Licht der Laterne, die Yeosang endlich wieder entzündet hatte.

Er begann mit leiser Stimme zu murmeln, Worte in einer alten Sprache, die nur er verstand. Die Luft um sie herum schien sich zu verändern, dichter zu werden, als die Symbole auf dem Boden plötzlich in einem unheimlichen, bläulichen Licht zu glühen begannen.

Das Wesen schien zu spüren, was geschah. Ein markerschütterndes Brüllen hallte durch die Ruine, und der Boden begann zu vibrieren. Schatten flossen aus den Wänden und formten sich zu einer wabernden Masse, die vor ihnen aufragte. Augen, groß und rot, leuchteten im Zentrum des Schattens.

„Ihr wagt es, mich zu binden?" Die Stimme des Wesens klang wie ein Donner, der durch ihre Köpfe rollte. „Ihr seid nichts weiter als Insekten! Ich werde eure Seelen verschlingen!"

„Jetzt!" rief Wooyoung. „Legt eure Hände auf die Kugel! Konzentriert euch darauf, was euch am meisten am Leben hält! Gebt nicht nach, egal was es euch zeigt!"

Zögernd, aber entschlossen, knieten die anderen drei nieder und legten ihre Hände auf die kalte Oberfläche der Kugel.

Kaum hatten sie das getan, schoss eine Welle purer Dunkelheit durch den Raum und hüllte sie ein. Jeder von ihnen spürte, wie die Schatten in ihre Gedanken eindrangen, Bilder zeigten, die sie in Angst und Schrecken versetzen sollten.

San sah seine Freunde sterben, einer nach dem anderen, hilflos unter den Klauen des Wesens.

Yeosang stand vor einem brennenden Saphira, seine Familie und Freunde schreiend in den Flammen.

Jongho spürte die kalten Ketten der Einsamkeit, wie sie ihn zu Boden drückten, während alle, die er liebte, ihn verließen.

Doch Wooyoung kämpfte am härtesten. Er spürte die Energie seiner Freunde durch die Kugel, doch das Wesen war stärker, als er erwartet hatte. Es versuchte, ihn zu zwingen, den Bann zu brechen, indem es ihm zeigte, wie sein Opfer vergeblich sein könnte – wie das Dorf ihn trotzdem immer als Außenseiter sehen würde, selbst wenn er es rettete.

Doch Wooyoung biss die Zähne zusammen. „Nein," flüsterte er und drückte seine Hände fester auf die Kugel. „Ihr seid mein Anker. Nicht das Dorf. Euch rette ich."

Die Kugel begann plötzlich, heller zu leuchten, ein silbernes Licht, das die Dunkelheit durchbrach.

Das Wesen schrie vor Wut und Schmerz, als es begann, in die Kugel gesogen zu werden. Es kämpfte, aber Wooyoung und seine Freunde hielten stand.

„Fast geschafft!" schrie Wooyoung. „Haltet durch!"

Mit einem letzten Brüllen verschwand die dunkle Gestalt vollständig, und die Kugel fiel schwer in Wooyoungs Hände. Der Raum war still. Die Schatten waren fort.

Wooyoung sank erschöpft zu Boden, doch ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Es... es ist vorbei."

Auch seine Freunde atmeten schwer, in ihren Augen waren Tränen zu sehen. Die Bilder, die das Wesen ihnen gezeigt hatte, trafen sie schwer, auch wenn sie wussten, dass sie nur eine Illusion waren.

Wooyoung hatte auch zu kämpfen. Er spürte sowohl die Energie seiner Freunde, als auch die des Wesens und seine eigene. Diese ganzen Energien drückten enorm auf ihn ein und schienen ihn aufzufressen. Sein Herz raste, sein Kopf schmerzte und seine Kehle schnürte sich zu.

„Nun wird euch nichts passieren können.", flüsterte Wooyoung mit schwacher Stimme und einem zufriedenen Lächeln, das deutlich machte wie glücklich er war, seine Freunde gerettet haben zu können, ehe seine Augen gänzlich zufielen und er bewusstlos zu Boden fiel.

„Wooyoung!" rief San entsetzt, als er seinen Freund zusammenbrechen sah. Er warf sich auf die Knie und hob Wooyoungs Kopf behutsam an, während Jongho und Yeosang sich näher heranwagten, ihre Gesichter bleich vor Sorge.

„Ist er...?" Yeosangs Stimme brach, bevor er die Frage zu Ende bringen konnte.

Jongho kniete sich neben San und legte zwei Finger an Wooyoungs Hals. „Sein Puls ist schwach, aber er lebt. Wir müssen ihn hier rausbringen, sofort."

San nickte heftig und schlang einen Arm um Wooyoungs Schultern, während Jongho half, ihn aufzurichten. Yeosang hob die Kristallkugel vorsichtig vom Boden auf und hielt sie fest, als wäre sie aus purem Glas, das bei der kleinsten Erschütterung zerspringen könnte.

„Wir müssen uns beeilen," drängte Yeosang und blickte über seine Schulter. Die Ruine wirkte nun still, fast friedlich, aber die Erinnerung an das, was sie gesehen hatten, hielt sie in ständiger Anspannung.

Die Gruppe bewegte sich so schnell sie konnten durch den Wald zurück. Wooyoung blieb bewusstlos, sein Körper schwer und seine Atmung flach, doch die anderen drei ließen ihn keine Sekunde los.

Als sie das Dorf erreichten, war die Dämmerung bereits angebrochen. Die Straßen waren leer, und der Regen hatte endlich nachgelassen. Die kühle Luft fühlte sich wie eine Erleichterung an, doch die Anspannung wich nicht aus ihren Gesichtern.

„Bringen wir ihn in sein Haus," sagte San bestimmt, und die anderen stimmten stumm zu.

In Wooyoungs winziger Hütte legten sie ihn behutsam auf seine schäbige Matratze. Yeosang stellte die Kugel auf einen Tisch, wo sie in der sanften Morgendämmerung schwach schimmerte.

San nahm eine Decke und zog sie über Wooyoungs erschöpften Körper. „Wird er wieder aufwachen?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Jongho setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Wand. „Er hat mehr Kraft aufgewendet, als er je zuvor musste. Es wird Zeit brauchen, aber..." Er sah zu Wooyoung hinüber und lächelte schwach. „Er hat das Unmögliche geschafft. Wenn jemand stark genug ist, das zu überleben, dann er."

Yeosang nickte langsam. „Wir bleiben bei ihm. So lange, wie er uns braucht."

Die drei Freunde verbrachten den ganzen Tag in der Hütte, abwechselnd wachend und versuchend, ihre eigenen Gedanken zu sortieren. Die Bilder, die das Wesen ihnen gezeigt hatte, waren schwer abzuschütteln, aber sie fanden Trost in der Gewissheit, dass sie gemeinsam das Schlimmste überstanden hatten.

Als die Nacht hereinbrach, regte sich Wooyoung endlich. Seine Augen öffneten sich einen Spalt, und ein schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er seine Freunde um sich herum sah.

„Ihr seid noch hier," flüsterte er heiser.

San lachte leise, die Erleichterung in seiner Stimme unüberhörbar. „Natürlich sind wir das, du Idiot. Wir lassen dich doch nicht allein."

Wooyoungs Lächeln wurde breiter, bevor er wieder die Augen schloss. Diesmal war es kein Erschöpfungsschlaf, sondern ein friedlicher, erholsamer Schlaf.

Sie hatten es geschafft – gemeinsam.

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