Kapitel 5
Taehyungs Sicht:
Nachdem ich Jeongguks Wohnung verlassen habe, sind mir die Tränen buchstäblich aus den Augen geschossen. Ich bin der schlechteste Mensch dieser Erde! Wie konnte ich das bloß tun? Bogum hat mich zwar übelst aufgeregt und wütend gemacht mit seiner dummen Nachricht, aber das ist noch lange keine Rechtfertigung, dass ich ihn mit einem anderen Kerl betrügen darf. Das Schlimmste von allem ist, dass ich mich an alles erinnern kann. Jeongguk hat rein gar nichts falsch gemacht und ich habe ihn trotzdem beleidigt. Es war meine Schuld, dass wir überhaupt im Bett gelandet sind. Ich wusste, dass es falsch war und machte trotzdem weiter. Ich war so überfordert mit meinen Gefühlen, dass ich alles an Jeongguk rausgelassen habe.
Wie soll ich mich jemals bei Bogum wieder Blicken lassen? Ich kann nicht mal in mein eigenes Spiegelbild schauen, ohne an Jeongguk zwischen meinen Beinen zu denken. Er ist so wütend geworden, als ich ihm diese Lügen gegen den Kopf geworfen habe. Ich fand ihn extrem attraktiv. Ich bin eine schreckliche Person und total feige. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Nachrichten auf meinem Handy sind. Mein Akku ist leer und ich bin gerade auf dem Weg zu Hyungsiks Wohnung. Ich traue mich einfach nicht nach Hause zu gehen.
Ein paar Minuten später komme ich auch bei ihm an und drücke mehrmals auf die Klingel, damit er auch aufwacht, falls er schlafen sollte. Die Tür summt nach wenigen Sekunden, wodurch ich sie aufstoße und in den zweiten Stock sprinte. Hyungsik steht verschlafen in der Wohnungstür, als ich bei ihm ankomme, aber er reißt die Augen auf, nachdem er mein verheultes Gesicht sieht.
"Was ist passiert?!", schreit er mit rauer Stimme und nimmt mich sofort in den Arm, während ich erneut in Tränen ausbreche.
"Ich bin so ein Vollidiot, Hyungsik!", heule ich los und vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter.
"Wieso? Was hast du gemacht? Du bist heute Nacht auch plötzlich verschwunden! Wir haben die ganze Bar nach dir abgesucht!", fragt er und zieht mich mit sich in die Wohnung.
Er schließt die Tür hinter uns und drückt mich etwas von sich, um mir ins Gesicht sehen zu können. Schniefend wische ich mir die Tränen von den Wangen und möchte es gar nicht über meine Lippen bringen.
"Ich habe Bogum mit diesem Jeongguk betrogen", gestehe ich ihm und könnte wieder losheulen.
Hyungsik bleibt für mehrere Sekunden still und versucht sein offensichtliches Grinsen zu verstecken, indem er sich auf die Lippen beißt. Zu wem bin ich überhaupt gegangen? Er hasst Bogum. Ich fange wieder an zu weinen und verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen. Hyungsik nimmt mich sofort in den Arm und streichelt über meinen Rücken.
"Na, na! Hör auf zu weinen, mein Bärchen! Bogum hat nichts anderes verdient", versucht er mich zu trösten, aber macht mich nur wütend.
"Hyungsik! Das ist verdammt nochmal nicht witzig!", schreie ich ihn an und löse mich energisch aus seiner Umarmung.
Ich stampfe gerade aus durch den Flur ins Wohnzimmer und hole mein Handy aus meiner Jackentasche, um mir sein Ladekabel auf dem Wohnzimmertisch zu schnappen und es in die Steckdose neben dem Türrahmen zu stecken. Hyungsik stellt sich hinter mich und kann sich sein Lachen nicht mehr verkneifen.
"Ganz ehrlich, dieser Jeongguk ist tausendmal attraktiver als Bogum. Ich kann verstehen, warum du ihm nicht widerstehen konntest. War der Sex gut?", haut er mir gegen die Schulter, während ich darauf warte, dass ich mein Handy wieder einschalten kann.
Finster starre ich ihn an, aber merke wie mir mein Blut in die Wangen schießt. Ich möchte mich gar nicht daran erinnern, weil mein Bauch direkt zu kribbeln beginnt, wenn ich an heute Nacht denke. Jeongguk war zwar total besoffen, aber seine Berührungen waren so sanft und er hat die ganze Zeit darauf geachtet, ob ich mich wohlfühle. Ich spüre seine Berührungen teilweise immer noch auf meiner Haut und seine süßen Nichtigkeiten, dass ich der hübscheste Mann wäre, den er jemals gesehen hat, gehen mir nicht aus dem Kopf. Darum fühle ich mich noch schlechter, dass ich ihn aus der Panik heraus so beleidigt habe. Ich hoffe wirklich, dass ich ihn nie wieder sehe.
"Du musst mir gar nicht antworten. Dein Gesicht spricht gerade Bände", lacht Hyungsik und schmeißt sich auf seine graue Couch, die in der Mitte des Raumes steht.
"Hör auf zu lachen. Das ist alles andere als lustig. Ich habe meinen Freund betrogen. Fuck, ich habe eine jahrelange Beziehung für einen One Night Stand zerstört", gebe ich verzweifelt von mir und fahre mir gestresst durch die Haare.
"Ey, reiß dich mal bitte zusammen. Bogum sagt mindestens einmal im Monat, dass er nicht weiß, ob er eure Beziehung weiterführen kann. Gestern, an Silvester, hat er dich für seine Freunde sitzen lassen. Bestimmt hat er dir nicht mal geschrieben", mault er mich an.
"Klar, es war scheiße von ihm, aber das was ich getan habe, ist viel schlimmer, Hyungsik!", erwidere ich und schalte mein Handy an, als ich die zwei Prozent aufblinken sehe.
"Wieso verteidigst du ihn immer noch? Wenn er dich besser behandeln würde, hättest du dich niemals auf Jeongguk eingelassen! Es ist doch vollkommen normal, dass du dich zu jemanden hingezogen fühlst, der eindeutig Interesse an dir hat und dir die Welt zu Füßen legen würde, um mindestens eine Nacht mit dir zu verbringen", regt er sich auf und fuchtelt heftig mit seinen Arm durch die Luft.
"Du spinnst doch! Ich habe jemanden betrog-...", rufe ich aufgebracht, aber unterbricht mich direkt.
"Ich habe schon verstanden, dass du ihn betrogen hast. Das ist auch echt nicht in Ordnung, aber ich kann kein Mitleid für Bogum aufbringen, weil er dich seit Monaten scheiße behandelt und dir nicht die Liebe-...", verdreht er die Augen und sieht mich überrascht an, als ich ihn diesmal unterbreche.
"Sei leise! Bogum hat mir geschrieben!", fauche ich ihn an und setze mich auf den Boden, weil mein ganzer Körper zu zittern beginnt.
Mehrere Nachrichten und verpasste Anrufe von Bogum erscheinen auf meinem Bildschirm, wodurch ich hektisch auf diese klicke.
Schatz ❤️:
Baby, es tut mir so leid! Siwon hat schon wieder mein Handy geklaut und diese dumme Nachricht geschrieben. Ich hoffe, dass du nicht allzu sauer bist! Ich würde dich für nichts auf dieser Welt aufgeben ❤️ - 22:01 Uhr
Wollen wir uns um Mitternacht im Stadtpark treffen? Dort gibt es ein großes Feuerwerk! ❤️ - 22:47 Uhr
Baby? Wieso gehst du nicht mehr ans Handy? - 23:05 Uhr
Bist du sauer auf mich? Schatz, ich schwöre es dir, dass Siwon die Nachricht geschrieben hat! - 23:10 Uhr
Taehyung, ich mach mir Sorgen... Warum antwortest du nicht? - 23:17 Uhr
Ich hoffe, dir ist nichts passiert - 23:31 Uhr
Meine Nachrichten gehen nicht mal mehr durch - 23:32 Uhr
Fuck. Warum tust du mir das an? - 23:48 Uhr
Wo bist du?! - 00:00 Uhr
Wieso bist du immer noch nicht zuhause?! Es ist 3 Uhr morgens! - 3:26 Uhr
Ich hoffe es geht dir gut... Meld dich morgen froh bitte bei mir - 3:46 Uhr
Danach enden seine Nachrichten und die Schuldgefühle fressen mich innerlich auf. Ich fange an zu schluchzen und schmeiße mein Handy zu Boden. Heiße Tränen fließen meine Wangen runter und ich fühle mich so, als würde ich jeden Moment ersticken. Wie konnte ich nur? Bogum liebt mich und ich liebe ihn. Nur weil mir irgendein Kerl schöne Augen gemacht hat, hätte ich mich zusammenreißen müssen. Ich möchte ihn nicht verlieren. Was soll ich bloß ohne ihn machen?
"Was ist los, Tae? Hat er mit dir Schluss gemacht?", fragt Hyungsik besorgt und kniet sich zu mir auf den Boden.
"Nein! Er hat sich die ganze Nacht Sorgen um mich gemacht. Wieso bin ich so dumm? Fuck, wie konnte ich ihm das bloß antun? Ich kann ihn nicht verlieren. Hyungsik, du musst mir versprechen, dass du keinen über meinen Fehler erzählst. Ich möchte Bogum nicht verlieren", sage ich ihm und flehe ihn anschließend an.
"Taehyung, das ist keine Lösung! Alle Lügen kommen irgendwann raus. Du musst es ihm sagen!", meint Hyungsik entsetzt, aber ich schüttle heftig mit dem Kopf.
"Bitte, Hyungsik. Ich darf ihn nicht verlieren. Wenn er das erfährt, dann geht er. Ich darf das nicht riskieren. Das war doch nur ein dummer Fehler. Ich werde Jeongguk auch nie wieder sehen. Bitte, versprichs mir. Du magst Bogum zwar nicht, aber ich liebe ihn. Tu es bitte für mich", bettle ich ihn an und kralle mich in sein Schlafshirt.
"Oh, Mann. Okay... Ich werde ihm nichts sagen, aber ich sag dir eins. Früher oder später wird die Wahrheit ans Licht kommen", seufzt er und nickt leicht, woraufhin ich ihm um den Hals falle.
Ich werde alles dafür tun, dass er es niemals erfährt.
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