Kapitel 39

Irgendwie hat kaum jemand das Update zu Kapitel 38 bekommen. Ich empfehle das Kapitel vor diesem zu lesen 😀

Taehyungs Sicht

Ein leises Brummen dringt an mein Ohr, ein vertrautes Geräusch, das mich langsam aus dem Schlaf zieht. Ich brauche einen Moment, um mich zu orientieren. Der Fernseher läuft noch, der Bildschirm flimmert schwach, die Stimmen der Erzähler sind nur noch ein dumpfes Gemurmel im Hintergrund.

Es ist dunkel.

Ich blinzle träge und realisiere, dass ich nicht allein bin. Jeongguks Arme sind um mich geschlungen, sein warmer Atem streift sanft mein Haar. Mein Kopf ruht auf seiner Brust, seine Hand liegt locker auf meiner Taille. Er schläft tief und fest, sein Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig.

Ich sollte aufstehen. Ich sollte nach Hause gehen. Doch ich rühre mich nicht. Es fühlt sich so verdammt gut an, hier zu sein. Seine Wärme zu spüren, seinen Herzschlag unter meiner Wange. Mein eigener Körper weigert sich, sich von ihm zu lösen. Stattdessen liege ich einfach da, höre auf das sanfte Pochen seines Herzens und versuche, nicht darüber nachzudenken, wie sehr ich mir wünsche, dass dieser Moment nie endet.

Aber er muss enden.

Ich kann nicht ewig hierbleiben. Bogum wartet auf mich.

Bogum.

Mein Herz zieht sich zusammen, als ich an ihn denke. An unsere Wohnung, die sich längst nicht mehr wie ein Zuhause anfühlt. An die Stille, die zwischen uns hängt, schwer und unausweichlich.

Ich will nicht zurück.

Ich will mich nicht wieder in dieser leeren Wohnung verlieren.

Meine Finger gleiten langsam über das Sofa, bis ich mein Handy ertaste. Ich hebe es vorsichtig an, versuche, mich nicht zu viel zu bewegen, um Jeongguk nicht aufzuwecken. Mein Display leuchtet auf – 20:03 Uhr.

Ich starre auf die Uhrzeit. Ich habe viel länger geschlafen, als ich dachte. Ich öffne meine Nachrichten und tippe schnell.

Taehyung
Hyung, kann ich dich für heute als Ausrede benutzen? Ich will nicht nach Hause…
20:05 Uhr

Ich warte. Nicht einmal eine Minute vergeht, bis er antwortet.

Hyungsik
Bogum?
20:06 Uhr

Ich seufze leise.

Taehyung
Ja… Ich ertrag’s einfach nicht heute.
20:06 Uhr

Hyungsik
Sag ihm, du schläfst bei mir. Ich deck dich.
20:07 Uhr

Mein Brustkorb entspannt sich ein wenig.

Taehyung
Danke, Hyung. Ich schulde dir was
20:08 Uhr

Ich atme tief durch, öffne dann den Chat mit Bogum. Mein Daumen zögert kurz über der Tastatur, doch dann tippe ich.

Taehyung
Hyungsik geht’s nicht gut. Ich bleibe heute Nacht bei ihm
20:09 Uhr

Ich warte. Minuten vergehen. Schließlich erscheint die kleine Markierung, dass er es gelesen hat. Doch keine Antwort. Ich sollte mich nicht wundern. Es ist nicht das erste Mal, dass er mich ignoriert.

Trotzdem sticht es.

Ich lege das Handy auf die Couch und atme langsam aus. Ich sollte mich schlecht fühlen. Ein schlechtes Gewissen haben, weil ich lüge. Doch alles, was ich fühle, ist Erleichterung.

Ich schließe die Augen für einen Moment, konzentriere mich auf den Rhythmus von Jeongguks Atem. Seine Nähe erfüllt mich mit einer Wärme, die ich nicht mehr missen will. Mit jeder weiteren Sekunde, die vergeht, verliebe ich mich mehr in ihn. Und das macht mir mehr Angst, als alles andere.

Ich lege mein Handy beiseite und atme langsam aus. Mein Herz schlägt leise gegen meine Rippen, aber nicht vor Aufregung oder Angst, sondern weil es sich in diesem Moment einfach richtig anfühlt. Jeongguks Arme sind immer noch um mich gelegt, seine Wärme dringt durch meine Kleidung. Ich weiß, dass ich aufstehen sollte, mich von ihm lösen sollte, aber ich kann es nicht. Ich will es nicht.

Stattdessen hebe ich langsam meinen Blick, sehe sein Gesicht im schwachen Licht des Fernsehers. Seine Wimpern werfen zarte Schatten auf seine Wangen, seine Lippen sind leicht geöffnet. Er sieht so friedlich aus, so entspannt. Ein Teil von mir möchte über sein Gesicht streichen, ihn spüren, ihm näher sein, als ich es ohnehin schon bin.

Mein Herz zieht sich zusammen.

Was mache ich hier? Was passiert mit mir?

Ich bin in einer Beziehung. Ich sollte mich nicht so fühlen. Ich sollte nicht nach seiner Nähe sehnen, nicht das Verlangen verspüren, noch ein wenig länger in seinen Armen zu bleiben. Und doch tue ich es. Ich tue es mit jeder Faser meines Körpers.

Ich schließe für einen Moment die Augen, versuche, meinen Atem zu beruhigen. Doch dann spüre ich eine leichte Bewegung, ein warmes Gewicht, das sich um meine Hand legt. Ich reiße die Augen auf, und mein Blick fällt auf seine Finger, die sich sanft um meine schließen. Sein Griff ist nicht fest, nicht fordernd, eher wie eine stille Bitte, als würde er mich auch im Schlaf nicht loslassen wollen.

Mein Herz setzt einen Schlag aus.

Er schläft noch. Sein Atem ist gleichmäßig, seine Gesichtszüge entspannt. Doch seine Finger halten meine Hand fest, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Und ich lasse es zu. Ich lasse es nicht nur zu, ich erwidere seinen Griff.

Langsam verschränke ich unsere Finger miteinander, fühle seine Haut an meiner, warm und vertraut. Ich könnte mich jederzeit zurückziehen, mich von ihm lösen. Aber ich tue es nicht. Ich bleibe. Ich liege hier, mit meinem Kopf auf seiner Brust, unsere Hände ineinander verschränkt, und frage mich, wie zum Teufel ich es je wieder schaffen soll, mich von ihm zu lösen.

Denn mit jedem Moment, der vergeht, wird mir bewusster:

Ich will nicht mehr gehen.

Jeongguks Finger sind warm, vertraut, sicher. Ich halte seine Hand noch immer, wage es nicht, sie loszulassen. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, weil es sich so unglaublich gut anfühlt, ihn hier zu haben. Ihn bei mir zu haben.

Mein Blick wandert zurück zu seinem Gesicht. Im schwachen Licht des Fernsehers sehe ich jede einzelne feine Linie, jede Nuance seiner Gesichtszüge. Seine dunklen Wimpern, die sich sanft auf seine Wangen legen. Seine Lippen, leicht geöffnet, als würde er im Traum noch etwas murmeln wollen. Sein ruhiger, gleichmäßiger Atem, der über mein Haar streicht.

Er sieht so wunderschön aus. So friedlich.

Ich schlucke. Mein Körper fühlt sich seltsam leicht an, als wäre ich nur ein Hauch von Existenz in diesem Moment. Meine Brust hebt und senkt sich langsam, aber mein Herz rast und ich weiß, dass ich verloren bin. Ein Teil von mir weiß, dass ich nicht tun sollte, was ich gleich tun werde. Ein Teil von mir weiß, dass es ein Punkt ohne Rückkehr ist.

Doch ich kann nicht anders.

Vorsichtig löse ich meine Hand aus seiner und hebe sie an. Mein Blick wandert über sein Gesicht, jeden Millimeter auskostend, bevor meine Finger sanft seine Wange streifen. Seine Haut ist warm unter meinen Fingerspitzen. Ein sanfter Kontrast zu meiner eigenen, die sich eiskalt anfühlt im Vergleich zu ihm. Ich fahre mit dem Daumen leicht über seinen Wangenknochen, streiche eine Strähne seiner dunklen Haare aus seinem Gesicht. Mein Herz schlägt schneller, als meine Finger seine Haut erkunden – vorsichtig, fast ängstlich.

Ich will ihn spüren. Ich will ihn fühlen. Ich durfte schon von seinen Berührungen und seiner Nähe kosten, die sich seit dem in mein Gedächtnis eingebrannt und eine Sehnsucht hinterlassen haben, gegen die ich seit Monaten versucht habe anzukämpfen, aber letztlich habe ich den Kampf verloren.

Plötzlich spüre ich eine Bewegung unter mir. Jeongguks Atem verändert sich, wird tiefer, bewusster. Seine Lider zucken leicht.

Er wacht auf.

Ich will meine Hand zurückziehen, aber es ist zu spät. Seine dunklen Augen blinzeln müde, noch von Schlaf benebelt, und dann trifft sein Blick mich.

Seine Lippen formen sich leicht zu einem Lächeln. Ein kleines, verschlafenes Lächeln, das mich direkt ins Herz trifft.

"Du bist noch hier...“, haucht er und seine Stimme ist rau vom Schlaf, und es klingt, als könnte er es selbst kaum glauben.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Mein Daumen ruht noch immer auf seiner Wange, meine Finger ganz sanft an seiner Haut. Ich könnte jetzt zurückweichen. Ich könnte aufstehen, mich entschuldigen, eine Ausrede finden.

Aber ich tue es nicht.

Denn sein Blick ist so unglaublich weich, so voller unausgesprochener Emotionen, dass es mir den Atem raubt. Er dreht seinen Kopf leicht in meine Berührung, als würde er sie nicht verlieren wollen.

"Natürlich bin ich noch hier", flüstere ich schließlich, und meine Stimme klingt so weich, so verletzlich, dass ich mich selbst kaum wiedererkenne.

Sein Lächeln wird breiter, und ich spüre, wie etwas in mir nachgibt. Wie mein ganzer Körper bei diesem Anblick zu schmelzen beginnt.

"Gut", erwidert er zufrieden..

Ein einziges Wort, aber es trifft mich so tief, dass mir fast schwindelig wird. Jeongguk sieht mich an, seine dunklen Augen glitzern im schwachen Licht. Seine Finger, die noch immer auf meiner Taille ruhen, ziehen mich unbewusst ein Stück näher.

Ich kann nicht atmen.

Ich kann nicht denken.

Alles, was ich tun kann, ist, mich in seinem Blick zu verlieren.

Und in diesem Moment weiß ich es – ich habe keine Chance mehr.

Ich bin Jeongguk vollkommen verfallen.

Jeongguk blinzelt ein paar Mal, als würde er versuchen, seine Gedanken zu ordnen. Sein Griff um meine Taille ist noch immer fest, als hätte er Angst, dass ich mich jeden Moment auflösen könnte. Ich will ihm sagen, dass ich nirgendwo hingehe, zumindest nicht jetzt. Doch bevor ich es aussprechen kann, hebt er langsam seinen Kopf von dem Kissen und murmelt schläfrig:

"Wie spät ist es?“

Ich schiele kurz zu meinem Handy, das noch immer neben mir auf der Couch liegt.

"Kurz nach acht", antworte ich ihm.

Jeongguk seufzt leise und lässt seinen Kopf wieder ins Kissen fallen. Sein Arm um meine Taille lockert sich ein wenig, aber nicht genug, um mich wirklich loszulassen. Stattdessen zieht er mich noch ein kleines Stück näher an sich, bis unsere Körper wieder ganz nah beieinanderliegen.

"Dann lass uns noch ein paar Minuten so liegen bleiben. Es ist so gemütlich", murmelt er noch rau vom Schlaf, weich und tief, und ich spüre, wie sein Brustkorb sich langsam hebt und senkt.

Ich sollte mich dagegen wehren. Ich sollte aufstehen, mich aus seinem Griff lösen und mir einreden, dass das alles ein Fehler ist. Ich sollte vieles, aber tue nichts davon.

"War das der beste Schlaf, den du seit Langem hattest?“, frage ich neckend und sehe, wie er kurz überlegt.

"Definitiv", nickt er mit einem müden Lächeln.

"Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, dass Medical Detectives beruhigend ist", entgegne ich mit einem breiten Lächeln.

Jeongguk öffnet seine Augen halb und schaut mich mit einem Ausdruck an, der mir den Atem raubt - weich, liebevoll, als hätte er gerade eine Wahrheit entdeckt, die er selbst nicht erwartet hatte.

"Es lag nicht an Medical Detectives", meint er und schmunzelt etwad.

"Nicht?“, frage ich etwas enttäuscht und runzle die Stirn.

Er schüttelt langsam den Kopf, seine dunklen Augen durchbohren meine, während sein Daumen sanft über meinen Rücken streicht.

"Es lag an dir", bringt er heraus.

Ich weiß nicht, ob mein Herz für einen Moment aussetzt oder einfach viel zu schnell schlägt, um es noch zu registrieren. Mein Mund öffnet sich leicht, aber keine Worte kommen heraus. Ich schlucke schwer, während meine Finger sich unbewusst in den Stoff von Jeongguks Shirt krallen. Sein Blick hält mich fest, seine Worte hängen noch immer zwischen uns, vibrieren in der Luft wie eine unausgesprochene Wahrheit.

Es lag an dir.

Mein Herz rast. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was ich sagen kann, ohne mich zu verraten. Jeongguks Griff um meine Taille bleibt sanft, aber ich spüre, wie er sich ein wenig anspannt. Seine dunklen Augen gleiten über mein Gesicht, als würde er nach einer Antwort suchen. Dann seufzt er leise.

"Wann musst du nach Hause?“, flüstert er, aber ich höre das Zögern in seiner Stimme.

Eine Unsicherheit, die mich für einen Moment erstarren lässt.

Nach Hause.

Dort, wo mich nichts als Stille und Distanz erwartet. Wo ich mich einsamer fühle als irgendwo sonst.

"Ich… muss nicht", schüttle ich leicht den Kopf.

"Was?", kommt es aus ihm und Jeongguks Stirn legt sich dabei leicht in Falten.

Ich atme tief durch und zwinge mich, nicht wegzusehen.

"Ich habe Bogum geschrieben, dass ich heute Nacht bei Hyungsik bleibe", erkläre ich ihm.

Sein Blick wird weicher. "Heißt das…“ Er hält inne, als würde er sich nicht trauen, die Frage zu beenden.

"Ja. Ich bleibe", nicke ich langsam.

Ein kurzer Moment der Stille, in dem ich nur beobachten kann, wie sich seine Miene verändert. Überraschung. Erleichterung. Und dann dieses kleine, ehrliche Lächeln, das mir jedes Mal den Boden unter den Füßen wegzieht. Sein Daumen streicht sanft über meinen Rücken, als müsste er sich versichern, dass ich wirklich noch hier bin. Dass ich bleibe.

Ein leises Grummeln durchbricht die Stille.

Ich blinzele verwirrt und sehe Jeongguk an, der sich einen Moment später erschrocken an den Bauch fasst.

"War das dein Magen?“, frage ich kichernd.

"Ich hab Hunger. Wann haben wir eigentlich das letzte Mal gegessen“, lacht Jeongguk leise, seine Wangen färben sich leicht rot.

Ich überlege kurz und runzle dann die Stirn.

"Mittag. Und das war nur ein Schokoriegel und ein paar Chips", stelle ich fest.

Seine Augen weiten sich leicht.

"Oh. Kein Wunder, dass mein Magen sich meldet", erwidert er und peinlich berührt.

"Wir sollten was essen“, lache ich leise.

"Ja… aber was?“, fragt er beinahe jammernd.

Ich werfe einen Blick in Richtung Flur und dann zurück zu Jeongguk.

"Wir könnten was kochen?“, schlage ich vor.

"Oder bestellen?“, sagt er und verzieht das Gesicht bei dem Gedanken kochen zu müssen.

"Du hast einfach keine Lust, zu kochen, oder?“, schnaube ich belustigt.

"Doch, aber nur, wenn du mir hilfst", meint er und zieht eine Augenbraue hochm

"Kommt drauf an, was du kochen willst", erwidere ich.

"Etwas, das meinen Magen füllt“, gibt er etwas verzweifelt von sich.

Ich lache und setze mich langsam auf, während er mich mit seinem Blick verfolgt.

"Na schön. Dann schauen wir mal, was du so da hast", beschließe ich und halte ihm meine Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Ich stehe auf, während Jeongguk sich langsam aufrichtet und sich mit einem verschlafenen Gähnen die Augen reibt. Seine dunklen Haare stehen in alle Richtungen ab, und für einen kurzen Moment kann ich nicht anders, als ihn einfach nur anzusehen.

Wie kann jemand selbst nach dem Schlafen noch so verdammt süß aussehen?

Jeongguk ergreift meine ausgestreckte Hand und steht auf, streckt sich ausgiebig, was dazu führt, dass sein Shirt ein kleines Stück nach oben rutscht. Meine Augen bleiben direkt an seinen Bauchmuskeln kleben und ich zwinge mich meinen Blick zu lösen. Er schlurft dann mit mir zusammen in die Küche. Ich öffne einen der Schränke und betrachte den Inhalt mit einer Mischung aus Ernüchterung und Enttäuschung.

"Äh … okay. Hier haben wir … Reis. Und da drüben … Instant-Ramen. Und …“ Ich ziehe eine Packung Kekse hervor und halte sie skeptisch hoch. „Das hier zählt nicht mal als richtige Mahlzeit.“

Jeongguk späht über meine Schulter und verzieht das Gesicht.

"Boah, nee. Ich hab keine Lust auf Instant-Ramen. Und Reis dauert mir zu lange", jammert er.

Ich drehe mich zu ihm um und verschränke die Arme.

"Okay, dann schlag was vor, Gourmetkoch", fordere ich ihn auf.

"Ich weiß nicht … irgendwie hab ich auf nichts Lust, was hier drin ist", zuckt er mit den Schultern und lehnt sich an die Küchentheke.

"Perfekt. Also haben wir das gleiche Problem", lache ich leise.

Für einen Moment stehen wir nur da, während sich eine nachdenkliche Stille zwischen uns ausbreitet. Dann höre ich ein leises Geräusch neben mir, eine Art leises Schmollen, und als ich mich umdrehe, sehe ich, wie Jeongguk sich mit einem theatralischen Seufzen gegen meinen Arm lehnt.

"Ich bin hungrig", murmelt er und drückt seine Stirn leicht gegen meine Schulter.

"Jeongguk“, sage ich und blinzle etwas überrascht.

"Hast du eine Ahnung, wie schlimm das ist?“ Er schmiegt sich ein wenig mehr an mich und seufzt dramatisch. „Ich kann nicht denken, ich kann nicht funktionieren. Ich werde sterben.“

Ich rolle mit den Augen, doch mein Herz macht einen Sprung bei der plötzlichen Nähe. Seine Wärme ist sofort da, vertraut und beruhigend, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, dass er sich an mich lehnt.

"Oh Gott, bitte nicht sterben", sage ich trocken, während ich meine Hand auf seinen Kopf lege und ihm über die Haare streiche. "Wir haben doch gerade erst geschlafen, das wäre echt unpraktisch.“

"Dann gib mir was zu essen", lacht er leise, sein Körpers vibriert sanft gegen meinen.

Ich seufze und tue so, als würde ich überlegen. "Hm … vielleicht die Kekse?“

Er hebt den Kopf und sieht mich mit einem leidenden Blick an.

"Sag mal, willst du mich umbringen?“, fragt er mich gequält.

"Dann lass uns bestellen. Aber du zahlst", grinse ich und finde sein Verhalten irgendwie extrem süß.

"Waaas?“ Er richtet sich abrupt auf, als wäre ich gerade das größte Unrecht der Welt. "Wieso ich?“

"Weil du derjenige bist, der sich an mich schmiegt und um Essen bettelt", erkläre ich ihm simpel.

Sein Blick verengt sich, als würde er überlegen, ob er weiter schmollen oder sich geschlagen geben soll. Dann schnaubt er und zieht sein Handy aus der Hosentasche.

"Na schön. Aber ich bestimme, was wir essen.“

Ich lehne mich wieder an die Küchentheke und beobachte ihn, während er durch die Liefer-Apps scrollt. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, als ich merke, dass es mir eigentlich völlig egal ist, was wir essen.

Solange ich diesen Moment mit ihm verbringen kann, reicht das vollkommen aus.

Jeongguk scrollt durch die App, während er sich mit der anderen Hand immer noch halb an mich lehnt. Sein Kopf ruht gegen meine Schulter, sein warmer Atem streift gelegentlich meine Haut, und ich versuche mit aller Kraft, mich nicht anmerken zu lassen, wie mein Herz bei jedem kleinen Kontakt schneller schlägt.

"Pizza?“, fragt er beiläufig, ohne aufzusehen.

"Zu langweilig", schüttle ich den Kopf.

"Burger?“

"Hatten wir letztens erst.“

"Hm … Sushi?“

"Du willst Sushi essen, während wir auf deiner Couch liegen und True-Crime-Dokus schauen?“, frage ich nach und ziehe eine Augenbraue hoch.

Jeongguk überlegt kurz und dann grinst er.

"Ja. Was spricht dagegen?“, kommt es beimahe unschuldig aus ihm.

Ich lache leise und schüttele den Kopf.

"Nichts, ich wollte nur sichergehen, dass du dir über dein Ästhetiklevel bewusst bist", meine ich.

Er stupst mich leicht mit seinem Kopf an. "Mein Ästhetiklevel ist immer on point.“ Dann scrollt er weiter. "Okay, dann Sushi.“

Er klickt ein paar Mal auf seinem Handy herum, bevor er mich kurz ansieht. "Möchtest du was Bestimmtes?“

"Überrasch mich“, antworte ich und zucke mit den Schultern.

Jeongguk blinzelt mich einen Moment lang an, als hätte ich ihm gerade die größte Verantwortung der Welt übertragen. Dann nickt er mit einem selbstzufriedenen Grinsen.

"Okay, aber wenn du dich beschwerst, bist du selbst schuld", warnt er mich und kriegt das Grinsen kaum aus dem Gesicht.

"Ich vertraue dir", versichere ich ihm und muss selbst Grinsen.

Seine Augen huschen kurz über mein Gesicht, und für einen Moment wirkt er fast überrascht über meine Worte. Dann senkt er den Blick wieder aufs Handy und gibt die Bestellung auf.

Während wir warten, lehne ich mich an die Küchentheke und beobachte ihn. Er scheint entspannt, aber ich sehe das leichte Funkeln in seinen Augen – dieses besondere Glitzern, das immer dann auftritt, wenn er wirklich glücklich ist.

Mein Brustkorb zieht sich eng zusammen. Wann habe ich ihn das letzte Mal so gesehen? So ungezwungen, so… warm?bUnd wann war das letzte Mal, dass ich mich selbst so gefühlt habe?

Er legt sein Handy beiseite und reckt sich kurz.

"Okay, 30 Minuten", teilt er mir mit.

"Perfekt", nicke ich und betrachte ihn etwas.

Jeongguk streckt die Arme aus und schlingt sie für einen Moment um mich, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

"Was machen wir in der Zwischenzeit?“, möchte er wissen und sieht mir direkt in die Augen.

Ich versuche, ruhig zu bleiben, obwohl mir das Blut in den Kopf schießt. Ich lache leise. "Du hast geschlafen, also solltest du jetzt voller Energie sein.

"Falsch. Ich bin noch müde", entgegnet er und lehnt sich schwer gegen mich und seufzt theatralisch.

"Jeongguk…“

"Lass mich einfach hier kurz sterben.“

Ich lache und schiebe ihn leicht von mir weg, aber er lässt es nicht zu und klammert sich nur fester an mich.

"Jeongguk, reiß dich zusammen! Keiner stirbt hier jetzt“, tadle ich ihn.

"Nein", kommt es stur aus ihm.

Ich versuche, ihn abzuschütteln, aber er klammert sich an mich wie eine Klette.

"Okay, du hast gewonnen. Was willst du machen?“, seufze ich ergeben.

Jeongguk überlegt kurz und dann grinst er schelmisch.

"Kuschelmarathon, bis das Essen kommt?“

Mein Herz setzt einen Schlag aus.

Er meint es sicher als Scherz. Oder zumindest halbwegs. Aber die Idee trifft mich härter, als sie sollte. Ich könnte jetzt lachen und ihn spielerisch wegschieben. Ich könnte mich rausreden, könnte mir irgendeine dumme Bemerkung ausdenken. Doch stattdessen bleibe ich einfach stehen und sehe ihn an. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, aber seine Augen sind weich, fast suchend.

Und plötzlich ist es nicht mehr nur ein Scherz.

Plötzlich fühlt es sich an wie eine unausgesprochene Bitte.

Mein Mund ist trocken, mein Herz rast, und bevor ich richtig darüber nachdenken kann, murmele ich leise:

"Okay"

Jeongguks Gesichtsausdruck verändert sich – überrascht, dann erfreut.

Dann schnappt er mich am Handgelenk und zieht mich mit sich zur Couch, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich einwillige. Sein Griff um mein Handgelenk ist fest, aber nicht fordernd, eher so, als würde er mich auf keinen Fall loslassen wollen. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, während er sich mit einem zufriedenen Seufzen auf das weiche Polster sinken lässt und mich mit sich zieht.

"Okay, Regel Nummer eins für unseren Kuschelmarathon“, beginnt er und grinst mich frech an, "du darfst nicht aufstehen, bis das Essen kommt.“

"Du hast Regeln für das?“, lache ich leise.

"Natürlich. Kuscheln ist eine ernste Angelegenheit, Taehyung.“

Ich rolle mit den Augen, aber mein Lächeln verrät mich. „Okay, und was ist Regel Nummer zwei?“

Jeongguk grinst noch breiter. "Du musst es genießen.“

Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, doch bevor ich dazu komme, legt er einfach seine Arme um mich und zieht mich sanft mit sich nach unten. Ich lande halb auf seiner Brust, halb zwischen seinen Armen, mein Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Mein Herz setzt einen Schlag aus, und ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt.

"So ist es gemütlich“, murmelt er zufrieden und schließt die Augen, als hätte er genau das gewollt.

Ich liege stocksteif da, unsicher, was ich mit meinen Armen tun soll. Doch Jeongguk bemerkt es sofort. Er greift nach meiner Hand, zieht sie auf seine Brust und legt seine eigene darüber. Sein Herz schlägt ruhig, regelmäßig – ein starker Kontrast zu meinem eigenen, das gefühlt kurz davor ist, aus meinem Brustkorb zu springen.

"Entspann dich, Taehyung“, murmelt er mit geschlossenen Augen. „Das ist doch nichts Neues für uns, oder?“

Nichts Neues.

Vielleicht.

Aber es fühlt sich anders an.

Ich schlucke schwer und atme tief durch, versuche, meine Nerven unter Kontrolle zu bekommen. Langsam lasse ich meinen Körper weicher werden, entspanne mich in seiner Umarmung. Meine Wange ruht gegen sein Shirt, das nach Waschmittel und ihm riecht – warm, beruhigend, vertraut.

Ich wusste nicht, dass ich das so sehr vermisst habe.

Dass ich das so sehr brauche.

Jeongguks Daumen streicht sanft über meinen Handrücken, eine langsame, beruhigende Bewegung. Mein Herz schlägt immer noch zu schnell, aber es ist nicht mehr nur Aufregung. Es ist auch eine tiefe, warme Ruhe, die sich in mir ausbreitet.

Ich schließe die Augen.

Und lasse mich für einen Moment einfach fallen.

Irgendwann öffne ich meine Augen wieder und stelle fest, dass ich nicht einmal gemerkt habe, wie viel Zeit vergangen ist. Jeongguks Atmung ist tief und gleichmäßig, seine Brust hebt und senkt sich in einem ruhigen Rhythmus. Ich schiele auf die Uhr an der Wand – es sind fast 30 Minuten vergangen.

Der Türsummer ertönt.

"Essen ist da“, murmele ich leise.

Jeongguk stöhnt dramatisch, als hätte ich ihn gerade aus dem tiefsten Schlaf gerissen. "Mmh… nein… noch fünf Minuten…“

"Jeongguk, das Essen geht wieder", lache ich leise.

"Soll es doch. Dann sterbe ich mit dir in meinen Armen."

"Jeongguk."

"Wenn du jetzt aufstehst, brichst du Regel Nummer eins", erinnert er mich.

Ich schüttele amüsiert den Kopf. "Ich muss aber aufstehen, um das Essen zu holen."

Er blinzelt mich verschlafen an, seine Augen noch schwer vom Dösen. Dann lässt er mich langsam los, aber nicht, ohne ein tiefes, dramatisches Seufzen von sich zu geben.

"Ich lass dich gehen, aber nur, weil Essen wichtiger ist als Kuscheln", gibt er sich endlich geschlagen.

"Sehr großzügig von dir", grinse ich..

Ich stehe auf und gehe zur Tür, während er sich langsam aufsetzt und sich durch sein zerzaustes Haar fährt. Als ich mit der Tüte voller Sushi zurückkomme, strahlt er mich so glücklich an, dass es mir fast den Atem raubt.

"Du bist mein Held“, sagt er feierlich und nimmt mir die Tüte ab, während er Platz auf der Couch macht.

"Ich weiß“, antworte ich mit einem Grinsen und setze mich neben ihn.

Er packt die Boxen aus, reicht mir meine und öffnet seine eigene. „Okay, jetzt mal sehen, ob ich was Gutes bestellt habe.“

Ich nehme die ersten Sushi-Rollen mit den Stäbchen auf, koste sie und nicke anerkennend. "Ich muss zugeben, du hast Geschmack.“

"Hab ich doch gesagt", sagt er und lehnt sich zufrieden zurück.

Ich beobachte ihm, während er mit seinen Stäbchen eine Sushi-Rolle aufnimmt und sie mit einem zufriedenen Ausdruck in den Mund steckt. Seine Wangen sind leicht gerötet, vielleicht vom warmen Licht der Wohnzimmerlampe, vielleicht aber auch, weil er gerade wirklich glücklich ist. Und das macht etwas mit mir.

Ich wusste nicht, wie sehr ich es vermisst habe, jemanden so unbeschwert lächeln zu sehen – und dabei zu wissen, dass ich ein Teil dieses Moments bin.

"Warum schaust du mich so an?“ Jeongguks Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

"Wie schaue ich dich denn an?“, frage ich und blinzle ihn an.

Er neigt den Kopf leicht zur Seite, mustert mich, als würde er überlegen, ob er mich aufziehen oder die Frage ernst nehmen soll. Dann schiebt er eine weitere Sushi-Rolle in den Mund und kaut genüsslich. "Als würdest du gleich eine Doku über mich drehen.“

"Tja, vielleicht bist du einfach ein faszinierendes Objekt", meine ich lächelnd.

Jeongguk hebt eine Augenbraue und grinst dann. "Objekt? Also bin ich nicht mal eine Person für dich?“

Ich zucke mit den Schultern. „Eher ein Phänomen.“

Er schüttelt amüsiert den Kopf und kaut weiter, bevor er mir plötzlich eine Sushi-Rolle hinhält. "Hier, probier die. Die ist gut.“

"Ich kann mir selbst Sushi nehmen, weißt du?“, meine ich und beäuge die Sushi-Rolle vor meinem Gesicht.

"Mach’s nicht kompliziert. Iss einfach“, seufzt er gespielt genervt.

Ich sehe ihn für einen Moment an, dann beuge ich mich leicht vor und nehme die Sushi-Rolle direkt von den Stäbchen in den Mund. Es passiert ganz automatisch, ganz natürlich – und doch fühlt es sich an, als würde mein Herz plötzlich aussetzen. Jeongguk sieht mich an, sein Blick auf meine Lippen gerichtet, als wäre ihm gerade bewusst geworden, wie intim die Geste war.

Ich kaue langsam, versuche, mich auf den Geschmack zu konzentrieren, doch alles, was ich spüre, ist die plötzliche Hitze, die in meinem Gesicht aufsteigt.

"Gut?“ fragt Jeongguk schließlich leise.

"Ja", nicke ich.

Unsere Blicke treffen sich, und für einen Moment herrscht absolute Stille zwischen uns. Kein Fernseher, kein Hintergrundgeräusch, nur das leise Hämmern meines eigenen Herzschlags in meinen Ohren.

Dann, als wäre nichts gewesen, greift Jeongguk wieder nach seinem Sushi und isst weiter, als wäre das gerade nicht passiert. Doch seine Ohren sind rot. Und das bleibt mir nicht verborgen.

Ich versuche, mich auf mein eigenes Essen zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Zu seiner Hand, die gerade eben noch so selbstverständlich nach mir gegriffen hat. Zu seinem Blick, der für einen kurzen Moment viel zu weich war. Zu dem Wissen, dass ich hier bin und dass ich diesen Moment um nichts in der Welt eintauschen möchte.

"Okay. Ich bin offiziell satt“, sagt Jeongguk und lehnt sich mit einem zufriedenen Ausdruck zurück.

"Und das lässt du jetzt einfach liegen?“, frage ich und schiele auf die noch halbvolle Box vor ihm.

"Ich hab genug gegessen. Außerdem bin ich in meiner gemütlichen Phase", entgegnet er.

Ich nicke und lege meine eigenen Stäbchen beiseite. :Und was passiert in der gemütlichen Phase?“

Jeongguk überlegt keine Sekunde. "Netflix und Kuscheln.“

Mein Herz setzt aus. "Oh.“

Er scheint meine Reaktion zu bemerken, denn sein Grinsen wird breiter. "Was denn? Hast du Angst vor Runde zwei?“

"Pff, als ob. Ich kann das jederzeit wiederholen“, sage ich und versuche, nicht zu viel über meine eigenen Worte nachzudenken.

"Oh?“ Jeongguk hebt eine Augenbraue und lehnt sich ein Stück näher. "Also hat’s dir gefallen?“

Ich öffne den Mund, will etwas sagen, doch dann schüttelt er grinsend den Kopf und zieht mich einfach wieder mit sich auf die Couch.

"Vergiss es, Taehyung. Ich weiß, dass du es genossen hast.“

Ich seufze leise, aber innerlich gebe ich längst auf. Vielleicht ist es in diesem Moment auch egal. Vielleicht will ich gar nicht dagegen ankämpfen.

Also lehne ich mich gegen ihn, spüre seine Wärme, während er die Fernbedienung nimmt und irgendeine Serie startet. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich genau da, wo ich sein sollte.

Genau hier. Bei ihm.

Ich habe mich noch nicht einmal richtig gegen Jeongguk gelehnt, da spüre ich, wie er sich bewegt und sich wieder ein Stück aufrichtet.

"Warte“, murmelt er.

Ich blicke verwirrt zu ihm. "Was jetzt?“

Jeongguk sieht mich mit ernster Miene an, als hätte er eine bahnbrechende Erkenntnis gehabt.

"Wir brauchen neue Regeln für Phase zwei des Kuschelns.“

Ich schnaube belustigt. "Phase zwei? Ich wusste nicht, dass es eine offizielle Kuschelstrategie gibt.“

Er nickt, als wäre das völlig selbstverständlich. "Natürlich gibt es die. Phase eins war das Einfinden in die Kuschelposition, Phase zwei ist das entspannte, vollendete Kuscheln. Und dafür brauchen wir klare Regeln.“

Ich lehne mich zurück und mustere ihn mit hochgezogener Augenbraue. "Okay, dann erleuchte mich. Was sind die Regeln für Phase zwei?“

Jeongguk hebt einen Finger, als würde er gerade eine akademische Vorlesung halten. "Regel Nummer eins: Keiner darf sich über die Kuschelposition beschweren. Wenn einer von uns sich bewegt, muss der andere sich anpassen.“

Ich lache leise. "Du tust ja so, als wäre das eine Sportart.“

"Ist es auch“, sagt er grinsend. "Regel Nummer zwei: Keine tiefgründigen Gespräche.“

Ich halte inne. "Keine tiefgründigen Gespräche?“

Er schüttelt den Kopf. "Nein. Phase zwei ist zum Abschalten da. Kein Drama, keine tiefen Lebensfragen. Nur Entspannung.“

Mein Lächeln wird etwas weicher. Ich weiß, dass er das nicht nur aus Spaß sagt. Vielleicht will er mich davor bewahren, zu viel nachzudenken. Oder sich selbst.

"Okay“, sage ich leise. "Und Regel Nummer drei?“

Jeongguks Lippen zucken belustigt. "Regel Nummer drei: Derjenige, der die Fernbedienung hält, darf bestimmen, was wir schauen.“

"Natürlich", erwidere ich und rolle die Augen.

Er hebt die Fernbedienung triumphierend hoch.

"Und rate mal, wer sie hat?“, grinst er.

Ich tue so, als würde ich überlegen.

"Hm … ein nerviger Typ, der viel zu viele Regeln fürs Kuscheln aufstellt?“, kommt es grübelnd aus mir.

"Falsch.“ Er grinst. "Es ist der Kuschelmeister höchstpersönlich.“

Ich seufze gespielt theatralisch. "Na schön, Kuschelmeister. Was schauen wir?“

Jeongguk zögert kurz, dann klickt er sich durch das Streaming-Angebot. "Wir brauchen was, worüber wir nicht nachdenken müssen.“

"Gute Idee", nicke ich.

Nach ein paar Sekunden bleibt er stehen und grinst breit. Ich lehne mich vor, um zu sehen, was er ausgewählt hat. Als das Intro ertönt, brauche ich nicht einmal auf den Bildschirm zu schauen, um zu wissen, was es ist.

"Family Guy?“, frage ich amüsiert.

Jeongguk lehnt sich entspannt zurück und zieht mich mit sich.

"Perfekte Serie für Kuschel-Phase zwei. Kein Nachdenken, keine komplizierten Emotionen. Nur stumpfer, bescheuerter Humor", erklärt er.

Ich kann nicht anders, als zu lachen.

"Du bist wirklich unglaublich.“

"Ich weiß.“

Er legt seinen Arm um mich, und ich lasse es einfach zu. Seine Wärme schmiegt sich an mich, sein Atem ist ruhig, sein Herzschlag gleichmäßig.

Ich spüre, wie sich meine Muskeln mit jeder Minute, die vergeht, mehr entspannen. Die Stimmen aus dem Fernseher werden zu einem beruhigenden Hintergrundgeräusch, und Jeongguks Hand auf meiner Schulter fühlt sich warm und vertraut an.

Er lacht leise, als eine besonders absurde Szene in Family Guy läuft, und ich spüre das leichte Vibrieren seines Körpers gegen meinen. Es ist so einfach, mit ihm hier zu sein. Keine komplizierten Gespräche, keine unausgesprochenen Gedanken – nur wir beide und eine völlig absurde Serie.

Ich wage es kaum, mich zu bewegen, aus Angst, den Moment zu zerstören. Aber Jeongguk scheint das Gegenteil zu denken, denn nach einer Weile rutscht er ein wenig tiefer in die Couch und zieht mich dabei mit sich.

"Du bist echt bequem, weißt du das?“ murmelt er mit halb geschlossenen Augen.

"Also bin ich nur dein menschliches Kissen?“, frage ich amüsiert.

Er zuckt kaum merklich mit den Schultern. "Ein sehr gemütliches menschliches Kissen.“

Mein Herz setzt einen Schlag aus, aber ich tue so, als würde ich seine Worte nicht allzu ernst nehmen.

"Soll ich mich geehrt fühlen?“, rätsle ich und versuche, meine Stimme locker klingen zu lassen.

Jeongguk gähnt und schmiegt sich noch ein kleines Stück mehr an mich. "Ja.“

Ich spüre seine Wärme durch den Stoff meines Pullovers, seinen Atem, der gelegentlich über meine Haut streift. Meine Gedanken sollten woanders sein – bei Bogum, bei meiner Wohnung, bei all den unausgesprochenen Dingen, die zwischen uns stehen.

Doch sie sind hier.

Nur hier.

Ich wage es, kurz zu ihm aufzusehen, und stelle fest, dass seine Augen fast geschlossen sind. Sein Gesicht ist entspannt, als wäre er nur noch einen Wimpernschlag davon entfernt, wieder einzuschlafen.

Ein Teil von mir will ihn wecken, ihn necken, ihn zwingen, wach zu bleiben, damit ich diesen Moment noch ein wenig länger genießen kann.

Ein anderer Teil will einfach nur so bleiben.

"Wenn du noch bequemer wirst, schlafe ich ein“, murmelt er mit einem zufriedenen Seufzen.

"Das wäre dann schon das zweite Mal heute", merke ich lachend an.

"Und? Hast du ein Problem damit?“

Er blinzelt mich träge an, und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt.

"Nein“, gebe ich schließlich zu. „Habe ich nicht.“

Sein Lächeln ist kaum mehr als ein angedeutetes Zucken seiner Lippen, aber es reicht, um mir die Luft aus der Lunge zu nehmen.

Die Serie läuft weiter, die Stimmen aus dem Fernseher füllen den Raum, aber ich höre kaum hin. Alles, was ich wahrnehme, ist Jeongguk. Seine Nähe. Sein Atem. Sein Herzschlag.

Mein Blick wandert zu unseren verschränkten Hände – wann genau hat er meine wieder genommen? Ich weiß es nicht. Doch ich lasse es zu.

Ich lasse alles zu.

Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlt sich das richtig an.

Jeongguk bewegt sich leicht, sein Arm zieht mich noch ein Stück näher, während er schläfrig ins Kissen murmelt: "Wenn wir noch länger hier liegen bleiben, schlafe ich ein.“

Ich lache leise. „Du hast doch gesagt, das wäre Phase zwei des Kuschelmarathons.“

"Ja, aber Phase drei ist noch besser“, murmelt er, seine Stimme schwer vom Schlaf.

Ich hebe eine Augenbraue. "Es gibt eine Phase drei?“

Jeongguk blinzelt mich an, seine dunklen Augen wirken müde, aber wach genug, um mir ein schiefes Grinsen zuzuwerfen. "Phase drei ist der ultimative Komfort. Das bedeutet: Wir verlegen das Ganze ins Bett.“

Mein Herz setzt einen Schlag aus.

"Ins Bett?"

Ich weiß nicht, warum mich das so überrascht. Wir haben den halben Abend miteinander verbracht, haben uns bereits ineinander gekuschelt, unsere Finger ineinander verschränkt, als wäre es das Natürlichste der Welt. Und doch fühlt sich die Idee, mit ihm in seinem Bett zu liegen, anders an.

Trotzdem sage ich: "Klingt logisch.“

"Gut, dann komm“, gähnt Jeongguk und setzt sich langsam auf.

Er steht auf, streckt sich ausgiebig und gähnt erneut, während er zur Schlafzimmertür schlurft. Ich folge ihm langsam, mein Blick wandert kurz durch sein Wohnzimmer, als hätte ich Angst, dass sich etwas verändert, wenn wir das Setting wechseln.

Als ich das Schlafzimmer betrete, umfängt mich sofort eine vertraute Wärme. Der Geruch von ihm, gemischt mit dem dezenten Duft von Weichspüler. Sein Bett ist ein wenig unordentlich, die Decke halb aufgeschlagen, als hätte er sie vorhin in Eile verlassen.

Er schaltet die Lampe auf seinem Nachttisch an, das Licht taucht den Raum in ein sanftes, warmes Glühen.

"Zieh dich um, dann gebe ich dir was zum Anziehen“, murmelt er und geht zum Schrank.

Ich nicke langsam, doch als ich das Bett betrachte, holt mich eine Erinnerung ein. Eine, die mich nie wirklich losgelassen hat. Ich sehe uns beide dort liegen, damals, als wir in einer Nacht, die von zu viel Alkohol getränkt war, Grenzen überschritten haben. Ich erinnere mich an seine Hände auf meiner Haut, an seine Lippen auf meinen, an den brennenden Hunger, den ich in ihm gespürt habe, den er am nächsten Morgen kaum noch erinnern konnte.

Mein Magen zieht sich zusammen.

Es fühlt sich absurd an, dass ich mich so lebhaft daran erinnere, während für ihn alles verschwommen blieb.

"Hier", reißt mich Jeongguks Stimme aus meinen Gedanken.

Ich blinzele und sehe, wie er mir eine graue Jogginghose und ein weites schwarzes Shirt hinhält.

"Ich glaube, die passen dir ganz gut“, sagt er beiläufig.

"Danke", nicke ich langsam und nehme die Kleidung entgegen.

Er verschwindet ins angrenzende Badezimmer, und ich nutze die Gelegenheit, mich schnell umzuziehen. Die Jogginghose sitzt locker an meinen Hüften, das Shirt ist weich und riecht nach ihm.

Zu vertraut.

Als Jeongguk zurückkommt, mit zerzausten Haaren und einer Zahnbürste in der Hand, mustert er mich kurz, bevor er mir das Teil entgegenstreckt.

"Hier, eine neue Zahnbürste. Falls du nicht vorhattest, mit ungeputzten Zähnen zu schlafen", sagt er mit einem müden Lächeln.

Ich nehme sie dankend an und folge ihm ins Bad. Unsere Bewegungen sind ruhig, fast routiniert, als hätten wir das schon unzählige Male gemacht. Er steht neben mir vor dem Spiegel, während wir uns gleichzeitig die Zähne putzen.

Für einen Moment beobachte ich sein Spiegelbild. Das sanfte Auf und Ab seiner Wimpern, die Art, wie er sich leicht nach vorne lehnt, um besser an den Wasserhahn zu kommen.

Es ist so alltäglich und doch so intim.

"Was ist?“, fragt er schließlich mit Zahnpasta im Mund und hebt eine Augenbraue.

Ich schüttle den Kopf und spucke das Wasser ins Waschbecken. "Nichts.“

Er wirft mir einen misstrauischen Blick zu, entscheidet sich aber, nicht weiter nachzubohren.

Zurück im Schlafzimmer schlüpft er ohne weiteres ins Bett und wirft mir einen auffordernden Blick zu. "Komm schon, du willst doch nicht gegen Regel Nummer eins verstoßen.“

Ich kann nicht anders, als zu schmunzeln. "Oh nein, das wäre ja fatal.“

Ich hebe die Decke an und schlüpfe darunter, spüre sofort die wohltuende Wärme, die vom Bett ausgeht. Jeongguk dreht sich zu mir, stützt seinen Kopf auf seine Hand und betrachtet mich einen Moment.

"Woran hast du vorhin gedacht?“ fragt er leise.

Ich zögere, dann atme ich tief durch. "An das letzte Mal, als ich in diesem Bett lag.“

Er runzelt die Stirn, als würde er versuchen, sich zu erinnern. „Du meinst…?“

Ich nicke kaum merklich. „Ja.“

Jeongguk schweigt. Seine Augen suchen mein Gesicht, dann fährt er sich durch die Haare. „Ich erinnere mich nur verschwommen daran.“

"Ich weiß“, sage ich ruhig.

Er seufzt leise. "Hast du dich… damals schlecht gefühlt?“

Ich schlucke. "Nein. Nur…“ Ich zögere, dann gebe ich es zu: "Ich wünschte, du würdest dich erinnern.“

Jeongguks Gesichtsausdruck verändert sich. Es ist schwer zu sagen, was er denkt. Dann, nach einem Moment, sagt er leise:

„Ich erinnere mich vielleicht nicht an alles… aber ich weiß, dass es mit dir war. Und das bedeutet mir mehr, als du vielleicht denkst.“

Mein Herz macht einen Sprung.

Sein Blick bleibt an meinem hängen, weich und gleichzeitig so intensiv, dass ich kaum atmen kann. Dann dreht er sich langsam auf den Rücken und seufzt.

"Aber heute geht es ums Kuscheln, nicht um komplizierte Gedanken, okay?“

"Okay", gebe ich leise von mir.

Er greift nach meiner Hand unter der Decke, verschränkt unsere Finger mühelos.

Und diesmal halte ich sie fest.

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